Titel: | Ueber den Einfluss verschiedener Lösungen auf das Kosten des Eisens; von August Wagner, Professor an den kgl. bayer. Militär-Bildungs-Anstalten in München. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 70 |
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Ueber den Einfluss verschiedener Lösungen auf das
Kosten des Eisens; von August Wagner, Professor an den kgl.
bayer. Militär-Bildungs-Anstalten in München.Vom Verfasser gefälligst eingesendeter Abdruck aus dem bayerischen
Industrie- und Gewerbeblatt, 1875 S. 102.
Wagner, über den Einfluss verschiedener Lösungen auf das Kosten des
Eisens.
Der Zweck der vom Verfasser angestellten Versuche war, den Einfluß der zur Verhütung
des Kesselsteins in Vorschlag gebrachten Materialien (Soda, Kalk, Chlorbarium u.a.)
auf das Rosten des Eisens unter Wasser sowohl bei gewöhnlicher Temperatur, als auch
auf die Corrosion des Eisens bei anhaltender Einwirkung in der Wärme zu
bestimmen.
Um das Rosten des Eisens bei gewöhnlicher Temperatur in Wasser allein und unter
Zusatz obiger Materialien zu ersehen, gab Verf. abgewogene Streifen, aus ein und
demselben Stück Eisenblech geschnitten, in je 75cc von frisch ausgekochtem destillirtem Wasser, als auch von Lösungen der
betreffenden Materialien. Das eine Mal leitete er eine Woche lang durch Kalilauge
von Kohlensäure befreite Luft durch diese Lösungen mittels eines großen Aspirators,
so daß die Flüssigkeiten stets mit Luft gesättigt bleiben mußten. Das andere Mal
wurde gleichfalls eine Woche lang Luft und Kohlensäure
durch diese Lösungen geleitet, so daß in diesem Falle die Flüssigkeiten stets mit
Luft und Kohlensäure gesättigt waren. Nach je einer Woche
wurden die Eisenblechstreifen herausgenommen, mit destillirtem Wasser vom gebildeten
Rost sorgfältig abgespült, mit Fließpapier trocken gerieben, bei gelinder Wärme
völlig getrocknet und dann gewogen. Die Flüssigkeit wurde vom gebildeten Rost
abfiltrirt und auf Eisengehalt geprüft.
Die erhaltenen Resultate sind übersichtlich geordnet, sowie auf Procente berechnet,
in Tabelle I und II (S. 72 und 73) zusammengestellt.
Außerdem untersuchte Verf. noch das Rosten des Eisens in luftfreiem, aber mit
Kohlensäure gesättigtem Wasser. Hierzu leitete er eine Woche lang reine gewaschene
Kohlensäure durch 75cc frisch ausgekochtes
destillirtes Wasser, unter welchem ein abgewogener Streifen Eisenblech sich befand,
in der Art, daß Luftzutritt ausgeschlossen war. Das Eisenblech wog vor dem Versuch
3g,248, nach besagter Woche 3g,236. Hiermit betrug die Abnahme 0g,012 oder 0,37 Proc.
Rothgelber Niederschlag zeigte sich keiner; das Eisen war ziemlich blank geblieben,
die abfiltrirte Lösung war eisenhaltig. Dieser Versuch spricht also zu Gunsten der
von Hutten aufgestellten Behauptung, daß Kohlensäure haltiges Wasser auch
ohne Mithilfe von Sauerstoff (selbst unter Entwickelung von Wasserstoff) Eisen zu
lösen im Stande ist.
Es seien nun die nach Tabelle I und II bei gewöhnlicher Temperatur
erhaltenen Resultate kurz besprochen.
Unter destillirtem Wasser (Versuch Nr. 1), welches mit Kohlensäure
und Luft gesättigt ist, rostet Eisen nahezu doppelt so stark als unter Luft allein
haltigem Wasser.
