Titel: Ueber pneumatische Anlagen zur Depeschenbeförderung.
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 384
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Ueber pneumatische Anlagen zur Depeschenbeförderung.Vgl. über die pneumatische Depeschenbeförderung und zugehörigen Apparate 1866 181 *176. 1867 184 276. 1869 193 *97. 1870 195* 29. 1872 206 3. – Uebrigens sind die von dem Ingenieur Felbinger ausgeführten pneumatischen Anlagen in Wien und Berlin, abgesehen vom Betrieb durch Dampfmaschinen, den nachfolgend beschriebenen sehr ähnlich; die erst kürzlich vollendete Berliner Rohrpost zeigt einige Verbesserungen gegenüber der Wiener Anlage. – Theoretische Betrachtungen enthält ein im Telegraphic Journal, 1875 3. Bd. S. 191 ff. abgedruckter Vortrag von A. Crespin in der Société des ingénieurs civils in Paris. Mit Abbildungen auf Taf. X. Ueber pneumatische Anlagen zur Depeschenbeförderung. Dem von Duméry am 9. April 1875 der Société d'Encouragement erstatteten Bericht (Bulletin, April 1876 S. 161) entstammen der Hauptsache nach die folgenden Mittheilungen über die von Mignon und Rouart ausgeführten pneumatischen Anlagen in Paris; einige ergänzende Bemerkungen dazu wurden aber Armengaud's Publication industrielle (Bd. 23 S. 355) und einer Reihe von Aufsätzen von Ch. Bontemps in dem 1. und 2. Bande der 3. Reihe der Annales télégraphiques entnommen. Die französische Verwaltung der Telegraphenlinien schätzt die Leistung eines Drahtes auf nicht mehr als 40 Telegramme in der Stunde, unter Berücksichtigung aller bei Beförderung eines elektrischen Telegrammes nöthigen Nebenarbeiten, als da sind: das Lesen desselben, die Wortzählung, die Eintragung, die Eincassirung, die Aushändigung der Quittung, das Rufen der Empfangsstation, die elektrische Beförderung von etwa 150 Zeichen, das Abschreiben des empfangenen Telegrammes, das Convertiren und Verschließen desselben, die Aufschrift der Adresse, die Anfertigung der Quittung. Dem gegenüber würde eine pneumatische Anlage, welche mit einem Zuge 400 Depeschen zu befördern vermag, 40 oder 200mal so viel leisten, wenn in einer Stunde 4 oder 20 Züge abgelassen werden. Zum Zeitgewinn treten die Genauigkeit, die Geheimhaltung und die Billigkeit als weitere Vorzüge. Die Anlage haben Mignon und Rouart klug und geschickt entworfen und ausgeführt, unter Benutzung der städtischen Wasserleitung. Das Rohr ist an beiden Enden verschlossen, nachdem man vorher die Luft auf der einen Seite verdünnt oder auf der andern Seite verdichtet hat, oder auch beides zugleich; dann wird auf der befördernden Station eine der kleinen, die Depeschen enthaltenden Büchsen eingelegt und nach Umdrehung eines Hahnes durch eine Druckdifferenz von etwa 20 bis 25k mit einer Geschwindigkeit von etwa 60km in der Stunde befördert, auf der Empfangsstation mittels eines Luftkissens aufgefangen und so gegen die zerstörenden Wirkungen des Stoßes geschützt. Die Röhren sind calibrirt und über einen Dorn gezogen. Die Büchsen bestehen aus einer Metallröhre, mit einer Lederkappe, welche allein die Dichtung gegen die Röhrenwand herstellt. Eine der Büchsen trägt einen Schließrand und bewirkt den Verschluß nur durch die Reibung dieses Randes gegen die Röhrenwand. Die Hähne haben nur eine einzige Oeffnung im Gehäuse und ihren hermetischen Schluß vermittelt eine einzige Kautschukplatte. Kaum hatten Mignon und Rouart eine Anlage mit 65mm weiten Röhren vollendet, so konnten sie den Anschlag zu einer andern zwischen den Regierungsbureaux in Versailles und Paris machen, welche dem Formate der Regierungsschriftstücke entsprechend 300mm