Titel: | Analyse nebst Bestimmung der Schmelzbarkeit von drei bayerischen Feldspathen; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 266 |
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Analyse nebst Bestimmung der Schmelzbarkeit von
drei bayerischen FeldspathenFinden sämmtlich Verwendung zur Porzellanfabrikation.; von Dr. Carl Bischof.
Bischof, Analyse etc. von drei bayerischen Feldspathen.
Die früher (1875 217 319) für verschiedene Feldspathe
nachgewiesene gesetzmäßige Beziehung zwischen pyrometrischem und analytischem
Resultat fand durch folgende Untersuchungen, und theils in sehr entschiedener Weise,
ihre neue Bestätigung.
1. Feldspath aus dem Fichtelgebirge von
Arzberg.
Dieser Feldspath besteht aus einer krystallinischen Masse mit dem bekannten
eigenthümlich blätterigen Gefüge, ist weiß mit einem Stich ins Gelblich-Graue,
lebhaft glasglänzend. Vereinzelte theils derbere eisenschüssige Stellen treten
auf.
Sorgsam aus vorliegenden Handstücken im Gewichte von 1k eine Durchschnittsprobe bereitet, welche
ein weißes Pulver gibt mit einem schwachen Stich ins Graue, und annähernder
Platinschmelzhitze ausgesetzt:
ist gänzlich zerflossen und hat sich als weißliche Glasur
ausgebreitet, in der einzelne Luftbläschen schwimmen und dunkelgefärbte Stellen
bemerkbar sind.
In geringerm Hitzegrade, lebhafter Rothglühhitze, in
welcher ein Gußstahlsplitter zu schmelzen beginnt:
ist die Probe zu einer außen glasirten, innen durch und
durch glasartigen Masse erweicht, welche dunkelgrau aussieht mit theilweise dunklern
Flecken. Der Bruch ist dicht, glasglänzend.
Diese in dem bezeichneten geringem Hitzgrade eingetretene, deutlich glasartige
Erweichung charakterisirt den in Rede stehenden Feldspath als einen minder schwer schmelzbaren.
Augenscheinlich ist die leichtere Schmelzbarkeit eine ähnliche, wie früher
beschrieben bei dem böhmischen Feldspathe und dem aus dem Odenwalds (von Dr. Mitscherlich), welche in
demselben Hitzgrade gleichfalls stark glasirt erscheinen.
Bei der analytischen Bestimmung wurde in dem scharf getrockneten Durchschnittspulver
gefunden:
Kieselsäure
70,10
Thonerde
17,16
Eisenoxyd
0,91
Kalk
0,45
Magnesia
0,98
Kali
1,52
Natron
8,65
–––––
99,77.
Sofort fällt der außergewöhnliche Kieselsäuregehalt in die Augen. Ferner enthält der
vorliegende Feldspath verhältnißmäßig ziemlich Magnesia und gehört zu den
natronhaltigen, also den Albiten.
Berechnet man die chemische Formel in bekannter Weise, so werden von dem
Normalverhältniß des berechneten Doppelsilicates nicht sehr abweichende Zahlen 1 :
2,75 : 12,41 NaO, SiO₃ + Al₂O₃, 3 SiO₃ (statt 1 : 3 : 12) erhalten, worin die reiche Kieselsäuremenge
gegenüber der verminderten Thonerdemenge ihren unverkennbaren Ausdruck findet.
Berechnen wir, wie früher angegeben, die chemische Zusammensetzung analog der der
feuerfesten Thone, so ergibt sich: 0,83 (Al₂ O₃, 4,68 SiO₃)
+ RO, oder nach dem für die Schmelzbarkeit der
Feldspathe aufgestellten Gesetze 0,83 × 4,68 = 3,88, d.h. die berechnete
verhältnißmäßig hohe Zahl (wie gesagt annähernd gleich
der für den böhmischen wie Odenwalder Feldspath gefundenen) correspondirt ebenso zutreffend mit
dem pyrometrischen Resultate.