Nimmt man statt destillirtes Wasser durch Abdampfen concentrirtes
Brunnenwasser, welches in diesem Fall in 1l
0g,76 Rückstand gab, so erhält man ein
wesentlich anderes Resultat (Versuch Nr. 2); in diesem Falle geht das Rosten in nur
lufthaltigem Wasser stärker vor sich als in Luft und Kohlensäure enthaltendem
Wasser; und durchgängig zeigt sich bei allen Versuchen, daß das Eisen unter
lufthaltigem oder kohlensäurefreiem Wasser bei Gegenwart von Salzen, jedoch mit
Ausnahme der alkalisch reagirenden, viel energischer rostet als in reinem Wasser,
– ein Verhältniß, welches nicht in gleicher Weise unter luft- und
kohlensäurehaltigem Wasser auftritt.
In chlorbarium- und chlorcalciumhaltigem Wasser (Versuch
Nr. 3), gesättigt mit kohlensäurefreier Luft, geht das Rosten des Eisens sehr
energisch vor sich, weniger auffällig unter luft- und
kohlensäurehaltigem.
Dagegen geht unter kochsalz- und chlorkaliumhaltigem Wasser
(Versuch Nr. 4), sowie unter salmiakhaltigem Wasser (Versuch Nr. 6) das Rosten bei
Gegenwart von Luft und Kohlensäure höchst energisch vor sich.
Unter chlormagnesiumhaltigem Wasser (Versuch Nr. 5) geht ebenfalls
das Rosten bei Zutritt von Luft und Kohlensäure stärker vor sich als bei Gegenwart
von kohlensäurefreier Luft.
Bei Versuch Nr. 9 wurde Brunnenwasser unter Zusatz von etwas Oel
concentrirt; wie ersichtlich wirkt der Oelzusatz sehr schützend gegen das Rosten,
sowohl unter Luft allein, als auch unter luft- und kohlensäurehaltigem
Wasser.
Alkalisch reagirende Stoffe, wie Kalk (Versuch Nr. 7) und Soda
(Versuch Nr. 8), verhindern gänzlich das Rosten des Eisens.
In Betreff dieser schon lange bekannten Thatsache meint Hutten: „Lösungen von Alkalien verhindern das Rosten des in
ihnen befindlichen Eisens nur so lange, bis der Sauerstoff der Luft von der
Flüssigkeit gelöst, zu demselben dringt, was langsamer von statten geht, als bei
reinem Wasser.“ Diese Ansicht scheint dem Verfasser nach hierzu
angestellten Versuchen nicht völlig begründet zu sein. Er leitete nämlich drei Tage
lang mittels Aspirators langsam von Kohlensäure durch Kalilauge befreite Luft durch
folgende Lösungen: 1) Kalkwasser, 2) schwache Sodalösung, 3) destillirtes Wasser,
wobei zur Darstellung dieser drei Lösungen frisch ausgekochtes destillirtes Wasser
verwendet wurde. In dieser Zeit mußten sich diese drei Lösungen sicher mit Luft
gesättigt haben. Hierauf wurden dieselben sofort unter die Glocke der Luftpumpe
gebracht und dann evacuirt, wodurch die absorbirte Luft aus denselben in Bläschen
entweichen mußte. Am frühesten und am reichlichsten zeigten sich Luftblasen im
Kalkwasser, etwas später und etwas weniger in der Sodalösung, zuletzt und am
wenigsten in destillirtem Wasser. Es absorbirt
Tabelle I.
Rosten des Eisens unter mit kohlensäurefreier Luft gesättigten
Flüssigkeiten.
Textabbildung Bd. 218, S. 72
Fortlauf. Nummer; Unter je 75cc
folgender Lösungen: Gewicht des Eisenbleches; Am Anfang.; Nach 1 Woche;
Gewichtsabnahme des Eisenbleches nach 1 Woche; Bemerkungen. Nach 1 Woche zeigte
sich: Frisch ausgekochtes destillirtes Wasser; Differenz; Rothgelber
Niederschlag; das Eisen ganz schwarz, die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei.
Starker rothgelber Niederschlag, das Eisen ziemlich matt; die abfiltr.
