Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, Nr. , S. 89 |
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Miscellen.
Miscellen.
Zur Kenntniß der Kesselsteinbildungen.
H. Hanisch hat einen Kesselstein von folgender
Zusammensetzung untersucht:
Wasser
9,430
Kalk
32,662
Schwefelsäure
47,702
Magnesia
2,930
Kohlensäure
2,430
Kieselsäure
0,601
Thonerde und Eisenoxyd
2,503
Phosphorsäure
0,821
Unlösliche Substanz
0,447
––––––
99,526.
Nach Einführung des De Haen'schen Verfahrens (vgl. 1876 220 374) bildete sich ein dünner, aber harter Kesselstein, welcher bestand
aus:
Bariumoxyd
54,98
Schwefelsäure
32,70
Magnesiumoxyd
7,35
Chlor
0,11
Kalk
Spur
Wasser
4,22
–––––
99,36.
Hanisch meint, daß die Umsetzung eines Theiles des
Chlorbariums mit den Sulfaten bei einer Temperatur von 56° nicht in den
Klärbottichen, sondern erst im Dampfkessel erfolge, und daß das hier ausgeschiedene
schwefelsaure Barium mit dem Magnesiumhydrat (1874 212
215) eine feste Kruste bilde. (Kohlrausch's Organ des
Vereins für Rübenzuckerindustrie, 1876 S. 192.)
Professor A. Belohoubek berichtet über die in einem Kessel
mit Bouilleur, welcher mit Wasser aus Braunkohlengruben gespeist war, gebildeten
Absätze. Im Bouilleur hatte sich ein ockerartiger Schlamm (I), im Dampfkessel eine
0,5 bis 1mm dicke, braunrothe
Kesselsteinschicht (II) abgesetzt. Die Analyse ergab folgendes Resultat:
I
II
Eisenoxyd (Fe₂O₃)
33,0676
2,9170
Thonerde (Al₂O₃)
4,0114
0,1095
Manganoxydul (MnO)
Spuren
Spuren
Kalk (CaO)
0,9378
26,9431
Magnesia (MgO)
3,1898
2,7491
Kali (KO)
Spuren
0,8446
Natron (NaO)
Spuren
0,1735
Kieselsäure (SiO₂)
0,1991
0,7251
Phosphorsäure (PO₅)
0,0425
0,1974
Schwefelsäure (SO₃)
0,7167
44,2515
Kohlensäure (CO₂)
Spuren
Spuren
Chlor (Cl)
Spuren
Spuren
Fett
Spuren
0,0921
Glühverlust
8,3333
9,7168
Bei 105° flüchtiges Wasser
3,8081
1,1905
Unlöslicher Rückstand
45,6633
10,1059
Verlust
0,0304
–
––––––––
––––––––
100,0000
100,0211
Leider wurde das Speisewasser nicht mit untersucht, auch nicht festgestellt, ob das
Wasser vielleicht mit Kalk entsäuert war. (Im Auszug aus dem vom Verfasser gef.
eingesendeten Separatabdruck aus den Mittheilungen des Architecten- und
Ingenieurvereins in Böhmen, 1875 S. 78.)
Verhütung von Kesselsteinbildungen.
Nach dem Vorschlage von Betts (englisches Patent vom 13.
August 1874) soll man den Gehalt des Speisewassers an Carbonaten ermitteln und dann
so viel Salzsäure zusetzen, als erforderlich ist, dieselben in Chloride zu
verwandeln. Derselbe behauptet, daß bei Gegenwart von Sulfaten sich die Chloride der
aus diesen entstehenden Ablagerung beimengen und dieselbe brüchig machen.
Letztere Angabe ist nicht richtig, das ganze Verfahren weder neu, noch
empfehlenswerth (vgl. 1876 220 368).
F.
Verbesserung schlechten Trinkwassers durch Kochen.
Bekanntlich ist es noch immer am besten, um schlechtes oder verdächtiges
Brunnenwasser für den Genuß verwendbar zu machen, dasselbe abzukochen, ehe man es
genießt. E. Brücke (Polytechnisches Notizblatt, 1876 S.
