Titel: | Durchschnittspreise der Wurzeln von französischen Krapp in den Jahren 1813 bis 1874. |
Fundstelle: | Band 217, Jahrgang 1875, S. 240 |
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Durchschnittspreise der Wurzeln von französischen
Krapp in den Jahren 1813 bis 1874.
Durchschnittspreise der Wurzeln von französischen
Krapp.
E. Ferry und J. Dépierre, welche nachstehende Tabellen im Bulletin de Rouen, 1875 S. 80 veröffentlichen, beschränken sich darauf,
dieselben mit einigen allgemeinen Bemerkungen zu begleiten, weil doch die Einflüsse
auf die Krapppreise gar zu mannigfacher und gar zu verschiedenartiger Natur seien.
Diese Ansicht ist gewiß so begründet, wie die Absicht berechtigt ist, vor einer
willkürlichen, einseitigen Deutung statistischer Angaben sich zu hüten. Vielleicht
ist es aber doch möglich, jedenfalls nicht ohne Interesse, einige Momente
hervorzuheben, welche, wenn auch nicht allein maßgebend oder für jedes einzelne Jahr
oder für ganz locale Verhältnisse giltig, doch gewichtig genug sind, um mit ihrer
Hilfe die auffallenderen Schwankungen zu erklären, die allgemeine Haltung des
Krappmarktes während einer fortlaufenden Reihe von Jahren zu charakterisiren oder
den unvermeidlichen Zusammenhang dieser Specialität der industriellen
Landwirthschaft mit dem Wohl und Wehe des übrigen Weltmarktes durch politische und
volkswirthschaftliche Erinnerungen nachzuweisen.
Mit der naturgemäßen Erholung der gesammten Industrie über ganz
Europa, mit dem Restaurationsjahr 1814 beginnt ein stetiges Steigen der Krapppreise.
Der kurze Krieg des Jahres 1815 hatte seine Beendigung noch vor der Erntezeit
gefunden, er vermochte die steigende Tendenz des Krappmarktes nicht aufzuhalten. Das
berüchtigte Mißjahr 1817 gesellte zu der übrigen Noth eine förmliche Krappnoth und
trieb die Preise enorm in die Höhe auch für die zunächst folgenden Jahrgänge, wobei
zu erinnern ist, daß die Ausbildung der Krappwurzel im Boden drei volle Jahre in
Anspruch nimmt, daß also ein einziges Fehljahr auf drei Ernten influirt. Die hohen
Marktpreise mögen wie in Südfrankreich, so auch anderwärts zur Erweiterung der
Krappcultur aufgemuntert haben; auch hatte die Einführung der Dampffarben zu Anfang
der zwanziger Jahre eine Verminderung des Krappconsums in den Druckereien zur Folge;
beide Momente erklären die nunmehr sinkende Bewegung der Krapppreise, bis ebenso
notwendiger Weise gegen das Ende der zwanziger und mit dem Anfange der dreißiger
Jahre das Aufblühen der Türkischrothfabrikation eine steigende Bewegung derselben hervorrufen mußte.