Flüssigkeit eisenfrei. Starker gelbrother Niederschlag; das Eisen matt; die
abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei; 1l Brunnenwasser,
abgedampft auf 75cc; 1/2g Chlorbarium und 1/2g Chlorcalcium,
gelöst in frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; 1/2g Chlornatrium und 1/2g Chlorkalium,
gelöst in frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; Starker gelbrother
Niederschlag; das Eisen matt; die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei;
Chlormagnesium, gelöst in frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; Starker
gelbrother Niederschlag; das Eisen matt; die abfiltrirte Flüssigkeit etwas
eisenhaltig; 1/2g Salmiak, gelöst in frisch
ausgekochtem destillirtem Wasser; Starker rothgelber Niederschlag; das Eisen
matt; die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei; 1/2g
Kalkhydrat mit frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; Kein rothgelber
Niederschlag; das Eisen völlig blank; 1/2g
kohlensaures Natron, gelöst in frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; Kein
rothgelber Niederschlag; das Eisen völlig blank; Brunnenwasser, abgedampft unter
Zusatz von 5 Tropfen Oel auf 75cc; Nur wenig
gelbrother Niederschlag; das Eisen ziemlich blank; die abfiltrirte Flüssigkeit
eisenfrei.
Tabelle II.
Rosten des Eisens unter mit Luft und
Kohlensäure gesättigten Flüssigkeiten.
Textabbildung Bd. 218, S. 73
Fortlauf. Nummer; Unter je 75cc
folgender Lösungen: Gewicht des Eisenbleches; Am Anfang.; Nach 1 Woche;
Gewichtsabnahme des Eisenbleches nach 1 Woche; Bemerkungen. Nach 1 Woche zeigte
sich: Frisch ausgekochtes destillirtes Wasser; Differenz; 1/2g Chlorbarium und 1/2g
Chlorcalcium, gelöst in frisch ausgekochtem destillirtem Wasser; Starker
rothgelber Niederschlag; das Eisen etwas matt; die abfiltrirte Flüssigkeit stark
eisenhaltig; 1l Brunnenwasser, abgedampft auf 75cc; Etwas rothgelber Niederschlag; das Eisen matt;
die abfiltr. Flüssigkeit stark eisenhaltig. Starker rothgelber Niederschlag; das
Eisen ganz matt; die abfiltrirte Flüssigkeit sehr stark eisenhaltig; 1/2g Chlornatrium u. 1/2g
Chlorkalium, gelöst in frisch ausgekochtem dest. Wasser; Sehr starker rothgelber
Niederschlag; das Eisen matt; die abfiltrirte Flüssigkeit sehr stark
eisenhaltig; 1/2g Chlormagnesium, gelöst in frisch
ausgekochtem destillirtem Wasser; Sehr starker rothgelber Niederschlag; das
Eisen ganz matt; die abfiltrirte Flüssigkeit sehr stark eisenhaltig; 1/2g Salmiak, gelöst in frisch ausgekochtem
destillirtem Wasser; Versuch mit Kalk ist wegen Verwandlung in kohlensauren Kalk
nicht ausführbar; Versuch mit kohlensaurem Natron ist wegen Verwandlung in
doppeltkohlensaures Natron nicht ausführbar; 1l
Brunnenwasser, abgedampft unter Zusatz von 5 Tropfen Oel auf 75cc; Wenig rothgelber Niederschlag; das Eisen blank;
die abfiltrirte Flüssigkeit nur sehr wenig eisenhaltig
hiernach Kalkwasser und Sodalösung leichter und reichlicher kohlensäurefreie Luft,
als destillirtes Wasser. Auf ganz gleiche Weise wurde die Absorptionsfähigkeit
einiger Salzlösungen verglichen. Es wurde 1) eine Lösung von Kochsalz und
Chlorkalium, 2) eine Lösung von Salmiak und 3) destillirtes Wasser mit
kohlensäurefreier Luft gesättigt und dann unter die Glocke der Luftpumpe gebracht.
Beim Evacuiren entwickelten sich Luftblasen am frühesten und stärksten, wenn auch
weniger als bei Kalk- und Sodalösung, bei der Lösung von Kochsalz und
Chlorkalium, dann bei der Salmiaklösung, zuletzt und am wenigsten bei destillirtem
Wasser. Es scheint also die übliche Annahme, daß Salzlösungen weniger Gase
absorbiren, als reines Wasser, nicht unter allen Umständen völlig begründet zu
sein.
