Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, Nr. , S. 525 |
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Miscellen.
Miscellen.
Luftlocomotive.
Die Maschinenbau-Actiengesellschaft „Humboldt“ hat für
den Aachen-Höngener Bergwerks-Verein eine Locomotive gebaut, deren
Leistung in 10stündiger Arbeitsschicht die Anförderung von 2000 Ctr. Kohle auf einer
950m langen Strecke sein soll.
Die Spurweite war mit 0m,52 bestimmt (die
Strecke ist 2m,2 hoch und 2m,50 breit) und sollten zwei Maschinen
neben einander laufen können. Die Maschine erhielt demzufolge 1m,1 Breite bei 2m Höhe und 4m Länge; sie hat 2 Cylinder von 0m,16 Durchmesser und 0m,32 Hub, ist mit Umsteuerung, Bremse und
von Hand verstellbarer Expansion versehen, welche letztere aber auch selbstthätig
stellbar eingerichtet werden kann.
Das Füllen des 25mm fassenden, auf der
Maschine liegenden Luftreservoirs geschieht mittels eines Anschlußschlauches aus
einer Luftleitung und ist bei genügend großem Hauptreservoir in 1 Minute
vollendet.
Bei den durchgeführten Versuchen zog die Luftlocomotive auf einer Strecke mit
Steigungen von 1 : 300 und einer im Halbkreise gebogenen Curve von 8m Radius bei 5at Anfangsspannung 200 Ctr. Brutto auf
240m Entfernung, Endspannung 1at Ueberdruck.
Bei 6at Anfangsspannung zog die Maschine in
gerader Strecke 200 Ctr. Bruttolast auf 500m mit 2m durchschnittlicher
Fahrgeschwindigkeit. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1875 S. 415.)
Annähernde Bestimmung des Gewichtes schwerer eiserner Träger;
nach Radvik.
Um schwere eiserne Träger von gleichem Querschnitte, für welche eine genügende Waage
nicht vorhanden ist, annähernd aber praktisch genau zu wiegen, mißt man an dem einen
Ende des Trägers eine Länge von 1m ab und
bringt genau in der Mitte des übrigen Theiles eine geeignete Unterstützung an. Da
dieser Theil im Gleichgewicht ist, so läßt sich durch directes Wiegen das Gewicht
des 1m langen Stückes und also auch das des
ganzen Trägers leicht ermitteln. Versuche ergaben Differenzen bis höchstens 1
Proc.
Controluhr von C. und E. Fein in
Stuttgart.
Zur Controlirung der Wächter in Fabriken, öffentlichen Gebäuden etc., sowie für die
Bedienung in Hotels verwendet man bekanntlich Uhren in der Weise, daß an den von den
Wächtern zu begehenden Orten entweder Stationen feststehender Uhren, oder
Verbindungen mit einer feststehenden Controluhr vorhanden
sind, welche die Uebermittelung der Controlzeichen ausführen.
Die neue Controluhr ist (nach dem Gewerbeblatt aus Württemberg, 1875 S. 384) nach dem
letztgenannten System ausgeführt, also eine Controluhr
auf einer Centralstation und folgendermaßen eingerichtet.
Im Bureau des bewachenden Gebäudes oder Gebäudecomplexes ist die Controluhr
aufgehängt; dieselbe enthält in einem Gehäuse eine Uhr und eine den Stationen
entsprechende Anzahl von Elektromagneten mit zugehörigen Bestandtheilen. Das
Zifferblatt dieser Uhr ist eine täglich auszuwechselnde Papierscheibe, welche in 12
Stunden einmal umgedreht wird. Der Umfang dieser Zifferscheibe ist durch
concentrische Kreise in so viel Ringflächen abgetheilt, als Stationen vorhanden
sind. Diese Ringflächen werden durch radiale Linien von 5 zu 5 Minuten getheilt, so
daß einzelne Minuten noch sehr bequem geschätzt werden können. Die den einzelnen
Stationen entsprechenden ElektromagneteElektomagnete ziehen beim Schließen ihrer Leitung ihren Anker an, welcher an dem einen
Ende eines Hebels befestigt und dessen anderes Ende eine Spitze trägt, mittels deren
eine Marke in das Zifferblatt der Uhr eingedrückt wird. Die Leitung der
Elektromagnete wird geschlossen durch Niederdrücken eines Knopfes (Signalgebers) auf
den zugehörigen Stationen.
