Titel: | Der Vielmesser, ein neues Feldmessinstrument von Ingenieur R. Jähns. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 219 |
Download: | XML |
Der Vielmesser, ein neues Feldmessinstrument von
Ingenieur R.
Jähns.
Mit Abbildungen.
Jähns' neues Feldmeßinstrument.
Das nachstehend beschriebene Universal-Meßinstrument (preußisches Patent vom
April 1873) ermöglicht die Lösung der bei technischen Vorarbeiten
Textabbildung Bd. 216, S. 220
Textabbildung Bd. 216, S. 220
vorliegenden Aufgabe: einen Punkt nach Situation und Höhe
festzulegen — in einer von den bisherigen Verfahrungsweisen völlig
abweichenden Art, indem beim Gebrauche des „Vielmessers“ die
Festlegung des Punktes in beiden Ebenen gleichzeitig erfolgt, ferner dieselbe durch
eine einzige Aufstellung, ohne jedwede Rechnung geschieht, endlich auch die
Auftragung eines Theils der Meßresultate auf eine Zeichenplatte durch das Instrument
selbstthätig bewirkt wird.
Das in den Figuren II und III abgebildete Instrument bedarf als Unterlage einer Meßtischplatte
nebst Stativ, und es gehört dazu noch eine Nivellirlatte, auf welcher zwei Punkte
y und z zu markiren sind, deren
gegenseitiger Abstand von dem Maßstabe abhängig ist, in welchem die Austragung der
Messungsresultate erfolgen soll; der Abstand der beiden Lattenpunkte ist also für
den ganzen Umfang einer auszuführenden Messung constant.
Die Construction des Instrumentes beruht auf den beiden einfachen Gleichungen:
C : c = E : e und H : h = E : e,
bei denen die Bedeutung der einzelnen Werthe aus der
nebenstehenden Figur I unmittelbar ersichtlich ist.
In diesen Figuren bezeichnen ferner noch a′ die auf der Meßtischplatte angegebene
Lage eines Stationspunktes a; x′
die Horizontalprojection eines Punktes y, der um H höher als seine Projection x′ liegt; c ist eine im Instrument
selbst gegebene Länge, C
dagegen eine auf der Nivellirlatte vorkommende Länge, deren wesentlichste
Eigenschaft schon vorhin angegeben wurde.
Der Vielmesser hat als Besonderheit die Einrichtung, daß während des Anvisirens der
Punkte y und z die im Instrument durch
einen entsprechenden Constructionstheil vertretene Verticale ib (Fig.
I) stets vertical und parallel zu der Richtung zy ist; es entspricht daher der in der
Verlängerung von ib
liegende Punkt d auch stets
der Lage des Punktes x′, welcher in der Verlängerung von zy liegt. Der Höhenunterschied H, welcher im Instrument
durch die Länge h
dargestellt ist, wird entweder durch Ablesung oder auch durch Abgreifen mit einem
Zirkel bestimmt.
Handhabung des Instrumentes. Auf einer horizontal
einzustellenden Meßtischplatte wird das Instrument mit Hilfe der beiden
Stellschrauben a und b und
der Libellen e und c
horizontal aufgestellt. Sodann wird die Schraube α so weit herunter geschraubt, daß ihre Spitze nach unten durch ein
kleines, nach Art der Reißnägel auf das Papier gestiftetes Metallplättchen geht, in
welchem sie dann genügenden Halt findet, um als Drehpunkt für das Instrument zu
dienen. Der Meßtisch
Textabbildung Bd. 216, S. 222
muß vorher so orientirt gewesen sein, daß die Schraube α genau über dem Stationspunkte a (Fig. I) liegt.
Der Schieber (Rahmen) SS wird
bis an das freie Ende der Leiste x (nach γ) gerückt, so daß der mit ersterem verbundene
kleine Schlitten v (Fig.