Außer den in Tabelle I und II angeführten Versuchen bei gewöhnlicher Temperatur
untersuchte Verf. noch das Rosten des Eisens in verschiedenen Lösungen bei Siedhitze
und bei länger fortgesetzter Einwirkung. Eine Anzahl von Glaskolben von je 200cc Inhalt wurde mit den verschiedenen
Lösungen voll bis gegen den Rand gefüllt, abgewogene Streifen von einem Stück
Eisenblech hinein gegeben, die Kolben zum Schutze gegen Staub lose mit einem
Porzellandeckel bedeckt und alle diese Kolben auf die Platte eines Porzellanofens
gestellt, welcher zur Versuchszeit (Januar und Februar) den ganzen Tag über sehr
stark geheizt wurde, so daß die Flüssigkeiten in diesen Kolben unter Tags stets dem
Siedepunkte nahe gehalten waren. Nach dem Erkalten während der Nacht hatten diese
Flüssigkeiten alle gleichmäßig Gelegenheit, Luft absorbiren zu können. Diese
Versuche in Betreff des Rostens des Eisens wären also für Dampfkessel vergleichbar,
welche nicht stets, sondern nur hie und da ausgesetzt in Betrieb gehalten sind.
Nach einer Woche wurden die Eisenstreifen herausgenommen, mit destillirtem Wasser vom
gebildeten Rost abgespült, mit Fließpapier trocken gerieben und bei gelinder Wärme
völlig getrocknet und gewogen. Dann kamen sie wieder zur Lösung in die Kolben; diese
wurden nun die zweite Woche hindurch auf die Ofenplatte gestellt; hierauf nach der
zweiten Woche die Eisenstreifen gewogen, wieder in die Kolben gegeben und sofort
sechs Wochen lang, wobei das verdunstete Wasser immer durch destillirtes ersetzt
wurde, so daß die Kolben stets bis zum Rande gefüllt blieben. Nur bei dem letzten
Versuch Nr. 12 war der Kolben blos zur Hälfte mit Wasser gefüllt, um den Einfluß der
hierdurch sehr erleichterten Luftaufnahme zu ersehen. Bei Beendigung der Versuche
nach 6 Wochen wurden die Lösungen vom Rost abfiltrirt und auf etwaigen Eisengehalt
geprüft.
Alle diese Versuche sind in Tabelle III (S.
76) zusammengestellt.
Um diese Zahlen mit einander vergleichen zu können, war es nothwendig, die
Gewichtsabnahme des Eisenbleches in den einzelnen Versuchen auf Procente zu
berechnen. Diese Berechnung ist in Tabelle IV (S.
77) zusammengestellt.
Die Resultate dieser Versuche sind folgende.
Unter destillirtem Wasser (Versuch Nr. 1) ging die
Gewichtsabnahme, d.h. das Rosten des Eisens, sehr regelmäßig von Woche zu Woche vor
sich.
In abgedampftem Brunnenwasser, welches pro 1l 08,76 Rückstand lieferte, ging das Rosten
des Eisens (Versuch Nr. 2) weit langsamer vor sich als in reinem Wasser, und betrug
die Gewichtsabnahme des Eisens nach 6 Wochen gerade die Hälfte als im destillirten
Wasser. Der beim Abdampfen des Brunnenwassers ausgeschiedene kohlensaure Kalk
gewährt dem Eisen somit einen merklichen Schutz gegen Rosten.
Bei Versuch Nr. 3 wurde abgedampftem Brunnenwasser noch etwas
Chlorbarium zugesetzt; nach 6 Wochen zeigte sich so gut wie gleiche Gewichtsabnahme
des Eisens als bei Versuch Nr. 2; nur ging in diesem Falle das Rosten von Woche zu
Woche regelmäßiger vor sich.
Bei Versuch Nr. 4 zeigte das Eisen in Chlorbarium und
Chlorcalciumlösung nach 6 Wochen eine unbedeutend geringere Gewichtsabnahme als in
reinem Wasser; nur ging das Rosten in der ersten und zweiten Woche sehr schnell,
hierauf langsam und sehr regelmäßig vor sich.