Zur Ueberwachung der Bedienung in Hotels ist die Anwendung der Controluhr folgende.
Jeder Etage entsprechen zwei Ringe des Zifferblattes. In dem einen erscheint eine
Marke, so oft sich eine Nummerklappe öffnet; wird bei der Bedienung seitens des
Personals die Klappe geschlossen, so tritt in dem zweiten Ringe das Controlzeichen
hervor. Der Abstand beider Marken läßt die zur Bedienung erforderlich gewesene Zeit
genau erkennen. Die Uhr ist mit einer Ankerhemmung versehen und vollkommen
unabhängig von allen übrigen Theilen des Apparates; eine Verbindung mit denselben
tritt nur für einen Moment ein, wenn eine Marke in die Zeifferscheibe eingedrückt
wird. Ueberdies verhindert eine besondere Vorrichtung eine Beeinflussung des
Uhrganges, wenn eine der die Marken eindrückenden Spitzen nicht wieder aus der
Zifferscheibe heraus- und zurücktreten sollte. Als Vortheile, welche diese
neue Controluhr gewährt, werden hervorgehoben: genaueste Controle nach Zeit und Ort,
Sicherheit vor
Beschädigung, leichte Beaufsichtigung, geringe Betriebskosten. Eine derartige
Controluhr ist seit 6 Monaten in der Zimmermann'schen
Bierbrauerei in Heslach bei Stuttgart in Betrieb und hat sich in allen Theilen als
vorzüglich bewährt. Der Preis einer solchen Uhr für 4 Stationen beträgt 325 M., für
6 Stationen 360 M., für 8 Stationen 400 M. und für 10 Stationen 450 M.
Le Doux' Verfahren zum Abhaspeln
durchbissener Cocons.
Christian Le Doux in Paris (Boulevard Saint-Michel,
83) hat ein Verfahren zum Abhaspeln sogen. durchbissener Cocons angegeben, welches
bisher zwar noch nicht praktisch erprobt ist, allein vom Berichterstatter Prof. Alcan (Bulletin de la
Société d'Encouragement, 1875 S. 493) einer näheren Beachtung
empfohlen wird.
Die Hauptschwierigkeit beim Abhaspeln der sogen. durchbissenen Cocons (aus welchen
der Schmetterling ausgeschlüpft ist, indem er mittels eines aus seinem Munde
abgehenden Saftes den Cocon erweicht und sich alsdann hindurchgedrängt hat, wobei
allerdings der Faden an vielen Punkten abgerissen – nicht aber durchbissen
wird) liegt darin, daß Wasser in die offenen Cocons eintritt, wodurch sie im
Wasserbecken sinken und so stark aufgeweicht werden, daß ein halbwegs regelmäßiges
Abhaspeln nicht mehr möglich ist. Diesem Uebelstand läßt sich nach dem Vorschlag von
Le Doux dadurch begegnen, daß man die durchbissenen
Cocons vor dem Abhaspeln mit künstlichen, aus vulkanisirtem Kautschuk hergestellten
Cocons ausfüllt, welche den Zutritt des Wassers in das Innere der abzuhaspelnden
Seidencocons verhüten. Der Kautschukcocon hat ein feines Loch, welches ein
Zusammendrücken desselben behufs Einführung in den Seidencocon gestattet, worauf
nach Erweiterung des Loches mit einer Nadel der Kautschukcocon sich wieder aufbläht
und den Seidencocon dermaßen ausfüllt, daß das Eintreten von Wasser, somit sein
Untersinken, hintangehalten wird.
