Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 283 |
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Miscellen.
Miscellen.
Der Arbeitsverbrauch für
Blechbiegmaschinen; von Prof. Dr. E.
Hartig.
Der Verfasser (Civilingenieur, 1876 S. 79) berichtigt einen
Rechenfehler, welcher bei der Berechnung des Coefficienten
α in der Formel „Textabbildung Bd. 220, S. 283 Meterkilogramm“ für den Arbeitsverbrauch
beim Rundbiegen schmiedeiserner Stäbe und Platten (vgl. 1874 212 275) sich eingeschlichen hat.
Dieser Coefficient hat nämlich den wahrscheinlichsten Werth
α = 0,075
(und nicht 0,75). Der an gleicher Stelle
angegebene Coefficient für rothwarmes Eisen (α = 0,10),
welcher hiermit nicht im Einklang steht, ist als unsicher zu
betrachten, weil zu seiner Herleitung nur ein einziger Versuch
vorlag. (Diese Berichtigung bezieht sich zugleich auf S. 224 und
225 des bekannten Hartig'schen
Berichtes „Versuche über Leistung und Arbeitsverbrauch
der Werkzeugmaschinen“. Leipzig 1873. G. Teubner.)
Hydraulische Hebevorrichtungen.
Der Moniteur universel belge, Februar
1876 S. 89, bringt verschiedene Abbildungen eines in Amerika von
Lane und Bodley in Cincinnati eingeführten Aufzuges, welcher einige
interessante Punkte darbietet. Der Betrieb des Aufzuges
geschieht mittels des Druckwassers der städtischen
Wasserleitung, wie dies nun fast in allen größern Städten zur
Verfügung steht. Der Arbeitscylinder wird im Keller des
Gebäudes, welches mit dem Aufzug versehen werden soll, in
horizontaler Lage angebracht, die Kolbenstange trägt eine
Traverse, welche mittels Rollen auf zwei Führungen läuft und auf
einer Welle drei oder mehr Seilscheiben frei beweglich trägt. Am
Ende der Traversenführung ist in festen Lagern eine zweite fixe
Welle gelagert, auf welcher die gleiche Anzahl von Seilscheiben
frei drehbar angebracht ist. Ueber diese Seilscheiben ist nun
ein Seil gewunden, das am einen Ende in dem Gestelle der
Maschine befestigt ist, dann abwechselnd über eine Trommel der
mit der Traverse verbundenen und der feststehenden Welle gelegt
wird und zuletzt von der letztern Trommel der feststehenden
Welle zur Spitze des Aufzuges, hier über eine Rolle und endlich
zu der auf- und niedersteigenden Platform geht. Beim Einlassen
von Druckwasser in den Arbeitscylinder geht die mit der
Kolbenstange verbundene Traverse mit der einen Hälfte der
Seilscheiben vor oder zurück und bewegt somit die Platform um
das Sovielfache des Kolbenhubes, als es Seilscheiben gibt, wie
dies eben der Construction dieses Flaschenzuges entspricht. Die
Zuleitung oder Absperrung des Druckwassers für den
Arbeitscylinder geschieht durch ein entlastetes Kolbenventil,
das durch Zahnrad, Kettenrolle und eine längs der
Platformführung durch alle Stockwerke laufenden Kette von jeder
Stellung der Platform aus regulirt werden kann.
Insoweit bietet dieser Aufzug, außer der etwas veränderten
Disposition des Flaschenzuges, nichts wesentlich neues dar;
dagegen ist hier ein einfaches Mittel angewendet, um den Aufzug
für verschiedene Leistungen zu adaptiren. Selbstverständlich
ist, je größer die Zahl der Rollen, desto geringer der Weg des
Kolbens für eine gleiche Förderhöhe, nm so größer aber auch die
vom Kolben zu leistende Arbeit. Nachdem dieselbe jedoch durch
die Spannung des Druckwassers ein für allemal begrenzt ist, so
haben Lane und Bodley eine Vorrichtung angebracht, um eine wechselnde
Zahl von Seilscheiben in die Traverse einzuschalten. Wenn
beispielsweise fünf Scheiben auf der fixen Welle angewendet
werden, so ordnen sie in der Traverse nur drei Seilscheiben an,
zwei weitere Scheiben aber sind in einem eigenen Rahmen
gelagert, werden jedoch gleichwohl von dem Seile umschlungen.