Der unmittelbar gefundenen größern Leichtflüssigkeit entspricht die mittelbar aus der
Analyse abgeleitete größere Schmelzbarkeitszahl. Dem umgekehrten Fall begegnen wir
bei den nachfolgenden Feldspathen.
2. Feldspath aus der Oberpfalz bei
Weiden.
Ein wenig frisches Gestein, äußerlich gelb gefärbt mit braunen Flecken. Glänzende
Flächen sind kaum zu bemerken, welche theils schwach veilchenblau angelaufen.
Stellenweise findet sich Glimmer und Quarz derb ausgeschieden.
Die aus einer gleichen Menge sorgfältigst dargestellte
Durchschnittsprobe, im Ansehen weiß mit dunklern Pünktchen, wie oben heftig
geglüht:
ist ebenso zusammengeflossen zu einer gelblichbraun
gefärbten, ziemlich blasigen Glasur.
In der bezeichneten gleichen, hellen
Rothglühehitze:
ist mit unbewaffnetem Auge keine Schmelzung zu beobachten;
erst unter der Loupe tritt ein leiser Schmelzanflug hervor. Die Probe ist weiß mit
vereinzelten schwarzen Pünktchen. Dieselbe erscheint aber ein wenig
aufgetrieben.
Der Bruch ist kaum glänzend, etwas schaumig.
Die sich zeigende Schmelzung ist eine wesentlich geringere, ähnlich, wenn auch nicht
völlig gleichkommend mit der noch geringern des früher untersuchten norwegischen
Feldspathes und des aus dem Spessart.
Der Weidner Feldspath fällt in dieselbe Kategorie oder Gruppe der größern Schwerschmelzbarkeit.
Die Analyse ergab:
Kieselsäure
65,49
Thonerde
19,44
Eisenoxyd
0,59
Kalk
0,86
Magnesia
0,89
Kali
1,95
Natron
10,17
–––––
99,39.
Der Kieselsäuregehalt ist im Allgemeinen ansehnlich kleiner, der Gehalt an Magnesia
gleichfalls hervortretend. Die bedeutend vorwiegende Natronmenge ordnet den
Feldspath auch den Albiten zu. – Die beträchtlich abweichende chemische
Formel 1 : 2,60 : 9,82 weist namentlich auf eine so große Kieselsäureabnahme hin,
daß eine Fortführung der Säure in Folge von Zersetzungsprocessen in reichem Maße
anzunehmen ist.
Die Thonberechnungsweise ergibt:
0,82 (Al₂O₃ 3,86 SiO₃)
+ RO oder 0,82 × 3,86 = 3,17,
d.h. also entsprechend mit der verminderten
Schmelzbarkeitszahl hat sich auch die Leichtflüssigkeit vermindert, oder umgekehrt,
je kleiner jene, um so größer ist die Schwerschmelzbarkeit.
Derselbe Fall wiederholt sich mit dem dritten untersuchten Feldspath.
3. Feldspath aus der Oberpfalz bei
Tirschenreuth.
Derselbe zeigt ein mattes Ansehen, ist schwach bläulichweiß. Glimmerblättchen finden
sich auf den Spaltungsflächen wie theils eingesprengt. Ein schwacher, gelblicher
Eisenanflug ist vielfach zu bemerken.
Die ebenso wie früher dargestellte Durchschnittsprobe, welche fast
reinweiß aussieht, heftig erhitzt:
gibt eine ähnliche Glasur; doch erscheint dieselbe im Ganzen
reiner, aber reichlicher von Luftbläschen erfüllt.
In derselben lebhaften Rothglühehitze:
ist ein leiser Schmelzanflug zu beobachten. Die Probe zeigt
einen geringen Stich ins Graue. Der Bruch ist leise glänzend; runde Bläschen sind
bemerkbar.
Die Anzeichen der Schmelzung sind ähnlich, doch machen sie
sich etwas mehr geltend als bei dem vorigen Spath. Der in Rede stehende Feldspath
gehört derselben strengflüssigen Gruppe an, nimmt aber
seinen Platz einen kleinen Abstand tiefer ein.
