Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 379 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampfkesselexplosionen in England.
Die älteste s. Z. von Fairbairn
gegründete Kesselinspectionsgesellschaft theilt mit, daß in
England während der letzten 10 Jahre 534 Kesselexplosionen
stattfanden, durch welche 617 Todesfälle und 997 Verletzungen
verursacht wurden (vgl. 1875 216 536). Im J. 1875 fanden 45
Explosionen mit 67 Todten und 96 Verwundeten statt. Der
Durchschnitt der 10 Jahre ergibt 53 Explosionen mit 62 Todten
und 99 Verwundeten pro Jahr. Der Bericht betont wiederholt die
Nothwendigkeit des Einschreitens der Regierung. Es sei absolut
sicher, daß auch in diesem Jahre wieder etwa 150 Menschen
getödtet und verwundet werden würden, und ebenso sicher, daß sie
bei gewöhnlicher Vorsicht am Leben erhalten werden könnten.
(Deutsche Industriezeitung, 1876 S. 118.)
Gußeiserner Bremsklotz für
Eisenbahnräder.
Das englische Fachblatt Iron bringt
in seiner Nummer vom 29. Januar 1876 S. 136 das genaue
Abnützungsprofil eines gußeisernen Bremsklotzes, wie derselbe
unsers Wissens bis jetzt noch nicht auf dem Continente in
Anwendung stand. Hier haben nämlich die gußeisernen Bremsklötze,
welche, wie bekannt, vielfach zum Ersatz der rascher sich
abnützenden hölzernen Klötze verwendet werden, nur eine solche
Breite (80 bis 100mm), daß sie den conischen
Theil der Lauffläche umfassen, den eigentlichen Spurkranz aber
gar nicht berühren können. Der hier vorliegende Bremsklotz
hingegen wird breiter als der Tyre und mit dem completen
negativen Profil desselben hergestellt. Dadurch wird beim
Bremsen die ganze Radoberfläche zur Aufnahme des Druckes
herbeigezogen und somit in erster Linie eine geringere, dann
aber auch eine gleichmäßigere Abnützung des Tyre erfolgen, als
dies jetzt geschieht, wo der Spurkranz nahezu unverändert
bleibt, während die Laufflächen durch das Bremsen rasch
abgenützt werden. In Folge dessen ist ein weniger häufiges
Abdrehen der Bremsräder erforderlich; endlich trägt auch dieser
Bremsklotz entschieden dazu bei, die Bildung einer scharfen Ecke
zwischen Lauffläche und Spurkranz zu verhindern.
G.
Eine wandernde Brücke.
Die Londoner Presse beschäftigt sich jetzt vielfältig mit
Projecten für eine neue Communication über die Themse unterhalb
London Bridge, nachdem die letztere für den enormen Verkehr
schon längst ungenügend geworden ist, der Errichtung einer neuen
Brücke jedoch bedeutende Hindernisse entgegenstehen. Dieselbe
müßte nämlich entsprechende Höhe haben, um die großen
Seeschiffe, welche bis zum Katherine Dock und weiter hinauf
gefahren kommen, durchzulassen — ein Umstand, der lange
und enorm kostspielige Rampen an beiden Ufern bedingen würde.
Ein Tunnel macht wegen der Zufahrten dieselben Schwierigkeiten
und dürfte auch kaum den Verhältnissen entsprechen, bliebe somit
nur, abgesehen von den primitiven und ungenügenden Dampffähren,
eine Drehbrücke, oder das von Barclay Bruce im Engineering, März
1876 S. 188 vorgeschlagene, jedenfalls sehr originelle
Auskunftsmittel. Derselbe will den Uebergang über die Themse
mittels einer wandernden Brücke bewerkstelligen, welche im
Niveau der beiden Ufer 10m über Fluthwasser liegend,
abwechselnd hin- und zurückgeschoben würde. Zu diesem Behufe
werden im Flusse 6 Pfeiler errichtet, die ca. 33m von
einander abstehen, um der Brücke abwechselnd zur Auflage zu
dienen. Diese selbst besteht aus einer Eisenconstruction von
100m Länge, 33m Breite und wird vom
Erfinder inclusive Belastung auf 3000t veranschlagt. Diese Masse
ruht mittels Rollen, die auf einer gemeinsamen Welle befestigt
sind, auf den einzelnen Pfeilern, und wird dadurch vorwärts
gerückt, daß die Wellen der Tragrollen durch Dampfmaschinen in
Umdrehung versetzt werden. In jedem der Strompfeiler befindet
sich nämlich an beiden Enden ein Thurm, welcher eine
Dampfmaschine enthält, die zum directen Antrieb der betreffenden
Welle dient. Selbstverständlich findet sich die Brücke in jeder
Stellung genügend unterstützt, so daß sie bei Passage von
Schiffen sofort angehalten werden kann, indem der
Maschinenwärter des betreffenden Brückenpfeilers seine Maschine
stoppt oder reservirt.
