Titel: | Ueber Bestimmung der Schmelztemperatur organischer Körper; von C. H. Wolff, Apotheker in Blankenese. |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 411 |
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Ueber Bestimmung der Schmelztemperatur
organischer Körper; von C. H. Wolff, Apotheker in
Blankenese.Nach dem vom Verfasser gef. eingesendeten Separatabdruck aus dem Archiv für
Pharmacie, 1875 Bd. 3 Heft 6.
Wolff, über Bestimmung der Schmelztemperatur organischer
Stoffe.
Zur Bestimmung des Schmelzpunktes nachfolgender Fett- und Wachsarten bediente
sich der Verfasser in etwas veränderter Form des von Julius Löwe construirten Apparates, dessen nähere Beschreibung sich in diesem
Journale, 1871 201 250, findet.
Die übereinstimmende Genauigkeit der zu erzielenden Resultate wird wesentlich bedingt
durch die Form und Dicke des Platindrahtes, welcher mit der auf ihren Schmelzpunkt
zu prüfenden Substanz überzogen wird, sowie durch die gleichmäßige Dicke dieses
Ueberzuges. Löwe verwendet einen mäßig dicken, unten
zugespitzten Platindraht, welcher in eine Glasröhre eingeschmolzen, mittels Stativ
gehalten, lothrecht in das Quecksilber eingeschoben wird. Nachdem vorher ausgeglüht,
soll man durch zwei- bis dreimaliges rasches Eintauchen desselben in die
vorher geschmolzene Masse einen gleichmäßigen Ueberzug erzielen. Trotz der genauen
Befolgung dieser Vorschrift war es dem Verf. nicht möglich, in dieser Weise
einigermaßen übereinstimmende Resultate zu erzielen. Als Versuchsobject diente
weißes Wachs, und lagen die Schmelzpunkte desselben in 24 auf einander folgenden
Versuchen zwischen 61,2° und 65,4°, mithin eine Differenz von
4,2°, die eben nicht für die Genauigkeit der Methode sprach. Anstatt des
dicken, unten zugespitzten Platindrahtes, nahm Verf. nun einen dünneren, von der
Stärke, wie man ihn zu Löthrohrversuchen verwendet, und bog denselben unten in einen runden Bogen
um, dergestalt, daß die Länge des umgebogenen Endes etwa 8mm betrug und der Abstand beider Enden,
also die Biegung 5mm ausmachte. Taucht man
nun das umgebogene Ende ein oder zwei Mal in die geschmolzene Substanz, welche man
vorher soweit hat erkalten lassen, daß sie an den Rändern des Gefässes, in denen sie
geschmolzen, zu erstarren beginnt, so überzieht sich das eingetauchte Ende mit einer
durchaus gleichmäßig dicken Schicht der zu prüfenden Masse. Nach einiger Uebung
gelingt dies leicht, und wird dadurch wesentlich die übereinstimmende Genauigkeit
der zu erzielenden Resultate bedingt. Bei einem dickeren, zugespitzten Platindraht
ist dies sehr viel schwieriger auszuführen; entweder bildet sich an der Spitze eine
kleine Kugel der erstarrten Masse, oder aber dieselbe wird nicht genügend überzogen
und ist dann nicht isolirt. Dann aber findet auch bei einem dickeren Platindraht
wegen der geringen Wärmeleitungsfähigkeit des Platins gegenüber Quecksilber nicht
immer sofort ein Abschmelzen der Masse statt, wenn auch die Temperatur des
Quecksilbers schon dem Schmelzpunkt der zu prüfenden Substanz gleichkommt; die
äußerlich geschmolzene Masse adhärirt noch am Platindraht und steigt erst dann an
die Oberfläche des Quecksilbers, stellt also den Contact her, wenn der Platindraht
dieselbe Temperatur angenommen hat. Während dessen aber steigt das Thermometer und
zeigt beim Ertönen der Glocke einen höheren Schmelzpunkt des Körpers, wie derselbe
in Wirklichkeit ist. Diese Differenzen nahmen zu mit der Dicke des Platindrahtes. In
der abgeänderten Form hingegen läßt die Methode an Genauigkeit nichts zu wünschen
übrig und ist so empfindlich, daß die mehr oder minder dicke Schicht der Substanz,
deren Dicke ja nur Bruchtheile eines Millimeter ausmacht, womit das umgebogene Ende
des Platindrahtes überzogen ist, sich in Differenzen von 1/10 Graden am Thermometer
kund gibt.