Weite bekommen soll. Und ohne den Erfolg dieser zweiten Anlage abzuwarten, macht man jetzt bereits in den Minen von Epinac Vorversuche mit einer Röhre von 1m,600 Weite oder 2qm Querschnitt, welche die Kohle aus 1000m Tiefe fördern soll. Papin scheint zuerst an eine pneumatische Beförderung gedacht zu haben; allein erst gegen 1810 schlug der dänische Ingenieur Medhurst die Beförderung von Briefen und Waaren durch den Luftdruck in einem vollständig geschlossenen Canale vor. Dann folgten in England und Frankreich (bei Saint-Germain, unter Eugen Flachat; vgl. Armengaud's Publication industrielle, Bd. 6) die Versuche mit atmosphärischen EisenbahnenNach dem Practical Mechanics' Journal werden aufgezählt: Wallance 1818; Pinkus 1824 (geschlitzte Röhre); Clegg (und Samuda) 1839. Die französischen Versuche sind erwähnt im Bulletin d'Encouragement, 1. série, t. 43 p. 90; t. 44 p. 77 und t. 45 p. 219., welche sich als unausführbar erwiesen. Daß die Austragung der Briefe in einer Stadt wie Paris zu langsam ist, beweisen die große Anzahl Fußboten, welche von Geschäften und Privaten gehalten werden. Die Einführung von Stadttelegrammen bringt die Sache nur in Fluß; denn die Geschwindigkeit der Elektricität verliert ihren Werth, wenn es sich um Entfernungen von 1km handelt, gegenüber dem Umstande, daß auf jedem Drahte nicht mehr als 1 Telegramm auf einmal befördert werden kann. Die in London schon 1853 von Latimer Clark zwischen der Centralstation und der Börse für Telegramme eingerichtete pneumatische Beförderung wurde 1865 wieder Tagesfrage, und in London dachte man an eine neue Art von atmosphärischer Eisenbahn für Personen; in London verband man etwa um die nämliche Zeit auch das Telegraphenamt mit der Bank durch eine Metallröhre, in welcher man ein Telegramm auf ein Holzstück gewickelt beförderte. Damals dachte die französische Telegraphenverwaltung an eine pneumatische AnlageSchon 1860 war von Anton Kiefer ein der englischen Anlage nachgebildeter Vorschlag für Paris gemacht worden. im Großen, an eine Verbindung aller Telegraphenämter in Paris. Anfangs zog man es vor, an jedem Telegraphenamte die nöthige Betriebskraft zu beschaffen; jetzt neigt sich die Verwaltung dazu, die Kraft an einem Orte allein zu erzeugen und an die andern zu vertheilen. Da man aber nicht in jedem Telegraphenamte Kessel, Heizer, u.s.w. aufstellen konnte, so schlugen Mignon und Rouart die Benutzung der städtischen Wasserleitung vor. Nach einigen Versuchen wurde gegen Ende 1866 die erste Linie zwischen Grand-Hôtel und Börse vollendet, welche etwa 1km lang ist, gut arbeitet und den spätern Anlagen als Muster gedient hat. Die Verwaltung setzte den lichten Röhrendurchmesser auf 65mm (mit Toleranz bis 64mm, in den Krümmungen bis 62mm) fest nach ihren Betriebserfordernissen und den ihr zur Verfügung stehenden Geldmitteln. Als Material für die Röhren wählte man Eisen wegen seiner Festigkeit und seiner billigen Herstellungskosten. Eiserne Röhren lassen sich sehr regelmäßig anfertigen, besonders wenn man sie kalt ziehen kann; sie lassen sich in geeigneten Walzwerken leicht und fast ohne Störung der Form biegen. Die Verbindung der einzelnen Röhrenstücke zeigt Figur 21 [a/1]; die Theile sind abgedreht; die Ringe werden normal zur Röhrenachse gestellt und durch eine ringförmige, sehr dünne und schmale Kautschukplatte gedichtet, welche durch die Verbindungsbolzen zusammengepreßt wird. Die von Mignon, Rouart und Delinières zu Montluçon fabricirten Röhren haben 7,5 bis 8m Länge und lassen sich ohne Schwierigkeit zu einer Röhre verbinden, welche theoretisch als ein Ganzes