Dagegen erlitt das Eisen in Kochsalz- und Chlorkaliumlösung
(Versuch Nr. 5) eine weit bedeutendere Gewichtsabnahme als in reinem Wasser;
besonders stark ist auch hier die Abnahme am Anfang. Bekanntlich greift auch das
Kochsalz und Chlorkalium haltige Meerwasser das Eisen der Dampfkessel zu stark
an.
Aehnlich ging es bei Anwendung einer völlig neutralen Lösung von
Chlormagnesium (Versuch Nr. 6); hier ist die Abnahme des Eisens am Anfang kolossal,
wird aber im Verlaufe bedeutend geringer und zuletzt sehr regelmäßig.
Da bei diesem Versuche zu erwarten stand, daß sich Chlormagnesium
in der Siedhitze unter Entweichen von Salzsäure zersetzen werde, so wurde der
Chlormagnesiumlösung im Versuche Nr. 7 noch gefällter kohlensaurer Kalk zur Bindung
etwaiger auftretender Salzsäure beigegeben. Am Anfang ging hierdurch allerdings das
Rosten des Eisens langsamer vor sich; von der vierten Woche an ergab sich jedoch
ziemlich gleiches Resultat als ohne Zusatz von kohlensaurem Kalk.
Die stärkste Zerstörung des Eisens bewirkte Salmiaklösung (Versuch
Nr. 8); die Abnahme des Eisens ist hier gleichfalls am Anfang am stärksten, aber
auch noch in den späteren Wochen sehr bedeutend.
In alkalisch reagirenden Flüssigkeiten, Kalkwasser (Versuch Nr. 9)
und Sodalösung (Versuch Nr. 10), erleidet das Eisen nicht die geringste Veränderung
und ist gegen Rosten völlig geschützt.
Etwas Oel, mit Brunnenwasser eingedampft (Versuch 11), vermindert
sehr merklich das Rosten des Eisens; nur in der ersten Woche trat stärkeres Rosten
ein und wurde in den folgenden Wochen sehr unbedeutend.
In Versuch Nr. 12 war der Kolben nur zur Hälfte mit destillirtem
Wasser gefüllt und hierdurch die Luftaufnahme nach dem Erkalten während der Nacht
sehr erleichtert. Die Gewichtsabnahme des Eisens ist in diesem Falle doppelt so
stark als bei vollgefülltem Kolben, wie der Vergleich mit Versuch Nr. 1 ergibt. Ein
häufiges Außerbetriebsetzen eines Dampfkessels muß also gleichfalls das Rosten
desselben sehr befördern.
Tabelle III.
Textabbildung Bd. 218, S. 76
Fortlauf. Nummer; Glaskolben von je
200cc Inhalt, vollgefüllt mit
folgendem Lösungen; Gewicht des Eisenbleches in g; Am Anfang; Nach 1 Woche; Nach
2 Wochn.; Nach 3 Wochn.; Nach 4 Wochn.; Nach 5 Wochn.; Nach 6 Wochn.;
Bemerkungen. Nach 6 Wochen zeigte sich; Destillirtes Wasser; Differenz per
Woche; 2l Brunnenwasser, abgedampft auf
200cc; 2l Brunnenwasser, abgedampft unter
Zusatz von 1g Chlorbarium auf 200cc; 1g Chlorbarium u. 1g Chlorcalcium, gegelöst in
destillirtem Wasser; 1g Chlornatrium
und 1g Chlorkalium, gelöst in
destillirtem Wasser; 1g,9
Chlormagnesium, gelöst in destillirtem Wasser; 2g,7 Chlormagnesium unter Zusatz von
überschüssigem, fein vertheiltem kohlensaurem Kalk, gelöst in destill. Wasser;
1g Salmiak, gelöst in destill.
