Titel: | Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch Lagern erleidet; von Dr. L. Erdmenger. |
Autor: | L. Erdmenger. |
Fundstelle: | Band 216, Jahrgang 1875, Nr. , S. 64 |
Download: | XML |
Ueber Veränderungen, welche Portlandcement durch
Lagern erleidet; von Dr. L.
Erdmenger.
(Schluß von S. 552 des vorhergehenden
Bandes.)
Erdmenger, über Veränderungen des Cementes durch
Lagern.
Macht man von rasch und erheblich sich erwärmendem Cement ein bestimmtes Maß mit
einer gemessenen Menge Wasser an, und zwar erst von ganz frischem und dann immer in
Zeitpausen von mehrere Wochen altem Cement, so werden die Proben bis zu einem
gewissen Zeitpunkte
immer flüssiger, und ergibt sich, daß der Cement zur Erzielung eines bestimmten
Consistenzgrades mit fortschreitendem Alter immer weniger Wasser bedarf. Werden die
aus stets gleichen Maßtheilen von Cement und Wasser hergestellten Gußstücke
gemessen, so zeigt sich eine längere Zeit hindurch eine Verringerung des Volumens,
also eine vergrößerte Contraction. Jedoch ist der Cement unterdeß auch immerwährend
specifisch leichter geworden. Man nimmt daher zur genaueren Contractionsbestimmung
statt stets gleicher Maßtheile stets die nämlichen Gewichtsmengen. Die Zunahme der
Dünnflüssigkeit und Contraction steigt dann in etwas geringerem Verhältniß, weil auf
dieselbe Wassermenge wie vorhin nunmehr ein constantes Gewicht Cement kommt, während
bei dem ersten Verfahren wegen der Gewichtsabnahme des Cementes beim Lagern jedesmal
immer weniger Cementgewicht in das Gußstück gelangte. Lagert der Cement länger und
länger, so tritt endlich ein Zeitpunkt ein, wo das Volumen des Gußstückes sich nicht
weiter verringert, und bei noch längerem Lagern wächst das Volumen wieder. Bis zum
Eintritt der größten Dichte nimmt die Festigkeit des Cementes merklich zu. Ist das
Maximum der Contraction überschritten, so geht die Festigkeit wieder zurück. In der
Regel wird also weder ganz frischer, noch sehr alter Portlandcement seine volle Güte
besitzen. Da das specifische Gewicht beim Lagern abnimmt, ersieht man ferner, daß
der Cement meist nicht in seinem dichtesten Stadium, d. i. ganz frisch, die größte
Festigkeit ergibt, sondern daß er beim Maximum seiner Leistungsfähigkeit bereits
etwas von seiner ursprünglichen Schwere eingebüßt hat.
Bezeichnet man das stets unverändert verwendete Cementgewicht mit G, das jeweilig bestimmte specifische Gewicht des
Cementpulvers mit x, so ist G/x das absolute Volumen des angewendeten
Cementpulvers. Bezeichnet v das Volumen des stetig in
gleicher Menge zugegebenen Wassers und Y das Volumen des
erzielten gemessenen Gußstückes, so ist die Differenz D
der verwendeten absoluten Volumen von Cementpulver und Wasser und dem Volumen des
erhaltenen Gußstückes ausgedrückt durch: D = (G/x + v) - Y.
Diese Differenz, dividirt durch die Summe der angewendeten Volumen und multiplicirt
mit 100, ergibt die Contraction C in Procent, also
Textabbildung Bd. 216, S. 64
Je kleiner Y und x, desto
größer wird die Contraction C. Man kann daher wohl
zweckmäßig den obigen Ausdruck als Contractionsmodulus bezeichnen.
Nach den eben gemachten Ausführungen wird nachfolgende Tabelle k leicht verständlich sein. Aus den Columnen für Contraction (in Proc.)
und für Festigkeit (in Kilogrm. pro Quadr. Centim.) tritt das gleichzeitige Steigen
und Sinken der Festigkeit mit der Contraction deutlich hervor. Der Cement ergab also
das Maximum der Festigkeit, nachdem sein specifisches Gewicht von 3,20 auf 3,12
herabgegangen war und eine Kohlensäure-Aufnahme von 0,8 Proc. stattgefunden
hatte. Der Cement hatte etwa 10 Centim. hoch gelagert und war vor jeder neuen
Prüfung sorgfältigst durchgemischt worden. Seine Zusammensetzung im frischen
Zustande war: Kalk 64,3, Sesquioxyde 13,2 und Kieselsäure 21,5 Proc. — Das
Cementgewicht G wurde zu 550 Grm., das Volumen v des zugesetzten Wassers zu 184 K. C. angenommen.
