Titel: | E. Solvay's Destillationsapparat für methodischen und continuirlichen Betrieb; von P. Hanrez. |
Autor: | P. Hanrez |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 83 |
Download: | XML |
E. Solvay's
Destillationsapparat für methodischen und continuirlichen Betrieb; von P. Hanrez.
Mit Abbildungen auf Taf.
II [b.d/4].
Hanrez, über Solvay's Destillationsapparat.
Wenn man bisher in Destillationsapparaten methodischen und continuirlichen Betrieb
erzielen wollte, so wendete man verticale, aus übereinander liegenden Abtheilungen
zusammengesetzte Apparate an, da sich mit der senkrechten Anordnung leicht der
wesentlichen Bedingung nachkommen läßt: entgegengesetzte Wege für die Flüssigkeit
und für den Dampf. Die Folge dieser verticalen Anordnung war:
1) Die Unmöglichkeit, directe Feuerungen oder Dampfheizungen anzuwenden, weil sich
die Destillation durch den im Innern des Apparates benützten Dampf vollziehen mußte,
welcher mit den Destillationsproducten gemischt war.
2) Die Nothwendigkeit, die Flüssigkeit auf ein gewisses Niveau zu heben, um sie in
den Apparat einführen zu können.
3) Schwierige Zugänglichkeit der Apparate selbst.
Der Mißstand unter 1 ist der schlimmste, denn er macht die Apparate wenig ökonomisch
und zwingt zur Anlage eines separaten Dampfkessels, wo solche nicht vorhanden oder
vorhandene nicht mehr für diesen Zweck disponibel sind.
Solvay's Apparat, schon mehrfach, aber hauptsächlich zum
Abtreiben der Ammoniakwässer angewendet, ist horizontal
angeordnet und hat dabei directe Feuerung. Außerdem gehen
die erzeugten Dämpfe in umgekehrtem Sinne durch den Apparat, als die Flüssigkeit.
Derselbe ist (nach der Revue universelle, 1876 t. 39 p. 651) in den Figuren 22 und
23 im
Längenschnitt und Querschnitt dargestellt. Der Haupttheil ist eine Pfanne A, die in eine Anzahl von Abtheilungen B durch Zwischenwände C
getheilt ist. In jeder Abtheilung B steht ein Gefäß E, das Verbindung hat mit der folgenden Abtheilung, so
daß mithin die Flüssigkeit aus letzterer jedesmal nach E
übertreten kann. In die Gefäße E taucht ein Rohr T, welches oberhalb Verbindung mit der vorangehenden
Abtheilung B herstellt und also den Dämpfen gestattet,
aus letzterer in das folgende Gefäß E überzugehen. F ist der Feuerrost.
Ist A bis zu dem gleichmäßigen Niveau OO gefüllt, so tritt die zu destillirende
Flüssigkeit, durch den noch näher zu beschreibenden Apparat R vorgewärmt, in die Pfanne durch M und
gelangt aus B₀ in das Gefäß E₁, wogegen die in B₂
entbundenen Dämpfe in T eintreten und vermöge ihrer
Spannung die Flüssigkeit in E₁ emporheben und
nach B₁ überwerfen. In derselben Weise gelangt
die Flüssigkeit nach B₂ u.s.w. und verläßt
abgetrieben die Abtheilung B₁₃ durch ein
gekühltes Rohr U. Die Dämpfe entweichen durch V.
Handelt es sich darum, ein Gas zu waschen oder zu absorbiren, so tritt es in B₁₃ ein, während die Wasch- oder
Absorptionsflüssigkeit in B₀ zugeführt wird.
Der Fortschritt der Flüssigkeit durch den Apparat hängt von dem freien Durchlaß
zwischen den Tauchröhren T und den Gefäßen E₁, E₂... ab.
R ist ein Apparat für den Niederschlag der
ausgetriebenen Producte. Die Schlange I wird mit den zu
destillirenden Flüssigkeiten selbst gekühlt, welche aus K in das Schlangengefäß treten. Sie passiren vorher eine kleine
Vorrichtung G, in welcher ein Ventil s sitzt, das einen Schwimmer X bewegt. Je nachdem die Flüssigkeit mehr oder weniger erwärmt ist, sinkt
oder steigt der Schwimmer und läßt mehr oder weniger Flüssigkeit aus K herzu. Q ist ein kleiner
Waschapparat für die nicht condensirten Gase.
Der gezeichnete Apparat findet Anwendung für die Destillation von Ammoniakwässern.
Die bisher angewendeten Größen leisten in 24 Stunden 12, 24 und 48cbm Ammoniakwässer von 2 bis 3° B.
und führen dieselben über in eine Ammoniakflüssigkeit von 15 Proc., wobei der
Kohlenaufwand von 25 bis 30k für 1cbm Wasser variirt. Für sehr schwache
Wässer wird auch die Wärme des abgetriebenen Wassers noch nutzbar gemacht, indem man
dieselbe zum Vorwärmen verwendet.
Wenn die Ammoniakwässer eine nennenswerthe Menge von Salzen enthalten, so gestattet
der Apparat deren Abtreibung ebenfalls; aber er muß alsdann dergestalt
vervollständigt werden, daß, wenn Kohlensäure und Schwefelwasserstoff ausgetrieben
sind – was früher stattfindet, als die völlige Abtreibung des Ammoniaks und
etwa im Mittel der Länge des Apparates –, die Flüssigkeit kurze Zeit in eine
Abtheilung mit Kalk geht, um sodann die völlige Destillation im folgenden Theile des
Apparates durchzumachen.
Um den Apparat für Erzeugung von schwefelsaurem Ammoniak oder Salmiak zu benützen,
läßt man die abgetriebenen Dämpfe oder die verstärkten Wässer beim Austritte aus A in Schwefelsäure oder Salzsäure gehen, und alsdann
wird die aus K kommende Destillationsflüssigkeit
vorgewärmt durch die aus B₁₃ weggehenden
Abwässer.
Soll der Apparat zur Absorption von Gasen und Dämpfen benützt werden, so muß man den Schwimmer
so einrichten, daß er in umgekehrtem Sinne, wie vorher angegeben, wirkt, indem man
auch Sorge trägt, daß die Flüssigkeit niemals ein zu hohes Niveau erreichen
könne.
F. B.