Titel: | Verwendung des Nitroalizarins zu Dampffarben; von L. Stamm. |
Fundstelle: | Band 224, Jahrgang 1877, Nr. , S. 643 |
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Verwendung des Nitroalizarins zu Dampffarben; von
L. Stamm.
Stamm, über Verwendung des Nitroalizarins zu
Dampffarben.
Ueber das Nitroalizarin, die Erfindung Strobel's, ist
schon in diesem Journal, 1876 220 351 berichtet worden;
im gleichen Jahre hat Rosenstiehl durch seine
Untersuchungen (1876 222 472) den neuen Farbstoff als
wirkliches Nitroalizarin festgestellt und dessen Anwendung in der Färberei studirt.
L. Stamm veröffentlicht nunmehr im Bulletin de Mulhouse, 1877 S. 22 seine Versuche mit dem Nitroalizarin
zunächst eine dem Alizarindampfroth entsprechende Dampffarbe herzustellen. Er hat
auf diesem Wege ein Roth-Orange auf Baumwolle erhalten, welches sein volles
Leben erst durch das Seifen gewinnt, indem es nach dem blosen Waschen in Wasser
ziemlich trüb aussieht. Auf geölten Stoff gedruckt, kommt dieses Orange nach dem
Seifen fast einem Bleiorange gleich. Die Druckfarbe verlangt einen genügenden Zusatz
von Essigsäure, um die Bildung des Farblackes vor dem Aufdrucken zu verhindern.
essigsaurer Kalk, in geringer Menge zugefügt, erhöht, ein Ueberschuß desselben
vermindert die Lebhaftigkeit der Nüance. Ein Zusatz von Oel zu der in Stärke
verdickten Druckfarbe wirkt vortheilhaft. Die Intensität der Farbe wächst bis zu
einem gewissen Punkt mit der Menge des verwendeten Thonerdemordants, ein Ueberschuß
des letztern schwächt die Nüance ab. Nimmt man salpetersaure Thonerde als Mordant,
so erhält man zwar ein dunkleres, aber auch ein rötheres und weniger reines Orange
als mit essigsaurer Thonerde. Hiernach hat Stamm mit
folgenden zwei Verhältnissen die besten Resultate erzielt:
l
1,0
Nitroalizarin (15 procentig)
0,5
Essigsäure
0,1
essigsaurer kalk (spec. Gew. 1,1415)
0,25
essigsaure Thonerde (spec. Gew. 1,1152),
oder auch
l
1,0
Nitroalizarin
0,5
Essigsäure
0,15
essigsaurer Kalk
0,25
Salpetersaure Thonerde (spec. Gew. 1,1598).
Gibt man einer dieser beiden Vorschriften einen Zusatz von 150 bis 200g rothem
Blutlaugensalz, so resultirt ein seifenechtes Braun. Die doppelte Menge rothes
Blutlaugensalz nähert das Braun einem Schwarz, welches jedoch in der Seife zu einem
Braun abgeschwächt wird.
Mit holzsaurem Eisen als Mordant gibt das Nitroalizarin nur ein trübes, schmutziges
Violett, das zwar durch Zusatz von essigsaurem Kalk mehr in Grau spielt, aber immer
noch eine matte, unbrauchbare Nüance vorstellt.
Mit 0,5 bis 0l,6 essigsaurem Chromoxyd vom spec.
Gew. 1,0740 auf 1l Nitroalizarin erhält man ein
Granatroth, welches durch beliebigen Zusatz von rothem blausaurem Kali in ein
beliebig nüancirtes Braun übergeführt werden kann.
Besonders hervorzuheben ist die große Echtheit der mit Nitroalizarin gewonnenen
Farben nicht blos gegenüber der Seife, sondern auch gegen über dem Chlor. Ein
fertiger Probefleck, 10 bis 12 Stunden in eine basische Chlorkalklösung vom spec.
Gew. 1,0431 eingelegt, wird dadurch kaum verändert. Nur wenn die Chlorkalklösung
gleichzeitig mit Säure versetzt wird, wirkt dieselbe zerstörend auf das
Alizarinorange ein. Diese große Solidität, verbunden mit der Schönheit und
Lebhaftigkeit des Alizarinorange, dürfte nach Stamm's
Urtheil dem Nitroalizarin sicheren Eingang in die Druckfabriken verschaffen
Kl.