Tabelle k.
Textabbildung Bd. 216, S. 65
Spec. Gew; Absol. Vol. des
Cementes; Summe der Volumen; Volumen des Gußstückes; Contraction; Abs.
Festigkeit nach 20 Tagen; Alter des Cementes in Wochen; Kohlensäure im
Cementpulver; Temperatur-Erhöhung.
Bei den Cementen der folgenden, etwas anders geordneten Tabellen trat das Maximum der
Güte, d. i. das Maximum der Contraction und der Festigkeit bei den specifischen
Gewichten 3,10 3,04 und 3,00 ein.
Tabellek1.
Cement Frisch.
2 Monat alt.
7 Monat alt.
12 Monat alt.
Spec. Gew.
3,22
3,18
3,10
3,04
Contration
16,9
19,5
24,7
17,8
Absol. Festigkeit nach 20 Tagen
9,0
11,2
17,9
10,3
Temperat.-Erh.
10–11° in 5 Min.
6° in 7 Min.
1–2° in 20 Min.
0°
Ansaugezeit
10 Secunden
7 Min.
3–4 Stunden
etwa 30 Stdn.
Kohlensäure
0,0%
1,1%
1,8%
2,3%
Tabellek2.
Cement frisch.
3 Wochen alt.
5 Wochen alt.
14 Wochen alt.
40 Woch. alt.
Spec. Gew.
3,07
3,07
3,06
3,04
2,92
Contraction
14,0
16,0
17,9
21,8
18,0
Absol. Festigkeit nach 20 Tagen
9,3
10,3
12,2
16,0
12,7
Temperat.-Erh.
9,5° in 5 M.
8,5° in 6 Min.
8° in 7 Min.
6° in 15 Min.
3,5° in 25 M.
Ansaugezeit
12 Sec., jäh
15 Sec., jäh
35–45 Sec.
in ca. 7 Min.
in ca. 1 St.
Kohlensäure;
0,0%
0,2%
0,6%
0,9%.
1,4%
Tabellek3.
Unabgelöschter Cement.
Mit 0,5% NaH,CO3 abgel.
Cem.
frisch.
7 Woch. alt.
10 W. alt.
frisch.
7 Woch. alt.
10 W. alt.
Spec. Gew.
3,12
3,07
3,02
3,11
2,98
2,96
Contraction
14,5
17,4
19,8
20,8
17,0
16,7
Festigkeit nach 10 Tagen
7,2
11,0
13,7
14,5
9,1
7,6
Kohlensäure
0,0%
0,4%
0,6%
?
?
?
Temperat.-Erh.
12° in 3 bis 5 Min.
9,5° in 10 Min.
8,5° in 15 Min.
7,5° in 105 Min.
1,6° in 15 Min.
0°
Ansaugezeit
15 Sec.
105–135S.
ca. 7 Min.
noch nicht ½ Stunde
noch nicht in 1 Std.
noch nicht in 1 Std.
Consistenzgrad n. dem Ansaugen
teigig
teigig
gutfließend
gutfließend
dickfließend
dickfließend
Die oben auf 550 Grm. Cement zugesetzten 184 Grm. Wasser entsprechen im Durchschnitt
0,5 Maß Wasser auf 1 Maß Cement. Nimmt man nämlich das mittlere specifische Gewicht
von Portlandcement zu 3,00 an, so repräsentiren 550 Grm. Cementpulver ein absolutes
Volumen von 550 : 3,00 =183⅓ K. C., also fast genau so viel, als das
Wasserquantum (184 K. C.) beträgt. Nun wird aber in einem Gefäße, welches mit
Portlandcement unter einigem Schütteln gefüllt wird, annähernd die Hälfte des
Gefäßhohlraumes von Luft ausgefüllt; jene 183⅓ K. C. Cement, noch mit
183⅓ K. C. Luft gemischt, füllen demnach etwa 367 K. C. aus, d. i. ein
doppelt so großes Volumen als das zugesetzte Wasser. Angenähert würde man demnach
sagen können, daß bei den in Tabelle k bis k3 angeführten Cementen
bei 0,5 Maßtheil Wasser auf 1 Maßtheil eingerüttelten Cementes die
Contractionsmaxima betrugen: 21,95 24,7 21,8 20,8 Proc. Bei gutem Portlandcement vom
specifischen Gewicht 3,0 bis 3,3 dürfte bei dem Maßverhältniß von Cement und Wasser
= ½ oder bei dem Gewichtsverhältniß = ⅓ (550 : 184 = 3) das
Contractionsmaximum 24,0 Proc. wohl nicht überschreiten und die absolute Festigkeit
bei etwa 16°
Lufttemperatur wohl nach 20 Tagen Erhärtungsfrist nicht 20 Kilogrm. pro Qu. Cm.
