Titel: | Albert Steinway's Tonverlängerung für Claviere; von Ernst Bilhuber. |
Autor: | Ernst Bilhuber |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 415 |
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Albert Steinway's
Tonverlängerung für Claviere; von Ernst Bilhuber.
Mit Abbildungen auf Taf. VIII [d/4].
Bilhuber, über Steinway's Tonverlängerung für
Claviere.
Die neueste Verbesserung von Pianofortes aus der bekannten Fabrik
von Steinway und Söhne in New-York besteht aus einer
Vorrichtung in Verbindung mit dem Pedale, welche den Zweck hat,
die Dämpfer eine beliebige Zeit an dem Zurückfallen auf die
Saiten zu verhindern und dadurch den Spieler in den Stand zu
setzen, irgend eine oder Mehrere Töne
nachklingen zu lassen und während diesem Fortklingen andere
Tasten anzuschlagen.In jüngster Zeit ist von Ehrbar in Wien eine gleiche Erfindung
gemacht worden, dessen sogen. Clavier-Prolongement
(Tonverlängerung) in einem oberhalb der gewöhnlichen Dämpfung
angebrachten Mechanismus besteht, welcher mit einem Pedaltritt
in Verbindung das Auffangen und Auslösen (Fallenlassen) der
Dämpfer bewerkstelligt Die nähere Einrichtung des Ehrbar'schen
Apparates ist uns noch nicht bekannt.D. Red. Die Vorrichtung ist
in Figur 21
in verticalem Querschnitt dargestellt und zwar im Zustand der
Ruhe. Figur 22
ist ein Horizontalschnitt und Figur 23
ein verticaler Querschnitt, wobei ein Dämpfer des zu
beschreibenden Apparates aufgehoben ist.
Die vorliegende Construction wird hauptsächlich bei Flügeln
angewendet, und sind für diesen Zweck die Dämpferfüße E mit Stiften e versehen. Ein horizontaler drehbarer Stab O, welcher an beiden Enden geführt wird
und mit mehreren Armen a versehen
ist, die durch eine angespannte Schnur oder Draht verbunden
sind, ist in solcher Lage angebracht, daß, wenn einer oder
mehrere der Dämpfer gehoben sind und der Stab O gedreht wird, die Schnur unter den
Stiften e eingreift und die Dämpfer
hochhält, wenn auch die betreffenden Tasten in ihre
ursprüngliche Lage zurückfallen. Ein Extrapedal, welches den
Stab O dreht, ist zu diesem Zwecke
angebracht.
A bezeichnet den Rahmen, zwischen
welche sich der Mechanismus, die Tasten B und Hämmer C befinden. Ueber
das innere Ende der Tastenverlängerung liegen die untern
Dämpferarme D, welche durch die
Dämpferfüße E und Drähte F mit den Dämpferköpfen G verbunden sind; diese Arme D hängen an dem Rahmen H, und unter denselben befindet sich ein
Vorsprung K des drehbaren Rahmens,
welcher durch den Stift L mit dem
gebräuchlichen Pedaltritt in Verbindung steht. Der Rahmen H wird zwischen aufrecht stehenden
Böcken I geführt, an welchen sich
die verstellbare Führungen für den drehbaren Stab O befinden; an letztern ist noch ein Arm
c angebracht, welcher durch eine
Feder d mit dem vericalen Stift Q in Contact gehalten wird. Dieser Stift
Q ist in directer Verbindung mit dem
Extrapedal, welches seinen Tritt unten in der Mitte der Leier
hat und somit zwischen die gebräuchlichen Pedale zu liegen
kommt. Ist nun durch Anschlag einer Taste der entsprechende
Dämpfer gehoben, so kommt der Stift e am Fuße desselben über die zwischen den Armen a am Stabe O
gespannte Schnur b zu stehen; durch
Niederdrücken des mittlern Pedals hebt sich der Stift Q, dieser dreht den Stab O und schwingt die Schnur unter den
Stift e, wodurch der Dämpfer so
lange in seiner Lage gehalten ist, als das Pedal gedrückt
wird.
Die Bewegung des drehbaren Stabes O
ist so regulirt, daß der durch den Anschlag der Taste gehobene
Dämpfer von der Schnur b noch etwas
höher gehoben wird, damit die Stifte e von andern Dämpfern, welche mittlerweile gehoben werden,
nicht in Berührung mit der Schnur b
kommen. Es muß daher die Bewegung des Stabes O genau regulirt werden können, und zu
diesem Zwecke sind die Führungen M
verstellbar gemacht.
Eine dem Principe nach ähnliche Vorrichtung ist auch bei
aufrechtstehenden Pianos oder Pianinos angewendet.