Wird dieser zweite Rahmen durch dazu bestimmten Klauen mit der
vom Kolben bewegten Traverse verbunden, so ist die Uebersetzung
des Aufzuges zehnfach, und die Last darf somit (abgesehen von den
Reibungswiderständen) nur ein Zehntel der Kolbenkraft betragen;
dagegen beträgt auch der Kolbenweg nur ein Zehntel des
Lastweges, und es wird dem entsprechend weniger Druckwasser
verbraucht.
Wird hingegen die Last größer, so wird die Verbindung des die
zwei beweglichen Scheiben tragenden Rahmens mit der Traverse
gelöst, erstere bleiben beim Ausgange des Kolbens bei der fixen
Welle zurück, die Zahl der ausgehenden Scheiben beträgt nur drei
und somit auch der Druck auf den Kolben nur das Sechsfache der
gehobenen Last. Der Weg des Kolbens dagegen ist nun ein Sechstel
des Lastweges und erfordert somit eine größere Menge
zuströmenden Druckwassers.
Fr.
Locomotive mit Wasserrad.
Diese merkwürdige Combination zweier so fern stehender Begriffe
soll nach der Scientific Press in
den Bergwerksbezirken Californiens thatsächlich zur Anwendung
kommen. Dort befinden sich nämlich zum Herabschwemmen des in den
Bergen gefällten Holzes meilenlange, aus Holz gezimmerte
Wassercanäle, auf deren Kanten die vier Laufräder der
hydraulischen Locomotive geführt werden sollen, während in dem
Strom selbst zwei Schaufelräder hineinragen, die auf je einer
der beiden Laufachsen festgekeilt sind. Das Wasser schlägt gegen
die Schaufeln an, versetzt hierdurch die Achsen in Drehung und
befördert so, selbst hinabfließend, die Locomotive nebst ihrer
angehängten Last nach aufwärts. Die Sache ist nicht unmöglich,
dürfte sich aber kaum als rationelles Förderungsmittel
bewähren.
R.
Explosion von Howard's Sicherheitsdampfkessel.
Wir entnehmen dem Engineering, Januar
1876 S. 6 einen Bericht Fletcher's,
des bekannten Chefingenieur der Steam
Users'Association in Manchester, über eine
Dampfkesselexplosion in Blakburn. Dieselbe fand am 24. November
v. I. im Jackson'schen Etablissement
statt, wo vier Howard-Kessel (* 1874 214 11)
aufgestellt sind. Der vierte Kessel, von links nach rechts
gezählt, explodirte. Bei diesem zerriß von den sieben untersten,
neben einander, direct über dem Feuer gelegenen Röhren das
rechte neben den mittelsten. Durch diesen Riß strömte sowohl
Wasser als Dampf, nicht nur vom Kessel Nr. 4, sondern auch von
den gleichzeitig in Betrieb befindlichen Kesseln Nr. 1 und 3,
während der Kessel Nr. 2 sich in Reparatur befand.
Das ausströmende, mit Dampf gemischte Wasser durchbrach das
Mauerwerk, riß das Speiserohr und Ventil weg, drang nach
rückwärts und verbrühte dort zwei Mann tödlich.
Drei Wochen vor der Explosion wurde der übrigens ganz neue Kessel
durch hydraulischen Druck auf 26at probirt. Zerreißversuche,
welche Fletcher mit einem Theile des
zerrissenen Rohres vornahm, ergaben eine durchschnittliche
Zugfestigkeit in der Walzrichtung von 29k,2 und senkrecht zu
derselben von 24k,9 pro 1qmm.