129) schlägt nun vor, das betreffende Wasser mit Weinsäure, Citronensäure oder
Salzsäure anzusäuren, dann aufzukochen und nach dem Abkühlen die Säure mit Natriumbicarbonat zu
neutralisiren. Durch den Säurezusatz sollen angeblich die aus den etwa vorhandenen
organischen Stoffen beim Kochen gebildeten Zersetzungsproducte entfernt und
unschädlich gemacht werden.
Zur chemischen Kenntniß der Gemüsepflanzen.
Dahlen berichtet über die Fortsetzung seiner Untersuchung
der Gemüsepflanzen (1874 214 422). Wir entnehmen der
umfassenden Arbeit (Landwirthschaftliche Jahrbücher, 1875 S. 613 bis 723) folgende
kurze Besprechung der analytischen Resultate.
Sprossen. Die jungen Wurzelschößlinge des Hopfens und der
Spargel sind nur als Luxusspeise anzusehen.
Gemüse- und Suppenkräuter. Die Kohlarten sind fast durchgängig ein vortreffliches,
namentlich eiweiß- und Phosphorsäurereiches Nahrungsmittel. Am
proteinreichsten sind die zarten, nußgroßen Köpfchen des Rosenkohls, welche den
unentwickelten Blüthenköpfen des Blumenkohls am nächsten stehen. Als vorzügliches
Nahrungsmittel sind die Blätter des Weißkohls zu empfehlen, bei welchen das für die
Verdaulichkeit günstigste Verhältniß von 1 : 4 sich findet. Sehr nahrhaft sind
ferner die Blätter des Spinates, welche neben viel Eiweiß wenig Rohfaser und viel
mineralische Nährstoffe enthalten.
Salatkräuter. Diese sind ähnlich den Kohlarten sehr
stickstoff-, asche- und phosphorsäurereich, daher gute Nahrungsmittel;
sie enthalten in frischem Zustande sehr viel (etwa 94 Proc.) Wasser, in frischem
Zustande in Folge ihres Eiweißreichthums aber immer noch 2 Proc. stickstoffhaltige
Körper.
Wurzeln, Knollen und knollige Wurzelstöcke sind im
Allgemeinen charakterisirt durch ihren geringen Gehalt an Stickstoff und
Phosphorsäure; sie enthalten bei wenig Rohfaser viel stickstofffreie Extractstoffe
und bilden daher ein erwünschtes Ausgleichungsmittel als Zusatz zu sehr
stickstoffreicher Nahrung. Der Wassergehalt schwankt von 80 bis 94 Proc.
Zwiebeln. Die im Boden befindlichen Theile vieler
Allium-Arten finden ausgedehnte Verwendung, jedoch nur als geschmackliche
Beigabe zur Nahrung. Sie enthalten sämmtlich ein schwefelhaltiges, leichtflüchtiges,
scharfriechendes Oel (Schwefelallyl) in ziemlicher Menge, wie auch gewisse
Bitterstoffe.
Früchte, Samen und Samenschalen bilden den werthvollsten
Theil der vegetabilischen Nahrung, da sie alle Producte der pflanzlichen
Lebensthätigkeit und namentlich auch viel Proteinstoffe enthalten, weil sich aus
ihnen ein lebensfähiger Organismus bilden soll. Von den Cucurbitaceen existirt eine proteinreichere und eine proteinärmere Classe.
Zu ersterer gehören besonders die Cucumis-Arten, welche in einem gewissen
Entwicklungsstadium eine sehr eiweiß-, phosphorsäure- und kalireiche
Nahrung geben. Nährstoffverhältniß: 1 : 1,5. Sie enthalten überdies ziemlich viel
Traubenzucker und bilden vergohren eine leicht verdauliche, schmackhafte Speise.
Die Melone ist schmackhaft, phosphorsäurereich, enthält 13
Proc. eines flüssigen orangefarbenen Fettes und in frischem Zustande viel (95 Proc.)
Wasser.
Der Kürbis ist arm an Protein und Phosphorsäure.
Nährstoffverhältniß 1 : 6 bis 1 : 8. Die Früchte des an Fett und Traubenzucker
reichen Liebesapfels sind ziemlich proteinreich.