Die Kautschukcocons müssen selbstverständlich der Gestalt und Größe der natürlichen
Cocons, für welche sie bestimmt sind, entsprechen. Deshalb wird man ein ganzes
Sortiment derselben in Vorrath halten müssen. Dieser Umstand und die gewiß nicht
einfache Operation bei der angegebenen Vorbereitung der durchbissenen Cocons lassen
es dem Referenten (entgegen der Ansicht Alcan's) mehr als
zweifelhaft erscheinen, daß die Kosten der Kautschukcocons und der größern Arbeit
durch den Mehrwerth der abgehaspelten Seide gegenüber Florettseide aufgewogen
werden.
Z.
Holzconservirung.
Lostal in Firming bedeckt das Holz in einem großen Bassin
mit ungelöschtem Kalk und begießt denselben nach und nach mit Wasser, bis er
gelöscht ist. Je nach der Größe und Stärke der einzelnen Stücke läßt er das Holz so
liegen, bis das Kalkwasser genügend eingedrungen ist; für Hölzer, welche beim
Bergbau verwendet werden sollen, genügt eine Woche. Das so behandelte Holz wird
angeblich sehr hart und widersteht lange der Fäulniß.
Die Einnahmen der englischen Telegraphenverwaltung.
Bei der Uebernahme der englischen Telegraphen durch das Postdepartement erwartete man
einen ähnlichen pecuniären Erfolg wie den auf die Einführung des
Penny-Systems bei der Post folgenden. Der Bericht eines zur Aufsuchung der
Ursachen der steigenden Betriebskosten niedergesetzten Comités zeigt, daß
jene Erwartung trügerisch war. Es zeigt sich ein wachsendes Deficit zwischen den
Verwilligungen und den Ausgaben seit dem Februar 1870, dem Zeitpunkt der Uebernahme
der Telegraphen in den Staatsbetrieb. Die Verwilligung für die 14 Monate bis 31.
März 1871 erfolgte nach den Unterlagen der alten Telegraphengesellschaften. Das
Postamt verlangte hiernach 90000 Pfd. St. für das erste Vierteljahr 1870 und 360000
Pfd. für das Finanzjahr bis 31. März 1871; das Deficit belief sich auf 49493 Pfd.
Für diese beiden Jahre
konnte das Comité keine Classificirung des Aufwandes erhalten; allein während
das Postamt mit nur 1528 Beamten und 1283 Boten auszukommen gehofft hatte, waren im
August 1870 4913 Beamte etc. und 3116 Boten im Dienst. Für 1871–72 betrug das
Deficit 131522 Pfd. (in Wirklichkeit 171776 Pfd.). Für 1872–73 lag zuerst ein
detaillirter Voranschlag vor; bis dahin hatte das Parlament eine Pauschalsumme
bewilligt. In diesem Jahre überstiegen die Ausgaben den Voranschlag von 669990 Pfd.
um 204956 Pfd. Als Ursachen lassen sich aufführen: Revision der Gehaltscale,
Zahlungsrückstände, Zahlungen an Eisenbahnen u.s.w. und der größere
Unterhaltungsaufwand für die Anlagen. Doch schiebt das Comité einen großen
Theil von dem Deficit dieses Jahres und dem des nächsten Jahres (109790 Pfd.) auf
unvorsichtige Aufstellung des Voranschlags. Auf 1874–75 war der Voranschlag
938339 Pfd.; dazu treten noch 37687 Pfd. als Entschädigungen an Beamte von
Telegraphengesellschaften; außerdem wurden nachträglich noch 123620 Pfd. gefordert;
verbraucht wurden davon 1083275 Pfd. Für 1875–76 ist der Aufwand auf 1484886
Pfd., die Einnahmen auf 1216362 Pfd. veranschlagt; Deficit 268524 Pfd.; dabei ist
die Rente für das 500000 Pfd. kostende neue Centralgebäude in St.
Martinsle-Grand nicht mitgerechnet.
Das Comité schreibt die höheren Verwaltungskosten des Staates gegenüber denen
der Gesellschaften theils auf eine wesentliche Erhöhung der Gehalte beim Eintritt in
den Staatsdienst, theils auf Mehrkosten der Aufsichtsbeamten, theils auf
Pensionirungen. Dazu kommt die Eröffnung von Telegraphenämtern, welche ihre Kosten
noch nicht decken. Ebenso die Preissteigerung des Eisens und anderer
Rohmaterialien.