Auf diese Weise sollen bei jeder Wanderung 100 Wagen und 1400
Passagiere in 3 Minuten über die Themse befördert werden können;
die Anlagekosten betragen nach Angabe des Erfinders keine 3
Millionen Mark und sind wohl jedenfalls geringer als die Kosten
einer stabilen Brücke von genügender Höhe. Dagegen dürfte dieses
kühne Project, wenn schon an keinem andern Einwande, jedenfalls
an der Frage der Betriebskosten zu Grunde gehen, ehe noch einer
der in unserer Quelle so geschmackvoll gezeichneten Pfeiler der
Themse entstiegen ist.
M.
Pumpenanlage zur Entsumpfung des
Küstengebietes von Ferrara.
Ein Gebiet von mehr als 50 000ha an der Küste von Ferrara
in Italien, das durch Jahrtausende hindurch versumpft und der
Cultur unzugänglich war, wird jetzt durch eine
Pumpenanlage drainirt, welche als die größte ihrer Gattung
bezeichnet werden muß, und einen imposanten Beweis der Macht
liefert, welche sich der Mensch mit Hilfe des Dampfes über die
Natur errungen hat. Acht kolossale Centrifugalpumpen von 1524mm
Scheibendurchmesser und 1372mm Durchmesser liefern bei
einer mittlern Saughöhe von 2m,210 in der Minute 2000cbm
Wasser, resp. 2 880 000cbm pro 24 Stunden —
eine Ziffer, deren Größe man erst dann vollkommen würdigen kann,
wenn man sich vorstellt, daß beispielsweise die Themse in
trockenen Jahren kaum die Hälfte dieses Wasservolums pro Tag dem
Meere abgibt, während der tägliche gesammte Wasserverbrauch von
London nur den sechsten Theil der obigen Zahl erreicht.
Der Antrieb geschieht für je zwei Centrifugalpumpen
gemeinschaftlich durch eine Woolf'sche Dampfmaschine, mit einem
Dampfsammler zwischen Hochdruck- und Niederdruckcylinder, da die
Kurbeln derselben um 130° verdreht sind. Der Hub beträgt
bei beiden Cylindern 686mm, der Durchmesser der
Dampfcylinder 705 bezieh. 1184mm; der Hochdruckcylinder hat
Expansionssteuerung. Beide Cylinder sind horizontal neben
einander angeordnet, sammt dem Dampfhemd in einem Stücke
gegossen und mittels einer Duplex-Cylinderbohrmaschine
gemeinschaftlich ausgebohrt.
Von dem Niederdruckcylinder geht der Dampf zu einen
Röhrencondensator von 70qm Abkühlungsoberfläche, die
durch 80mm weite Rohre gebildet wird, durch welche das ganze
angesaugte Wasser strömt. Zu erwähnen ist hier noch die
Abdichtung dieser Rohre, welche einfach in die im Guß
ausgesparten Löcher der beiden Rohrwände gesteckt werden und an
den beiderseits vorstehenden Enden Kautschukringe eingeklemmt
erhalten, die vollständig dichten Abschluß gewähren. Die
zugehörige Luftpumpe ist einfachwirkend, von 482mm
Durchmesser und 305mm Hub, und erhält ihren
Antrieb von einem Excenter, das zwischen beiden Treibkurbeln auf
der Welle befestigt ist.
Die Dampfkessel sind in den Seitenflügeln des Pumpengebäudes in
zwei Gruppen von je fünf Stück aufgestellt, enthalten je zwei
Feuerrohre mit Galloway'schen Stutzen und geben eine
Gesammtheizfläche von 680qm bei 28qm
Rostfläche. Auf jeder Seite ist ein Rauchfang errichtet, und vor
dessen Einmündung ein Green'scher Economiser von 192 Röhren
(100mm weit) mit 190qm Heizfläche aufgestellt,
welchen die Heizgase auf dem Wege zum Schornstein zu passiren
haben.