Die Hülsenfrüchte enthalten von allen pflanzlichen
Nahrungsmitteln, abgesehen von den Pilzen, die größten Mengen an Proteïn,
Stärke, Kali und Phosphorsäure. Das Legumin macht den Hauptbestandtheil der in ihnen
enthaltenen Eiweiskörper aus. Mit der Zunahme der Samen wächst der Gehalt an fast
allen Nährstoffen; daher die reifen Früchte derselben nahrhafter sind als die
unreifen. Mit dem Reifen der Samen wird der Zucker durch Stärkemehl ersetzt; Fett
und Rohfaser nehmen ab, ebenso das Wasser. Das Nährstoffverhältniß in den unreifen,
samenhaltigen Hülsen schwankt zwischen 1 : 2,3 und 1 : 3. Die grünen Bohnen sollen
einen gesundheitsschädlichen Körper „Phaseomannit“ enthalten, der jedoch durch Kochen mit Wasser
leicht zu entfernen ist. Die unreifen Samen enthalten einen süß schmeckenden Körper
(Traubenzucker); mit der Reife nimmt der Gehalt an Rohfaser ad, der an Protein,
Phosphorsäure, Stärke zu. Die unreifen Samen sind schmackhafter und leichter
verdaulich. Die reifen Samen bedürfen, um volle Wirkung als Nahrungsmittel auszuüben, wegen
ihres Proteinreichthums von 26 bis 30 Proc., (Nährstoffverhältniß 1 : 2) einer
Beigabe proteinarmer Nährstoffe.
Die Saftfrüchte, Obst und Beeren sind eiweißarme und wohl
nur des Wohlgeschmackes wegen geschätzte Genußmittel.
Hopfen als Ferment.
Die Behauptung von Sacc (1876 319 471), Hopfen enthalte ein kräftiges Ferment, welches der Siedhitze
widerstehe, ist nach den Beobachtungen von Soxhlet
(Chemisches Centralblatt, 1876 S. 302) durchaus falsch. Ein gehopster Malzauszug,
mit Hefe versetzt, zeigte nach 4 Stunden energische Gährung, während in demselben
nach 6 Tagen auch nicht die Spur einer Gährung eintrat, wenn verhindert wurde, daß
Hefezellen hineinkamen.
Die von Sacc beschriebene Anwendung des Hopfens bei der
Brodbereitung wird aus andern Gründen erfolgen, als um eine Alkoholgährung
hervorzurufen. In Ungarn wird seit langer Zeit ein getrocknetes Gährungsmittel aus
Hopfen, Mehl und Sauerteig verwendet. In England, wo der Steuerverhältnisse wegen
keine Preßhefe dargestellt wird, gewinnt man sogen. Patenthefe, indem man einen
Mehlbrei durch Bierhefe in Gährung versetzt und mit einer Hopfenabkochung
vermischt.
Bekanntlich ist die Brodgährung vorwiegend eine Alkoholgährung, neben welcher
secundäre Gährungsprocesse verlaufen, unter denen die Milchsäuregährung obenan
steht. Bei länger andauernder Gährung des Teiges, z.B. des Sauerteiges, wird die
Bierhefe von den Organismen, welche andere Zersetzungserscheinungen hervorrufen
(Bakterien) überwuchert und verdrängt. Ein solcher alter Sauerteig ist dann nicht
mehr fähig, im Teige eine hinreichende Kohlensäureentwicklung hervorzurufen, um dem
Brode die gewünschte Porosität zu verleihen. Außerdem ertheilen die zu großen
Säuremengen und das Eintreten der schleimigen Gährung dem Brode andere unerwünschte
Eigenschaften.
Der Hopfenzusatz zum Sauerteig hat nur den Zweck, in Folge seiner conservirenden
Eigenschaft die secundären Gährungsprocesse (Milchsäure-,
Buttersäure-, Schleimgährung) zurückzuhalten. Ebenso wird bekanntlich die
Haltbarkeit des Bieres durch den Hopfen wesentlich mitbedingt, indem dieser nicht so
sehr dem Gährungsprocesse überhaupt, als vielmehr den Nebengährungen
entgegenwirkt.