übersteigen; (die Werthe aus Brechversuchen abgeleitet mit der Formel: k = 2,55 Pl/bh2). Vom Verfasser
sind wenigstens bei etwa 1000 Brechversuchen höhere Zahlen nicht erhalten
worden.
Jedes andere Verhältniß zwischen Cement und Wasser bedingt auch eine andere
Contractionsscale des lagernden Cementes. So ergab sich z. B. bei 650 Grm. Cement
(spec. Gewicht = 3,05, daher absolutes Volumen = 213 K. C.) und 145 Grm. Wasser
(Summe der Volumen 213 + 145 = 358 K. C.) eine Contraction von 11,6 Proc., da das
Volumen des Gußstückes (13,9 × 6,9 × 3,3 =) 316,5 K. C. betrug. Dieses
Verhältniß entspricht etwa 0,333 Maß Wasser auf 1 Maß Cement und wurden bei diesem
Verhältniß vom Verfasser über 18 Proc. Contraction und über 27 Kilogrm. absolute
Festigkeit pro Qu. Cm. nach 20 Tagen nicht constatirt.
Je mehr von dem loser gebundenen CaO des 5.
Kalkäquivalentes (vergl. S. 548 dieses Aufsatzes) abgelöscht wird, desto weniger
Wasser wird zur Herstellung eines bestimmten Consistenzzustandes des Mörtels nöthig,
da ja freier Kalk viel Wasser, auf 28 G. Th. Kalk nämlich 9 G. Th. Wasser,
absorbirt. Danach müßte das geringste Wasserquantum, theoretisch gedacht, bei
gänzlicher Ablöschung des leicht und rasch disponibel werdenden Calciumoxydes (bei
2/5-Silicat meist 1 bis 2½ Proc.), d. h. nach der Ueberführung dieser
Quantität CaO in kohlensauren Kalk eintreten. Es wird
aber der Cement während der Ablöschung immer specifisch leichter, das Volumen eines
bestimmten Cementgewichtes und somit auch das Volumen der kleinsten Cementtheilchen
immer größer. Durch immer weitere Lagerung erleidet der Cement eine Art
Verwitterungsproceß, die Festigkeit vieler Cementtheilchen verringert sich; sie
scheinen noch weiter in kleinere Theilchen zu zerfallen, wofür die zunehmende
Zartheit des Cementpulvers beim Lagern spricht. Dadurch hat das Wasser allmälig eine
immer größere Oberfläche zu benetzen und erreicht die herbeigeführte Steigerung des
Wasserverbrauches schließlich die durch Abstumpfung erzielte Wasserverminderung und
überwiegt sie bei noch längerem Lagern. Daher kommt es, daß mit dem
Contractionsmaximum auch meist das Minimalwasserquantum zur Herstellung eines
bestimmten Consistenzgrades erreicht wird. Bei noch weiterem Ablöschen geht bei dem
nämlichen Wasserzusatz zu einem bestimmten Cementgewicht ein steiferer Cementmörtel
hervor. Bei 1 G. Th. Wasser zu 3 G. Th. Cement z. B. erhält man später statt des
vorherigen leichtflüssigen wieder einen dicklichen, mehr breiartigen Mörtel, wie er ähnlich
auch dem Cemente im ganz frischen Zustande meist eigen ist.
Mit steigender Contraction erfordert also der Cement zur Erzielung eines bestimmten
Consistenzzustandes immer weniger Wasser, und deutet auch dies auf eine immer mehr
zunehmende Dichte des angemachten Cementmörtels. Es entspricht mithin einem rascher
angehenden Cemente von ganz frischem bis zum vollwerthigsten Zustande ein
fortwährend etwas abnehmendes Minimalwasserquantum (vergl. 1874 211 15 und 16). Wie jeder Lagerzeit ein
Minimalwasserquantum, so entspricht auch einer jeden ein besonderer Festigkeitsgrad.