Wasser; 1g Kalkhydrat mit destillirtem
Wasser; 1g kohlensaures Natron, in
destillirtem Wasser gelöst; 1l
Brunnenwasser, abgedampft unter Zusatz von 10 Tropfen Oel auf 200cc; Ein Kolben von 200cc Inhalt, nur zur Hälfte gefüllt mit
destill. Wasser; Rothgelber Niederschlag; das Eisen ziemlich schwarz; die
abfliltr. Flüssigk. etwas eisenhalt. Rothgelber Niederschl.; das Eisen
theilweise etwas schwarz; abfiltr. Flüssigkeit eisenfrei. Mäßiger rothgelber
Niederschlag; das Eisen ziemlich schwarz; die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei;
Ziemlich starker rothgelber Niederschlag; das Eisen schwarz; die abfiltrirte
Flüssigkeit eisenfrei; Starker rothgelber Niderschlag; das Eisen ganz schwarz;
die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei; Starker rothgelber Niderschlag; das Eisen
ein wenig schwarz; die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei; Starker rothgelber
Niderschlag; das Eisen ganz matt; die abfiltrirte Flüssigkeit eisenfrei. Kein
rothgelber Niederschlag; das Eisen völlig blank; Sehr wenig rothgelber
Niederschlag; das Eisen blank; die abfiltr. Flüssigkeit eisenfrei; Dicker
rothgelber Niederschlag; das Eisen ganz schwarz; die abfiltrirte Flüssigkeit
eisenhaltig
Tabelle IV.
Textabbildung Bd. 218, S. 77
Fortlauf. Nummer; Glaskolben von je
200cc Inhalt, vollgefüllt mit
folgendem Lösungen; Gewichtsabnahme des Eisenbleches auf Procente berechnet;
Anfang; Nach 1 Woche; Nach 2 Wochen; Nach 3 Wochen; Nach 4 Wochen; Nach 5
Wochen; Nach 6 Wochen; Destillirtes Wasser; Differenz per Woche; 2l Brunnenwasser, abgedampft auf 200cc; 2l Brunnenwasser, abgedampft unter
Zusatz von 1g Chlorbarium auf 200cc; 1g Chlorbarium und 1g Chlorcalcium, gelöst in destillirtem
Wasser; 1g Chlornatrium und 1g Chlorkalium, gelöst in destillirtem
Wasser; 1g,9 Chlormagnesium, gelöst in
destillirtem Wasser; 2g,7
Chlormagnesium unter Zusatz von überschüssigem, fein vertheiltem kohlensaurem
Kalk, gelöst in destillirtem Wasser; 1g
Salmiak, gelöst in destillirtem Wasser; 1g Kalkhydrat mit destillirtem Wasser; 1g kohlensaures Natron, in destillirtem
Wasser gelöst; 1l Brunnenwasser,
abgedampft unter Zusatz von 10 Tropfen Oel auf 200cc; Ein Kolben von 200cc Inhalt, nur zur Hälfte gefüllt mit
destillirtem Wasser;
Bei allen bereits angeführten Versuchen konnte das unter den verschiedenen
Flüssigkeiten liegende Eisen dadurch rosten, daß denselben Gelegenheit geboten war,
Sauerstoff oder Sauerstoff und Kohlensäure aus der Luft zu absorbiren. Verfasser
wollte nun noch versuchen, ob die Lösungen von Chlorverbindungen bei völligem
Luftabschluß in der Wärme corrosiv auf Eisen Wirten können; am sichersten ließ sich
dieser Versuch in geschmolzenen Glasröhren ausführen. Es wurden hierzu zwei starke
Glasröhren am einen Ende zugeschmolzen, am anderen etwas ausgezogen. Nachdem
abgewogener Eisendraht, die betreffenden Chlorverbindungen, sowie kochendes
destillirtes Wasser hineingegeben waren, wurden die Röhren auch an diesem Ende
zugeschmolzen. Diese beiden Röhren blieben nun sechs Wochen auf der Ofenplatte, also
unter Tags bei einer Temperatur von nahezu 100° liegen; nach dieser Zeit
wurden dieselben geöffnet und der Eisendraht wieder gewogen. Die erste dieser Röhren
war gefüllt worden mit 2g völlig neutralem
Chlormagnesium, mit 25cc siedendem
destillirtem Wasser und mit 3g,567
Eisendraht. Beim Oeffnen nach 6 Wochen zeigte sich nach völligem Erkalten
Gasspannung in der Röhre; der Eisendraht sah etwas schwarz aus und wog nur noch 3g,553, hatte somit um 0g,014 oder 0,39 Proc. abgenommen. In der
abfiltrirten Lösung ließ sich deutlich ein Gehalt an Eisenchlorür nachweisen;
dieselbe reagirte dazu nun schwach sauer. Ohne Zweifel kann also auch bei völligem
Luftabschluß eine Lösung von Chlormagnesium corrosiv auf Eisen einwirken.