Diese Wirkung wird eine Hopfenabkochung auch dann äußern, wenn, wie in Amerika
üblich, die Anwendung von Sauerteig oder Hefe bei der Brodbereitung ganz
ausgeschlossen ist, sonach nur Selbstgährung eintreten kann. Benützung der
Selbstgährung und Zusatz von Hopfenabkochung zum Teige sind aber weder als
Fortschritte in der Brodbereitung noch als etwas Originelles zu bezeichnen. Vor 40
Jahren war dieses Verfahren in Wien bei der Weißbrodbäckerei ganz allgemein üblich,
ist aber längst wieder verlassen.
Ueber die Anwendung der Salzsäure bei der Diffusion.
In mehreren Zuckerfabriken ist schon früher bei der Diffusion das sogen.
„schlechte Drücken“ beobachtet worden, d.h. eine
schwierigere und langsamere Saftcirculation durch die Schnitzelschichten hindurch.
Im vorigen Winter hat Erk gesehen, wie nach fast zwei
Monate langer normaler Arbeit Ende October das schlechte Drücken so stark eintrat,
daß in einer Schicht statt 125t nur 42t,5 Rüben verarbeitet werden konnten.
Es wurde nun auf jede Wärmepfanne von 3000! Inhalt oder 2500k Diffuseurfüllung 1,5 bis 2l rohe Salzsäure von 40 Proc., mit dem
gleichen Volum Wasser verdünnt, zugesetzt. Sofort trat völlig normales Drücken ein.
Während die Säfte in der Wärmepfanne vorher dunkelschwarz gefärbt waren, wurden sie
nach Anwendung der Salzsäure hellgrau. Eine nachweisbare Inversion fand nicht statt.
Diese günstige Wirkung des Säurezusatzes scheint darin zu beruhen, daß gewisse
organische Stoffe durch die Säure gerinnen und unlöslich werden. (Zeitschrift des
Vereins für Zuckerindustrie des deutschen Reiches, 1876 S. 288.)
Darstellung von Chlor.
Nach dem Vorschlage von Townsend (englisches Patent vom
10. October 1874) wird gasförmige Salzsäure, mit atmosphärischer Luft gemengt, bei
etwa 92 bis 150° über eine Mischung von gleichen Theilen Braunstein und
Magnesia geleitet, oder man läßt das Gasgemenge über Ziegelstücke streichen, die mit
einer Lösung von Manganchlorid und Magnesiumchlorid getränkt sind. (Vgl. 1874 311 195.)
Fabrikation von Soda aus Kochsalz.
H. Grüneberg und J. Vorster
schlagen folgendes Verfahren vor: Kochsalz und Thonerde werden zu einem Brei
angemacht, die Masse wird getrocknet, in kleine Stücke gebrochen und mit bis auf
Rothglut erhitztem Dampf behandelt. Es entweicht Salzsäure und Natronaluminat bleibt
zurück; letzteres wird durch Auslaugen von den Beimengungen befreit und entweder
mittels Kohlensäure oder Aetzkalk zersetzt, je nachdem man Soda oder Aetznatron
gewinnen will.
Statt der Thonerde kann auch Eisenoxyd oder sonst ein Metalloxyd gebraucht werden.
Soll Aetzkali oder Potasche dargestellt werden, so ersetzt man das Kochsalz durch
Chlorkalium. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 642.)
Ueber das Sättigen der Luft mit Wasserdampf und über das
Trocknen derselben.
Ein Gas, welches in einem abgeschlossenen Raum längere Zeit mit Wasser in Berührung
war, ist bekanntlich mit Wasserdampf gesättigt. Welche Zeit zur völligen Sättigung
unter verschiedenen Verhältnissen erforderlich ist, war noch nicht untersucht. Dibbits (Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S. 121)
zeigt nun, daß Leuchtgas nach dem Durchgange durch eine sogen, nasse Gasuhr völlig
mit Wasserdampf gesättigt ist. Atmosphärische Luft wird gesättigt, wenn sie rasch
durch Wasser gepreßt oder darüber hinweg geleitet wird.
