Titel: | Tobler's Verfahren zur Untersuchung der Zinkerze auf den Werken der Vieille-Montagne. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 380 |
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Tobler's Verfahren zur
Untersuchung der Zinkerze auf den Werken der Vieille-Montagne.
Mit Abbildungen auf Taf.
VIII [c/2].
Tobler's Untersuchung der Zinkerze.
Durch nachfolgend beschriebene, von Tobler
Laboratoire central de la Société de la
Vieille Montagne. Dosages des minerais de zinc. Modes suivis pour les
dosages de zinc et de plomb dans les minerais zincifères. 2.
édition. Liège 1876. –
Nach der Berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1876 S. 304., Chemiker und Chef des Centrallaboratoriums der Gesellschaft der
Vieille-Montagne, angewendete Methode sollen folgende Vortheile erzielt
werden:
1) Man will die Ausführung aller Operationen von der Geschicklichkeit des Laboranten
unabhängiger machen, mithin allen eventuellen Wiederholungen einer Probe die
möglichst größte Unveränderlichkeit verschaffen.
2) Man will den regelmäßig erhobenen Einwand beseitigen, daß das Auswaschen der
Niederschläge durch Adhäsion an Eisen-Kieselsäure und andern Niederschlägen
Zinkverluste verursacht, indem man diesen Mangel durch Beseitigung jeder
Waschoperation aufhebt.
3) Man will, was die Beschaffenheit der Reagentien in den zu titrirenden Zinklösungen
für die Erze und das ausgewogene Zink betrifft, absolute Uebereinstimmung
schaffen.
4) Diese Methode bietet noch den Nebenvortheil, daß man gewisse specielle Trennungen,
wie besonders diejenige des Bleies, welche von selbst wegfällt, vermeidet.
Um diese Vortheile zu erlangen, bedient man sich selbst zur Herstellung der
Erzlösungen eines vollkommen volumetrischen Processes, und, da das Messen mittels
kalibrirter Gefäße bei Controlproben gewisse Hindernisse zeigte, so erdachte man
einen kleinen Apparat, welcher unter Ausschluß kalibrirter Instrumente das Messen
leicht und sicher gestattet.
Dieser kleine Apparat (Fig. 35 und 36) besteht
aus einem dünnen Glasröhrchen aa, das unten leicht
zusammengezogen ist und in einem durchbrochenen Porzellandeckel b steckt. Das Röhrchen ist im Deckel durch kleine Korke
c mit Siegellack solid befestigt. Der Kork unter dem
Deckel dient gleichzeitig zur Befestigung eines starken Glasrohres d, dessen Weite dem Halsinnern zweier Kolben entsprechen
muß, an welche dieser Apparat anzupassen ist. Das Rohrstück d muß an der zusammengezogenen Stelle des Röhrchens a seine centrale Stellung einnehmen, wenn der Apparat auf die Kolben
gestellt wird. Der Inhalt beträgt für den größern Kolben ungefähr 500cc und für den kleinern etwas über 200cc. Da sie beide zur Aufnahme der
Deckelvorrichtung (Fig. 36) dienen, so muß ihre innere Halsweite möglichst gleich sein. Eine
Halbliterflasche mit Schmirgelstöpsel und eine kleine Geißler'sche Flasche von 200
bis 220cc, wie sie zur Zuckerprobe
verwendet werden, können mit passenden Hälsen hierzu dienen. Es ist einleuchtend,
daß, wenn der Apparat auf einer der Meßflaschen steht, die zusammengezogene Stelle
seines Centralröhrchens a nothwendig immer in dieselbe
Tiefe gelangt, weil sie der Porzellandeckel nicht weiter eindringen läßt. Man kann
sich also dieses Punktes bedienen, um ein bestimmtes Niveau der Flüssigkeit in der
Flasche zu bestimmen. Am obern Theile des Centralröhrchens a ist durch ein Kautschukrohr eine andere weitere Röhre k angebracht, die an beiden Enden ausgezogen ist. Das
Kautschukrohr f, welches zur Befestigung an k dient, ist mit einem kleinen Mohr'schen Quetschhahn
g versehen.
Ehe wir den Gebrauch dieses kleinen, eben beschriebenen Apparates kennen lernen, ist
es erforderlich, in einigen Worten die vorherige Vorbereitung
der Zinkproben anzudeuten. Im Allgemeinen wendet man 1g Erzmasse an, welche für die doppelt
ausgeführten Proben dann getheilt wird. Nach erfolgter Lösung durch Königswasser
(für calcinirten Galmei genügt Chlorwasserstoffsäure) dampft man zur Trockne
ein.
Diese Methode hat den Vortheil, daß man hinsichtlich des im Erz enthaltenen Bleies, auch wenn dieser Gehalt verhältnißmäßig bedeutend
ist, sich jeder vorherigen Abscheidung enthalten kann. Unter den in den Zinkerzen
enthaltenen Verunreinigungen können vornehmlich Kupfer,
Antimon und Cadmium eine Abscheidung durch
Schwefelwasserstoff nothwendig machen. In diesem Falle muß die filtrirte Lösung des
Schwefelniederschlages natürlich gekocht werden, um den Ueberschuß an
Schwefelwasserstoff daraus zu entfernen. Das in der Lösung enthaltene Eisen verlangt
zur Umwandlung in Oxyd einige Tropfen Salpetersäure, um dann durch Ammoniak gefällt
zu werden. Damit die Operation untadelhaft verläuft, muß man die Lösung von Neuem eindampfen.