Die analytische Bestimmung ergab:
Kieselsäure
64,08
Thonerde
21,73
Eisenoxyd
0,93
Kalk
0,53
Magnesia
0,78
Kali
1,48
Natron
10,08
–––––
99,61.
Die Menge der Kieselsäure ist zurück-, die der Thonerde hervortretend. Der
Magnesiagehalt ist etwas geringer. Der Feldspath gehört gleichfalls zu den Albiten.
– Die chemische Formel von 1 : 3,14 : 10,31 zeigt eine Vermehrung der
Thonerde, läßt dagegen auf eine auch nicht unbedeutende Entführung von Kieselsäure
schließen.
Die zweite Berechnungsweise gibt:
0,96 (Al₂O₃ 3,37 SiO₃)
+ RO oder 0,96 × 3,37 = 3,24,
d.h. es stellt sich in überraschender Weise mit der etwas
erhöhten Zahl auch eine gewissermaßen proportional gehende Erhöhung der
Leichtflüssigkeit ein.
Im Vergleiche zu den obigen Feldspathen Nr. 1 und 2 nimmt 3 eine mittlere Stellung
ein, sich weit mehr an Nr. 2 anlehnend; in der That finden wir in der
Schwerschmelzbarkeitszahl einen numerischen Ausdruck, welcher diesen Verhältnissen
höchst entsprechend ist.
Dieses, in vorliegendem Falle, volle Zutreffen legt
trotzdem zur genauen Begründung die Aufgabe auf, weitere
derartige Vergleiche anzustellen. Vergleichen wir zu dem Zwecke unter den sämmtlich
bisher untersuchten Feldspathen die pyrometrischen Resultate mit den genannten
berechneten Schmelzbarkeitszahlen, und zwar die von beiden Gruppen je unter
sich.
Zu der strengflüssigern Gruppe mit den kleinern Zahlenwerthen gehören 4 Feldspathe,
welche ich gleich geordnet nach den berechneten Schmelzbarkeitszahlen aufführe:
a) Bayerischer Feldspath von
Weiden
= 3,17
b) „ „ „
Tirschenreuth
= 3,24
c) Feldspath aus dem
Spessart
= 3,30
d) „ von
Norwegen
= 3,54.
Proben der vier vorstehenden Spathe wurden vorsichtig derselben Rothglühhitze so
lange ausgesetzt, bis ein Theil derselben einen leisen Schmelzanflug zeigt, während
ein anderer noch völlig ohne Zeichen einer Schmelzung ist (wogegen selbstredend die
der sauren Gruppe deutlich glasirt sind); hiernach gehören zu den völlig
ungeschmolzenen nicht die Feldspathe a und b, sondern schlechterdings c
und d. Den augenscheinlich strengflüssigern Feldspathen
entsprechen nicht geringere Zahlen (wenn auch um eine immerhin kleine Größe), ja im
Gegentheil der überhaupt schwerstschmelzbare norwegische Feldspath weist sogar die
relativ höchste Gruppenzahl auf. Diese an und für sich geringen, doch nicht
unübersehbaren pyrometrischenpyrometrischeu Modificationen finden also in den vorliegenden Zahlenverhältnissen nicht
ihren parallelen Ausdruck, was darauf hindeutet, daß die Fehlerquellen, und zwar die
analytischen, in diesem Falle größer sind als die bezüglichen
Schmelzbarkeitsdifferenzen, oder daß die letztem zu klein sind, um nicht in der
allgemeinen Abhängigkeit von der Bestimmungsweise verdeckt werden zu können.
Untersuchen wir ebenso die leichtflüssige Gruppe der Feldspathe. Hierher gehören
geordnet:
e) der böhmische Feldspath
= 3,79
f)
„
bayerische
„ von Arzberg
= 3,88
g) „
Odenwalder
„ (von
Dr. Mitscherlich)
= 3,90.