Das Verhältniß des Betriebsaufwandes zu den Einnahmen war:
auf die 14
Monate vom 1. Februar 1870 bis 31. März 1871
mehr als
57
Proc.
1871–72
nahezu
78
3/4 „
1872–73
„
89
1/2 „
1873–74
„
91
1/2 „
1874–75
mehr als
96
2/3 „
Während 1871 bei 10000000 Telegrammen der Ueberschuß der Einnahmen über die
Betriebskosten 303457 Pfd. betrug, belief er sich 1875 bei über 19000000 Telegrammen
nur auf 36725 Pfd.
Zur Herbeiführung von Ersparnissen empfiehlt das Comité zunächst Einziehung
von Telegraphenämtern, welche ihre Kosten nicht decken. Solche gibt es 449 im ganzen
Königreiche; in London allein gibt es 373 Posttelegraphenämter, welche zum Theil
sehr nahe an einander liegen. Ferner empfiehlt es die Abschaffung der
Postaufsichtsbeamten und Uebertragung der Pflichten derselben auf
Divisionsingenieure, zur Vermeidung eines doppelten Beamtenstabes. Ferner eine
innigere Vereinigung des Post- und Telegraphendienstes, zu wechselseitigem
Vortheil beider. Es erörtert ferner die Anstellung von Royal
Engineers, deren Mannschaften keine Pensionen vom Postamte beziehen würden;
dabei könnte die zeitweise nicht nöthige Mannschaft jederzeit in die Kasernen
zurückgeschickt werden, und man hätte außerdem den Vortheil militärischer Disciplin
und die Unmöglichkeit des Vorkommens eines Strike. Ferner wird die Abschaffung der
freien Adressen und Unterschriften der Telegramme vorgeschlagen und eine
Beschränkung der Vergünstigungen der Presse beim Telegraphiren, welche einen
wesentlichen Verlust für die Verwaltung veranlaßten. Endlich befürwortet das
Comité einen Tarif, welcher die Minimalbeförderungsgebühr von 1 Shilling
vermindere und doch Gewinn anstatt Verlust bringe; es räth nämlich zur Einführung
einer Gebühr von 1/2 Shilling für je 10 Wörter einschließlich der Adresse, oder zur
Berechnung der Gebühren nach dem Wortsystem. Man könne mit 1 Penny für jedes Wort,
einschließlich Adresse, anfangen und auf 1/2 Penny heruntergehen, wenn das System
sich als vortheilhaft erweise. (Engineering, August 1875
S. 117.)
E–e.
Kreisförmiger Magnet für Compasse.
Emil Duchemin hat die gewöhnliche Compaßnadel durch zwei,
mittels eines Querstückes aus Aluminium oder aus einem anderen Metalle verbundene
kreisförmige Scheiben von geringer Breite ersetzt. Das Querstück verbindet die als
Nord- und Südpol dienenden Stellen der stärksten Magnetisation; von diesen
aus nimmt der Magnetismus nach den zwei links und rechts zwischen beiden Polen liegenden
neutralen Punkten hin gleichmäßig ab, an welchen die beiden Scheiben ebenfalls mit
einander verbunden sind. In seiner Mitte ist das Querstück verbreitert und bildet
dort das Hütchen, womit der ringförmige Magnet auf der Spitze ruht. Der neue Compaß
soll nach französischen Proben viel empfindlicher sein als eine Nadel; dabei soll er
von dem Rollen des Schiffes weniger beeinflußt werden und minder träge sein als der
Liquidcompaß. (Nach dem Scientific American, September
1875 S. 147.)
E–e.
Elektro-harmonischer Telegraph oder Telephon von Gray.