Durch zahlreiche Versuche zeigt Dibbits ferner, daß bei
der Wasserbestimmung mittels Chlorcalcium (1875 215 282)
die Temperatur desselben von der größten Wichtigkeit ist, da die Dampfspannung des
Chlorcalciums bei steigender Temperatur noch stärker wächst als die des Wassers.
Chlorcalcium trocknet die Luft daher um so schlechter, je wärmer, und um so besser,
je kälter es ist. Concentrirte Schwefelsäure, welche nicht mehr als 8 Proc. Wasser
enthält, trocknet bei allen Temperaturen bis etwa 25° die Luft so vollständig
aus, daß 100l mittels derselben getrocknete
Luft an Phosphorsäureanhydrid nur noch etwa 0mg,2 Wasser abgeben. Bei fast allen Wasserbestimmungen ist also die
Quantität Wasserdampf, welche von concentrirter Schwefelsäure nicht absorbirt wird,
so außerordentlich klein, daß sie ganz innerhalb der Grenzen der Wägungsfehler
fällt. Erst bei höhern Temperaturen als 250 oder 30° trocknet concentrirte
Schwefelsäure die Luft nicht mehr so vollständig. Jedoch beträgt die Quantität
Wasserdampf, welche 1l durch Schwefelsäure
bei 50° getrocknete Luft noch enthält, viel weniger als 0mg,1.
Stopfen und Schläuche von Kautschuk sind hygroskopisch. Verfasser empfiehlt daher,
wenn man keinen Gasverschluß anwenden kann, die Absorptionsröhren offen zu wägen.
Bei nicht zu weiten und nicht zu kurzen Zuleitungsröhrchen geht, wie er zeigt, die
Diffusion der feuchten, atmosphärischen Luft in das Innere der Absorptionsröhren so
langsam vor sich, daß die dadurch verursachte Gewichtszunahme bei den ungünstigsten
Verhältnissen in 1/4 Stunde nur etwa 0mg,1
beträgt und meistens viel geringer sein wird. Viel größere Fehler hingegen
entstehen, wenn die äußere Glasoberfläche, in Bezug auf Temperatur und Feuchtigkeit,
sich nicht mit der äußern Luft ins Gleichgewicht gestellt hat. Da ferner
Kautschukschläuche keinen völlig luftdichten Verschluß abgeben, so ist bei genauen
Wasserbestimmungen besser die Luft durch die Absorptionsapparate zu pressen als zu
saugen.
Bestimmung des Schwefels im Leuchtgase.
Bekanntlich zeigte Vogel (1853 130 76), daß das Leuchtgas Schwefelkohlenstoff enthält. Zur Prüfung des
Leuchtgases auf diese Verunreinigung schlug Herzog (1861
159 292) eine ammoniakalische alkoholische Bleilösung
vor, Vogel (1870 195 477)
leitete das Gas über eine Kupferspirale. A. W. Hofmann
(1860 158 22) bestimmte den Schwefelkohlenstoff durch
Verbrennen des Leuchtgases in der Luft und Condensation der gebildeten schwefligen
Säure; Evans (* 1864 171 127)
und Letheby (* 1864 171 128)
construirten hierfür besondere Apparate.
Brügelmann (Zeitschrift für analytische Chemie, * 1876 S.
175) verbrennt das Gas im Sauerstoffstrom und bestimmt die gebildete Schwefelsäure.
Zu diesem Zweck wird ein 48cm langes
Verbrennungsrohr an einem Ende mit einem passend zusammen gebogenen Platinblech
geschlossen, welches man etwa 2cm weit
einschiebt. Dann wird eine 10cm lange
Schicht von gekörntem Aetzkalk, ferner eine 5cm lange Schicht schwer schmelzbarer Glasstückchen und 20cm lang ausgeglühter Asbest eingefüllt. Das
Rohr wird nun in einem Verbrennungsofen erhitzt, so daß die Kalkschicht und die
Glasstückchen glühend werden. Dann wird das Verbrennungsrohr mittels eines doppelt
durchbohrten, gut passenden Kautschukstopfens geschlossen, in welchen zwei
Glasröhrchen eingepaßt sind. In das eine Röhrchen führt man nun etwa in jeder Minute
100cc Sauerstoff, durch das andere das
in einer 10l haltenden Flasche vorher genau
gemessene Leuchtgas so ein, daß stets Sauerstoff im Ueberschuß vorhanden ist. In
etwa 2 Stunden ist die Operation beendet. Der Kalk wird aus der in passender Weise
gesprengten Röhre herausgebracht, in Wasser und Säure gelöst und die gebildete
Schwefelsäure durch Chlorbarium gefällt.