von gleichem Querschnitt gelten kann. Die Röhren liegen 1m tief in der Erde; die Schleußen werden thunlichst mitbenutzt. Die Krümmungen des Stranges liegen zwischen 10 und 50m Halbmesser. Beim Eintritt in die Aemter geht das Rohr mit 2 bis 6m Halbmesser in das verticale Steigrohr über. Die zulässige größte Krümmung wird durch die Depeschenbüchsen bedingt und könnte bei den gewählten Maßen bis auf 1m,16 herabgehen. Die Büchsen sind theils Triebbüchsen (wagonnets oder chariots moteurs), auf welche die Luft unmittelbar wirkt, theils Füllbüchsen (chariots porteurs de dépêches). Die letztern, im Längsschnitte in Figur 22 [a/1] abgebildet, bestehen, nach Art der Cigarrenetuis, aus zwei in einander steckenden concentrischen Hülsen, von denen die äußere aus Leder, die innere aus Leder oder Metall ist; jede dieser Büchsen faßt etwa 40 (zusammengerollte) Depeschen. Die in Fig. 23 und 24 [a/1] in Längsschnitt und in Seitenansicht abgebildeten Triebbüchsen sind hohle Holz- oder Metallcylinder und an ihnen ist hinten eine Lederkappe befestigt, welche so aufgeschnitten ist, daß die Zähne sich über einander legen können, wie man es bei manchen Pumpenkolben sieht; wenn daher die Luft von hinten auf die Büchse wirkt, so wird sie nicht nur vorwärts bewegt, sondern das Leder wird auch dichtend an die Röhrenwand gepreßt. Beiderlei Büchsen haben nur 55mm (10 weniger als die Röhre) Durchmesser. Die Länge der Füllbüchsen ist 140mm, die der Triebbüchsen etwas kleiner. Die jetzt in Paris benutzten Büchsen sind in Figur 32 [b/3] abgebildet; das eine Ende des getriebenen Blechcylinders ist geschlossen, das andere offen und mit einem im Querschnitte halbrunden Ringe versehen; neben diesem sind zwei Oeffnungen b, während das andere Ende einen Lederring b' erhält. Dieser Cylinder wird in die am Boden sehr dicke Lederhülle B' gesteckt. Eine neuere Triebbüchse zeigt Figur 33 im Längsschnitt; ihr getriebener Blechcylinder C ist z. Th. mit einem Holzkern c ausgefüllt. Man hat auch Büchsen auf Rädern empfohlen; bei einem raschen Laufe müßten die Räder eine in der Praxis unerreichbare Anzahl von Umdrehungen machen; außerdem müßten dann die Röhren so weit werden, daß die Luft nicht mehr wirthschaftlich sein würde. Bedeutet c in der an den Heronsbrunnen erinnernden Figur 25 [b/1] ein oben offenes, mit Wasser gefülltes Gefäß, von welchem eine durch einen Hahn verschließbare Röhre b in ein 10m,33 tiefer stehendes, ganz geschlossenes Gefäß herabgeht, so muß nach dem Oeffnen des Hahnes das Wasser in das letztere einfließen, bis die Luft in demselben auf die Hälfte ihres ursprünglichen Raumes, also auf 2at verdichtet ist. Geht ferner von dem rings geschlossenen, mit Wasser gefüllten Gefäße d eine Röhre e nach dem wieder 10m,33 tiefer stehenden, oben offenen Gefäße f herab, so fließt nach dem Oeffnen des Hahnes das Wasser aus d aus und d wird luftleer. Zur Beschaffung der Betriebskraft ist also lediglich ein Oeffnen und Schließen der Hähne nöthig. Man kann hierbei übrigens auch von einem mechanischen Fortreißen der Luft vom Wasser Nutzen ziehen, namentlich auch bei einer dem Giffard'schen Injector entsprechenden Anordnung, wie die 1868 angestellten Versuche von Worms de Romilly darthun.Vgl. Annales télégraphiques, 1875 Bd. 2 S. 238 bis 246, oder Armengaud's Publication industrielle, Bd. 23 S. 367. Der in Figur 26 [a/1] im Aufriß abgebildete Apparat dient zum Absenden und Empfangen der Büchsen zugleich. Das Linienrohr B mündet auf dem Boden des Amtes und setzt sich in eine verticale Röhre C fort, welche 2m,50 lang und vollständig verschlossen ist. An letzterer