Anfang September d. J. hatte Elisha Gray aus Chicago
seinen elektro-harmonischen TelegraphenVergl. die Vorschläge von Lacour in diesem
Journale, 1875 217 428 und 218 314. in Newyork ausgestellt. Seit etwas mehr als einem JahreIm Telegrapher (August 1874 Bd. 10 S. 184) findet
sich eine Notiz über Gray's Telephon, woraus hervorgeht, daß Gray damals Inductionsströme benutzte, in die
secundäre Spule die Telegraphenleitung einschaltet und das Ende derselben
einem Mann in die linke Hand gibt, welcher seine rechte Hand auf einen
Resonator legt. Dann gibt der Resonator durch die Erzitterungen der Hand des
Mannes den Ton wieder, welcher jenem der vibrirenden Feder entspricht, die
den primären Strom schließt und unterbricht. bemüht sich Gray mit Erfolg, seinen Apparat zu
vervollkommnen. Gray's erste Versuche zeigten, daß
mehrere Töne zugleich sich eben so leicht wie einzelne Töne auf dem Leitungsdrahte
fortgeben ließen, und darauf gründete er die Benützung seines Telegraphen zur
Beförderung mehrerer Telegramme. Der Apparat wurde am 11. September auf der Linie
Boston-Newyork probirt und arbeitete befriedigend. Vier verschiedene
Mittheilungen wurden von Boston aus gleichzeitig befördert und in Newyork von vier
Telegraphisten mittels vier Klopfern (sounders)
aufgenommen. Der Hauptsache nach waren die Signale gut, nur zeigte sich ein Streben
zur Verkürzung derselben, dem man durch Abänderung der Empfänger begegnen zu können
hofft.
Die Einrichtung des Apparates ist sehr einfach. Das Niederdrücken jedes Tasters setzt
einen selbstschwingenden Elektrotom in Thätigkeit, welcher auf einen gewissen Ton
gestimmt ist und sich von jedem der Töne der anderen Elektrotome unterscheidet.
Diese verschiedenen Gruppen elektrischer Schwingungen lassen sich durch denselben
Leitungsdraht fortpflanzen, ohne sich zu vermischen. Auf der Empfangsstation spricht
jeder der Empfänger nur auf die Schwingungen an, für welche er bestimmt ist, nicht
aber auf die anderen. Wenn man auf der sprechenden Station an dem Elektrotom den
Stromkreis behufs der Bildung von Signalen unterbricht und schließt, so werden die
Signale von den Empfängern der Empfangsstation wiedergegeben.
Der günstige Ausfall der Versuche am 11. September, bei denen die Telegraphenleitung
240 englische Meilen (zu 1609m) lang war,
läßt werthvolle Erfolge für die Zukunft hoffen. (Journal of
the Telegraph, September 1875 S. 281.)
E–e.
Ueber Gummidichtungen bei Gasleitungen.
Viehoff theilte auf der Versammlung der pfälzischen
Gasfachmänner (Journal für Gasbeleuchtung, 1875 S. 774) sehr günstige Erfahrungen
über die Anwendung von Gummidichtungen bei Gasleitungen mit. Beim Aufnehmen einer
alten Leitung, welche 8 Jahre in einem ziemlich feuchten Boden gelegen hatte,
zeigten sich die Gummiringe noch vollständig elastisch, ohne Spur von Zerstörung
oder Aufweichung. Die Rohre waren mittels dieser Ringe so fest mit einander
verbünden, daß 4 Mann nach langem Hin- und Herzerren Mühe hatten, dieselben
aus einander zu reißen; die Gummimasse hatte sich so fest mit dem Eisen verbunden,
daß sie stellenweise eher zerriß, als sich loslöste. An den Stellen, wo die Ringe
mit dem Eisen in Berührung waren, zeigte sich eine schwarzbraune Kruste, welche zum
größten Theile aus Schwefeleisen bestand. Der Bildung dieses Schwefeleisens wird die innige
Verbindung der Gummimasse mit dem Eisen zuzuschreiben sein.
Einfache Prüfung der Echtheit fetter Oele; von Gustav Merz.