Die früher abgehandelten magnesiahaltigen Cemente waren in frischem Zustande mit
abgelöschten gewöhnlichen Portlandcementen verglichen worden, und kamen durch diesen
Fehler bei der Vergleichung noch schlechter weg, als ihnen zukommt. Nach einer
angemessenen Lagerzeit stellt sich der Vergleich für sie günstiger. So zeigte z. B.
der (1874 214 40) angeführte Cement (mit 20 Proc.
Magnesia) im leistungsfähigsten Zustande bei 0,5 Maß Wasser 10,7 bis 14,3 Kilogrm.
pro Qu. Cm. und bei 0,333 Maß Wasser auf 1 Maß Cement 15,8 bis 18,1 Kilogrm.
absolute Festigkeit gegen 9,0 bis 11,0 Kgr. im frischen Zustande.
Contractionszunahme, Verminderung der Temperaturerhöhung, Verlängerung der
Abbindezeit erhöhen, wie wir sahen, die Güte des Cementes. Dieselben Mittel, welche
in Betreff des Erwärmens und Abbindens günstig wirken, befördern auch die
Contraction. Durch Einführung von etwas hydratisirter Kohlensäure in sich rasch und
erheblich erwärmenden Cement kann man das Contractionsmaximum meist in sehr viel
kürzerer Frist als durch Lagern erreichen und selbst bei frischer Versendung schon
wesentliche Verbesserung erzielen. Es kommt (wie bereits S. 542 dieses Aufsatzes
erwähnt) auch vor, daß der Cement selbst bei reichlicherem Kalkgehalt sogleich ganz
mild ausfällt, sich beim Anmachen nicht oder erst während oder nach Verlauf eines
längeren Zeitraumes erwärmt. In diesem Falle ist auch das Maximum der
Dünnflüssigkeit annähernd erreicht. Es kann dann auch die Contraction durch Zusatz
von Kohlensäure abgebenden kohlensauren Salzen zunächst nicht erheblich vergrößert
werden.
Daß durch Abstumpfung mit etwas Wasser statt der Kohlensäure wohl Erwärmen und
Abbinden wesentlich beeinflußt werden, nicht aber auch die Contraction wie meist bei
der Abstumpfung durch Kohlensäure, ist bereits früher (S. 543 dieses Aufsatzes)
besprochen worden.
Die Festigkeitsangaben der Cemente sind also nur dann völlig zu Vergleichen geeignet
und können als Normalangaben gelten, wenn sie ihre Maximalleistungsfähigkeit
erreicht haben, im Allgemeinen also im mehr oder weniger langsam abbindenden
Zustande. Die Festigkeit des ½-Silicates ist dann bei 0,5 Maß Wasser
auf 1 Maß Cement (oder bei 0,333 G. Th. Wasser auf 1 G. Th. Cement) nach 20 Tagen 7
bis 13 Kilogrm. Bei 0,333 Maß (oder 0,25 G. Th.) Wasser auf 1 Maß (resp. 1 G. Th.)
Cement beträgt die Festigkeit nach 20 Tagen 11 bis 17 Kilogrm. pro Qu. Cm. Im
frischen Zustande fällt bei etwas höherem Kalkgehalt zunächst öfter die Festigkeit,
zuweilen sogar ganz merklich, wie dies ähnlich bereits für die dolomitischen
Portlandcemente (vergl. 1874 214 41 Tab. VI und ff.) hervorgehoben wurde. Es mag dies an
der bald erheblich sich steigernden Temperaturerhöhung liegen, während bei dem
½-Silicat die Erwärmung sehr gering ist. Die der Cohäsion
entgegenwirkende Kraft der Wärme kommt dann bei den an sich durch den hohen
Thongehalt nach verhältnißmäßig geringeren Festigkeiten zu sehr hervortretender
Wirkung, wirft die der Kalkstufe nach dem Cemente eigentlich zukommende, seine
specifische Festigkeit bedeutend zurück. Je höher man im Kalkgehalt geht, desto mehr
wird die nicht in gleichem Grade wie die specifische Festigkeiten zunehmende
Erwärmung in ihrer Wirkung überwunden. Schon meist bei dem Verhältniß 1,7 bis 1,8
der Säurebestandtheile zum Kalk (vergl. 1873 209 286.
1874 214 41. 43) ist bei frischem Cement die Festigkeit
des von Haus aus viel gelinderen ½-Silicates mit Sicherheit erreicht
und wird von da ab mit steigendem Kalkgehalt mehr und mehr überholt.
Tabelle l.