Vergleicht man die Festigkeit des Materials senkrecht zur
Walzrichtung mit der größten Beanspruchung des Materials von
2k,3 pro 1qmm bei einer Spannung von
10at, der Maximalspannung im Betriebe, so erhellt
daraus, daß durch Schwächung des Materials in der Structur der
Bruch der Röhre nicht erfolgt sein kann.
Fletcher betrachtet nun als
nachgewiesen, daß die Ursachen, welche gewöhnlich eine
Dampfkesselexplosion herbeiführen, nämlich: Ueberhitzung durch
Wassermangel, Schwächung der Bleche durch Corrosion, anormale
hohe Dampfspannung, Untauglichkeit des Materials, im
vorliegenden Falle nicht stattgefunden haben, und sucht die
Gründe der Explosion in folgenden den Howard-Kesseln
eigenthümlichen Verhältnissen.
Bei diesen Kesseln sind die Röhren ganz mit siedendem Wasser
gefüllt, und muß sich der entwickelnde Dampf längs der Röhren,
die gegenüber andern Kesselsystemen einen kleinen Durchmesser
haben, seinen Weg erkämpfen, — ein Vorgang, welcher das
Mitreißen einer beträchtlichen Wassermenge bedingt und um so
heftiger ist, je mehr die Feuerung forcirt wird, je geringer die
Dampfspannung, wegen der Vergrößerung des Dampfvolums, und je
dichter das Wasser durch Beimengung von Salzen und andern
Körpern bei der Speisung gemacht wird. Ein Blick auf die
Construction des Kessels zeigt, wie schwer das Entweichen aus
den untersten, im Verhältniß zu ihren langen, sehr engen und
überdies nahezu horizontalen Röhren ist, wozu noch kommt, daß
der Dampf nur an einem Ende der Röhre entweichen kann und das
Speisewasser denselben Weg nehmen muß. Durch alles dies sei die
Wirkung Unregelmäßigkeiten überliefert, für welche schon die
großen Schwankungen des Wassers im Wasserstandsglas Beweis sind.
— Es sei zwar richtig, daß die Speisung vorn an dem
Kessel geschieht, daß das Speisewasser direct in die untersten
Röhren eingeführt wird und den ganzen Kessel passiren muß. Dies
schwäche aber die oben erwähnte Ansicht nicht ab, indem es
erstens nicht bestimmt ist, ob das Speisewasser durch alle
sieben Röhren geht, ferner wird nicht immer gespeist, und es
kann da der Fall eintreten, daß der Dampf das Wasser aus den
Röhren reißt. — Es sei sonach denkbar, daß die untersten
Röhren nur halb oder noch weniger mit Wasser gefüllt und dann
einer derartigen Ueberhitzung ausgesetzt sind, daß sie dem
Drucke nicht widerstehen können. — Daß die untersten
Röhren der Howard-Kessel Risse bekommen, sei bei mehreren andern
Kesseln dieser Construction coustatirt worden — so bei
dem Kessel Nr. 2 der erwähnten vier Kessel, ferner in Northwich,
wo Fletcher sich auch durch
Einführung schmelzbarer Propfen überzeugt haben will, daß die
untersten Röhren überhitzt gewesen.
In Folge dieser Beobachtungen warnt Fletcher die Dampfbenützer vor der Gefahr, welche der
Howard-Patent-Sicherheitskessel biete.
Maschine zum Imprägniren von Leder mit
Fettstoffen; von August Frey Söhne in
Wien.
