Titel: | Ueber die Einwirkung von Schwefelsäure aus Blei: von A. Bauer. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 328 |
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Ueber die Einwirkung von Schwefelsäure aus Blei:
von A. Bauer.
Bauer, über die Einwirkung von Schwefelsäure aus Blei.
R. Hasenclever (1872 205 125)
hat kürzlich einige Erfahrungen über die Einwirkung von Schwefelsäure auf mehr oder
weniger reines Blei publicirt, welche mich veranlaßten, diesem Gegenstande eine
nähere Untersuchung zu
widmen, mit welcher sich Hr. Peter v. Mertens
beschäftigte, und deren Resultate, die sich vorläufig nur auf Säure von 66°
B. beziehen, ich in folgendem mittheile.
Zum Behufe dieser Untersuchung wurde eine Reihe von Bleilegirungen durch
Zusammenschmelzen von reinem Blei mit den betreffenden Metallen dargestellt, die
Zusammensetzung der Legirungen durch die Analyse festgestellt, dieselben dann in
Platten von gleicher Dicke ausgewalzt, in einem geeigneten Apparate mit
Schwefelsäure von 66° B. übergossen, erhitzt und die Temperatur beobachtet,
bei welcher die Einwirkung stattfindet.
Der Apparat bestand in einem Kolben, welcher einige Centimeter über dem Boden eines
Luftbades festgehalten wurde, dessen Seitenwände durch einen Glascylinder gebildet
waren. Die Erhitzung des Kolbens geschah somit durch die auf den Boden des Luftbades
wirkende Gasflamme ganz gleichförmig; die Temperatur wurde durch ein in die im
Kolben befindliche Schwefelsäure tauchendes Thermometer bestimmt. Bei jedem der
Versuche wurde ein gleich großes Gewicht der betreffenden Legirung und eine gleich
große Menge Schwefelsäure angewendet.
Die Beobachtung zeigte, daß die Einwirkung auf verschiedene Bleilegirungen in
verschiedener Weise erfolgt. Auf einige derselben findet dieselbe langsam und stetig
unter Entwickelung von Wasserstoff und schwefliger Säure statt; auf andere jedoch
plötzlich und stürmisch unter Entwickelung von Schwefelwasserstoff, schwefliger
Säure und Wasserstoff nebst Schwefelabscheidung, wie dies auch von Hasenclever für reines Blei beobachtet wurde.
Auf die Art der Einwirkung sowohl, wie auf die Temperatur, bei welcher sie
stattfindet, ist nach den vorliegenden Untersuchungen nicht nur die qualitative,
sondern auch die quantitative Zusammensetzung der Legirung von Einfluß, so daß ein
und dasselbe, in verschiedenen Mengenverhältnissen angewendete Metall verschiedene
Resultate darbietet.
Endlich ist auf den Vorgang der Zersetzung des Bleies durch Schwefelsäure auch die
Reinheit der angewendeten Säure maßgebend; denn es steigt die Zersetzungstemperatur,
wenn die Schwefelsäure Bleisulfat aufgelöst enthält.
Die einzelnen Resultate sind folgende.
I. Reines Blei. Werden 0g,2 reines Blei mit 50cc Schwefelsäure von
66° B. erwärmt, so tritt erst bei ca. 175° eine namhafte
Gasentwickelung ein, welche sich bei 190° verstärkt; bei 230 bis 240°
aber wird plötzlich das ganze Blei in Bleisulfat verwandelt, welches sich in der
Schwefelsäure löst. Bei dieser plötzlichen Zersetzung treten schweflige Säure und
Wasserstoff unter Schwefelabscheidung auf.
II. Legirung von Blei und Wismuth. a) Mit 10 Proc. Wismuth. Die Einwirkung beginnt bei 150° und
erfolgt langsam und ruhig bis 190°, bei welcher Temperatur alles Metall
zersetzt ist. — b) Mit 4 Proc. Wismuth. Die
Zersetzung erfolgt rascher als bei der 10proc. Legirung, und ist bei 130 bis
140° beendet. — c) Mit 0,73 Proc. Wismuth.
Die Zersetzung erfolgt plötzlich und vollständig bei 160°.
III Legirung von Blei und Antimon.Vergl. auch H. v. d. Planitz, 1875 215 442.D. Red.
a) Mit 10 Proc. Antimon. Diese Legirung zersetzt sich
langsam und stetig, eine stärkere Einwirkung beginnt bei 190°, und das Ende
der Zersetzung liegt zwischen 230 bis 240°. — b) Mit 5 Proc. Antimon. Diese Legirung zersetzt sich ebenfalls langsam.
Die stärkere Einwirkung beginnt bei 180 bis 190°, das Ende der Zersetzung
liegt bei 220 bis 225°.— c) Mit 1 Proc.
Antimon. Auch hier ist die Zersetzung eine langsame, aber eine namhafte
Gasentwickelung ist erst bei 250° zu bemerken und erst bei 280° ist
die Zersetzung beendigt.
IV. Blei-Arsen-Legirung, enthaltend 10 Proc.
Arsen. Diese Legirung verhält sich der 10proc. Antimonlegirung sehr ähnlich. Der
Zersetzungsproceß ist ein langsamer und findet bei 240° sein Ende.
V. Legirung von Blei und 1 Proc. Kupfer. Dieselbe verhält
sich ähnlich wie die 1proc. Antimonlegirung: bei 250° beginnt eine stärkere
Einwirkung und bis 280° ist alles Metall gelöst.
VI. Legirung von Blei und Platin, a) Mit 10 Proc. Platin. Die Zersetzung ist eine langsame und
unvollständige, ihr Ende liegt bei 280°. — b) Mit 2 Proc. Platin. Die Zersetzung ist plötzlich und vollständig, und
zwar bei einer Temperatur, die zwischen 260 bis 280° liegt.
VII. Legirung von Blei und 10 Proc. Zinn. Der
Zersetzungsproceß dieser Legirung ist dem des reinen Bleies sehr ähnlich; die
Zersetzung erfolgt plötzlich bei ca. 200°.
Die Versuche gestatten allerdings noch keine endgiltigen Schlüsse und müssen noch auf
eine größere Reihe von Legirungen ausgedehnt und mit Schwefelsäure von geringerer
Concentration durchgeführt werden.
Es geht aber aus denselben immerhin hervor, daß geringe Beimengungen von Antimon und
Kupfer das Blei gegen Schwefelsäure widerstandsfähiger machen, während Wismuth
entschieden als eine schädliche Beimengung zu betrachten ist. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1875 S. 210.)