Titel: | E. Girouard's elektrische Lampe mit unabhängigem Regulator. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 280 |
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E. Girouard's elektrische Lampe
mit unabhängigem Regulator.
Mit Abbildungen auf Taf. IV [b/3].
Girouard's elektrische Lampe mit unabhängigem
Regulator.
Das regulirende Organ dieser neuen elektrischen Lampe ist ein
Relais, welches in beliebiger Entfernung vom eigentlichen
Beleuchtungsapparat aufgestellt und so empfindlich, wie man es
nur wünschen mag, hergerichtet werden kann. Das System besteht
demnach aus zwei in Fig. 30
und 31
abgebildeten Apparaten, welche durch zwei verschiedene
Schließungsbögen mit einander verbunden sind. Durch diese
Schließungsbögen circuliren zwei verschiedene Ströme —
ein sehr starker, welcher den Volta'schen Lichtbogen erzeugt,
nachdem er den Elektromagnet des regulirenden Relais umkreist
hat, und ein ziemlich schwacher, der nur das Ein- und Ausrücken
des Mechanismus zur Annäherung und Entfernung beider
Kohlenspitzen zu besorgen hat.
Das regulirende Relais besteht im Wesentlichen aus einem mit
dickem Drahte b umwickelten
Elektromagnet, dessen Armatur n an
dem einen Ende eines zweiarmigen, unter dem Einflüsse zweier
Gegenfedern o und o′ oscillirenden Hebels befestigt
ist. Indem die Armatur eine bestimmte Lage einnimmt, bringt sie
eine an dem andern Hebelende zwischen den Schrauben p und q
spielende Contactfeder mit dem elektromagnetischen System in
Rapport, und beherrscht somit die Bewegung der Kohlenspitzen der
Lampe. Da die Spannung der Federn o
und o′ so berechnet ist, daß
für diejenige Stromintensität, welche ein schönes Licht gibt,
die Armatur keinen Contact mit den Schrauben p und q
veranlaßt, so wird sich, wenn der Strom zu stark oder zu schwach
wird, das Ende des oscillirenden Hebels gegen die eine oder die
andere dieser Schrauben anlegen und vermöge des
Ausrückmechanismus die Kohlen einander nähern oder von einander
entfernen. Es ist klar, daß, wenn die Kohlen einander berühren,
die Intensität des Stromes stärker ist als diejenige, welche der
normalen Lage der Relaisarmatur entspricht. Die Contactfeder am
Hebelende kommt daher mit der Schraube p in Berührung, was zur Folge hat, daß die Kohlen sich von
einander entfernen. Wird dagegen der Abstand der Kohlen zu groß,
so gelangt der Relaishebel mit der Schraube q in Berührung und bewirkt dadurch den
Stromschluß, welcher die Annäherung der Kohlenspitzen zur Folge
hat. Durch Regulirung der beiden Federn o und o′ sowie durch
einen größern oder geringern Abstand der Contactschrauben q und p kann
der Apparat so empfindlich gemacht werden, als man nur wünscht;
und diese Regulirung läßt sich in beliebiger
Entfernung bewerkstelligen, ohne daß man den eigentlichen
Beleuchtungsapparat anzurühren braucht. Ein Unterbrecher d gestattet überdies, den
lichterzeugenden Strom nach Belieben zu schließen oder zu
unterbrechen.
Die Lampe Figur 31
selbst besteht, wie die gewöhnlichen elektrischen Lampen, aus
zwei langen Graphitstiften, welche an Zahnstangen befestigt
sind. Letztere sind auf geeignete Weise äquilibrirt und stehen
unter dem Einflüsse zweier besondern Uhrwerke, welche von einem
und demselben Federhaus ihre Bewegung herleiten. Mit dem letzten
beweglichen Theile jedes dieser Mechanismen ist eine Ein- und
Ausrückvorrichtung verbunden und diese von einem eigenthümlichen
elektromagnetischen System abhängig, welches einerseits mit der
Schraube p, anderseits mit der
Schraube q des Relais in
elektrischer Correspondenz steht. Das Räderwerk beider
Mechanismen ist so berechnet, daß im Momente des Vorrückens oder
des Rückganges die Bewegung der Kohlen so vor sich geht, wie es
die Erhaltung der fixen Lage der Lichtquelle verlangt.
Der Apparat läßt sich vermöge dieser Anordnuug zu vielerlei
Zwecken praktisch anwenden, z. B. für militärische Operationen,
für die Schifffahrt, für theatralische Darstellungen, für
submarine Untersuchungen und selbst für optisch-physikalische
Versuche; denn ein kleiner, an den beiden Zahnstangen
angebrachter Mechanismus gestattet die Ortsveränderung des
leuchtenden Punktes in verticalem Sinne, um denselben in den
Brennpunkt der projicirenden Linse zu bringen.
Das System läßt sich an bereits bestehenden Regulatoren
anbringen, welche dadurch empfindlicher werden. Von dem Grade
der auf diese Weise erreichbaren Empfindlichkeit kann man sich
einen Begriff machen, wenn man erwägt, daß bei dem Haugh'schen
Barometrographen, wo ein solches System in Anwendung gebracht
ist, sich die Bewegungen der Quecksilbersäule ungefähr bis auf
genau 0mm,014 abschätzen lassen.
Bei dem Figur 30
dargestellten Modell ist die Batterie, welche die Elektromagnete
der Lampe in Function setzt, in den Sockel des Relais
eingeschlossen. Es ist dieses eine kleine tragbare Säule mit
einer Lösung von schwefelsaurem Quecksilberoxyd als
elektromotorischer Flüssigkeit. Uebrigens wird diese Säule
entbehrlich, wenn man die Inductionsströme benützt, welche durch
die Intensitätsänderungen des das elektrische Licht erzeugenden
Batteriestromes in besondern Inductionsspulen erregt werden,
womit man die Spulen des Relais-Elektromagnetes umgibt. (Nachdem
Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 280).
P.