III) von den inneren Kanten (Flächen) der beiden Schenkel f und k frei wird. Der
Schlitten v enthält in Gestalt eines kleinen
Stahlplättchens, das in Verbindung mit einem Fühlhebel r
steht, die vorhin erwähnte Constante c des
Instrumentes.
Auf demjenigen Punkte P (Fig.
I), der nach seiner Lage im Grundriß und in der Verticalebene bestimmt
werden soll, wird die Meßlatte von constanter Visirhöhe vertical aufgestellt. Der
Längenabschnitt zy auf der
Latte bildet die schon vorhin erwähnte Constante C Wenn
zusammenhängende Höhenmessungen ausgeführt werden sollen, kann das Geschäft dadurch
etwas vereinfacht werden, daß man die untere, mit y
bezeichnete Signalscheibe der Latte in gleicher Höhe n mit der Drehachse des Fernrohres am
Instrumente festklemmt.
Jetzt wird die Schraube g (Fig.
II) so weit gelüftet, daß die Schenkel f und
k zusammenschließen, wobei die Stahlflächen, mit
welchen die betreffenden Seiten der beiden Schenkel belegt sind, genau auf einander
liegen. Das Fernrohr des Instrumentes ist mit dem Schenkel f derartig verbunden, daß bei geschlossener Lage der Schenkel die optische
Achse des ersteren den Auflageflächen parallel ist.
Durch Anziehen der für grobe und feine Bewegung eingerichteten Schrauben n und n1 werden die geschlossenen Schenkel, und mit
denselben das Fernrohr, so weit bewegt, bis der Durchschnittspunkt der
Fadenkreuzfäden im Fernrohr mit dem unteren Signalpunkte y coincidirt. In dieser Lage vertritt jede der
Stahlflächen der beiden Schenkel (wie auch die optische Achse des Fernrohres) den
oberen Schenkel ai des
Winkels Δ, der auch den unteren Schenkel des
Winkels φ (Fig.
I) bildet. Vor und nach dieser ersten Visur controlire und berichtige man
eventuell die an der Libelle e erkennbare Stellung des
Instrumentes bezüglich seiner Horizontalität.
Mittels Anziehen der Schrauben g wird nunmehr das
Fernrohrfadenkreuz mit dem oberen Signalpunkt z der Latte zur Coincidenz gebracht. In dieser
Lage vertritt die Stahlfläche des Schenkels f und ebenso
die Fernrohrachse den oberen Schenkel ab des Winkels φ, während die
Stahlfläche des unteren Schenkels k ihre Lage und
Function, wie dieselben angegeben, beibehalten hat; es sind also durch die
Ausführung der bisher beschriebenen Operationen die Winkel Δ und φ im Instrument
festgelegt.
Es Wird nunmehr der Schieber SS vorsichtig wieder so weit
rückwärts bewegt, daß das an dem Schlitten v befestigte
Stahlplättchen i und der Fühlhebel r (Fig. III), welch
letzterer durch eine kleine Feder beständig in etwas gehobener Lage erhalten wird,
endlich mit den beiden Stahlflächen der Schenkel k, f zum Contact kommen. Welche Verschiebung von SS genügt, damit der Fühlhebel r die Stahlfläche des Schenkels f und
gleichzeitig das Stahlplättchen i die Stahlfläche von
g nur eben berührt, ist durch langsame Ausführung
der Operation einerseits zu sichern, andererseits durch genaue Beobachtung des
Fühlhebels r auch leicht erkennbar. Ist nun der
gleichzeitige Contact hergestellt, so wird durch das Anziehen der Schraube δ der Schieber SS in
der zugehörigen Stellung vorläufig festgeklemmt.