Das Imprägniren der weißgaren Geschirrleder mit Fett ist ebenso
wie die Herstellung des gedrehten fettgaren Leders für Näh- und
Schlagriemen eine recht mühsame und zeitraubende Arbeit,
besonders wenn dieselbe mit den bis jetzt vorhandenen, noch
ziemlich primitiven Vorrichtungen ausgeführt wird. Die Firma
August Frey Söhne in Wien hat daher
eine Maschine gebaut, welche nach dem Gerber, 1876 S. 451 für
obigen Zweck ganz geeignet zu sein scheint.
Auf der drehbaren horizontalen Hauptwelle sitzt centrisch fest
ein Korb, welcher aus zwei runden verticalen Scheiben und
mehreren, durch dieselben geschobenen, runden Horizontalstäben
besteht. Die Hauptwelle kann durch ein Rädervorgelege mittels
Riemenscheiben oder Handkurbel vorwärts und rückwärts gedreht
werden. Um das Aufnehmen größerer oder kleinerer Häute zu
gestatten, läßt sich der Korb durch Verstellen der Stäbe in
verschiedene Löcher vergrößern oder verkleinern. Die Hauptwelle
hat innerhalb des Korbes eine mittels Schraube schließbare
Einspannvorrichtung zum Festhalten der Haut.
Die Manipulation mit der Maschine ist folgende: Die zu
bearbeitende Haut wird mit Fett oder Schmiere bestrichen, mit
dem Kopfende zwischen den Korbstäben in die Einspannvorrichtung
gebracht und eingeklemmt. Nachdem dies geschehen ist, wird die
Maschine in Bewegung gesetzt und durch die rotirende Bewegung
der Hauptwelle die Haut in den Korb hineingezogen und
aufgewickelt. Sobald die Haut vollständig aufgewunden ist, wird
die Maschine entgegengesetzt bewegt, wobei sich die Haut von
innen nach außen verkehrt um die Welle aufwickelt. Zu
berücksichtigen ist, daß der Korb so groß gestellt wird, daß die
Haut denselben ausfüllt. Durch dieses Hin- und Herdrehen wird
die Haut wie beim Krispeln fortlaufend an allen Stellen
überrollt und reiben sich dabei die mit Fett bestrichenen
Hautflächen an einander. Dieses abwechselnde links und rechts
Abwickeln der Haut wird so lange fortgesetzt, bis dieselbe
vollkommen mit Fett imprägnirt ist, was in sehr kurzer Zeit
erreicht wird.
Zur Anwendung des Ozons.
De Carvalho empfiehlt zur Desinfection
ungesunder Luft Wohnzimmern, dieselbe mit Hilfe eines Aspirators
durch eine Röhre zu leiten, um sie der Einwirkung dunkler
elektrischer Entladungen auszusetzen. Er glaubt, daß die so
ozonisirte Luft völlig unschädlich sei.
Thenard warnt vor Anwendung des Ozons,
da dieses eines der heftigsten Gifte sei, welches in unseren
Laboratorien hergestellt werde. Uebrigens seien unsere
Kenntnisse über das Ozon noch so mangelhaft, daß es leichtsinnig
wäre, dasselbe als Heilmittel anwenden zu wollen. (Comptes rendus, 1876 t. 82 p.
157.)
Quarz zur Verfälschung von
Kleesaat.
F. Nobbe (Oesterreichisches
landwirthschaftliches Wochenblatt, 1876 S. 1) berichtet, daß bei
Lieben (in der Nähe von Prag) sich eine Fabrik von
Quarzsteinchen findet, welche zur Verfälschung böhmischer
Kleesaat verwendet werden. Dieselbe liefert 5 Sorten
„Kleekies“ zu folgenden Preisen:
1) Ungefärbter lichtgrauer Kies „für
Rothklee“. Von der Größe der Rothkleesamen.
Sämmtliche Steinchen passiren ein Sieb mit 2mm
Lochweite; kaum 1 Proc. derselben geht durch 1mm
weite Oeffnungen. 100k kosten 9 M.
2) Ungefärbter grauer Kies „für Rothklee“.
Etwas dunkler als voriger, in der Größe übereinstimmend. 100k
kosten 9 M.