Die ganze Anlage ist von John und Henry Gwynne in Hammersmith, London ausgeführt und hat sich nach
Engineering, 1876 Bd. 21 S. 9 12
Tage lang ununterbrochen andauernder Uebernahmsprobe glänzend
bewährt.
Mehlfälscher.
Gemäß Mittheilung des Präsidenten des landwirthschastl. Vereins
für Rheinpreußen werden von der Firma Heeremans und Comp. in
Rotterdam den Mühlenbesitzern der Rheinprovinz unter der
Bezeichnung „zoogenaamd
Kunstmeel of Kunstwit“ (sogen. Kunstmehl oder
Kunstweiß) zwei Proben einer weißen, mehlförmigen Substanz
zugesendet, welche bei Abnahme von mindestens 100k zum
Preise von 8,50 resp. 7,50 M. pro 100k geliefert werden soll. Nach
der Untersuchung der landwirthschaftlichen Versuchsstation zu
Bonn ist dieses „Kunstmehl“ nichts anderes
als Gyps. Die Verwendung desselben seitens der Müller und Bäcker
würde letztere mit dem Strafgesetz in Conflict bringen, denn
nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals vom 15. December 1875
ist selbst das Feilhalten von Eßwaaren, die, wenn auch nicht
gesundheitsgefährlich oder schädlich, doch zum menschlichen
Genusse ungeeignet sind, als Betrug zu bestrafen, wenn es
wissentlich geschieht, und als Uebertretung nach § 367
Nr. 7 des Str.-Ges.-B., wenn es nicht wissentlich geschieht.
Zunahme der Zugfestigkeit des Papieres
durch Behandlung desselben mit Schwefelsäure; von A. Lüdicke.
Die Herstellung des sogen. Pergamentpapieres geschieht
bekanntlich in der Weise, daß endloses, aus Leinen- oder
Baumwollfasern erzeugtes Papier durch eine Mischung von
Schwefelsäure und Wasser gezogen und hierauf zur Entfernung der
Säure einem Waschproceß unterworfen wird. In der
Papier- und chemischen Fabrik zu Helfenberg bei Dresden, aus
welcher das Untersuchungsmaterial stammt, verwendet man reines
Baumwollpapier, 9 bis 9½ Th. englische Schwefelsäure von
58 bis 60° B. auf 1 Th. Wasser; auf 100k
Rohpapier sind 500k Säuremischung zu rechnen. Die
Temperatur übersteigt nicht 10°, und die Dauer der
Einwirkung beträgt etwa 3 Secunden.
Die Schwefelsäure bewirkt die oberflächliche Umwandlung eines
Theiles der Cellulose in eine der Stärke ähnliche Substanz, nach
Girard (1876 219 549) in
Hydrocellulose, welche einen Kitt bildet und eine feste
Vereinigung der Fasern bewirkt. Hierbei tritt eine
Flächenschwindung von 5 bis 10 Proc. und ein Gewichtsverlust nie
unter 10 Proc. auf.
Der Verfasser und Menzel
(Civilingenieur, 1876 S. 155) ermittelten nachstehende
Daten.
Bezeichnung.
Dicke.
Specifisches Gewicht.
Abs. Festigkeit pro 1 qmm. k
Feuchtigkeisgehalt. Proc.
Aschengehalt. Proc.
Rohpapier
0,234
0,617
1,415
6,785
0,633
Pergamentpapier
0,152
0,964
6,436
8,778
0,496
Rohpapier
0,178
0,543
1,483
7,071
0,645
Pergamentpapier
0,113
0,937
5,111
8,483
0,458
Rohpapier
0,134
0,624
1,503
6,978
0,678
Pergamentpapier
0,088
0,927
5,777
9,160
0,559
Durch die Behandlung mit Schwefelsäure
verringert sich hiernach die Dicke des Papieres um 34 bis 37
Proc., dagegen nimmt das specifische Gewicht um 32 bis 42 Proc.
zu. Die Festigkeitszunahme beträgt bezieh. das 4,55, 3,44,
3,84fache. Versuche mit Pergamentpapier, welches eine kurze Zeit
im Wasser aufgeweicht worden war, ergaben, wie erwartet, eine
Herabminderung der Festigkeit, deren kleinster Werth 0,6
desjenigen für luftrockenen Zustand betrug. Das Pergamentpapier
besitzt (s. Tabelle) ein größeres Vermögen, Wasser anzusaugen
als das Rohpapier; die Baumwollfaser wird also durch das
angewendete Verfahren hygroskopischer. Der Verlust an
Aschengehalt rührt jedenfalls von der Schwefelsäure her, welche
Aschenbestandtheile zersetzt hat, die durch das Waschen später
entfernt worden sind.