Nunmehr wird durch entsprechende Drehungen der Mikrometerschraube u (Fig. III) dem Schieber
SS eine feine Vor- oder Rückwärtsbewegung
ertheilt; gleichzeitig wird eine seitlich vortretende Verlängerung des Fühlhebels
r beobachtet, auf welcher sich ein Theilstrich
angebracht findet. Der Schlitten v hat ebenfalls noch
ein seitlich vortretendes festes Stück, auf welchem ein zweiter Theilstrich
angebracht ist. In demjenigen Moment, wo in Folge der Drehung der Schraube u der Fühlhebel r eine
solche Stellung angenommen hat, daß die beiden Theilstriche coincidiren, wird die
Bewegung unterbrochen, indem bei dieser Stellung der Fühlhebel die Lage des Punktes
b, die Kante des Plättchens aber den Punkt i (s. Fig. I genau fixiren und sonach das geometrisch
ähnliche Bild der Länge zy
im Instrument hergestellt ist.
Man überzeuge sich nunmehr, ob das Fernrohr die genaue Einstellung auf den
Signalpunkt z und das Instrument seine horizontale
Stellung bewahrt hat; etwaige Ungenauigkeiten sind zu verbessern, um dann auch die
entsprechende Verbesserung an der Stellung des Schlittens v vorzunehmen. Ist Visur und Schlittenstellung als richtig erkannt, so
drücke man auf den Kopf des kleinen Stiftes p, dessen
Spitze in dem aufgespannten Papierbogen dann einen Punkt markirt, welcher die Lage
des eingemessenen Punktes im Vergleich zu dem Stationspunkte angibt. Der Stift p geht durch die Wirkung einer Feder in seine
ursprüngliche Stellung von selbst zurück.
Der Abstand jener beiden Punkte α und p kann hiernächst, wenn nöthig, mit Hilfe eines dem
Instrument beigegebenen Horizontalmaßstabes leicht ermittelt werden.
Die Höhenlage des Signalpunktes y ergibt sich dagegen aus dem Stande des am Instrument angebrachten
Transversalnonius t und an der Höhenscale des Schiebers
SS (Fig. II und III).
Ablesung der Höhen und Reduction derselben auf einen speciellen
Fixpunkt. Bei den Höhenablesungen kommt in Frage, ob
1) ein beliebiger Horizont angenommen und der Cotirung
unterlegt werden kann, oder ob
2) die Cotirung auf einen allgemeinen, durch einen Fixpunkt
gegebenen Horizont bezogen werden muß.
Im ersten Falle braucht man nur die jedesmal durch Einstellung ermittelten Höhen am
Instrumente abzulesen, deren Differenzen hiermit von selbst gegeben sind.
Anders ist das Verfahren in dem zweiten Falle, zu dessen Erläuterung ein specielles
Beispiel angenommen werden möge.
Die Cote des im Terrain selbst liegend gedachten Fixpunktes sei 386,75 Meter. Die
diesem Horizont entsprechende Einstellung der Höhenscale des Instrumentes geschieht
dann in folgender Weise.
Die Latte wird am Fixpunkte aufgestellt und, wenn dieser Punkt auf der Meßtischplatte
nicht bereits gegeben sein sollte, die Lage desselben in der vorhin dargelegten
Weise bestimmt; die Spitze des Stiftes p ist in die dem
Fixpunkt angehörige Lage zu bringen, bezw. in dieser zu erhalten. Es wird alsdann
mittels der Schraube δ der Schieber SS an der Leiste xx
festgeklemmt. Durch entsprechende Verschiebung der mit einander verbundenen beiden
Höhenscalen (Fig. III), welche Verschiebung mittels
der Schraube l erfolgt, wird die (in dieser Figur mit
yy bezeichnete) Scale so eingestellt, daß mit Bezug
auf eine zunächst liegende Abtheilung des kleinen, an der Scale befindlichen
Zehner- und Fünferleistchens Z die Ablesung 6,75
sich ergibt. Nunmehr hat man noch die am Umfange mit fortlaufenden Ziffern besetzte
Walze w im Schieber SS so
weit zu drehen, bis die Ziffer 8 dem Zehnerleistchen Z
zunächst, und zwar am unteren Anfangspunkte der betreffenden Zehnerabtheilung,
erscheint. Hiermit ist nun der Horizont des Fixpunktes in das Instrument eingeführt,
und es sind durch diese Anfangseinstellung alle späteren Höhenablesungen ohne
weiteres auf denselben reducirt, so daß alle Umrechnungen etc. entfallen. —
Die in dem gewählten Beispiele der Zahl 386,75 voranstehende Ziffer 3 muß vorläufig
im Sinne behalten und den späteren Ablesungen hinzugefügt werden, selbstverständlich
nur so lange, als die Ablesung in den die Zahl 300 repräsentirenden Streifen der
Walze w des Schiebers fällt.