Jahrgang 1837/38 zeichnet sich durch einen abnorm niedrigen Curs der Krappwurzeln
aus und hängt dies wohl mit der in diesem Jahre mit erneuter Macht auftretenden, von
der Regierung selbst ins Leben gerufenen Concurrenz der holländischen Wurzel
zusammen. Aber rasch erholen sich die Preise, die Gründung des Zollvereins (1834)
beginnt wirksam zu werden, die Färbereien und Druckereien Deutschlands richten sich
für den Großbetrieb ein, ihr Consum an allen möglichen Farbstoffen macht sich auf
dem Markte fühlbar, auch hat die Einführung der Garancine (1839) der gesammten
Färberei einen neuen Impuls gegeben. Ziemlich räthselhaft sind die beiden Jahrgänge
1843/44 und 44/45. Die zweijährige Dauer dieser Krappkrisis scheint auf eine
Mißernte hinzudeuten, aber die Zeitungen aus jenen Jahren berichten weder von einem
allgemeinen Mißwachs, noch haben directe Erkundigungen in Südfrankreich die Annahme
einer localen Calamität jener Jahre bestätigt. Die nachfolgende Periode ist wieder
durch eine festere Haltung der Krapppreise bezeichnet; nur das unruhige Jahr 1848
vermochte dieselben vorübergehend zu drücken, sowie später der Krimkrieg
(1853-56), als er sich unvermuthet in die Länge zog, wie auch die Paar
Kriegsmonate des Jahres 1859. Aber mit rapider Geschwindigkeit fallen die Preise mit
Beginn des amerikanischen Krieges (1861-65), nach dessen Beendigung der
preußisch-österreichische Krieg den Druck auf die Preise fortsetzt, während
gleichzeitig mit Anfang der sechziger Jahre die Anilinfarben ihre Herrschaft über
die Mode befestigten und erweiterten. Mit dem Jahre 1867 gewinnt die gesammte
Industrie wieder Vertrauen, die Einführung des Krappextractes vermehrt den
Krappconsum und zum letztenmal lacht den Krappbauern das Glück, als im Herbst 1868
die neuerstandenen Druckereien und Färbereien Nordamerikas ihren Bedarf an Krapp und
Garancine durch riesige Kaufordres deckten. Daß der deutsch-französische
Krieg auf der gesammten Industrie schwer lastete, ist begreiflich, aber dem großen
finanziellen und industriellen Krach war es vorbehalten, die Krapppreise auf die
bedenkliche Tiefe herunterzudrücken, von der sie sich so bald nicht wieder erholen
werden. Denn um gerecht zu sein, muß constatirt werden, daß ein großer Theil dieser
Baisse auf Rechnung des künstlichen Alizarins zu schreiben ist. Bedenkt man, daß
Deutschland
im J.
1872
900000k
10 proc.
AlizarinBulletin de Rouen, 1875 S. 81.
„
1873
1100000k
„
„Amtlicher Katalog der Ausstellung des deutschen Reiches zu Wien 1873
(S. 109).
„
1874
2400000k
„
„Bulletin de Rouen, 1875 S. 81.
producirt hat, so erhält man einen deutlichen Begriff
von der Macht dieser Concurrenz des Krapps, wie von der überraschenden Entwickelung
dieser neuen Industrie.
Preis in Franken pro 100k Krapp rosé von 1813 bis 1840.
Jahrgang.
Preis
Jahrgang.
Preis.
Jahrgang.
Preis.
1813/14
66
1823/24
53
1833/34
75
1814/15
78
1824/25
57
1834/35
63
1815/16
80
1825/26
71
1835/36
66
1816/17
81
1826/27
52
1836/37
62
1817/18
109
1827/28
55
1837/38
48
1818/19
135
1828/29
64
1833/39
73
1819/20
98
1829/30
97
1839/40
77
1820/21
90
1830/31
95
1840
71
1821/22
51
1831/32
70
1822/23
60
1832/33
88
Preis in Franken pro 100k Krapp rosé von 1840 bis 1874.
Jahrgang.
Preis.
Jahrgang.
Preis.
Jahrgang.
Preis.
1840/41
68
1852/53
81
1864/65
58,54
1841/42
70
1853/54
79
1865/66
56,11
1842/43
82
1854/55
64
1866/67
52,72
1843/44
119
1855/56
72
1867/68
67,84
1844/45
107
1856/57
93
1863/69
107,20
1845/46
77
1857/58
93
1869/70
85,50
1846/17
71
1858/59
76
1870/71
68,22
1847/48
61
1859/60
84
1871/72
68,29
1843/49
54
1860/61
82,52
1872/73
69,38
1849/50
80
1861/62
69,50
1873/74
45,60
1850/51
36
1862/63
63,07
1851/52
75
1863/64
60,05
Die Preise dieser Tabelle verstehen sich für die Wurzeln auf
freiem Felde; für Verladen, Verpacken u.s.w. sind die Spesen im Betrag von 3,25 Fr.
pro 100k hinzuzurechnen.
Preis in Franken pro 100k
Krapp palüd von 1860 bis 1874.
Jahrgang.
Preis.
Jahrgang.
Preis.
Jahrgang.
Preis.
1860/61
93,34
1865/66
62,14
1870/71
74,25
1361/62
78,54
1866/67
60,42
1871/72
79,01
1862/63
69,75
1867/68
75,26
1872/73
81,51
1863/64
66,42
1868/69
112,31
1873/74
59,13
1864/65
65,28
1869/70
96,94
Die Preise verstehen sich wie bei der vorhergehenden Tabelle.
Kl.