Textabbildung Bd. 216, S. 69
Aequivalentverhältniß des Silicats;
Temperatur-Erhöhung des frischen Cementes; Absolute Festigkeit in Kilogr.
per Qu. Cm; frischer Cem; 6 Wochen alt; 1000 Aeq.
Trieb frisch nach etwa 30 Tagen; doch verlor sich das Treiben nach einigen
Wochen.
Trieb in beiden Fällen schon vor Ablauf von 20 Tagen.
Eine der zahlreichen vom Verfasser beobachteten Erwärmungsscalen,Vergl. hierzu nochmals Tabelle f (S. 547 des
vorhergehenden Bandes). welche bei steigendem Kalkgehalt frischer
Cemente entstehen, ist voranstehend in Tabelle 1 noch mit Berücksichtigung der dabei
auftretenden Festigkeit beigegeben. Die Zimmertemperatur war 15°. Der Cement
war durch ein Sieb von 500 Maschen pro Qu. Cm. gesiebt und auf 1 Maß Cement ½
Maß Wasser gegeben worden.
Die die Festigkeit schwächende Gegenwirkung des Erwärmens hat mit dem eigentlichen,
durch das Auskrystallisiren des Kalkhydrats herbeigeführten Treiben nichts zu thun.
Wenn außer der leicht disponibel werdenden geringen Kalkmenge (nach der im
gelagerten Cement enthaltenen Kohlensäure zu urtheilen 0,5 bis 2,0 Proc.), welche
durch die Aggression des Wassers leicht von ihrer vorherigen losen Verbindung
abgelöst wird und das Erwärmen herbeiführt, nicht noch überschüssiger freier Kalk
vorhanden ist, tritt die Erscheinung des eigentlichen Treibens, Zerklüften der Masse
etc. nicht auf. Es wird nur eine — oft erheblich — geringere
Festigkeit erzielt, als ohne das Erwärmen sich ergeben würde.
Es ist vielleicht die Annahme erlaubt, daß die ursprünglichen englischen Cemente mehr
oder weniger genau dem ½-Silicat entsprachen oder vielmehr nur wenig
darüber, etwa auf der Verbindung 1 : 2,1 standen. Die Unzuverlässigkeit größerer
oder auch nur gleicher Festigkeit, die sich oft bei höherem Kalkgehalt der Cemente
in frischem Zustande herausstellte, hat gewiß in erster Zeit dahin gewirkt, der
ersteren neutralen Verbindung möglichst nahe zu bleiben. Da die so häufig geringere
Festigkeit bei höherem Kalkgehalt begleitet war von Erwärmen, von schnellerem
Abbinden und Mehrverbrauch an Wasser für einen bestimmten Consistenzzustand, suchte
man vor Allem Cement zu vermeiden, welcher sich beim Anmachen erwärmt. Da bei noch
höherem Kalkgehalt Erwärmen und Treiben zugleich auftrat, gewöhnte man sich daran,
das Erwärmen überhaupt als Kriterium des Treibens anzusehen. Da das
½-Silicat gleich sehr mild ausfällt, langsam angeht und sich nicht
erwärmt, ist es gleich nach Lagerung von wenigen Tagen zum Versandt geeignet. Durch
weiteres Lagern oder künstliche Abstumpfung können jedoch auch bei ihm, wie schon
weiter oben bemerkt, oft Abbindezeit und Festigkeit noch erhöht werden und auch oft
noch die Contraction. — Dem Anfänger in der Portlandcementbranche passirt es
oft, daß er arg zerfallende Oefen erhält. Cement, nach dem 2/5-Silicat
zusammengesetzt, zerfällt nicht. Auch das ½-Silicat zerfällt nicht
oder nur theilweise. Wird jedoch unter das ½-Silicat herabgegangen, so
tritt mehr oder weniger vollständiges Zerfallen oder Verschlacken ein. Die ganz
bleibenden Stücke
ergeben, wie auch die bereits zerfallenen, nach dem Stampfen ein loseres zarteres
Pulver, welches viel mehr Wasser erfordert als Portlandcement, und das ein
geringeres specifisches Gewicht besitzt. Seine Festigkeit schwankt bei 0,666 bis
0,800 Maß Wasser auf 1 Maß Cement von 2,0 bis 7,0 Kgr. pro Qu. Cm. nach 20 Tagen. Es
ist eben gemahlener hydraulischer Kalk. Nun enthält jede Coaks Aschenbestandtheile,
welche auf den im Cement enthaltenen Kalk ähnlich wie der Thon einwirken. Je mehr
Aschentheile die Coaks enthalten, desto eher werden die von ihnen berührten
Cementpartien unter das ½-Silicat herabgestimmt werden und zerfallen;
desto mehr ist dann bei solchen Coaks geboten, im Kalk möglichst hoch zu bleiben.