ist in passender Höhe, etwa 0m,70 hoch, eine von einer durchbrochenen Säule H getragene, gußeiserne Kammer D angebracht, welche zur Einführung und Herausnahme der Büchsen vorn mit einer rechteckigen Thüre versehen ist; diese Thür wird durch einen Handgriff mit Excenter geöffnet und verschlossen und schließt hermetisch. Von den Seiten der Kammer D gehen Zweigröhren E und E' aus, welche durch Hähne mittels Zahnsectoren F und F' und Schraube ohne Ende gegen die Rohre G und G, hin abgeschlossen werden, von denen das eine nach dem Behälter der verdichteten Luft, das andere ins Freie führt. Die auf die Zahnsectoren F und F' wirkenden Schrauben sind so mit einander verbunden, daß der eine Hahn sich schließt, wenn der andere sich öffnet; dies trägt zur Vereinfachung und zur Verhütung von Irrthümern bei. Behufs der Absendung werden die den Zug bildenden Büchsen in D eingetragen und fallen in das Rohr C herab; man schließt die Thür und öffnet das Zuführungsrohr der verdichteten Luft, wenn man mit dieser arbeiten will, oder man läßt das nach dem Freien führende Rohr offen, wenn der Zug durch die Luftverdünnung am andern Ende der Linie befördert werden soll. Beim Empfangen bleibt das Rohr der verdichteten Luft gegen D hin verschlossen; die ankommenden Büchsen treten in Folge ihrer Trägheit in das Sackrohr C ein und die verdichtete Luft hinter ihnen entweicht seitwärts; in C verdichtet sich die Luft, wirkt als Buffer und läßt die Büchsen in die Kammer D herabfallen, aus der sie durch die Thür herausgenommen werden. Der Abgang und die Ankunft der Züge wird durch elektrische Signale angekündigt, damit die verdichtete Luft rechtzeitig abgesperrt werden kann. Soll der Zug seine Ankunft selbst signalisiren, so bringt man im Sackrohr C einen elektrischen Contact oder auch eine einfache Luftpfeife an. In Figur 27 [a/2] liegt das Rohr C horizontal und der Träger H ist an der Wand befestigt. Das Sackrohr C dreht sich um eine horizontale Achse I und läßt dann die Büchsen in den Korb J herabfallen. In Fig. 28 und 29 [a/1] ist ein Hahn im Verticalschnitt und im Grundriß abgebildet. Zur Vermeidung einer Entweichung der Luft nach außen ist das Gehäuse unten geschlossen und oben ist eine Kautschukplatte K auf den Wirbel gelegt, auf welche die Stopfbüchse L aufgeschraubt wird. Die Station beim Théatre-Français ist in Figur 30 [b/1] im Verticalschnitt abgebildet, wie sie ursprünglich eingerichtet war; seitdem ist sie einigermaßen abgeändert worden. Zu ebener Erde befinden sich die Empfangsapparate und die Kurbeln für die Wasser und Luftbehälter; letztere selbst befinden sich im Souterrain, von welchem Figur 31 den Grundriß zeigt. Der (4 bis 5cbm fassende) Wasserbehälter ist M: N und N' sind die (je 5 bis 6cbm fassenden) Luftbehälter. Letztere liegen über einander und wurden, damit sie leichter in den engen Raum gebracht werden konnten, aus je zwei Theilen hergestellt, welche mit Winkeleisen zusammengefügt sind, und zwischen denen ein großer Kautschukring eingelegt ist. Beide Behälter stehen durch ein Rohr V in Verbindung, in welchem ein Abschlußhahn angebracht ist. Die Füllung und Entleerung des Wasserbehälters M vermitteln die auf Säulen angebrachten Kurbeln W und X. Die Füllung gestattet der von W bewegte, über der Außenseite des Mannlochs liegende Hahn. Die Entleerung erfolgt durch die beiden verbundenen Hähne rechts, auf welche X wirkt; diese beiden Hähne vereinigen sie in einem gemeinschaftlichen gußeisernen Halsstück Y, von welchem aus das Abflußrohr abgeht. Zu ebner Erde liegen einander parallel und thunlichst nahe an einander, etwa 700mm