Titel: | C. Bach's selbstthätig schliessende Auslaufventile. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 25 |
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C. Bach's selbstthätig
schliessende Auslaufventile.
Mit Abbildungen auf Taf. I [a.b/1].
Bach's selbstthätig schließende
Auslaufventile.
Mit der Zahl und mehr noch mit der Kostspieligkeit der
Wasserleitungsanlagen für Städte etc. ist die Intensität des
Bestrebens, für eine ökonomische Benützung des disponiblen
Wassers Sorge zu tragen, gewachsen. Der Natur der Sache nach
kann es sich hierbei für den Ingenieur nur um die Schaffung von
Einrichtungen, Apparaten u. dgl. handeln, welche einzeln oder in
ihrer Gesammtheit als Präservativ gegen Wasserverschwendung
erscheinen. Zu diesen Apparaten zählen die in Fig. 10
bis 14
dargestellten Auslaufventile. Diese sind derart construirt, daß
der Rohrleitung nur so lange Wasser entströmt, als ein Druck
bezieh. Zug auf einen gewissen Theil derselben ausgeübt wird.
Hört dieser Druck oder Zug zu wirken auf, so verschließt das
Ventil selbstthätig und ohne Stoß die Leitung. Die Art und Weise,
wie dieser allmälig ohne Stoß vor sich gehende Abschluß erzielt
wird, ist bei den zu besprechenden Ventilen gleich und bildet
das Charakteristische derselben.
In Figur 10
ist das Ventil in der Form gezeichnet, in welcher es Verwendung
findet, wenn seine Anordnung am Ende des Auslaufrohres gefordert
wird. Dasselbe ist mit Gasgewindezapfen zum Einschrauben in
½zöllige Wandscheiben versehen. Durch Andrücken des
Knopfes a wird das Schnabelrohr b und damit der Ventilkolben c d nach innen bewegt; der einen größern
Durchmesser besitzende Theil c tritt
in Folge dessen aus dem ihn eng umschließenden Cylinder heraus
und gestattet dem Wasser der Druckrohrleitung, nach dem Raume
e e zu fließen, von wo aus dasselbe
durch die Löcher l in das
Schnabelrohr b tritt und zum Ausfluß
gelangt. Wird der Druck auf den Knopf a aufgehoben, so erfolgt eine allmälige Vorwärtsbewegung
des Kolbens und damit Abschluß der Leitung. Es ist ohne Weiteres
erkennbar, daß das stoßfrei geschehende Abschließen
dadurch erreicht wird, daß 1) eine gewisse Quantität Wasser aus
dem Raume, welcher in achsialer Richtung von der
Kolbenventilfläche und Ventilsitzfläche begrenzt wird, zu
verdrängen ist, und 2) eine gewisse Quantität Wasser seitens des
Ventilkolbens durch einen sehr kleinen Ringquerschnitt angesaugt
werden muß.
Für Pressungen bis 15m Wassersäule genügt bei
sorgfältiger Ausführung der unter 1) angeführte Widerstand zur
Herbeiführung des allmäligen sanften Abschlusses; für höhere
Pressungen wird das Hinzutreten des unter 2) gedachten
Widerstandes erforderlich.
Dem entsprechend wurde für niedere Pressungen (unter 15m
Wassersäule) das einfachere, in Figur 11
gezeichnete Ventil construirt. Dasselbe kann insbesondere
überall da Verwendung finden, wo das Wasser aus einem auf dem
Boden des Hauses stehenden Reservoir entnommen wird.
Das eigentliche Auslaufventil für Hochdruckwasserleitungen ist
das in Figur 10
dargestellte. Dasselbe functionirt bereits bei einer Pressung
von 5m Wassersäule und veranlaßt beim Abschluß unter einer
Pressung von 70m Wassersäule einen Ausschlag des
Manometerzeigers nach oben von nur 4m Wassersäule (also nur bis
74m), d. h. nicht ganz 6 Proc., demnach bedeutend
weniger als die üblichen Niederschraubhähne. Die bei der
Construction beabsichtigten und erreichten Eigenthümlichkeiten
des Ventils sind folgende. a) Das
Ventil läßt sich bequem öffnen, jedoch nur allmälig; der
Absicht, plötzlich zu öffnen, setzt sich ein mit der Energie,
welche bei der Ausführung dieser Absicht bekundet wird,
wachsender Widerstand entgegen. b)
Das geöffnete Ventil erfordert zur Offenhaltung einen geringern
Druck als zum Oeffnen; bei 70m Wassersäule beträgt letzterer
3k,6. c) Das Schließen
erfolgt allmälig, ohne Stoß. d)
Fremde Körper sind von dem Eintritt in das Ventilinnere
abgehalten. e) Federn, überhaupt
Constructionstheile, von deren Elasticität, welche mit der Zeit
unvermeidlich abnimmt, die richtige Functionirung abhängen
würde, sind vollständig vermieden. f) Die Construction ist einfach, und sind die Theile, von
deren Dimensionen und Beschaffenheit das richtige Arbeiten
abhängt, nahezu keiner Abnützung unterworfen.
Damit die Luft aus dem neu angeschraubten Ventile entweichen
kann, ist dasselbe ein- oder zweimal vollständig zu öffnen.
Das in Fig. 12
bis 14
gezeichnete Auslaufventil ist für solche Ausläufe bestimmt,
deren Abschluß nicht am Ende der Auslaufrohre erfolgt (z. B. für
Brunnenausläufe etc., wobei sich dann das Ventil unter dem
Niveau des Bodens befindet). Durch Aufwärtsbewegung der
Zugstange wird das Ventil geöffnet; nach Aufhören der Thätigkeit
dieser Zugkraft schließt es sich ganz in der gleichen,
allmäligen, stoßfreien Weise, wie das bereits
eingangs besprochene Ventil. Für Räume, in denen ein Einfrieren
des Wassers in den Auslaufrohren zu befürchten ist, wird das
Ventil mit selbstthätiger Entleerungsvorrichtung versehen.
Für Closets erhält das Ventil einen Hebel, welcher durch die dann
geschlitzte Stange des Ventilkolbens gesteckt ist.
Zu erwähnen ist noch, daß die Patente für das beschriebene und
als „Sparventil“ in den Handel kommende
Ventil von der Firma W. M. Knaust in
Wien erworben sind. (Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1876 S. 33.)