3) Dunkelgrün gefärbter Kies „für Roth- und
Grünklee“. Größe und Form der beiden vorigen Sorten.
100k kosten 14 M.
4) Dunkelgrün gefärbter Kies „für schwedischen
Klee“. Körnelung etwas schwächer als bei obigen drei
Sorten. 100k kosten 17 M.
5) Schwefelgelb gefärbter Kies „für
Weißklee“, von gleicher Größe mit Nr. 4, in Gestalt,
Größe und Farbe sehr ähnlich den berüchtigten Hamburger
„Weißkleesteinen“, nur etwas dunkler als
diese. 100k kosten 16 M.
Sämmtliche fünf Sorten, von Natur etwas abgerundet, sind mit
großer Sorgfalt gesiebt und gefärbt, so daß der Zweck der
Täuschung nur zu sicher erreicht wird. Es war z. B. ein
künstlich hergestelltes Gemenge von 5g der Steinchen Nr. 5 mit 15g
reinem Weißklee (Trifolium repens),
also ein Zusatz von 25 Proc. der Steine selbst von guten
Samenkennern bei geschärfter Aufmerksamkeit nicht leicht von
reinem Weißklee zu unterscheiden, und muß eine Mischung von
dieser Höhe dem unbefangenen Auge des Käufers ohne Zweifel
gänzlich entgehen!
Als Farbstoffe werden Chromlack und Berlinerblau verwendet.
Ueber eine neue Bildungsweise aromatischer
Aldehyde; von K. Reimer.
Mischt man Phenol und Chloroform mit einem Ueberschuß von
Alkalilauge (man wendet auf je 1 Mol. Phenol und Chloroform am
besten 4 Mol. Natriumhydrat an), so tritt beim Schütteln nach
einiger Zeit, rascher bei gelindem Erwärmen, eine heftige
Reaction ein, welche man durch Abkühlen mäßigen muß. Man
steigert schließlich die Temperatur, um die R action zu Ende zu
führen, und destillirt hierauf das unzersetzte Chloroform ab.
Setzt man nun eine starke Säure hinzu, so scheidet sich ein Oel
aus, das deutlich den Geruch der salicyligen Säure zeigt, und
welches mit Wasserdämpfen leicht übergeht. Das auf letztere
Weise gereinigte Product gibt mit saurem schwefligsaurem Natrium
eine schwerlösliche, krystallisirbare Verbindung und kann so vom
anhaftenden, unveränderten Phenole befreit werden. Aus der
Natriumhydrosulfitverbindung scheidet verdünnte Schwefelsäure
ein Oel ab, welches nach dem Trocknen genau bei dem Siedepunkt
des Salicylaldehyds destillirt. Dasselbe wurde durch die
Elementaranalyse, sowie durch das charakteristische Verhalten
gegen Eisenchlorid (violette Färbung) und Natriumhydrat (gelbe
Färbung) unzweifelhaft als salicylige Säure erkannt. Die im
Vorstehenden beschriebene Reaction läßt sich durch die folgende
Gleichung veranschaulichen:
C6H5ONa + 3 Na
H O + CH
Cl3 = C7 H5 O2 Na + 3 Na Cl
+ 2 H2 O.
Versuche mit andern Phenolen haben ergeben, daß die obige
Reaction eine allgemeinere ist; aus Cresol erhält man z. B.
unter sonst gleichen Bedingungen ebenfalls einen Aldehyd, aus
Guajacol Vanillin. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 423.)
Ueber das Schwefeln in der Wollbleiche;
von I. Delong.