von Mitte zu Mitte, drei Empfangsapparate I, II und III (Fig. 31), am Ende der drei Linien B von den Stationen in der Börse (Rue Feydeau), im Centralamte (Rue de Grenelle Saint-Germain) und in den Hallen. Diese drei Apparate sind mit den Luftbehältern durch drei Rohre Z, Z₁, Z₂ verbunden. An der Säule X ist noch ein seitlicher Schlitz, in welchem ein Handgriff g gleitet, durch den mittels eines Hebels die Lufteintrittsklappe bewegt wird. Der Grad der Füllung wird an oben offenen Manometern erkannt, welche vor dem Auge des Beamten aufgestellt sind. Paris hat, wie man aus dem in Figur 43 [d/1] skizzirten Plane ersehen kann, drei in den J. 1866 bis 1874 ausgeführte pneumatische Netze: das Hauptnetz (6718m,80) geht vom Centralamte nach der Rue Boissy d'Anglas, nach dem Grand-Hôtel (rue des Capucines), nach der Börse, nach der Avenue Napoléon, nach der Rue des Saints-Pères und zurück nach dem Centralamte; das erste Nebennetz (5424m) läuft von der Börse nach der Rue J. J. Rousseau, der Rue des Vieilles-Haudriettes, nach dem Château d'Eau, nach der Porte Saint-Denis und zurück zur Börse; das zweite Nebennetz (5193m) erstreckt sich von der Börse nach der Rue Lafayette, dem Montmartre, dem Nordbahnhof, der Rue Sainte-Cécile und zurück zur Börse. Dazu kommt der Strang von der Rue Boissy d'Anglas nach den Champs Élysées (1160m) und die Linie von dem Centralamte nach der Börse und zurück (6000m). Die Gesammtlänge beträgt daher 24495m,80. Benutzt wird Wasser aus dem Canal de l'Ourcq; der Druck ist nicht sehr groß, reicht aber nahezu überall aus. Die Linie hat für 1km Länge 3cbm,318 Inhalt; 1cbm Wasser kostet 0,07 Fr., eine Füllung also rund 0,25 Fr. Dafür kann man 10 Füllbüchsen mit je 40 Depeschen befördern, und wenn dieselben in Paris im Mittel 4km weit gehen, so kann man 100 Depeschen vom Ausgangsorte nach dem Empfangsorte für 0,25 Fr. befördern, oder eine Depesche für 0,0025 Fr.In Armengaud's Publication industrielle, Bd. 23 S. 366 findet sich folgende Bilanz:Rohrlegung in 39 Sectionen zu je 1kmFr.585000Einrichtung von 33 Stationen495000–––––––––––Fr.108000010 Proc. AmortisationFr.  108000Hausmiethe für 33 Stationen  115500Unterhaltung und Ueberwachung des Rohrnetzes    23400Unterhaltung der 33 Stationen    396003 Beamte und 8 Austräger für jede Station  547800Wasserbedarf  279676,80–––––––––––––Fr.1113976,8010 Proc. Allgemeine Kosten  111397,68–––––––––––––GesammtaufwandFr.1225374,48.Bei täglich 15000 verarbeiteten Depeschen zu 0,25 Fr. beträgt der Rohrertrag 1368750 Fr. jährlich, also der Reinertrag 143375,52 Fr. Bei Mitausnutzung der Luftverdünnung würde man noch 139838,40 Fr. als die Hälfte der Kosten des Wassers ersparen. Wenn man aber auch die durch den Ausfluß des Wassers erzeugte Luftverdünnung ausnutzt, wie es meist möglich ist, so werden die Selbstkosten noch geringer. Im Mai 1872 machten Mignon und Rouart den Vorschlag, ein Rohr von Paris nach Versailles für die Nationalversammlung zu legen, 20km bei 150mm Weite; in der Mitte (Saint-Cloud) sollte das Centralamt eingerichtet und hier die Luft durch Dampfmaschinen oder Wasserkraft verdichtet und verdünnt werden; Zwischenämter sollten in Auteuil und im Bois des Fausses Reposes errichtet werden und ihnen sollte die verdichtete Luft in Röhren von Saint-Cloud geliefert und in zu zwei Ladungen ausreichenden Behältern aufgespeichert werden, damit die Züge mit großer Geschwindigkeit laufen könnten, ohne daß man einen beträchtlichen Druck, zur Ueberwindung der Reibung, auf der ganzen Länge der Linie brauchte. Die Kosten wurden auf 2 Millionen Franken bei Benutzung der Wasser