Diese Prüfung erfordert den Besitz einer kleinen Partie unzweifelhaft echten Oeles
von der Gattung des auf die Echtheit zu untersuchenden. Mischt man in einem
Glasgefäß zwei Oele verschiedener Gattung, so zeigen sich dabei in Folge des
verschiedenen optischen Verhaltens sogen. Schlieren, eine Erscheinung, welche Jedem
von der Bereitung des Zuckerwassers her bekannt ist. Entstehen nun diese Schlieren
beim Vermischen eines zu prüfenden Oeles mit echtem Oele der gleichnamigen Sorte, so
ist auf die Unechtheit des zu prüfenden Oeles zu schließen. Die Ausführung des
Versuches ist folgende. Man gießt in eine etwa 2cm weite Probirröhre eine etwa 4cm hohe Schicht des zu prüfenden Oeles und in ein anderes Gefäß eine
ähnliche Partie von gleichnamigem echten Oele. Beide Probirröhren stellt man etwa 10
Minuten lang in ein Becherglas mit Wasser von gewöhnlicher Temperatur, damit die
Oele gleiche Temperatur erlangen. Alsdann gießt man das eine Oel in das noch im
Wasser stehende andere Oel, rührt alsdann mit einem Drahte und in Absätzen um und
beobachtet dabei, ob sich während der Mischung Schlieren bilden. Man lernt die
Erscheinung kennen, wenn man z.B. Olivenöl, Rüböl, Leinöl zu zweien mischt, wobei
sich starke Schlieren zeigen.
Dem Verfasser stehen nur wenige Oelsorten unzweifelhafter Echtheit zu Gebote; er will
deshalb durch diese Veröffentlichung dazu anregen, daß Andere die angegebene Prüfung
auf möglichst viele Oelsorten, besonders auch gleiche Oelsorten von verschiedenem
Boden und verschiedener Gewinnungsart anwenden möchten, damit ein richtiges Urtheil
über die Sicherheit und Genauigkeit dieser Oelprobe, welche doch wohl zuverlässiger
als die Oelwaagenprobe sein dürfte, erlangt werde. (Deutsche Industriezeitung, 1875
S. 466.)
Behandlung von Malz.
Nach einem englischen Patent (9. Februar 1874) von Garton
werden Malztreber mit Schwefelsäure von 1,01 bis 1,02 spec. Gew. einige Stunden lang
bei etwa 100° digerirt; die erhaltene saure Flüssigkeit wird mit Thierkohle
geklärt und dann mit Kreide neutralisirt. Man läßt absetzen, decantirt und verwendet
den Auszug als Würze.
Braunfärben des Glacéleders.
Das Organ der chemisch-technischen Versuchsstation für Lederindustrie des k.
k. Handelsministeriums (Wien), „Der Gerber“ (1875 Nr. 16 und
17), enthält eine Anleitung zum Färben von Glacéleder und zwar speciell der
braunen Nüancen, welche jeder Zeit und fast ausschließlich neben den grauen Tönen im
Handel sich zu behaupten wußten. Dieselben werden in den mannigfachsten Variationen
und Abstufungen vom hellsten Gelbbraun bis zum Rothbraun und bis zum tiefsten
Dunkelbraun verlangt, aber es genügt, die Farbflotten für Hell-,
Mittel- und Dunkelbraun zu kennen, um nach diesen Typen die Farbbäder für die
anderen Nüancen einzurichten. Diese enthalten:
Für Lichtbraun auf 175l Wasser:
3k Erlenrinde, 1k Fisetholz, 250g Gelbholz, 80g Fernambuk, 40g Blauholz.
Für Mittelbraun auf 165l Wasser:
2k Gelbholz, 1k Fisetholz, 500g Bablah, 250g Quercitron, 250g Fernambuk, 12g Blauholz.
Für Dunkelbraun auf 195l Wasser:
2k Fiset, 500g Gelbholz, 250g Quercitron, 1k,25 Fernambuk, 875g Blauholz und Indigocarminlösung nach
Bedarf.