Ermittelung der Bezifferung des Horizontes für eine bestimmte
Station. Der im Vorstehenden unter 1 gedachte Fall schließt denjenigen ein,
in welchem es sich darum handelt, den Höhenunterschied zwischen einem Stationspunkte und einem
oder mehreren anderen Punkten zu bestimmen. In diesem Falle gilt für den Horizont
kein bestimmter Zahlenwerth; es kann aber der erstere dann als durch die Drehachse
des Fernrohres gehend gedacht werden. Bevor man nun die vergleichsweise Höhe anderer
Punkte am Instrumente ablesen kann, muß ermittelt werden, welcher Zahlenwerth an der
Höhenscale yy der Höhe des Instrument-Horizontes
angehört. Dies geschieht dadurch, daß man zunächst die Stahlflächen der Schenkel f und k zur Deckung und die
Berührungsfläche sodann in die horizontale Lage bringt, welche letztere mittels der
am Fernrohre befindlichen Libelle ∑ (Fig. II) controlirt wird. Wird hiernach der Schenkel
f gehoben und alsdann der Schieber SS soweit verschoben, daß das Plättchen i mit seiner Kante auf der Stahlfläche von k aufliegt, so liest man dann am Stande des
Transversalnonius t im Vergleich zur Höhenscale yy den Zahlenwerth der Höhencote des
Instrument-Horizontes ab.
Messung von Niveau-Unterschieden auf Grund einer schon
bekannten Situation. Der Situationsplan wird auf den Meßtisch gelegt, und
letzterer orientirt. Das Instrument wird so auf den Meßtisch gestellt, daß die
Spitze α genau über dem im Plane gegebenen
entsprechenden Terrainpunkt a sich befindet. Sodann wird
die untere Signalscheibe y oder auch ein anderer Punkt
der Latte anvisirt und der Schieber SS mit der
Markirspitze p über den zugehörigen Punkt des Planes
gerückt; der Schlitten v mit der Kante des Plättchens
i wird alsdann auf die Stahlfläche des Schenkels k gesetzt etc. und die Höhencote auf der Scale yy abgelesen. Für jeden ferneren Punkt wird dies
einfache Verfahren wiederholt.
Auf die gleiche Weise mißt man auch verticale Längen. Es bedarf dazu zweier Visuren
nach den beiden Endpunkten der Länge, während der Schieber SS nur eine einzige Einstellung über demselben Punkte erfordert.
Stationirung und Orientirung. Bei der Stationirung können
zwei Fälle vorkommen, und zwar:
1) der Stationspunkt konnte von einem früheren Aufstellungspunkte aus eingemessen
werden und befindet sich bereits auf der Meßtischplatte verzeichnet, oder es
konnte
2) der Stationspunkt von einem früheren Punkte aus nicht eingemessen werden und man
hat ihn frei neben den auf dem Blatte bereits befindlichen Punkten noch zu
wählen.
In letzterem Falle benützt man zur Festlegung entweder zwei bekannte Punkte oder eine
Richtungslinie und einen außerhalb derselben gegebenen bekannten Punkt. Da man den Abstand des
Stationspunktes von einem beliebigen anderen Punkte stets von ersterem aus mittels
nur einer Beobachtung ermitteln kann, so vereinfachen sich beim Gebrauch des
Vielmessers die Operationen gegenüber denjenigen, die bei Anwendung einer Kippregel
erforderlich sind, ganz bedeutend.