Sprengmittel.
Man erhitzt das Gemisch:
Salpetrigsaures Kali (Natron oder Kalk)
50–64 Th.
Schwefel
13–16
Ausgenützte Gerberlohe
14–16
Ruß, Lampenschwärze u. dgl.
9–18
Eisenvitriol
4– 5
mit einer entsprechenden Menge Wasser auf 110 bis 120°,
läßt abkühlen, trocknet die festgewordene Masse und bringt sie in Form von Ziegeln
etc. Die Patentinhaber Cahuc und Soulages nennen dieses Sprengmittel „Carboazotine.“
Nach dem englischen Patent von Faure und Trench wird ein Gemenge von 1 Th. Holzkohle, 16 Th.
Bariumnitrat und 1 Th. Nitrocellulose mit etwas Wasser zu Brei angemacht, in
Scheiben geformt und getrocknet. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1876 S. 650.)
Ueber Brünirung des Eisens; von Ph. Heß.
Die heute noch fast ausschließlich verwendeten ältern Brünirungsmethoden laufen
durchwegs auf die Bildung einer künstlichen Rostschichte hinaus und erfordern
insgesammt eine ziemlich langwierige Behandlung der Eisenflächen.
Ein dem technischen und administrativen Militär-Comité in Wien (vgl.
dessen Mittheilungen, 1876 S. 37) vor Kurzem vorgelegter brünirter
Maschinenbestandtheil zeigte ein von den sonst üblichen brünirten Flächen
abweichendes Aussehen; er war schwarz, mit graphitartigem Glanze an der Oberfläche
und besaß eine gut haftende Schutzschichte, welche unter der Behandlung mit
metallenen Kratzbürsten keinen Schaden litt. Die Schutzschichte bestand nach der
chemischen Untersuchung aus Eisenoxyduloxyd. Das Aufbringen dieser Verbindung auf
die Eisenfläche kann nun auf verschiedene Art erfolgen. Man kann die Eisenfläche mit
Leinöl bestreichen und dann erhitzen, wobei, wie es scheint, neben ausgeschiedenem
Kohlenstoff als wesentliche Schutzschichte Eisenoxyduloxyd gebildet wird. Für
Bestandtheile, die eine Erhitzung nicht zulassen oder eine solche schwer vertragen,
läßt sich nach Thirault's Methode die genannte Schutzschichte auch
dadurch aufbringen, daß man auf dem Eisen eine gleichförmige Schichte von Rost
(Eisenoxydhydrat) erzeugt und diesen durch Eintauchen in heißes Wasser (80°
bis 100°) in Eisenoxyduloxyd überführt.
Nach Versuchen, welche ich hierüber anstellte, gelingt eine solche Brünirung noch
rascher, wenn man den Eisenkörper in eine angesäuerte Lösung von Eisenchlorid taucht
und darin einige Zeit verweilen läßt; es bildet sich eine schwarze Haut von
Eisenoxyduloxyd, welche beim Eintauchen in heißes Wasser sich an die Eisenmasse fest
anlegt, und nach dem Abtrocknen mit Leinöl oder Wachs eingerieben werden kann. Die
Bildung der Eisenoxyduloxydschichte geschieht in den letztgenannten Fällen unter dem
reducirenden Einflusse des Eisens auf das Eisenoxyd und seine Salze: 4
Fe₂O₃ + Fe = 3 Fe₂O₄.