Als Beweis für die Genauigkeit sind hier wieder die Schmelzpunktbestimmungen
desselben weißen Wachses angeführt, mit welchem Verf. nach der ersten Methode so
abweichende Resultate erzielte. Das Mittel aus 22 auf einander folgenden
Bestimmungen ergab für weißes Wachs 62,8° als Schmelztemperatur; die
niedrigste zu notirende Temperatur war 62,4°, die höchste 62,9°,
mithin nur eine Differenz von 0,5°. In den meisten Fällen schellte die Glocke
genau bei 62,8°, welche Zahl auch als Mittel aus sämmtlichen 22 Versuchen
erhalten wurde.
In dieser Weise wurde nun in einer Reihe von Versuchen der Schmelzpunkt für
nachfolgende Körper bestimmt.
Ceresin
=
71,35°
Gelbes Wachs
=
64,0
Weißes Wachs
=
62,8
Gelbes Wachs in Scheiben
=
60,1
(wahrscheinlich mit Japanwachs vermischt)
Stearin
=
51,45
Paraffin
=
49,5
(vergl. 1875 216 460)
Wallrath
=
45,2
Hammeltalg
=
45,6
Japanwachs
=
41,3
Cacaobutter
=
31,8.
Da es sich bei der Prüfung dieser Methode nur um Schmelzpunktbestimmungen von Körpern
unter 100° handelte, so benützte der Verf. ein einfaches, durch eine kleine
Spirituslampe erwärmtes Wasserbad, in dessen obere, durch einen Einlegering
verkleinerte Oeffnung ein kleiner Porzellantiegel von 40 bis 50g Inhalt Paßte. Dieser Tiegel diente, zu
drei Viertel mit Quecksilber gefüllt, als Quecksilberbad. Dadurch, daß man jedes Mal
nach einem beendigten Versuche den Tiegel mit dem Quecksilber aus dem Wasserbade
herausnehmen und in eine daneben stehende Schale mit kaltem Wasser abkühlen konnte,
wurde es möglich eine ganze Reihe von Schmelzpunktbestimmungen nach einander in
verhältnißmäßig kurzer Zeit auszuführen. Das Wasserbad muß soweit mit Wasser gefüllt
sein, daß der Tiegel davon umgeben wird; es findet dadurch eine langsame und
gleichmäßige Erwärmung des Quecksilberbades statt. In dieses taucht man nun
einerseits den durch eine an einem Stativ befestigte kleine Zange oder Pincette
gehaltenen Platindraht dergestalt, daß der umgebogene überzogene Theil 4 bis 5mm in das Quecksilber untertaucht, das
kurze Ende aber noch aus dem Quecksilber hervorragt; andererseits ein in eine
Glasröhre eingeschlossenes, genaues, in 1/5 Grade getheiltes Thermometer, an dessen
unteren Theil durch Ueberschieben eines Gummiringes ein Platindraht befestigt ist,
welcher mit in das Quecksilberbad taucht und mit seinem anderen Ende durch
Kupferdraht die Verbindung mit dem einen Pol der Glocke herstellt. Das Ablesen am
Thermometer geschieht am besten mit der Loupe, wodurch es möglich wird, noch 1/10
Grade genau schätzen zu können.
Als galvanisches Element kann jedes schwach wirkende Element mit nicht zu großer
Spannung dienen, um ein Durchbrechen der isolirenden Schicht zu vermeiden; sehr
bequem dazu sind die kleinen, mit saurem chromsaurem Kali und Schwefelsäure
gefüllten einfachen Flaschenelemente, bei denen man durch mehr oder weniger tiefes
Einsenken der Kohlen-Zinkplatten beliebig starke Intensität des Stromes
erzeugen kann. Den einen Pol desselben verbindet man mit der Pincette oder Zange,
welche den Platindraht
hält, den anderen direct mit der Glocke. Nach beendigtem Versuche entfernt man
Thermometer und Platindraht, setzt den Tiegel mit Quecksilber zur Abkühlung in
kaltes Wasser, glüht den Platindraht aus, überzieht ihn von Neuem mit geschmolzener
Masse und kann nach wieder erfolgter Zusammenstellung des ganzen Apparates in
wenigen Minuten zu einem neuen Versuche schreiten.