Die sämmtlichen 7 Feldspathe wurden noch vorsichtiger der gleichen, schwächern
Temperatur, welche Gußeisenschmelzhitze eben erreichte, ausgesetzt, so daß nur die Feldspathe der
mehr sauren Kategorie eine beginnende Schmelzung aufweisen, während die übrigen
völlig ohne solche Anzeichen sind; es erscheint entschieden am öligsten der Odenwalder Feldspath, dann folgt f der bayerische, und e der böhmische zeigt
das ölige Aussehen noch geringer. Die also an sich ebenfalls kleinen pyrometrischen
Unterschiede scheinen in diesem Falle auch in den Zahlenwerthen ihren Ausdruck zu
finden, und ist die Differenz von 0,02 bei f und g als ein Spiel des Zufalles zu betrachten, so dürfte
doch ganz correct der größere Abstand zwischen e und g um so deutlicher auch zahlenmäßig zur Geltung
kommen.
Indessen ist dabei nicht zu vergessen, daß die Zahlenwerthe selbst bei der größten
Genauigkeit der analytischen Methoden von den gewissen unvermeidlichen Fehlerquellen
abhängig sind, und daß namentlich die Ermittlung der an sich geringfügigen erdigen
Flußmittel um so mehr eine sorgfältigste Gleichmäßigkeit in der Bestimmungsweise
voraussetzt. Auch ist hinsichtlich der pyrometrischen Prüfungsweise ein bestimmter,
gewissermaßen einheitlicher Gesichtspunkt festzuhalten, der aus einer ganzen Reihe
derartiger Versuche als der maßgebendste sich erwies. Die Erhitzung ist jedesmal
vorsichtig so weit zu treiben, bis eine theilweise Schmelzbildung eintritt. Dieselbe
beginnt mit einem Oeligwerden der Proben und äußert sich weiterhin mit einem
glänzenden Ueberzug (Glasirung), während an jenen Stellen, wo dies weniger der Fall,
noch ein mattes Ansehen vorhanden ist; etwas zu wenig beeinträchtigt hier das
Resultat nicht. Wird nämlich der bezeichnete Hitzgrad nicht ganz erreicht, so ist
die Unterscheidung noch immer eine deutliche; wird er aber bedeutend höher
gesteigert, so verlieren die Unterscheidungskennzeichen an Schärfe.
Andere Umstände, z.B. vereinzelte Flecken der Probe oder ein leises Aufblähen, wie es
der Kalk und Magnesia haltige Feldspath (Nr. 2) zeigt, welche bei genauer
Beobachtung eine größere oder geringere Schmelzbildung nicht beeinflussen, sind
nicht ausschlaggebend.
Fassen wir zum Schluß vorstehende Resultate kurz zusammen.
1) Das Gesetz, wonach eine aus der chemischen Zusammensetzung berechenbare bestimmte
Zahl einen Anhalt für die Schmelzbarkeit eines Feldspathes gewährt, und welches
nunmehr mit sieben verschiedenen untersuchten Vorkommen zutreffend nachgewiesen
wurde, ist immer mehr als ein allgemeines zu
betrachten.
2) Die Feldspathe lassen sich mittels der Schmelzbarkeitszahl in zwei Gruppen
sondern, einer leichtflüssigem oder mehr sauren mit einer relativ höhern Zahl und einer
strengflüssigern oder weniger sauren mit einer relativ niedrigem Zahl.
3) Modificationen innerhalb der einzelnen Gruppen, besonders wenn sie gering, sind in
gleichlaufender Uebereinstimmung nicht genügend sicher durch die Schmelzbarkeitszahl
nachzuweisen, namentlich bei der strengflüssigern Feldspathgruppe; während bei der
leichtflüssigern in den vorliegenden Fällen das pyrometrische Resultat mit dem
Zahlenausdruck hinsichtlich stritten Zusammentreffens keinen Wunsch übrig läßt.
Wiesbaden, August 1876.