von Saint-Cloud, auf 2500000 Fr. bei Benutzung von Wasserpumpen und auf 2700000 Fr. bei Benutzung von Luftpumpen geschätzt. Bezüglich des Betriebes erscheint das Strahlensystem, bei welchem alle Stationen durch Strahlen mit der Centralstation verbunden sind und nur durch deren Vermittlung ihre Correspondenz unter sich austauschen können, und welches bei sehr starkem Verkehr als das einfachste und unmittelbarste beibehalten wird (wie in London), doch dem Kreislauf- oder polygonalen Systeme nachstehend, bei welchem keine vermittelnde Centralstation vorhanden ist, sondern die Züge stetig denselben Kreislauf vollenden. An den tiefsten Stellen der Röhren sammelt sich, besonders im Winter, häufig in den Betrieb störender Menge das von der Luft in Dampfform mit eingeführte und sich condensirende Wasser. Der Rost, welcher sich dadurch in den Röhren bildet, hängt sich an die Büchsen an. Man hat also thunlichst trockene Luft zu verwenden; an den tiefsten Stellen bringt man wohl auch besondere Wassersäcke an, in denen sich dann das Wasser sammelt und von Zeit zu Zeit abgelassen wird. Zweckmäßig entnimmt man die Luft einem wärmern Raume und läßt sie vor dem Eintritte in die Röhren schon ihren Wasserdampf absetzen. Eine Füllbüchse wiegt leer 246g (64 das Leder, 182 das Blech), mit 35 Depeschen gefüllt 355g. Die Lederhüllen halten etwa einen Marsch von 2000km aus, die Blechbüchsen sind von ewiger Dauer. Eine Triebbüchse wiegt 565g; ein Zug mit 10 Füllbüchsen also 4k,115. Fig. 34 bis 36 [b. c/2] zeigen die auf mehrern Stationen ausgeführte Anordnung von Luftpumpen, die von einer Girard'schen Turbine getrieben werden, bei welcher man durch die Regulatoren eine Verminderung des Wasserverbrauches hoffte, da die zum Aussaugen oder Einblasen einer gewissen Luftmenge erforderliche Arbeit mit dem Grade der Verdünnung und Verdichtung wächst. Bei 12m Druckhöhe macht das 600mm im Durchmesser haltende Schaufelrad O, wenn alle 10 Leitschaufeln offen sind, 245 Umdrehungen in der Minute und verbraucht dabei 49l Wasser in der Secunde. Die Triebwelle O₁ der Pumpen macht nur 22 Umdrehungen in der Minute. Der Regulator Q dreht bei Geschwindigkeitsänderungen mittels der beiden in q' eingreifenden Kegelräder und eines auf deren Achse steckenden Getriebes das Rad Q' links oder rechts herum; dadurch aber verschließt er mittels eines auf der Achse von Q' steckenden Getriebes und einer durch die Rolle r geführten Zahnstange und des Winkelhebels rr₂ mehr oder weniger Leitschaufeln. Die Eintrittventile s₁ und die ins Freie sich öffnenden Austrittventile t₁ der Pumpe R' sind entgegengesetzt angeordnet, wie s und t bei R: R verdichtet, R' verdünnt also. Zur Verminderung der Erwärmung gehen die Kolben im Wasser, welches durch die Dreiweghähne s₂ erneuert werden kann. Das Ourcq-Wasser ist an hochgelegenen Orten der Stadt, wie z.B. bei dem aus diesem Flusse gespeisten Bassin de la Villette, wegen seines geringen Druckes nicht zu brauchen, und man mußte hier zur Dampfkraft greifen; da läßt sich der Aufwand an Kohlen für einen Zug auf 0,012 Fr. schätzen, die Selbstkosten eines Zuges demnach auf 0,048 Fr., während diese bei einer unter einer Druckhöhe von 16m comprimirend wirkenden Turbine 0,126 Fr., also 2,5mal so viel betragen würden. Die neueren, von Crespin construirten (in Wien verwendeten) Empfangsapparate einer Zwischenstation (Fig. 39 [c/1]) enthalten auf gußeisernem Tische A ein etwas weiteres, horizontales, bronzenes Rohr B mit einem um Angeln drehbaren Deckel b, in welches auf der einen Seite die Linie T (Fig. 37 [a. b/3]) einmündet, während sich am andern