Nach diesem Verdunsten oder nach dem ersten Eintrocknen des aufgelösten Erzes nimmt
man, wenn die Abscheidung durch Schwefelwasserstoff nicht erforderlich ist, die
trockene Masse durch gemessene Chlorwasserstoffsäure (20cc) wieder auf, verdünnt mit Wasser und
fällt Eisen etc. mit 60cc Ammoniak. Es ist
unvermeidlich, daß sich in der mit diesen concentrirten Reagentien erhaltenen
Mischung Temperaturerhöhung einstellt, und es ist nöthig, um die folgende
volumetrische Messung nicht zu gefährden, daß man diesen Proben Zeit läßt, die
Zimmerwärme wieder anzunehmen. Nachdem diese Bedingung erfüllt, wird die
ammoniakalische Zinklösung sammt dem Niederschlage mit Hilfe eines Trichters in die
große Meßflasche umgefüllt. Selbstredend wird das Gefäß, welches die Probe enthält
(ein kleiner Kolben oder eine Porzellanschale) mit Wasser unter Zusatz von 15cc Ammoniak sorgsam ausgespült und dieses
Waschwasser ebenfalls dem Inhalt der Meßflasche zugefügt, die man schließlich bis
zur Marke m mit Wasser anfüllt. Dieser Strich ist nur
deshalb vorhanden, um das Ueberschreiten eines bestimmten Niveau zu verhüten, und er
ist so angebracht, daß, wenn der Apparat Figur 36 auf der Flasche
steht, zwischen ihm und der zusammengezogenen Stelle des Centralröhrchens a ein merkbarer Zwischenraum bleibt. Da gewöhnlich
einige Wassertropfen im innern obern Halstheil der Flasche hängen bleiben, so ist es
gut, dieselben mit Filtrirpapier abzuwischen, bevor man den Apparat darauf stellt,
damit er durch die Zinklösung nicht naß wird. Indem man den Apparat Figur 36 auf die Flasche
stellt, ist das Rohr k mit Wasser gefüllt, welches als
Reservoir dient (man erreicht dies durch Ansaugen); dann ist es leicht, bei seiner
stehenden Stellung durch Oeffnen des Quetschhahnes g aus
dem kleinen Reservoir tropfenweise Wasser hinzuzulassen, bis die Tropfen sich von
dem kleinen Zuflußrohr nicht mehr lostrennen können, ohne das Flüssigkeitsniveau in
der Flasche zu berühren.
So wird das Messen der Lösung in der Flasche leicht und mit äußerster Genauigkeit
ausgeführt. Hierauf nimmt man die Vorrichtung Figur 36 von der Flasche
weg, schließt letztere mit ihrem Glasstöpsel und mischt deren Inhalt durch
Umschütteln; dann gießt man die Lösung auf ein großes trockenes Filter mit kleinen
Falten, um das Filtrat in einer genügend großen Schale zu sammeln. Hierdurch will
man nur eine summarische Trennung der Zinklösung vom Niederschlag erzeugen;
letzterer kann auch ohne Schaden in gewisser Menge in der Lösung bleiben.
Um nun die zwei zu titrirenden Proben zu erlangen, theilt man die Zinklösung von der oben
erwähnten Filtration in zwei genau gleiche Volume. Diese Theilung geschieht in der
kleinen Meßflasche Figur 35 links, die hierzu im Innern trocken sein muß; da es bei den
folgenden Operationen aber sehr umständlich wäre, diese Flasche stets zu trocknen,
so vermeidet man diese Trocknung, indem man die Flasche mit einigen Cubikcentimeter
der dann zu messenden Lösung ausspült; man muß also davon einen kleinen Ueberschuß
haben, um so das wenige Wasser, welches die Flasche näßt, zu beseitigen.
Die so vorgerichtete kleine Meßflasche wird bis an den Strich n mit der Zinklösung angefüllt und deren Halsinneres wie vorher mit
Filtrirpapier ausgetrocknet. Ehe man nun den kleinen Apparat zum Messen in dieser
Flasche anwendet, wird sein Rohr k, welches das kleine
Reservoir bildet, noch durch ein Röhrenstück i mittels
Kautschukverbindung verlängert und das Ganze wie immer durch Ansaugen mit Wasser
gefüllt. So erhält man eine Art Heber, dessen langen Arm die Röhren k und i bilden, und da
letztere voll Wasser sind, so folgt, daß beim Oeffnen des Quetschhahnes aus der
Flasche so viel vom Ueberschuß der Zinklösung abfließen muß, bis der Strom, der
durch den kleinen Heberarm (von dem Röhrchen a gebildet)
dringt, unterbrochen wird, wenn der Flüssigkeitsspiegel in der Flasche unter die
zusammengezogene Stelle der Röhre a herabsteigt. Dieser
Moment wird sichtbar angedeutet durch die erste Luftblase, welche in den Heber
dringt, und durch dieses Mittel bereitet man sich nothwendigerweise ein constantes
Niveau.
