Titel: | Nehse's Gasofen zum Brennen von Thonwaaren, Kalk u. s. w.; von L. Ramdohr. |
Autor: | L. Ramdohr |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 428 |
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Nehse's Gasofen zum Brennen von
Thonwaaren, Kalk u. s. w.; von L. Ramdohr.
Mit Abbildungen auf Taf. VIII [a.b/4].
Nehse's Gasofen zum Brennen von Thonwaaren,
Kalk etc.
Eine ansprechende Anwendung bezieh. Ausbildung des Princips der
directen Gasfeuerung rührt von C. Nehse, Ingenieur in Dresden, her, welcher seine
Construction sowohl in der Glas-, als auch in der
Thonwaarenfabrikation, beim Brennen von Kalk, Dinassteinen u. s.
w. mit gutem Erfolge eingeführt hat. In Oesterreich ist der Ofen
von Nehse seit d. J. 1870
patentirt.
Der Schwerpunkt in der Construction dieses Ofens liegt darin, daß
die abziehenden Verbrennungsproducte in ebenso einfacher, als
sicherer und besonders ausgiebiger Weise zur Erhitzung der den
Verbrennungsproceß unterhaltenden atmosphärischen Luft benützt
werden. Zu diesem Behufe passiren sie auf ihrem Wege von dem
Ofen bis zum Schornstein eine Reihe von aus Chamotte
hergestellten Canälen, um welche herum die von außen her
eintretende atmosphärische Luft nach dem Principe der
Gegenströmung circulirt, so daß — ähnlich wie bei den
Regenerativöfen — die überschüssige Wärme der abziehenden
Verbrennungsproducte immer wieder nutzbar gemacht wird. Es ist
bekannt, daß der Verbrennungsproceß in allen Fällen
um so vollkommener, je höher die Temperatur der zugeführten
atmosphärischen Luft, und daß speciell bei der Gasfeuerung ein
guter Erfolg ganz besonders von diesem Punkte abhängig ist.
Ingenieur Nehse gibt nun an, daß bei
seiner Construction die Verbrennungsproducte vor dem Eintritt in
den Schornstein bis auf 200 bis 300° abgekühlt werden,
während die zur Unterhaltung der Verbrennung dienende Luft auf
800 bis 1000° vorgewärmt auf den Gasstrom trifft.
Die Figuren
24 und 25 zeigen
einen Nehse'schen Gasofen zum Brennen
von Thonwaaren, Kalk u. s. w. Der mit Plan- und Treppenrost
ausgestattete Generator A weicht im
Wesentlichen von den gewöhnlichen Generatoren nicht ab. Er liegt
gewöhnlich ganz nahe bei dem Brennofen, kann indeß auch, wenn
Oertlichkeit oder sonstige Verhältnisse es verlangen, durch
einen längern Gascanal mit letzterm in Verbindung stehen. Das im
Generator erzeugte Gas gelangt durch den mit einem Schieber oder
Ventil versehenen Canal a und die
Oeffnungen b und c in den eigentlichen Ofenraum B. Aus diesem treten die
Verbrennungsproducte durch die Oeffnungen d in einen Canal e und werden
von hier aus in einer Anzahl von Canälen f dem in den Schornstein mündenden Fuchs g zugeführt.
Die zur Verbrennung des Gases im Ofenraum erforderliche
atmosphärische Luft tritt durch eine regulirbare Oeffnung bei
h ein, circulirt zwischen den
Canälen f, erhitzt sich auf diesem
Wege stark und trifft durch die Canäle k und die Oeffnungen l, l
unterhalb der Oeffnung c mit den aus
dem Generator kommenden Gasen zusammen, so daß durch c stets eine vollkommen entwickelte
Flamme in den Ofenraum gelangt.
In Folge dieser einfachen Disposition ist es möglich, einen
constanten Flammenstrom zu unterhalten. Die Intensität des
Feuers kann durch Regulirung des Luftzutrittes bei h und des Gaszutrittes in a beliebig ebenso verändert werden, wie
die Eigenschaften der Flamme selbst, welcher letztern man sowohl
eine oxydirende als eine reducirende Wirkung ertheilen kann.