Titel: | Ueber Qualitätsbestimmung der organischen Stoffe in Brauch- und Trinkwasser; von Apotheker J. P. Dahlem in Trier. |
Autor: | J. P. Dahlem |
Fundstelle: | Band 225, Jahrgang 1877, S. 201 |
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Ueber Qualitätsbestimmung der organischen Stoffe
in Brauch- und Trinkwasser; von Apotheker J. P. Dahlem
in Trier.
Dahlem, über Qualitätsbestimmung der organischen Stoffe im
Trinkwasser.
Weder die Fleck'sche Silberlösung, noch das übermangansaure Kali, noch die Bestimmung
des Stickstoff- und Kohlenstoffgehaltes durch Verbrennung nach Frankland, noch die mikroskopische Untersuchung des
Verdunstungsrückstandes, noch der in kürzerer oder längerer Zeit erfolgende
Niederschlag durch eine Tanninlösung geben den erforderlichen Aufschluß über die
Qualität der in einem Wasser enthaltenen organischen Substanz. Diese
Qualitätsbestimmung läßt sich auch nicht in solcher Weise erstreben. Wir müssen
hierfür die biologisch-chemische Frage: „Ist die organische
Substanz solcher Art, daß sie als Nährsubstanz für die der Familie der
Schimmelpilze angehörenden niedern Organismen bezeichnet werden
kann“, beantworten. Da es eine Eigenthümlichkeit dieser Organismen ist,
auf geronnenen Eiweißstoffen besser zu gedeihen als auf ungeronnenen, ja dies schon
auf blos damit überzogenen, durchtränkten oder zu hautartigen Gebilden vereinigten
Stoffen zu thun, so wählte ich zu meinen Versuchen in dieser Richtung die Erzeugung
der HäuteDiese hautartigen Gebilde geben sich durch sofort auftretendes Schillern der
Oberfläche zu erkennen. Die gleichzeitig sich einstellende Pilzvegetation
kann auch ohne Mikroskop durch die Kohlensäurebläschen, welche sich am Rande
der Oberfläche sammeln, nachgewiesen werden. Denn ohne Pilz findet keine
solche Uebertragung des Sauerstoffes der Luft auf das Tannin statt, daß
dasselbe in Kohlensäure und Wasser zerfällt. mittels einer 5 proc. Tanninlösung. Von derselben goß ich stets 5cc zu 100cc des zu prüfenden Wassers und fand, daß
sich bei all den Wässern, wo eine Trübung eintrat, gleichviel ob nach kürzerer oder
längerer Zeit, auch Pilzvegetation bis zu vollständigen dicken Rasen zeigte, und daß
dieselbe im entgegengesetzten Falle unter ganz gleichen Verhältnissen bei
Zimmertemperatur von 12 bis 15° sich nie einstellte, trotz wochenlangen
Nebeneinanderstehens der damit gefüllten Cylinder. Wässer, welche mit dieser
Tanninlösung versetzt Trübung und Pilzvegetation ergaben, thaten dies nach
Entfernung der organischen Substanz durch Abrauchen und Erhitzen mit der Auflösung
des Rückstandes nicht mehr.
Da vorstehende Prüfung von Jedermann leicht und ohne weitere Hilfsmittel ausgeführt
werden kann, so dürfte sich dieselbe zur Mitentscheidung, ob ein Wasser als
Trinkwasser zu gebrauchen ist oder nicht, ganz besonders empfehlen.