Die Vortheile dieser Eisenoxyduloxyd-Brünirung
(Magneteisenstein-Brünirung oder Hammerschlag Brünirung, wie man sie nennen
könnte) bestehen darin, daß sie rascher herzustellen ist als die
Eisenoxyd-Brünirung, und daß sie sich zum Eisen selbst günstiger verhalten
soll als die letztere. Versuche im Kleinen lehren indessen, daß auch bei der neuen
Brünirung das Eisen unter ungünstigen Umständen etwas rostet, wobei jedoch der Rost
durch Kratzbürsten leicht beseitigt werden kann, ohne die Brünirung selbst zu
verletzen. Ein Rosten des Eisens unter der Brünirung, so wie es bei der alten
Brünirung leicht vorkommt, wobei die Schutzschichte sich aufblättert und abhebt, ist
bei der Hammerschlag-Brünirung noch nicht beobachtet worden.
Ich empfehle schließlich zur Erzeugung einer sehr schönen, glänzend blauschwarzen,
dauerhaften Rostschutzschichte auf Eisen die Anwendung des Kupfersulfürs, welches
meines Wissens zu diesem Zwecke noch nicht in Vorschlag gebracht worden ist.
Die gut gereinigten Eisentheile werden wenige Minuten lang in eine
Kupfervitriollösung gehängt, so daß sich eine zarte Haut von Kupfer auf der
Oberfläche bildet; schwenkt man die mit Wasser abgespülten Stücke dann wenige
Minuten in einer mit Salzsäure schwach angesäuerten Lösung von unterschwefligsaurem
Natron, so erhalten sie einen blau schwarzen Ueberzug von Kupfersulfür, welcher
bekanntermaßen an der Luft und im Wasser gleich beständig ist. Die schwarze Fläche
kann gleich mit Wasser abgespült, mit Lappen oder Fließpapier abgetrocknet und
sofort mit dem Polirholze polirt werden; sie besitzt einen stahlblauen Schimmer,
adhärirt sehr gut am Eisen, vertragt die Behandlung mit der Kratzbürste und schützt
in ganz befriedigender Weise vor dem Rosten.
Die Unterbrechungen des
Direct-United-States-Kabels.
William Thomson und F. J. Bramwell, berichten im Journal of the Franklin
Institute, 1876 S. 232 über die ihnen anvertraute Prüfung der Bruchenden
und des wieder aufgenommenen Stückes des Kabels der „Direct United States
Company“ folgendes:
Der Bruch am 27. September 1870 erfolgte in 70, der am 10. December in 120 Faden
Tiefe. Die Enden des Drahtes, woraus das Kabel besteht, liefen spitz zu, wie es
stets bei sehr dehnbarem Metall stattfindet. Nirgends war ein Zeichen von
Verdorbensein oder von einer unvollkommenen Beschaffenheit des Kabels oder von
Zerscheuern desselben an den Felsen oder von Zerdrücken; der Bruch konnte daher nur
in einem vollkommenen Kabel, in durchaus gesundem Metall erfolgt sein, und letzteres
mußte unter sehr heftigem Zug zerrissen sein. Bei dem ersten Bruche mußte ferner
dieser heftige Zug von einem Werkzeuge, wie vom Arme eines Enterhakens oder dem
Flügel eines Ankers ausgeübt worden sein, welches nach dem Auftreffen auf das Kabel
demselben entlang gelaufen war und die Schutzdrähte in den Hanf getrieben hatte, bis
sich rund um das Kabel eine Verdickung von etwa 330mm Länge gebildet hatte; dadurch wurde
endlich das weitere Fortschreiten des Werkzeugs verhindert, wie sich an den an den
Schutzdrähten hinterlassenen Spuren erkennen läßt, und mm begann das Zerreißen.
Etwa 12 Knoten des Kabels wurden wieder aufgenommen und dieses Stück erwies sich als
in ausgezeichnetem Zustande und frei von jedem Fehler. Sein Widerstand gegen das
Zerreißen betrug 7t. Der Bericht vermag
nicht zu erklären, wie ein so großer Zug auf das Kabel ausgeübt werden konnte,
schließt aber, daß er nicht zufällig von Fischerbooten in Verfolgung ihres
gewöhnlichen Geschäftes ausgeübt worden sein kann.