Nach des Verfassers Mittheilungen (Moniteur de la teinture, 1876 S. 5) läßt sich das Bleichen
der Wolle und Wollgewebe mittels gasförmiger schwefliger Säure
mit Vortheil durch das Verfahren von Pion ersetzen, welcher die Wolle in eine mit Salzsäure
versetzte Lösung von einfachschwefligsaurem Natron legt. Das
schwefligsaure Salz wird in großen Krystallen in das Bad
gegeben, damit seine Lösung im Wasser und damit seine Zersetzung
durch die Salzsäure allmälig vor sich gehe und die Wolle
möglichst lang dem Einfluß der freien schwefligen Säure
ausgesetzt sei. Ganz gelbe und ordinäre Wolle erhält auf diese
Weise ein eben so schönes als dauerhaftes Weiß.
Rascher gestaltet sich das Bleichverfahren bei Anwendung von
doppeltschwefligsaurem Natron, welches im Handel unter dem Namen
„Leukogen“ vorkommt. Man füllt eine
Holzkufe mit einer wässerigen 5proc. Lösung des Salzes, fügt, um
die Reaction einzuleiten, etwas Salzsäure hinzu (2 bis 3 Proc.
des angewendeten Leukogens)und legt hierauf die Wolle ein,
welche aus dieser Flüssigkeit nach verhältnißmäßig kurzer Zeit
als vollkommen gebleicht herausgenommen und zum Trocknen an die
Luft gehängt werden kann. Kl.
Haïtra, ein neues Appreturmittel.
Unter der in England und auch sonst im Handel üblichen Benennung
„Isenglaß“ wurde in Frankreich ein
vegetabilisches Product patentirt, das in seiner Heimath, in
China und Japan, unter dem Namen Haïtra bekannt ist. Dasselbe
stammt von einer in den dortigen Meeren vorkommenden Alge her
und wird als Verdickungsmittel für Farben und als Appreturmittel
für Seide, Wolle und Baumwolle empfohlen. Nach dem Moniteur de la teinture, 1876 S. 17 wird
es vor dem Gebrauch mit Wasser abgewaschen, dann mit seinem 60-
bis 80fachen Gewicht Wasser in einem geschlossenen Gefäß bei 120
bis 130° verkocht. Man erhält alsdann eine Paste, welche
den Vortheil bietet, daß sie sich, weil ohne alle fremden
Beimengungen, gut aufbewahren läßt, und die auf dem Gewebe nach
dem Trocknen festhaftet, so daß der Appret durch kaltes Wasser
nicht entfernt werden kann. Letztere Eigenschaft, wie auch das
übrige mit Payen's Gelose und dem Haï-Thao übereinstimmende
Verhalten, sowie die fast gleichlautenden Bezeichnungen lassen
vermuthen, daß die beiden Producte Haïtra und Hai-Thao (1875 218 522) mit einander identisch sind, wie letzteres nach E.
Jacobsen(Industrieblätter) mit der
bekannten chinesischen Gelatine oder Agar-Agar gleichbedeutend
sein soll.
Kl.
Ein neuer Farbstoff aus künstlichem
Alizarin, bereitet von Rosenstiehl.
Durch Einwirkung von salpetriger Säure auf trockenes künstliches
Alizarin entsteht ein Product, welches nach der Behandlung und
Isolirung mittels Chloroform in gelben, metallglänzenden
Blättchen erhalten wird. Dasselbe färbt Thonerdemordant gelb,
Eisenmordant rothviolett. Die Farben halten sich nicht blos in
kochender Seifenlösung, sondern gewinnen in derselben noch an
Leben. Am vortheilhaftesten wird, wie beim Purpurin, mit
destillirtem Wasser oder auch unter Zusatz von essigsaurem Kalk
gefärbt. Nach der Kohlenstoff- und Wasserstoffbestimmung (die
Stickstoffbestimmung ist noch nicht ausgeführt) glaubt Rosenstiehl (Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 160), daß dem neuen
Farbstoff die Formel des Nitroalizarins zukomme.
Kl.
Vorrichtung zur graphischen Darstellung
der Mondbahn; von C. A. Grüel in
Berlin.