Auf jedes Kilogramm Farbholz sind somit 40l
Wasser berechnet. Wie Indigocarmin lassen sich auch Beerensäfte und Anilinfarben je
nach dem Zweck der gewünschten Schattirung dem Farbbad zusetzen. Statt Erlenrinde wird wohl auch
Weidenrinde und in manchen österreichischen und deutschen Fabriken auch Fichtenlohe
benützt; aber die Erlenrinde, mit Vorliebe in den französischen Fabriken verwendet,
läßt in Folge ihres geringeren Gerbstoffgehaltes die Farben, bezieh. den Narben
zarter, sanfter und milder erscheinen. Bablah wirkt gleich der Fichtenlohe sehr
stark adstringirend und muß deshalb mit Vorsicht gebraucht werden; es eignet sich
wegen seiner intensiven Deckkraft besonders für grobnarbige Felle, sowie auch für
solche, die wegen mangelhafter Gerbung die Farben schwer annehmen. Hiermit ist die
Bedeutung der Adstringentien als Fixationsmittel für die Farben genügend
gekennzeichnet. Dieselben sind bis zu einer gewissen Grenze als Zusätze zum Farbbad
nothwendig; im Ueberschuß zugefügt wirken sie schädlich, indem sie auf vollständig
gegerbtem Leder die Farben unsanft, sogar rauh erscheinen lassen. Je nachdem man
eines dieser Adstringentien anwendet, hat man auch zwischen dem gerbstoffreicheren
Fisetholz und dem gerbstoffärmeren Gelbholz zu wählen. Damit hängt auch zusammen,
daß die Vorschrift für Dunkelbraun nur eigentliche Farbhölzer enthält; dieselben,
besonders Rothholz und Blauholz, sind in solcher Menge verschrieben, daß sie für
sich allein genug Gerbstoff in die Flotte mitbringen.
Ueber die Vorbereitung des Glaceleders für die Färberei, über die Reihenfolge der
Operationen, über die Ausführung der Manipulationen, über Temperatur und Zeitdauer
des Färbens ist in der Abhandlung Nichts angegeben. Es wird nur vor Zusätzen zur
Urinbeize, wie Soda, Potasche und chromsaures Kali gewarnt, dagegen Weinsteinsäure
und Zinnlösung empfohlen. Schließlich werden noch die in der Lederfärberei
gebräuchlichen Abdunkler, auch Tourner genannt, aufgezählt und besprochen. Die
Wirkung des Alauns offenbart sich am Deutlichsten bei den gelblichen Nüancen des
Brauns; er verleiht denselben eine besondere Reinheit und Klarheit und nebenbei dem
Narben einen außerordentlichen Lüster, d.h. der Alaun ist nothwendig, um mit dem
Farbstoff des Fisetholzes u.s.w. das zu bilden, was man eine wirkliche Farbe nennt;
er ist vom Standpunkt des Farbenchemikers in Begleitung des Gerbstoffes als Mordant
aufzufassen, gerade wie auch das Kupferwasser (Eisenvitriol), der Salzburger Vitriol
und das essigsaure Eisen, welche für Dunkelbraun in Anwendung kommen. Das letztere
namentlich wird für die ganz dunkle Waare benützt, während Kupferwasser mehr für
graue und grünliche Schattirungen sich eignet. Für bläuliche Töne ist Kupfervitriol
als Abdunkler zu wählen und für röthliche der Zinkvitriol, welch letzterer, insofern
bei sauren Bädern nicht blos das Rothholz sondern auch das Blauholz rothe Nüancen
liefert, wohl hauptsächlich seiner sauren Reaction diese Verwendung verdankt.
Kl.
Salzgewinnung aus Soole.
Von F. Bale (engl. Patent vom 11. Februar 1875) wird
vorgeschlagen, die in der Glaubersalzdarstellung sich bildende gasförmige Salzsäure
behufs Condensation nicht in Wasser, sondern in Salzsoole zu leiten. Die Säure nimmt
den Platz des Salzes in der Flüssigkeit, und man erhält so eine wässerige Lösung von
Salzsäure und festes Kochsalz.
Blutalbumin.
Nach den neuesten Droguenberichten (von Gehe und Comp. in
Dresden) ist Blutalbumin jetzt sehr gesucht und hoch im Preise; der Production
dieses Stoffes werden in Süd-Europa, von wo sonst ansehnliche Mengen
desselben bezogen werden, aus allgemeinen Gesundheitsrücksichten Schwierigkeiten in
den Weg gelegt. Im Grunde enthält jeder Centralschlachthof einer großen Stadt die
Bedingung einer Blutalbuminfabrik, aber die Leiter solcher Anstalten sind selten
unternehmend genug, die Fabrikation fachgemäß in die Hand zu nehmen. Dies erklärt
das Zurückbleiben der Production gegen die Zunahme des Verbrauches und die jetzige
Unzulänglichkeit der Vorräthe. Die Anlage einer solchen Fabrik dürfte daher wohl
lohnend sein. (Ueber die Fabrikation von Blutalbumin vergl. 1854 133 315. 1856 140 298. 1859
152 240. 1866 179 166. 181 476. 1869 193 245. 1872
206 56. 1874 214 226.)