Der Dampfer Faraday hat auch die Bruchenden des zwischen New-Hampshire und
Torbay liegenden Kabeltheiles wieder aufgenommen, welches am 23. Januar 1876 in
einer Tiefe von nahezu 100 Faden gebrochen war, und die Vertreter der Gesellschaft
erklären, daß der Bruch den deutlichsten Beweis dafür liefert, daß er von dem
Durchschneiden mittels einer Axt oder eines Beiles nach dem Emporheben des Kabels
durch einen Anker herrührt; ob das aber aus Bosheit oder in Nothwehr von einem vom
Wetter bedrängten SchiffeEinige solche Vorkommnisse bei dem Kabel zwischen St. Pierre und Duxbury
werden im Journal of the Telegraph, Bd. 9 S. 117
aufgeführt; nach S. 116 derselben Zeitschrift scheint etwas Aehnliches auch
dem Direct-United-States-Kabel geschehen zu sein. geschehen ist, läßt sich nicht nachweisen. In gewisser Beziehung scheint ein
internationales Gesetz wünschenswerth, welches die Verantwortlichkeit von Schiffen
in solchen Fällen feststellt und die Frage nach der gerichtlichen Inständigkeit von
die Unterseekabel betreffenden Streitfällen erledigt.
Wir fügen hieran (nach dem Telegraphic Journal, 1876 S.
141. 146) die Mittheilung, daß jüngst alle 4 transatlantischen Kabel der
Anglo-American-Company unterbrochen waren, da nicht nur das von
Frankreich ausgehende etwa eine Woche vorher in einer Entfernung von 200 engl.
Meilen von Brest zerrissen, sondern auch die 3 von England ausgehenden unbrauchbar
waren wegen einer Unterbrechung der kurzen Kabel zwischen Neufundland und St. Pierre
und zwischen Neufundland und Cap Breton, welche bei den letztern vermuthlich durch
einen Eisberg in der Placentia Bay (Neufundland) herbeigeführt wurde. Das nun allein
dienstfähige Direct-United-States-Kabel vermochte, trotzdem es
ausgezeichnet arbeitete, nicht den ihm zufallenden gesammten Verkehr ohne Verspätung
zu bewältigen, da am 5. Mai innerhalb 24 Stunden allein 700 Telegramme aufgegeben
wurden.Nach dem Telegrapher, Bd. 12 S. 119 wären am 6.
Mai sogar in 24 Stunden 891 Telegramme auf dem
Direct-United-States-Kabel allein befördert worden, was
alle bisherigen Leistungen auf langen Kabeln bedeutend übertrifft. –
Ausführlicheres darüber enthält ein Bericht der Directoren der Gesellschaft
(Telegraphic Journal, Juni 1876 S. 161).
Danach wurden in der Zeit des Andranges, vom 4. bis 9. Mai einschließlich,
83141 Wörter befördert; an den beiden heißesten Tagen, den 5. und 9 Mai,
allein bez. 14402 und 15906 Wörter in 24 Stunden, was also eine mittlere
Geschwindigkeit bez. von 10 bis 11 Wörtern für 1 Minute ergibt, während die
größte erreichte Geschwindigkeit 18 Wörter in der Minute beträgt, und dies
zwar auf dem Hauptkabel, zwischen Irland und Neuschottland, von 2500
Seemeilen Länge. Auf dem kürzern Theile zwischen New-Hampshire und
Torbay war die Telegraphirgeschwindigkeit natürlich viel größer. Beim
größten Andrange selbst kam nur eine Verspätung von etwa 15 Stunden vor. Das transatlantische Kabel von 1865 (vgl. 1875 216 83) ist schon seit März 1873 an zwei Stellen unterbrochen.
Reinigung von Fabrikabflußwässern.
Nach einem englischen Patent von Berenger und Stingl versetzt man Fabrikabwässer mit einer Lösung von
eisenhaltiger Thonerde in Salzsäure, dann mit Kalkmilch und läßt nach dem Absetzen
des Niederschlages die Flüssigkeit abfließen. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 648.)
Bekanntlich haben die bereits von Lenk (1869 191 87), Bellamy (1868 187 320), Dumas (1874 211 214) u.a. zur
Reinigung von Abflußwässern vorgeschlagenen Thonerdeverbindungen durchaus
ungenügende Resultate ergeben, so daß auch dieses im Wesentlichen gleiche Verfahren
die schädlichen Stoffe nur unvollkommen beseitigen wird.
F.