Titel: | Lichtpausverfahren. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 86 |
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Lichtpausverfahren.
Lichtpausverfahren.
Versuche, eine Reproductionsmethode aufzufinden, nach der Jedermann mit Hilfe des
Lichtes genaue Copin von Zeichnungen u. dgl. in beliebiger Anzahl selbst anfertigen
könne, wurden nach einem Bericht von O. Kramer zuerst mit
Silberpräparaten von Wedgewood im J. 1803 gemacht. Dieses
Verfahren wurde später durch H. Davy verbessert. Da man
jedoch noch nicht verstand, das Bild zu fixiren, so mußte die erhaltene weiße
Zeichnung auf braunschwarzem Grunde im Dunkeln aufbewahrt werden.
J. Herschel schlug als Fixirmittel unterschwefligsaures
Natrium vor; doch brachte erst im J. 1839 F. Talbot diese
Erfindung zur allgemeinen Verwerthung (vgl. 1871 200
489).
Später wurden haltbarere lichtempfindliche Silberpapiere von A. Ost in Wien, Carrier, Schäffer und Mohr in Paris, R. Talbot in
Berlin (1871 199 331) 202
456), E. Liesegang in Düsseldorf u.a. angefertigt. Wegen
des hohen Preises derselben hat das Verfahren aber nur geringe Verbreitung
gefunden.
Willi (1866 180 234) 182 148) tränkte gutes Papier mit einer Lösung von
doppeltchromsaurem Ammoniak und Phosphorsäure und ließ nach der Belichtung
Anilindämpfe einwirken. Durch Waschen in verdünnten Säuren nahm das Bild einen
tiefblaugrünen Ton an. Nach diesem Verfahren sollen nur von sehr geübter Hand
verwendbare Copien zu erwarten sein.
Poitevin (1861 159 444) läßt
das Papier auf einer Lösung von Eisenchlorid und Weinsäure schwimmen, trocknet und
behandelt dasselbe nach der Belichtung mit einer kalt gesättigten Gallussäurelösung.
Die so erhaltene dunkle Zeichnung auf weißem Grunde ist gewöhnlich unrein und von
geringer Schärfe.
Bei Burnett's Uranbildern erscheint die Zeichnung weiß auf
ziegelrothem Grunde. Da jedoch die Uranpräparate theuer und die Bilder für das Auge
wenig gefällig sind, so ist auch dieses Lichtpausverfahren nicht
empfehlenswerth.
Herschel (1864 172 74) schlug
bereits im J. 1842 vor, Papier mit Eisenchlorid und rothem Blutlaugensalz zu tränken
und nach der Belichtung auszuwaschen. Die Zeichnung erscheint weiß auf blauem Grund
(1874 213 176).
Reynolds (1862 163 440) und H.
Schwarz (1863 170 156)
1875 218 61) geben genaue Vorschriften zur
Selbstanfertigung des empfindlichen Papieres. Marion et
fils in Paris und Oskar Kramer in Wien bringen
nach dieser Methode hergestelltes lichtempfindliches Papier in den Handel
(Wochenschrift des niederösterreichischen Gewerbevereins, 1876 S. 150).
Kuno Mair in München liefert eine entsprechende
Flüssigkeit (Patent Beaurain), mit der Jeder im Stande
ist, 1qm lichtempfindliches Papier für 1 M.
herzustellen. Die der Redaction dieses Journals eingesendeten Proben von Copien,
ebenfalls weiß auf blauem Grunde, lassen nichts zu wünschen übrig.