Die Festigkeit des Pergamentpapieres ist je nach der Temperatur
bei dessen Herstellung verschieden; eine Regelung des
Wärmegrades ist aber wegen der durch die Schwefelsäure
herbeigeführten Erhitzung sehr schwierig, und wurden nach dieser
Richtung keine Versuche angestellt.
Eisensalze zum Gerben von
Sohlleder.
Ueber die Verwendung von Eisenchlorid zum Gerben thierischer
Häute berichtete Prof. Dr. F. Knapp bereits früher in seiner
bahnbrechenden Arbeit „über Gerberei und
Leder“(1858 149 380). Einer brieflichen
Mittheilung entnehmen mir mit gütiger Erlaubniß folgende Angaben
über die Fortsetzung diesbezüglicher Versuche.
Nachdem Prof. Dr. Knapp gefunden hatte, daß die
Eisenoxydsalze ungemein ungleiche Qualitäten für das Gerben
besitzen, kam er auf ein Präparat, welches sich besonders
günstig erwies. Seine Versuche im Großen (in der Eichthal'schen
Gerberei zu München) mit einem hervorragenden Praktiker wurden
durch Ueberzug von München nach Braunschweig unterbrochen, aber
in der letzten Zeit von einer Braunschweiger Firma wieder
aufgenommen. Die in der Gerberei von A. Heyer in Braunschweig 1½ Jahre durchgeführten
Versuche im Großen mit ganzen Häuten und Fellen zeigten
zweifellos, daß mittels Eisengerbung ein dem Lohleder an
Brauchbarkeit nicht zurückstehendes Product zu erzielen ist.
Der Schwerpunkt liegt im Sohlleder, da der Proceß für die
schwerste Haut, abgesehen vom Reinmachen (Abhaaren u. s. w.),
höchstens 8 Tage erfordert, dazu ein Material, von welchem 1k nur
24 Pf. und sehr wenig Arbeit.
Das Versuchsstadium im angedeuteten Sinn ist geschlossen. Die
noch übrigen Schwierigkeiten sind die überaus großen
Vorurtheile, namentlich der Praktiker und deren theoretische
Vorstellungen, ferner die Entwicklung der mechanischen
Hülfsmittel und die Einübung der Arbeiter, da wie in
jeder Gerberei so auch in der Eisengerberei die Behandlung
mindestens ebenso entscheidend ist als der Stoff.
Die Firma Gottfriedsen und Comp. in Braunschweig hat die Sache
definitiv in die Hand genommen und ist gegenwärtig damit
beschäftigt, eine Werkstätte als Versuchsstation einzurichten,
worin sich Jeder durch Augenschein von der großen Einfachheit
der Methode überzeugen und Ledermuster haben kann.
Hr. Prof. Dr. Knapp hat sich auf Ansuchen der Redaction freundlichst
bereit erklärt, in nächster Zeit das Verfahren in diesem Journal
ausführlich zu besprechen.
F.
Ueber Fleischextract und conservirtes
Fleisch; von A. Ungerer.
Bekanntlich ist die Extractgewinnung aus Fleisch eine nur
unvollkommene Verwerthung desselben als Nahrungsmittel; auch die
meisten vorgeschlagenen Conservirungsmethoden sind mangelhaft,
da dieselben entweder nicht mehr den vollen Nahrungswerth des
Fleisches besitzen, oder deren Zubereitung umständlich und
kostspielig ist. Ich glaube nun ein Verfahren ausfindig gemacht
zu haben, welches gestattet, den Fleischüberfluß anderer
Erdtheile auch dem minder bemittelten Publicum Europas
zugänglich zu machen und zu niederm Preise ein Präparat
herzustellen, das sowohl den vollen Nahrungswerth des frischen
Fleisches hat, als auch in Beziehung auf Haltbarkeit allen
Anforderungen genügt.
