Titel: | Patent-Gas-Regulator; von Herm. Liebda. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 142 |
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Patent-Gas-Regulator; von Herm. Liebda.
Mit Abbildungen auf Taf.
II [d/4]
Liebda's Patent-Gas-Regulator.
Die beiden Figuren
23 und 24 stellen diesen Apparat im Durchschnitt und Grundriß in 1/6 n. Gr. für
einen 2 zölligen Regulator dar. Die wesentlichen Theile des Apparates sind folgende.
A ist ein gußeisernes Gehäuse mit den
Quecksilber-Rillen aa und bb und zugehörigem Verbindungscanal cc, d der Gaseingang und e der
Gasausgang; f,f sind
Wasser- und Abflußschrauben B bezeichnet eine
kleine eiserne, gasometerartige Glocke, welche dreieckförmige Schlitze besitzt, die
eine regulirbare Gaseintritts-Oeffnung herstellen. Die Glocke taucht in das
Quecksilber der Rille a ein und ist im Quecksilber auf
und nieder beweglich. Die Quecksilber-Rillen sind bis oben hin gefüllt; gg sind die Dreiecksöffnungen. Eine größere
gasometerartige Glocke C taucht in die Quecksilberrille
b ein, und geht im Quecksilber auf und nieder. Um in
das Innere der Glocke eindringen zu können, befindet sich auf derselben ein sehr
leicht abnehmbarer, mit etwas Kitt gedichteter Deckel h.
D sind drei Uebersetzungshebel der inneren Glocke
B zur äußeren Glocke C.
E ist das Manometer, welches nach Wasser den
regulirten Gasdruck
angibt. Endlich ist F eine äußere Schutzglocke für den
ganzen beweglichen Theil des Apparates.
Sobald das Gas in d einströmt, tritt es durch die
Dreiecksöffnungen der leichten, hochgehobenen Glocke B
hindurch und drückt mit der ihm eigenen ursprünglichen Spannung unter die große
Glocke C. Diese hebt sich und drückt vermittels der
Hebel D die Glocke B so
lange und so tief herunter, bis die Dreiecksöffnungen sich soweit verkleinert haben,
daß der Druck unter der größeren Glocke C abnimmt.
Der Druck unter der Glocke C ist durch das Ausgangsrohr
e mit der gesammten Gasleitung in Communication,
mithin bekommt die ganze Leitung bis zu den Flammen denjenigen Gasdruck, welchen die
Glocke durch ihr Gewicht bedingt.
Wird in der Rohrleitung, Fortsetzung von e, durch die
Flammen viel Gas verbraucht, so öffnen sich die Dreiecke der inneren Glocke B viel, wird wenig gebraucht, so öffnen sich diese auch
nur wenig. Das zu den Flammen abströmende Gas hat aber stets dieselbe Spannung. Will
man die Spannung des Gases erhöhen, so legt man auf die Glocke C kleine Gewichtsstücke auf und beobachtet das
Manometer. Die unbelastete Glocke ist so schwer, daß sie den niedrigsten Gasdruck,
mit dem man überhaupt brennen kann, allein gibt. Erhöhen läßt sich dieser Druck so
weit, als überhaupt Gasdruck im Einströmungsrohr vorhanden ist.
Zieht man die Glocke C mittels i soweit in die Höhe, daß sie die innere Glocke B ganz niederdrückt, so ist vollständiger Gasabschluß hergestellt; drückt
man sie soweit nieder, daß sie aufstößt und die innere Glocke ganz heraushebt, so
tritt der gesammte Gasdruck durch den Apparat hindurch, und ist dann der Regulator
außer Thätigkeit. — Das Manometer auf dem Apparate muß stets in Ordnung
gehalten werden und ist deshalb so einfach und zugänglich wie möglich construirt,
auch ist absichtlich kein Absperrhahn angebracht, um stets genöthigt zu sein, das
Manometer in Ordnung zu haben.
Die Druckregulatoren haben die Aufgabe, mit möglichst wenig Druck, jede beliebige
Anzahl Flammen in einer Leitung gleichmäßig brennen zu lassen. Der dadurch erreichte
Vortheil ist sehr groß, erstens verbrennt alles Gas, welches aus den Brennern unter
geringem Drucke ausströmt, und zweitens wirken alle Undichtigkeiten einer langen
Leitung in demselben Maße geringer, da es begreiflich und erwiesen ist, daß aus ein
und derselben Oeffnung bei geringer Spannung wenig, bei höherer Spannung mehr Gas,
Dampf, Luft etc. ausströmt.
In den meisten Fällen erreicht man durch Aufstellung eines solchen Apparates eine
Verringerung im Gasconsum von 20 bis 30 Proc., während man am Lichteffect nicht nur nichts verliert,
sondern denselben noch erhöht. Es ist noch zu bemerken, daß ein Regulator nur dann
mit diesen Vortheilen anzubringen ist, wenn verhältnißmäßig großer Gasdruck
vorhanden, und wenn die Rohrleitung nicht zu eng gelegt worden ist.
Der specielle Vorzug dieses Patent-Regulators im Vergleich zu anderen
ähnlichen Apparaten besteht in außerordentlich großer Empfindlichkeit und
Genauigkeit der Regulirung und darin, daß er bei fachmäßiger Behandlung Jahr ein,
Jahr aus ohne Störung selbstthätig die größten wie die kleinsten Gasquantitäten
regulirt, und daß er gleichzeitig als Absperrventil dienen kann.
Besonders empfehlenswerth ist dieser Apparat als Regulator für Gasanstalten, welche
kleinen Sommerbetrieb haben. Durch die Eintauchung der Dreiecksöffnungen unter
Quecksilber ist es möglich, daß die allerkleinste Durchlaßöffnung mit allergrößter
Sicherheit hergestellt wird; ein Festklemmen, wie es in solchen Fällen bei anderen
Constructionen eintritt, ist hier unmöglich. (Technische Blätter, 1874 S. 230.)