Titel: | Ueber die Ermittelung der chemischen Zusammensetzung der Hohofengase und Hohofenschlacken; von William Kent in Hoboken (N. J. Nordamerika). |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 332 |
Download: | XML |
Ueber die Ermittelung der chemischen
Zusammensetzung der Hohofengase und Hohofenschlacken; von William Kent in Hoboken (N. J.
Nordamerika).
Kent, über die Ermittelung der chemischen Zusammensetzung der
Hohofengase und Hohofenschlacken.
Die einem Hohofen zugeführten Materialen sind Kohlen, Eisenerze, Kalkstein (oder
andere Zuschläge), Luft und Wasser (Feuchtigkeit); seine Producte sind Eisen,
Schlacken und Gase (Gichtgase, Uebergase). Als Grundsatz steht fest, daß Alles, was
dem Ofen gegeben wird, aus demselben auch wieder herauskommt; nur die Form der
Producte ist eine andere wie die der Charge; das Gesammtgewicht ist bei beiden
dasselbe, ebenso wie das Gesammtgewicht eines jeden der vorhanden gewesenen
chemischen Elemente dasselbe bleibt; durch die während des Hohofenprocesses in Folge
von Abnützung in die Producte gelangenden Antheile der Materialien des Ofenfutters
wird das Gewicht der Producte über die Gewichtsmenge der aufgegebenen Beschickung
hinaus vermehrt; allein diese Gewichtsvermehrung ist im Vergleich zu der ganzen
Menge der durchgesetzten Materialien bedeutungslos.
Betrachtungen dieser Art gaben dem Verfasser (Engineering and
Mining Journal, April 1875 S. 228) ein Verfahren an die Hand zur Bestimmung
der Gewichtsmenge und der entfernteren (elementaren) chemischen Zusammensetzung der
Schlacken und der Gichtgase – unter der Voraussetzung, daß Gewichtsmenge und
durchschnittliche Zusammensetzung der Beschickung sowohl, als auch Gewichtsmenge und
specielle chemische Beschaffenheit des erblasenen Roheisens bekannt sind. Das
Verfahren selbst ist sehr einfach und besteht lediglich in einer Berechnung der
innerhalb einer bestimmten Zeit dem Ofen zugeführten Gewichtsmenge eines jeden
Elementes, von welcher man die in dem während eben dieser Zeit producirten Roheisen enthaltene
Gewichtsmenge derselben Elemente abzuziehen hat. Die Differenz zerfällt dann in zwei
Theile, deren einer auf die flüchtigen, deren anderer aber auf die nicht flüchtigen
Substanzen kommt. Den flüchtigen Antheil bilden die Gase, den nicht flüchtigen die
Schlacken. Aus den erhaltenen Zahlen läßt sich die procentische Zusammensetzung der
Producte leicht ableiten.
Bestimmter ausgedrückt lauten diese Sätze folgendermaßen: Die in den Ofen
aufgegebenen Materialien sind Kohlen, welche wesentlich
aus Kohlenstoff, nebst etwas Wasserstoff, Schwefel, nicht flüchtigen Silicaten und
Feuchtigkeit bestehen; ferner Eisenerze, bestehend aus
Eisen, Sauerstoff, Schwefel, Phosphor, Kiesel und Silicaten; Kalkstein, Kalkerde, Kohlensäure, zuweilen auch Kieselsäure, Magnesia und
Thonerde enthaltend; endlich noch Luft, welche aus
Sauerstoff und Stickstoff zusammengesetzt, auch Feuchtigkeit, aus Sauerstoff und
Wasserstoff bestehend, mit sich führt. Die aus dem Gestelle des Hohofens erhaltenen
Producte sind Roheisen, bestehend aus den Elementen
Eisen, Kohlenstoff, Kiesel, Schwefel, Phosphor etc., und Schlacken, welche die Silicate von Kalk, Magnesia, Thonerde, Eisen u.s.w.,
vielleicht nebst Phosphor, Schwefel etc. enthalten. Die aus der Gicht entweichenden
Gase bestehen aus Sauerstoff, welcher aus der Luft,
aus dem Erze und zu einem kleinen Theile von der Zersetzung der Kieselsäure
herrührt, die ihren Kiesel-(Silicium-) Gehalt an das Eisen abgegeben
hat, ferner aus Kohlenstoff, und zwar, mit Ausnahme des an das Eisen des Roheisens
getretenen Antheils, aus dem ganzen in der Kohle und dem Kalksteine enthalten
gewesenen Kohlenstoffe; aus Wasserstoff, von der Kohle und der Feuchtigkeit der Luft
herrührend, und aus Sickstoff, welcher in der dem Ofen zugeführten atmosphärischen
Luft enthalten war und aus demselben unverändert wieder entweicht.