Ende (Fig. 38) ein Kolben e mit einer Feder befindet, welcher den Stoß des Zuges auffängt. Die mit dem auf einer Kautschukeinlage im Kammergehäuse liegenden und so abgedichteten Deckel c verschlossene Kammer C dient zum Absenden, und hinter ihr befindet sich die mittels des Handrades d' zu schließende Klappe d. Die mit einem Apparate zur Verdichtung der Luft nicht ausgerüstete Zwischenstation besitzt zwei neben einander liegende Rohre B₁ und B₂, in welche die beiden von den beiden Nachbarstationen kommenden Linien T₁ und T₂ münden. Der in der einen Linie angekommene Zug wird in die andere Linie gelegt, ohne daß dabei der in der erstern vorhandene Druck verloren geht. Wird ein Zug aus T₁ (Fig. 40 und 41 [d/4]) angemeldet, so öffnet man die Klappen I₁ und d₁, dann mittels des Hebels G₁ (Fig. 38) die Klappe g₁, damit die Luft vor dem Zuge entweichen kann. Ist der Zug in der Kammer B₁ angekommen und am Kolben e₁ zur Ruhe gekommen, so laßt man G₁ los, und eine Feder legt die Klappe wieder auf ihren Sitz und schließt so T₁ gegen die äußere Luft ab; darauf schließt man die Leitung T₁ mittels d₁, öffnet nach Zurückziehung der vier Riegel mittels des Hebels B₁' die ähnlich wie c abgedichtete Thür b₁ und nimmt aus dem Zuge die für die Zwischenstation bestimmten Depeschen und legt dafür andere ein. Dann legt man den ganzen Zug durch die durch Zurückziehen der beiden Riegel c' mittels des Hebels C₂' geöffnete Thür c₂ in die Linie L₂, öffnet den Schieber I₂ und läßt mittels des Hahnes H die verdichtete Luft aus T₂ in die Linie T₁ hinter den Zug. Auf der mit Luftverdichtungsapparaten ausgerüsteten Endstation (Fig. 42 [c/1]) zeigt zunächst das hintere Ende des Rohres B einige Abweichung, insofern dasselbe mittels eines Dreiweghahnes R, welcher durch die Kurbel E bewegt wird, nach Bedarf mit dem Rohre T' oder einem ins Freie führenden Rohre T'' verbunden werden kann. Das Rohr T' aber steht je nach der Stellung des durch die Kurbel f umgedrehten Hahnes R' entweder mit dem Rohre T₂ oder T₃ in Verbindung, von denen das eine nach dem Verdichtungsgefäße, das andere nach dem Verdünnungsgefäße führt. Da das Röhrchen nach dem Manometer F hinter R mündet, so kann man an F den Grad der Verdünnung sowohl wie der Verdichtung ablesen. Tritt eine Störung im Betriebe ein, so erhöht man zunächst den Druck so viel wie möglich. Läßt sich die Störung dadurch nicht beseitigen, so muß man zum Aufgraben schreiten. Verbindet man die Luftbehälter der Abgangsstation nach einander mit einer Linie von bekannter Länge und mit der verstopften Linie, so kann man aus der Druckänderung nach dem Mariotte'schen Gesetze den Ort der Verstopfung auf 30m genau ermitteln. Ein anderes Mittel dazu liegt in der Beobachtung der Zeit, welche eine durch einen Pistolenschuß erregte Schallwelle hin und zurück braucht, da diese Welle 330m Geschwindigkeit hat. Man benutzt dazu eine im ungespannten Zustande etwa 1/3mm dicke Membran aus Kautschuk, welche in der Mitte eine kleine Metallscheibe trägt und an einer ihr gegenüber stehenden Spitze einen elektrischen Strom schließt, so daß eine Marke auf einem schnell umlaufenden Cylinder eines Chronographen (mit 3 Schreibspitzen) erzeugt wird. Beim Abschießen der Pistole in ein sich dem fortgehenden Rohre anschmiegendes Seitenrohr tritt die Welle ins Rohr, wird an der Verstopfung reflectirt und erzeugt bei ihrer Rückkunft zur Membran die erste Marke. Die Membran wirft die Welle wieder gegen die Verstopfung und von dort zur Membran zurückgekommen erzeugt dieselbe die zweite Marke. E–e.

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