Die längst bewährte Einrichtung unserer Tellurien zur Erläuterung
der Bewegungen der Erde und des Mondes nebst deren Consequenzen
in Bezug auf Beleuchtung, Finsternisse, Jahreszeiten, hat wegen der
nothwendigen Zusammendrängung der drei Himmelskörper bei solchem
Modell nur den Mangel, daß der Mondlauf in einer ungetreuen
Nachbildung zur Anschauung gelangt und die Vorstellung erweckt,
als beschreibe derselbe in sich selbst zurückkehrende Curven. Es
sollte deshalb beim Unterricht der wahre Sachverhalt wohl
hervorgehoben werden, was oft nicht geschieht; selbst in
mehreren populären Büchern ist die Bahnlinie unrichtig
gezeichnet. Deshalb glaube ich einen einfachen und billigen
Apparat (Preis 7 M.) empfehlen zu dürfen, welcher Erd- und
Mondbahn gleichzeitig aufzeichnet. Letztere ist von einem Kreise
nur wenig verschieden; es beschreibt sogar der Mond um die Zeit
des Neumondes, wo er der Sonne näher steht, eine Curve, welche
der Sonne ihre concave Krümmung zukehrt, was sich leicht durch
Vergleichung der Radien der Erd- und Mondbahn ergibt. Das
Verhältniß dieser beiden Größen ist nahe = 400 : 1. Demnach
beträgt die Abweichung des Mondes von der Erdbahn nur 1/400 der
letztern. Es tritt hinzu, daß wir im Jahre noch nicht 13mal
Vollmond haben. Würde der Mond mehrere hundert Mal während des
Jahres um die Erde rotiren, so könnten allerdings in sich
verschlungene Curven entstehen. Die Annahme von entstehenden
Epiciklen bei der Mondbahn ist auch nicht präcise, da vermöge
der starken Attraction der Sonne gerade der Mond mehreren sehr
beträchtlichen Störungen unterliegt.
Nitrophosphatdünger.
Prof. Märcker wies bereits vor einigen
Jahren nach, welch großartiger Schwindel mit der Einführung
theils geringwerthiger, theils schädlich wirkender Düngmittel
von England nach Deutschland getrieben wird. Das neueste
derartige Product einer Londoner Gesellschaft, dessen Vertrieb
für Deutschland Wilckes in Deutz
übernommen hat, enthält nach einer von der Versuchsstation in
Darmstadt ausgeführten Analyse 1,65 Proc. Stickstoff, 5,9 Proc.
Phosphorsäure, 33 Proc. organische Stoffe. 100k
dieses Nitrophosphatdüngers werden mit 17,5 M. verkauft, während
der reelle Werth kaum 7 M. beträgt. (Biedermann's Centralblatt,
1876 Bd. 1 S. 252.)
Berichtigungen.
In diesem Bande ist zu lesen:
In der Beschreibung der Stone'schen
Schiffspumpe, S. 127 Z. 2 v. o. „180c“ statt
„90°“.
In Ebell's Abhandlung über die
Krystallisation von Metalloxyden aus dem Glase, S. 155 Z. 8 v.
u. „150g“ statt
„150 Th.“ — S. 157 Z. 10 v. u.
„Natriumcarbonat“ statt
„Natroncarbonat“ — S. 159 Z. 1 v. o.
„rundum“ statt
„rund und“ — S. 160 Z. 1 v. u.
„krystallinischen und amorphen“ statt
„erscheinen kann.“
In der Beschreibung des Plagge'schen
Petroleum-Hohofens, S. 214 Z. 6 v. o. „Silicium“ statt
„Silicaten“.
In Lunge's Abhandlung über Jones und Walsh' Verfahren zur Sulfatfabrikation, S. 234 Z. 12 v. o.
„in“ statt „an“
— S. 235 Z. 15 v. o. „bis“ statt
„zu“ — S. 236 Z. 14 v. u.
„einen Ofen“
statt „drei Oefen“.