Möglicherweise finden sich in den vorstehenden Annahmen kleine Fehler, und absolut
richtige Resultate darf man von der in Rede stehenden Methode überhaupt nicht
erwarten, da manche von den in den Ofen gelangenden Substanzen unter gewissen
Bedingungen flüchtig, unter anderen nicht flüchtig sind, wie Schwefel, Phosphor,
Zink und Stickstoff; ebenso kann ein kleiner Antheil der nicht flüchtigen Elemente
in Form von Staub mit den Gichtgasen (und der Tümpelflamme etc.) entweichen. Diese
Fehler sind indessen so klein, daß sie unberücksichtigt bleiben können, und die
Methode ist offenbar für die meisten Zwecke, wie z.B. zur Bestimmung der Heizkraft
der Gase und zur Beurtheilung der Beschaffenheit der Schlacke hinlänglich genau. Zur
Prüfung dieser Methode hat der Verfasser eine Berechnung von der Zusammensetzung der Gichtgase und der
Schlacken des Alfreton-Hohofens in England auf Grund einer Berechnung der in
Percy's Metallurgie gelieferten Daten ausgeführt. Diese letzteren sind: die
chemische Zusammensetzung der Kohle, des Erzes und des Zuschlagskalkes, sowie die
Angabe, daß je 140 Th. des erzeugten Roheisens 390 Th. Steinkohle, 420 Th.
Eisensteine und 170 Th. Zuschlagskalksteine erforderten. Die Analysen ergaben
folgende Zusammensetzung.
Erz.
Steinkohle.
Zuschlagskalk.
Kieselsäure
25,77
Kohlenstoff
74,98
Kalkerde
54,4
Eisenoxyd
60,24
Wasserstoff
4,73
Kohlensäure
42,9
Thonerde
6,58
Sauerstoff
10,01
Magnesia
0,6
Kalkerde
3,51
Stickstoff
0,18
Thonerde
0,8
Magnesia
3,19
Wasser
7,49
Feuchtigkeit und
Kali
0,74
Silicate
2,61
Verlust
1,3
Mangan
Spuren
Kali
0,07
––––––
––––––
––––––
100,03
100,07
100,00.
Diese Daten sind unvollständig, da sie weder eine Analyse des mit dieser Beschickung
erblasenen Roheisens, noch das Gewicht der in den Ofen gelangten Gebläseluft und den
Feuchtigkeitsgehalt derselben angeben. Um die Berechnung zu ermöglichen, mußte der
Verfasser diese Angaben ergänzen, und dies geschah in nachstehender Weise. Das
Roheisen soll 94 Proc. Eisen, 4 Proc. Kohlenstoff und 2 Proc. Kiesel enthalten. Da
in den Analysen der Beschickungsmaterialien kein Schwefel und Phosphor angegeben
ist, so kann auch von diesen Körpern Nichts im Roheisen enthalten sein. Die
Gewichtsmenge der dem Ofen zugeführten Gebläseluft läßt sich berechnen, wenn man die
von Percy gegebene Analyse der Gase als richtig annimmt.
Die Columne I gibt die von Letzterem ausgeführte Volumanalyse, II die auf
Gewichtsprocente reducirten Resultate derselben und III die procentische Menge der
entfernteren Bestandtheile an:
I.
II.
III.
Stickstoff
55,35
57,35
Stickstoff
57,35
Kohlensäure
7,77
12,67
Kohlenstoff
16,61
Kohlenoxyd
25,97
26,79
Sauerstoff
24,53
Sumpfgas
3,75
2,24
Wasserstoff
1,51
Wasserstoff
6,73
0,50
Oelbildendes Gas.