Aufnahme von Schichtenplänen. Bei der durch den Gebrauch
des Vielmessers gebotenen Möglichkeit, Höhe und Distanz gleichzeitig zu bestimmen, bildet derselbe gerade für diese Aufgabe, deren
Lösung im übrigen vorhin schon umständlich dargelegt ist, ein ganz besonders
geeignetes Instrument. Es erübrigt nur die Bemerkung, daß, wenn eine genügende
Anzahl von Terrainpunkten nebst der dazu gehörigen Höhenbezifferung auf der
Meßtischplatte bestimmt ist, die Schichtenlinien eingetragen werden, wobei es von
Vortheil ist, daß diese Arbeit gleich auf dem Felde vorgenommen werden kann, wodurch
eine größere Annäherung an die Wirklichkeit als bei Ausführung der Arbeit im Zimmer
ermöglicht wird.
Aufnahme und Auftragen von Querprofilen. Die
Längen- und Höhenbestimmungen, welche hierbei vorkommen, geschehen in
gleicher Weise wie bei den Operationen, welche für sonstige Zwecke ausgeführt
werden. Einen besonderen Werth hat bei Profilaufnahmen der Gebrauch des Vielmessers
dadurch, daß derselbe gestattet, die gemessenen Verticalabstände y1, y2 … direct auf die Meßtischplatte zu
übertragen, und zwar in den, ihren wirklichen Horizontalabständen entsprechenden,
verjüngten Horizontalabständen x1, x2 …,
so daß die Nothwendigkeit der Ablesung der Zahlenwerthe für die Höhen ebenso
fortfällt, wie dies analog bei der durch das Instrument bewirkten selbstthätigen
Auftragung der Horizontalabstände der Fall ist. Die eingemessenen Höhen werden
mittels Zirkel an der Höhenscale abgegriffen und über den gleichzeitig eingemessenen
Situationspunkten, welche dem betreffenden Querprofil angehören, abgesetzt.
Gebrauch des Vielmessers als Nivellirinstrument. Das
Instrument kann dazu direct auf den Kopf des Meßtischstativs aufgesetzt werden,
obwohl die Aufstellung desselben auf einer Meßtischplatte bequemer sein dürfte. Die
Libelle ∑ spielt ein, wenn die Fernrohrachse horizontal liegt; diese Stellung
kann mit Hilfe der Schrauben n oder g jeder Zeit erreicht werden, wodurch der Gebrauch des
Vielmessers als gewöhnliches Nivellirinstrument ermöglicht wird.
Arbeiten mit verschiedenen Maßstäben. Die Einrichtung des
Vielmessers gestattet den Gebrauch jedes beliebigen Maßstabes, für Entfernungen sowohl als für
Höhen. Die hierbei bestimmend auftretenden Größen sind:
1) der Abstand der beiden Signalscheiben auf der Visirlatte;
2) die Distanz zwischen dem betr. Punkte des Fühlhebels (wenn dieser in seiner
normalen Lage sich befindet) und der unteren Kante des Stahlplättchens i. Als normale Lage des Fühlhebels ist hier diejenige
gedacht, bei welcher der auf dem Hebel angebrachte Theilstrich mit dem oben
erwähnten Theilstrich am Schlitten v coincidirt.
Immer wird das Verhältniß stattfinden e : E = c : C. Man kann
daher mit einer und derselben Constanten c im
Instrumente in beliebigen Maßstäben arbeiten, wenn man diesen entsprechend nur die
Länge C annimmt, oder aber unter Beibehaltung letzterer
eine entsprechend veränderte Constante c in das
Instrument einschalten. Obgleich die Wahl der Größen C und c scheinbar ganz beliebig ist, muß doch darauf
aufmerksam gemacht werden, daß es gerathen ist, C für irgend einen Maßstab so groß wie möglich
zu wählen. Je höher der gewünschte Genauigkeitsgrad sein soll, desto größer müssen
die Sehwinkel des Instrumentes sein.