Ich trockne nämlich das zerhackte Fleisch bei einer nur wenig
über 100° erhöhten Temperatur unter Verhältnissen aus,
daß der ganze Wassergehalt innerhalb einer halben Stunde
entfernt wird, und daß der Rückstand sich leicht in ein feines
gelbliches Pulver verwandeln läßt. Dasselbe kann zur leichtern
Verpackung durch starken Druck in Tafeln oder Blöcke gepreßt
werden.
Heilung der Seekrankheit durch
Chloral.
Nach Besprechung der Behandlung der Seekrankheit mit
Elektricität, subcutaner Injection von Morphium, mit
Kirschlorbeerwasser, Valeriantinctur, Belladonnapflaster und
Bromkalium, durch welche der beabsichtigte Zweck nur
unvollkommen zu erreichen ist, empfiehlt Dr. Obet (Revue industrielle, 1876 S. 158) gegen
diese Krankheit 1 bis 2g Chloral, in
Form eines Syrups zu nehmen.
Desinfectionsmittel.
Jones (englisches Patent vom 9.
Februar 1875) empfiehlt eine Mischung aus 10 Th. schwefelsaurem
Zink und 90 Th. Chlorcalcium in Pulverform oder, in 80 Th.
Wasser gelöst, als verbessertes Desinfectionsmittel.
Die Anwendung von Zinkvitriol (1846 100 216) 1851 119 319) und Chlorcalcium (1872 209 318) ist nicht
neu, die desinficirende Wirkung derselben nur gering.
F.
Dynamit.
Der Entdecker des Nitroglycerins, Sobrero, bezeichnete kürzlich in einer Mittheilung an die
Turiner Akademie zwei Operationen bei der Dynamitfabrikation als
hervorragend gefährlich, einerseits nämlich die Mischung des
Nitroglycerins mit dem Kieselguhr und anderseits die
Zusammendrückung der Masse in Formen zu Patronen. In beiden
Fällen könne durch Reibung und Druck Explosion hervorgerufen
werden. Als weit sicherer empfiehlt Nobel den Kieselguhr mit Wasser zu einem Teige anzumachen,
der in die Form von Patronen etc. gebracht und dann vollständig
getrocknet wird. Diese Patronen werden dann in das Nitroglycerin
gebracht, welches sie aufsaugen; die Aufnahme von Nitroglycerin
kann durch Luftverdünnung erleichtert werden. Sobrero hat seine Versuche mit Kieselguhr
italienischen Ursprungs angestellt, der sich sehr gut formen
läßt und so viel Nitroglycerin absorbirt, daß die Patronen davon
75 Proc. ihres Gewichtes enthalten. (Deutsche Industriezeitung,
1876 S. 96.)
Analysen verschiedener Auslese-Weine; von
C. Neubauer.
Textabbildung Bd. 220, S. 383
Die
analytischen Resultate dieses großen Weines mögen Manchem
kaum glaublich erscheinen, und doch hatte ich im J. 1868
Gelegenheit, einen selbstgekelterten Most von ähnlicher Güte
aus gleicher Lage zu untersuchen. Am 9. November 1868
lieferte mir der kgl. Kellerinspector Vietor edelfaule, bereits zu Rosinen eingeschrumpfte
Weinbeeren aus dem Rüdesheimer Berg (Burg Ehrenfels), die
mir beim Keltern mit starker Schraubenpresse nicht mehr als
50,8 Proc. Most lieferten. Die Analyse dieses von mir selbst
gekelterten Mostes ergab folgende Resultate:
Jahrgang.;
Polarisationswinkel der entfärbten Weine in 200mm
langer Röhre.; Zuckergehalt nach Fehling.; Gesammte Extractmenge. Proc.; Alkoholgehalt.
Proc.; Freie Säure. Proc.; Spec. Gew. der Weine mit
Alkohol.; Spec. Gew. der Weine ohne Alkohol.; Mineralstoffe.
Proc.; Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl;
Deidesheimer von Dr. Buhl; Deidesheimer von Dr. Buhl;
Steinberger von Aug. Wilhelmj;
Rauenthaler Berg von Aug. Wilhelmj; Rüdesheimer Berg von Aug. Wilhelmj; Rauenthaler Berg von Aug
Wilhelmj; Forster Jesuitengarten
v. Aug Wilhelmj; Schloß
Johannisberger von Czéh; Schloß
Johannisberger von Czéh; Schloß
Johannisberger von Czéh;
Steinberger von der königl. Domäne; Markobrunner der königl.
