Titel: Ein neues Schraubenschneidzeug von Prof. Arzberger.
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 353
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Ein neues Schraubenschneidzeug von Prof. Arzberger. Mit einer Abbildung auf Taf. X [c/3]. Arzberger's Schraubenschneidzeug. Obwohl gegenwärtig Schrauben mit den zugehörigen Gewindbohrern fabrikmäßig erzeugt und in den Handel gebracht werden, kommt es doch häufig vor, daß sich Mechaniker ihre Schrauben wenigstens theilweise in der eigenen Werkstätte anfertigen müssen, da sie nicht immer mit allen Nummern assortirt sein können. Diese Schrauben kleinerer Gattung – bis etwa 6mm Durchmesser am Gewinde – werden auf der Drehbank hergestellt, indem man von einem starken Draht, welcher der Dicke des Schraubenkopfes entspricht, so viel wegdreht, daß ein Cylinder entsteht, welcher dem Durchmesser der Schraube entspricht, dann mit der Kluppe oder dem Schneideisen das Gewinde auf der Drehbank schneidet, den Kopf abdreht und schließlich absticht. Durch das neue, in Figur 11 dargestellte Schraubenschneidzeug wird die Arbeit nicht unwesentlich beschleunigt. Die Schneidbacken – für jedes Gewinde ein Paar – haben zwei Löcher, welche durch die Berührungsebene der beiden Backen halbirt werden; das eine bildet eine Fräse zum Abdrehen auf den richtigen Durchmesser, das andere enthält das Gewinde. Das Fräsen wird mit Hülfe des Andrückers und des Reitstockes derart vorgenommen, daß die Fräse die Ringfläche zwischen Drahtdicke und Schraubenspindeldurchmesser bearbeitet. Sobald nun der Draht in der nöthigen Länge abgefräst ist, drückt man auf den Drücker d; hierdurch läßt der Haken h aus und die Feder f schlägt die beiden Backen des Schneidzeuges aus einander. Hierauf wird das Schneidzeug von dem Arbeitsstück abgenommen, mit der Hand wieder zugedrückt, so daß der Haken h einschnappt; der Reitstock wird mit dem Andrücker zurückgezogen und nun das Gewinde geschnitten. Sobald sich nun die nöthige Länge des Schraubengewindes gebildet hat, drückt man wieder auf d, die Backen schlagen aus einander, und es ist daher nicht nöthig, dieselben durch Rückdrehung der Spindel herabzuschrauben. Dies hat nicht nur den Vortheil der Zeitersparniß, sondern dient auch wesentlich zur Erzeugung eines reinen Gewindes, da nicht selten durch die Rückdrehung des Schneideisens das Gewinde verdorben wird. Nachdem die Backen in diesem Schneidzeuge nicht, wie sonst üblich, durch eine Druckschraube allmälig an einander genähert werden, somit eigentlich ein Schneideisen oder einen ganzen Backen vorstellen, so wird es nöthig, dieselben vor dem Härten mit einer Reibahle von jener Seite auszunehmen mit der man später das Schneidzeug beim Beginne des Schraubenschneidens ansetzte. Ueber diese Gestalt von Schneidbacken hat Prof. Arzberger früher (* 1871 201 286) ausführlich berichtet. Dieses Schneidzeug, welches vor etwa 6 Monaten nach Arzberger's Angabe in der Werkstätte des Mechanikers P. Böhme in Brünn angefertigt wurde, ist seither in dieser Werkstätte in Thätigkeit und bewährt sich als durchaus praktisch.

Tafeln

Tafel Taf. X
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