Man hat nun den Flascheninhalt, der so bestimmt worden, nur umzufüllen und das
Spülwasser hinzuzufügen, damit eine der getheilten Proben zum Titriren fertig ist.
Diese Proben erhält man doppelt, weil der Flascheninhalt so gewählt ist, daß die
Lösung aus der ersten für 2 Proben mit der kleinen Flasche genügt. Nach beendeter
Theilung wird der Apparat gereinigt, indem man Wasser hindurchläßt, ehe man ihn von
Neuem für die große Flasche verwendet.
Bei der Bereitung der reinen Zinklösung zur Bestimmung des Titer befolgt man genau
denselben Gang mit Ausnahme der Filtration, die mit einer Zinklösung nicht
stattfindet, da es sich dabei um keinen Niederschlag handeln kann. Man wiegt genau
eine dem Gehalt der zu probirenden Erze annähernd entsprechende Zinkmenge ab, löst
sie in 20cc Chlorwasserstoffsäure, verdünnt
dann mit Wasser und setzt Ammoniak zu u.s.w.
Nach Vorstehendem könnte man dieser Methode eine fehlende Uebereinstimmung in der
Behandlung des Erzes und des Zinks vorwerfen, insofern man beim Messen des Erzes das Volum übersieht,
welches der in der ammoniakalischen Lösung enthaltene Niederschlag einnimmt. Mag
dieser Niederschlag voluminös erscheinen, so kann seine Masse doch nicht bedeutend
sein, und die Nichtbeachtung desselben übt keinen schädlichen Einfluß auf diese
Methode. Auch ist diese Thatsache durch viele vergleichende Probenresultate besser
erwiesen als durch theoretische Ableitungen. Für eine technische Probe läßt diese
Art der Vorrichtung und Messung der Flüssigkeiten weder an Genauigkeit noch an
Einfachheit etwas zu wünschen übrig, und ihre Vollkommenheit übertrifft eher
diejenige der Titrirung selbst. Da die Titrirung der so abgeänderten Proben ganz auf
die alte Weise erfolgt, so ist über diesen Gegenstand nichts weiter zu sagen.
Was schließlich die Berechnungsweise der Gehaltsresultate
betrifft, so ist der gesuchte Zinkgehalt ebenfalls durch eine einfache Proportion
von der Form a : b = n : x zu ermitteln; hier
bedeutet: a die Zahl der zum Fällen der gewogenen
Zinklösung verwendeten Cubikcentimeter der Titrirflüssigkeit; b die Anzahl der zum Fällen der Erzlösung verbrauchten Cubikcentimeter der
Titrirflüssigkeit; n das Gewicht des zur reinen
Zinklösung verwendeten gesammten Zinkmetalles; x das
unbekannte Zinkgewicht in der verwendeten Erzmenge. Beträgt diese Menge wie
gewöhnlich 1g, so gibt x direct die Procente an.
Die Bestimmung des Bleigehaltes in den Zinkerzen erfolgt
auf nassem Wege. Da der Bleigehalt gewöhnlich 10 Proc. nicht übersteigt, so ist es
angezeigt, zu diesen Proben 2g Erz
anzuwenden. Man zersetzt die Probe mit Salpetersäure und dampft dann zur Trockne ab.
Der Rückstand wird hierauf mit überschüssiger concentrirter Schwefelsäure in der
Wärme behandelt, um das Ganze in Sulfat zu verwandeln. Nach einigem Erkalten
verdünnt man mit Wasser, kocht einige Augenblicke und läßt dann wieder erkalten und
die in dieser sauren Lösung enthaltene unlösliche Masse sich gut absetzen. Die
Flüssigkeit wird filtrirt und der lösliche Niederschlag ein wenig gewaschen, um ihn
von überschüssigen fremden Metallen in Lösung (Zink, Eisen etc.) zu befreien. Der
Niederschlag, der hauptsächlich Blei als Sulfat enthält, wird mit basischem
weinsteinsaurem Ammoniak behandelt, welches das Bleisulfat auflöst. Die unlösliche
Gangmasse etc. wird durch Filtration getrennt, und nach gehörigem Filtriren und
Waschen in der Wärme fällt man das Blei von Neuem als Sulfat, indem man der
weinsteinsauren Lösung Schwefelsäure in Ueberschuß zusetzt. Der sehr schwere
Niederschlag fällt sofort in einer großen Menge der Flüssigkeit, wenn diese einige
Augenblicke hindurch gekocht wird. Das so erhaltene Bleisulfat wird auf einem Filter gesammelt,
getrocknet, verbrannt u.s.w., ganz in gewöhnlicher Art und Weise.
Die Bestimmung anderer Stoffe, welcher die Zinkerze unterworfen werden können, bietet
im Laboratorium zu Angleur keine Eigenthümlichkeiten.