0,43
0,45
––––––
–––––––
–––––––
100,00
100,00
100,00.
Der in den Gasen enthaltene Kohlenstoff rührt von der Steinkohle und dem Kalksteine
her. Wenn 1,44 Proc. des Kohlenstoffes der Kohle an das Eisen traten, um dem
letzteren einen Kohlenstoffgehalt von 4 Proc. zu ertheilen, so gingen die übrigbleibenden 73,54
Proc. Kohlenstoff oder 390 × 0,7354 = 286,81 Th. Kohlenstoff für je 140 Th.
des producirten Roheisens in die Gase. Da der Kalkstein 42,9 Proc. Kohlensäure oder
11,7 Proc. Kohlenstoff enthielt, so mußte er 170 × 0,117 = 19,89 Th. Gas
geben. Demnach enthielten die Gase auf je 140 Th. producirten Roheisens 286,81 +
19,89 = 306,70 Th. Kohlenstoff. Da diese 306,70 Th. 16,61 Proc. vom Gesammtgewichte
der gebildeten Gase ausmachen, so wird das letztere nach der Proportion
gefunden:
16,61 : 100 = 306,70 : x, woraus x = 1846,5.
Die Feuchtigkeit möge zu 1 Proc. von dem Gewichte der
verbrauchten Luft gerechnet werden, also zu 13,75 Th.
Die nachstehende Tabelle (S. 336) zeigt die
Berechnung der Zusammensetzung der Gase und Schlacken; die Zahlen wurden durch
Multiplication der Gewichtsmenge eines jeden zur Erzeugung von je 140 Th. Roheisen
aufgegebenen Materials mit der procentischen Menge aus jedem des in diesem Materiale
enthaltenen Elementes gewonnen.
Man vergleiche nun die Berechnung der Zusammensetzung der
Gase (S. 336) mit den gefundenen Resultaten der von Percy
gegebenen Analyse, wie nachstehend:
Kohlenstoff.
Wasserstoff.
Sauerstoff.
Stickstoff.
Durch Rechnung
16,00
1,22
27,53
55,25
Durch Analysiren
16,61
1,51
24,53
57,35.
Eine Analyse der Schlacken gibt Percy nicht. – Die
durch Rechnung gefundenen Resultate stimmen mit den Ergebnissen der Analyse so nahe
überein, als dies bei so vielen in der Ermangelung genügender, wirklich
thatsächlicher Anhaltspunkte nothwendigen Annahmen nur irgend erwartet werden
konnte. Um das Verfahren zur Bestimmung der Zusammensetzung der Hohofengase auf dem
Wege der Rechnung gründlich prüfen zu können, würde es einer längere Zeit hindurch
fortgeführten, vollständigen Reihe von Analysen bedürfen.
Die im Vorstehenden beschriebene Methode führt zu genauen Ergebnissen nicht, wenn
man, anstatt der entfernteren, die nähere Zusammensetzung der Gase ermitteln will,
da man von vornherein nicht wissen kann, ob der Wasserstoff in freiem Zustande oder
an Kohlenstoff oder Sauerstoff gebunden vorhanden ist. Wenn indessen bei Anwendung
von Anthracit als Brennmaterial die Beschickung kein Wasser enthält, und der
Wasserstoffgehalt der Hohofengase sehr gering ist, so läßt sich die nähere
Constitution der letzteren sehr annähernd bestimmen, da alsdann
Textabbildung Bd. 218, S. 336
Kohlenstoff; Wasserstoff;
Sauerstoff; Stickstoff; Kieselsäure; Kali; Thonerde; Kalkerde; Magnesia; Eisen;
Steinkohle; Eisenstein; Zuschlagskalk; Luft; Feuchtigkeit; Weniger Eisen;
Weniger Schlacke; Bleiben Gase; Procentische Zusammensetzung der Gase;
Procentische Zusammensetzung der Schlacke
der Kohlenstoff in Verbindung mit Sauerstoff als Kohlensäure
und Kohlenoxyd zugegen sein wird, deren Mengen wiederum von dem Kohlenstoff und
Sauerstoffgehalte der Gase bedingt werden.
H. H.