Titel: | Eine neue elektrische Uhr von Professor Arzberger. |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 466 |
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Eine neue elektrische Uhr von Professor Arzberger.
Mit Abbildungen auf Taf.
VIII [d/4].
Arzberger's neue elektrische Uhr.
Die Construction dieser Uhr ist aus Fig. 44 zu ersehen. A und B sind die beiden
Klemmen, an welchen die Leitungsdrähte befestigt sind; der eine Leitungsdraht führt
zur Batterie, der zweite zur Normaluhr, welche jede Minute einen kurzen, etwa eine
Secunde andauernden Contact gibt, und ein dritter Draht verbindet den Contact der
Normaluhr mit der Batterie.
Sieht man vor der Hand von der Spule W und der dahin
führenden Zweigleitung ab, so ist zunächst einleuchtend, daß bei eintretendem
Contacte der Strom die beiden Magnetisirungsspiralen r,
r durchzieht, wodurch die beiden Pole m, m₁ des zugehörigen
Elektromagnetes magnetisirt werden, zwischen welchen die Flügelscheibe F auf einer Welle drehbar gelagert ist. Diese
Flügelscheibe hat sechs symmetrisch angeordnete Flügel, deren periphere Ränder
excentrisch gegen den Mittelpunkt der Flügelscheibe gestaltet sind, so daß der
Radius α größer als der Halbmesser β ist. Diese Flügelscheibe ist von weichem Eisen
gefertigt, vertritt die Stelle des Magnetankers und wird durch die Anziehungskraft,
welche m äußert, sobald der Strom die Spiralen r durchläuft, so gedreht, daß der Radius α sich nach β
bewegt. Ganz dieselbe Wirkung findet diametral gegenüber vor dem Magnetpole m₁ statt, so daß die Flügelscheibe einem von
beiden Polen angezogenen Anker gleicht. Mit der Flügelscheibe fest verbunden, wirkt
ein hier nicht sichtbares Getriebe auf das Zahnrad Z, an
dessen Welle der Minutenzeiger steckt; außerdem ist auf der Welle der Flügelscheibe
ein Zahnrad befestigt, welches, wie die Figur zeigt, in das Getriebe g eingreift. Das Uebersetzungsverhältniß von g zu dem eingreifenden Rade ist = 1 : 6, so daß g eine Umdrehung macht, wenn die Flügelscheibe um einen
Flügel verdreht wird. An der Welle dieses Getriebes ist nun ein kleines
Pendelgewicht s befestigt, welches vertical nach abwärts
hängt, so lange die Flügelscheibe vom Magnete nicht angezogen wird; sobald aber
durch Vermittelung des Stromes eine Anziehung erfolgt und die oben erwähnte Drehung
der Flügelscheibe von α nach β stattfindet, wird das Pendelgewicht s nach der Pfeilrichtung von s nach σ geschwungen. Wird nun der
Strom unterbrochen, so fällt das Pendelgewicht von σ nach s zurück und der Radius α der Flügelscheibe, der durch die Stromwirkung
nach β bewegt wurde, wird nun nach der
Stromunterbrechung bis γ vorgeschoben. So wurde
durch zwei rotirende Ruckbewegungen die Flügelscheibe um eine Sechstelumdrehung und
der Zeiger an der Welle des Rades Z um eine Minute
vorwärts gerückt. Da die Flügelscheibe in keiner Stellung die Magnetpole berührt, so
geht die ganze Bewegung ohne Stoß vorüber. Da sich aber die Flügelscheibe immer
umdreht, somit stets nach einem anderen Diameter magnetisch polarisirt wird, so muß
diese vom remanenten Magnetismus befreit werden.
Die Spule W – der Entladungs-Widerstand
– hat den Zweck, das Auftreten der Schließung- und
Unterbrechungsfunken am Contacte zu verhindern, was zum sicheren Gang der Uhr
wesentlich beiträgt, da sonst mit der Zeit eine Corrosion der Contactstellen
eintritt und hie und da der Strom versagt.
Dieser Entladungswiderstand ist eine Spule, welche mit übersponnenem Neusilberdraht
derart bewickelt ist, daß neben jede Drahtwindung eine zweite mit entgegengesetzter
Stromrichtung gelegt ist. Fig. 45 zeigt die Art der
Bewickelung schematisch. Der Entladungswiderstand W
Fig. 44 ist
bei a und b als Zweigleitung
eingeschaltet, und ist sein Leitungswiderstand sechsmal so groß als jener in beiden
Spulen r, r zusammen genommen, somit gehen 6/7 des
Stromes durch r, r, während 1/7 für die magnetisirende
Wirkung verloren geht und den Widerstand W passirt.
Durch die soeben angedeutete Art der Drahtwickelung kann aber die Spule W keinen Strom auf sich selbst induciren, folglich an
und für sich keinen Oeffnungs- und Schließungsfunken bewirken; andererseits
verbindet sie aber die beiden Drahtenden a und b der Spiralen r, r derart
leitend, daß sich deren Extraströme durch W entladen und
kein Funke mehr an der Contactstelle überspringt.
Eine solche Nebenuhr geht mit zwei offenen Meidinger-Elementen sehr kräftig;
Ballonelemente eignen sich, des bei Weitem größeren inneren Widerstandes wegen,
nicht gut.
Solche von J. Hertan, Uhrmacher in Brünn (Mähren), nach
meiner Angabe angefertigte Uhren gehen an mehreren Orten seit zwei Jahren.