Für die gebräuchlichsten Maßstäbe, welche für die Detailaufnahme Bedeutung haben,
sind dem Instrumente verschiedene Constanten c beigegeben, und es zeigt die untenstehende
Uebersicht, in welcher Weise bei bestimmten Lattenhöhen diese Constanten zu
verwenden sind.
Bei einem Wechsel des Maßstabes werden die betreffenden im Schlitten v liegenden Theile
fortgenommen und durch die entsprechenden anderen ersetzt. Außerdem wird in den
Höhenschieber SS eine andere, dem Maßstab entsprechende
Höhenscale yy eingesetzt. Für die unten angeführten
Maßstäbe sind die entsprechenden Scalen dem Instrumente ebenfalls beigegeben.
Maßstab.
Größe der Constante c in Millimeter.
Entfernung der Signalscheiben in Meter.
1 : 200
15
3
1 : 200
25
5
1 : 500
10
5
1 : 500
5
2,5
1 : 1000
5
5
1 : 2000
2,5
5
An der Visirlatte müssen beide Signalscheiben y und z verstellbar sein; diese Verstellbarkeit wird mittels
Bügel und Klemmschraube in gewöhnlicher Weise bewirkt.
Der Genauigkeitsgrad der mit dem Vielmesser ausgeführten
Messungen ist für die gewöhnlichen Fälle der Praxis ein völlig ausreichender, da die
graphischen Angaben des Instrumentes bei vorsichtiger Behandlung und wirklich
genauem Anvisiren der Signalpunkte auf der Latte — eine fehlerlose Justirung
des Instrumentes vorausgefetzt — entweder keine, oder nur solche kleine
Fehler auf der Zeichenplatte ergeben, daß dieselben ohne Loupe nicht bemerkt werden
können.
Als eine der Hauptfehlerquellen kommt die Abnützung derjenigen Theile in Betracht,
welche im Instrumente die Constante c darstellen. Diese Aenderung kann aber jederzeit durch
entsprechende Veränderung der Abstände der beiden Signalscheiben an der Visirlatte
controlirt und vollkommen unschädlich gemacht werden.
Der Parallelismus der Fernrohrachse mit den Stahlflächen kann jederzeit mit Hilfe der
Libelle ∑ durch Drehung des Fernrohres auf seiner Achse hergestellt werden,
nachdem anfänglich der Schenkel k des Schiebers SS durch Aufsetzen einer beliebigen anderen Libelle in
die horizontale Lage gebracht und darauf der mit der Drehachse festverbundene obere
Schenkel f so weit bewegt wurde, daß die Stahlflächen
sich decken. Die Längenausdehnung der Schenkel f und k durch die Wärme ist ohne Einfluß auf die
Messungsresultate, da nur die Unveränderlichkeit der Richtung derselben, nicht aber
die ihrer Längen hierauf einwirkt.
Ein sehr leicht zu beschaffendes Urtheil über die Genauigkeit, mit welcher das
Instrument functionirt, erlangt man durch Aufnahme eines Querprofils, dessen
Richtung genau abgesteckt und in jedem Brechpunkte mit Pfählchen markirt wurde. Wie
die markirten Punkte sämmtlich in einer Geraden liegen, so muß auch die
Verbindungslinie der auf der Zeichentafel durch den Stift p hergestellten Punktenreihe eine Gerade bilden, wenn das Instrument genau
arbeitet.Vielmesser von der beschriebenen Einrichtung sind bereits in größerer Anzahl
vorräthig im optisch-mechanischen Institute von Franz Schmidt und Hänsch in
Berlin (C. Neue Schönhauserstraße Nr. 2),
welchen das ausschließliche Recht der Anfertigung übertragen ist. Der Preis
eines Instrumentes incl. Latte beträgt 450 Mark. (Aus der deutschen
Bauzeitung, 1875 S. 92.)