Die zweite Röhre war gefüllt worden mit je 1/2g Chlornatrium, Chlorkalium, Chlorbarium und Chlorcalcium, dann mit 25cc kochendem destillirtem Wasser und mit
2g,582 Eisendraht. Beim Oeffnen nach 6
Wochen zeigte sich gar keine Erscheinung, der Eisendraht hatte sein ursprüngliches
Gewicht behalten. Es kann also eine Lösung dieser Salze ohne Luftzutritt das Eisen
nicht angreifen.
Aus allen Versuchen, sowohl aus den bei gewöhnlicher Temperatur, als auch aus den in
der Siedhitze ausgeführten, geht also sicher hervor, daß Gegenwart von in Wasser
gelösten Chlorverbindungen als: Chlormagnesium, Salmiak, Kochsalz, Chlorkalium,
Chlorbarium, Chlorcalcium, das Eisen sehr angreifen kann, sobald Luftzutritt
gestattet ist, – ein Umstand, der für Dampfkessel sicher Beachtung verdient.
Es fragt sich in Folge dessen noch sehr, ob Zusatz von Chlorbarium zum Speisewasser
für den Dampfkessel stets von Nutzen ist, und ob nicht unter Umständen der bei
Entfernung des Gypses geschaffene Vortheil wieder völlig aufgehoben wird durch den
schädlichen Einfluß der hierbei entstehenden Chlorverbindungen? Besonders bei
Speisewasser, reich an Bittersalz, kann der schädliche Einfluß bei Anwendung von Chlorbarium durch
das sich bildende Chlormagnesium überwiegend sein.
Ferner ergibt sich aus diesen Versuchen, daß eingedampftes Brunnenwasser dem Eisen
weniger Gelegenheit zum Rosten bietet als reines Wasser, wahrscheinlich weil der
beim Abdampfen des Brunnenwassers niederfallende kohlensaure Kalk das Eisen
schützend bedeckt. Es kann somit für den Dampfkessel eine dünne Schichte von aus
kohlensaurem Kalk bestehenden Kesselstein nach Umständen selbst nützlich sein, indem
dieselbe zur Schonung des Kessels gegen Rosten dienen kann.
Anwendung von Salmiak zur Kesselsteinverhütung ist jedenfalls nur schädlich für den
Kessel, indem, wie alle Versuche ergaben, Salmiaklösung unter allen Umständen das
Eisen stark angreift.
Zusatz von Oel und sicher ebenso von Fetten zum Speisewasser kann nach allen
Versuchen für das Eisen des Kessels nicht schädlich sein; im Gegentheil vermindert
es wesentlich das Rosten des Eisens. Verfasser hat allerdings bei seinen Versuchen
keine höhere Temperatur als etwas unter 100° anwenden können; ob etwa, wie
von einigen Seiten behauptet wird, bei höherer Temperatur im Dampfkessel der
Fettgehalt des Speisewassers schädlich wirken kann, läßt sich aus diesen Versuchen
nicht entscheiden; die Wahrscheinlichkeit spricht jedoch nach dem Verfasser nicht
dafür.
Zusatz alkalisch reagirender Substanzen, wie Kalk und Soda, zum Speisewasser schützt
unter allen Umständen das Eisen des Kessels völlig vor Rosten. Diese beiden
empfehlen sich weitaus als die besten Mittel zur Kesselsteinverhütung, wenn
dieselben im richtigen Verhältniß d.h. ohne merklichen Ueberschuß, dem Speisewasser
zugesetzt werden.