Kohlensäuregehalt der atmosphärischen Luft.
Fittbogen und Hässelbarth (Chemisches Centralblatt, 1875
S. 694) haben in der Zeit vom September 1874 bis dahin 1875 den Kohlensäuregehalt
der Atmosphäre bestimmt und folgende Resultate erhalten.
Monat.
10000 Vol. Luft
enthielten Vol.
Kohlensäure:
Maximum.
Minimum.
Mittel.
Januar
3,65
2,87
3,26
Februar
3,89
2,83
3,22
März
4,17
3,04
3,41
April
3,95
2,70
3,43
Mai
3,67
2,87
3,29
Juni
3,72
2,98
3,31
Juli
3,73
2,88
3,31
August
3,76
3,05
3,40
September
4,14
2,89
3,41
October
3,83
2,93
3,34
November
3,80
3,12
3,43
December
3,57
2,95
3,25
Als Durchschnitt aus 357 Einzelbestimmungen 3,34 Vol.
Die Phosphorescenz verwesender Organismen.
Die Lichtentwickelung, welche verwesende Seefische zeigen, ist bereits am Anfange des
vorigen Jahrhunderts Gegenstand der Beobachtung gewesen; und schon lange war es
bekannt, daß dieses Leuchten von dem die verwesenden Fische umgebenden Schleime
ausgehe, und weder bei noch frischen Fischen auftrete, noch beobachtet werde,
nachdem die Zersetzung einen sehr hohen Grad erreicht hat. E. Pflüger (Pflüger's Archiv, Bd. 11 S. 222) hat sich gleichfalls mit diesem
Phänomen beschäftigt und stellte zunächst fest, daß nur die Oberfläche der
phosphorescirenden Fische leuchte; kratzt man diese weg, dann erscheint der Körper
dunkel. Weitere Versuche zeigten, daß es lebende Materie ist, welche an den
verwesenden Fischen die Lichterscheinung hervorbringt. (Vergl. 1873 210 240.)
Zuckerwasser gegen die ätzende Wirkung des Kalkes im
Auge.
Jeder, der am Baue zu thun hat, weiß, wie gefährlich der Kalk ist, wenn er durch
Zufall oder Unvorsichtigkeit in das Auge gelangt. Die Anwendung des kalten
Zuckerwassers neutralisirt die ätzende Wirkung des Kalkes in der Art, daß der Kalk
mit dem Zucker eine Verbindung eingeht, welche das Auge nicht angreift. (Mittheilungen des Architekten- und
Ingenieurvereins im Königreich Böhmen, 1875 S. 67.)
Berichtigungen.
In diesem Jahrgange von Dingler's polytechn. Journal ist zu lesen:
Bd. 217
(Gewinnung von Silber aus gußeisernen, beim Münzbetrieb verwendeten
Schmelztiegeln) S. 216 Z. 4 v. u. „Ein- und
Zwei-Dinarstücke“
statt „Zehn- und
Zwanzig-Dinarstücke“.
Bd. 218
S. 89 Z. 1 v. o. u.s.w. „Rectificator„ statt „Rectifactor“.
„
In der Miscelle (Specifisches Gewicht des Paraffins) S. 280 „Solaröl-Paraffin“
statt „Solaröl und Paraffin“.
„
In der Abhandlung (Verhältniß zwischen Rost und Heizfläche bei
Dampfkesseln)
S. 285 Z. 14 v. u. „7qm„ statt „70qm“.
„
In der Miscelle (Theilweiser Ersatz der Eierdotter etc.) S. 375 Z. 20 v.
u.:
„nimmt man diesen Gehalt in einem
Dotter“.