Domäne; Rüdesheimer der königl. Domäne
Specifisches Gewicht des Mostes
1,2075.
Zucker
42,80
Proc.
Freie Säure
0,55
Proc.
Albuminate
0,39
Proc.
Mineralstoffe
0,76
Proc.
Extractivstoffe
14,03
Proc.
––––––––––––
58,53
Proc.
Wasser
41,47
––––––––––––
100,00
(Zeitschrift für analytische Chemie, 1876
S. 209.)
Natrongehalt der englischen Soda.
In seiner Antrittsrede als Präsident der chemischen Gesellschaft
zu Newcastle-on-Tyne sprach sich John Pattison über das Verhältniß des angeblichen zum
wirklichen Natrongehalt der in Liverpool geprüften kaustischen
und calcinirten Soda (Soda-ash) etwa
folgendermaßen aus: Es ist Thatsache, daß Liverpooler Analysen
den Natrongehalt stets um 1 bis 2 Proc. höher angeben als die
gewöhnlichen Handelsanalysen, und daß Kaufleute einen hübschen
Nutzen dadurch erzielt haben, daß sie Soda nach Newcastler
Analyse (Tyne test) gekauft und nach
Liverpooler Analyse verkauft haben. Ich ließ kürzlich eine Probe
kaustischer Soda, welche nach dem beglaubigten Liverpooler
Schein 60 Proc. Natron enthalten sollte, in meinem Laboratorium
aufs Sorgfältigste untersuchen und fand nur 57 Proc. ... Ich
brauche Ihnen nicht zu sagen, daß die Prüfung der Soda zu
einfach ist, um darin die Ursache suchen zu können, daß die
Untersuchungen zweier Chemiker nicht auf ¼ Proc. genau
übereinstimmen. Ein Unterschied von 1 bis 3 Proc. im angeblichen
Gehalt hat einen Unterschied von 4½ bis 18 Shilling pro
Tonne zur Folge. Dieser Unterschied allein gibt schon einen sehr
hübschen Nutzen und konnte manchmal bewirken, daß ein Fabrikant
in Lancashire gute Geschäfte macht, während der an der Tyne Geld
verliert. Ich fürchte, daß dieser Mißstand nur dadurch beseitigt
werden kann, daß die Verbraucher von Soda davon in Kenntniß
gesetzt werden und darauf bestehen, daß sie wirklich so viele
Procente Natron erhalten, als ihnen angerechnet werden.
(Papierzeitung, 1876 S. 122.)
Nachweis der Salpetersäure im Trinkwasser
durch Goldpurpur.
Zur Prüfung von Trinkwasser auf Salpetersäure bringt man nach A.
Vogel (Chemisches Centralblatt, 1876
S. 167) 10 bis 15cc des zu untersuchenden Wassers in
eine kleine Porzellanschale und setzt echte Goldplättchen und
einige Cubikcentimeter reiner Salzsäure hinzu. In der Kälte
zeigt sich keine Veränderung, beim Kochen aber und Abdampfen bis
auf ein geringes Volum bemerkt man bei Gegenwart von
Salpetersäure ein theilweises Verschwinden der Goldplättchen und
eine gelbliche Färbung der Flüssigkeit. Man verdünnt den
Abdampfrückstand mit etwas destillirtem Wasser und filtrirt von
dem ungelösten Blattgolde ab. Je nach der Menge der im Wasser
enthaltenen Nitrate wird das Filtrat auf Zusatz von Zinnchlorür
mehr oder weniger roth gefärbt. Bei Spuren von Salpetersäure
bildet sich erst noch nach einigen Tagen ein schwach hellrother
Bodensatz. Bleibt der Absatz auch nach längerm Stehen vollkommen
weiß, so war das Wasser völlig frei von Nitraten.
Berichtigung.
In Göbel's Abhandlung über
Fortschritte in der Salpetersäurefabrikation S. 242 Z. 8 von
unten sind die beiden Zahlen „132,1“ und
„125,3“ mit einander zu vertauschen, so daß
der betreffende Absatz zu lauten hat:
Früherer Betrieb. Jetziger Betrieb.
Ausbeute an Salpetersäure von 1,33 spec. Gew.
pro 100k reines salpetersaures Natrium im Mittel:
125,3 132,1
u. s. w.