Stark aschenhaltige Coaks können selbst bei treibendem, also sehr kalkhohem Cement
ein erhebliches Zerfallen im Ofen ergeben. Der Unkundige steht dann oft rathlos. Das
Zerfallene scheint ihm zu hohe Thonzugabe anzudeuten. Was aber nicht zerfallen ist,
das treibt und zeigt wieder auf zu wenig Thonzusatz hin. Man muß daher beim Brennen
in Schachtöfen nach möglichst aschenreinen Coaks streben. Tritt nun aber auch bei
reinen Coaks und bei — im großen Durchschnitt genommen — quantitativ
richtigem Mischungsverhältniß der Rohmaterialien Treiben oder Zerfallen ein, so ist
zu schwach gebrannt (nicht vollständig garer Cement treibt) oder die Mischung
mangelhaft, deren sorgfältigste Handhabung immer vor Allem betont werden muß; sie
bildet unbedingt den Schwerpunkt der Portlandcement-Fabrikation.
Diese eventuelle Unsicherheit der Brände setzt sich also bei ungünstig liegenden
Umständen noch bis über die Mitte zwischen ½- und 2/5-Silicat
fort. Je näher man aber dann dem 2/5-Silicat kommt, desto bequemer lassen
sich die Brände reguliren, erfordern aber schärferes Brennen, also mehr Coaks. Nur
hat man sich vor Erzeugung treibenden Cementes zu hüten. Zu schwach gebrannt, erhält
man bei höherem Kalkgehalt zuweilen ein lockeres, fahles Pulver. Das 5. Aequivalent
Calciumoxyd ist dann wohl fast gänzlich nur lose gebunden, saugt beim Anmachen das
Wasser jäh an und bewirkt erhebliche Temperaturerhöhung, bis 30°. Der Cement
treibt dann erst arg. Nach 8 bis 14 Tagen jedoch sinkt die Temperatur mehr und mehr
und das Treiben verliert sich, falls das 2/5-Silicat nicht überschritten und
gut gemischte Rohmasse verwendet wurde. Von den heutigen Marken stehen manche noch
dem ½-Silicat, die meisten aber wohl dem 2/5-Silicat mehr oder
weniger nahe. Die Repräsentanten für das letztere dürften wohl vor Allen die
Stettiner Marken sein. Von drei dem Verfasser vorgelegenen Stettiner Marken hielt
die eine genau das 2/5-Silicat inne und überragte an Festigkeit die beiden
anderen, etwas niedriger stehenden Marken.
Das 2/5-Silicat steht in der Festigkeit höher als das ½-Silicat,
wird aber in den meisten Fällen erst in den langsam bindenden Zustand übergeführt
werden müssen, um völlig zuverlässig als wirklich fertig zu gelten. Im frischen
Zustande zu leicht verarbeitungsfähiger Mörtelconsistenz angerührt, absorbirt das
2/5-Silicat und überhaupt Portlandcement durchschnittlich 0,4 bis 0,5 Maß
Wasser auf 1 Maß Cement (oder ca. 0,266 bis 0,333 G. Th. Wasser auf 1 G. Th.
Cement); das Wasser beträgt also vom Gesammtgewicht des Mörtels 23 bis 25 Proc. Die
Festigkeit ist dann in guten Fällen 11 bis 18 Kgr. pro Qu. Cm. nach 20 Tagen.
Derselbe Cement in ganz langsam bindendem Zustande verarbeitet, stößt sogleich
soviel Wasser aus, daß das verbleibende Wasser dem Gewichte nach etwa ¼, nach
Maßtheilen etwa 0,37 vom Cement beträgt, also vom Gesammtgewicht etwa 1/5 oder 20
Proc. Die Festigkeit ist dann dieser geringeren Wassermenge und größeren Dichtigkeit
entsprechend nach 20 Tagen beim 2/5-Silicat 16 bis 22 Kgr. Von selbst findet
noch stärkeres Zusammensinken und Vermehrung der Festigkeit nicht statt. Diese kann
nur durch Kneten oder künstliche Maschinenpressung, d. h. durch Auspressung und
weitere Verminderung der noch überschüssigen 4 bis 5 Proc. Wasser erreicht werden.
Je fester, gleichmäßiger und freier das Cementkorn von Staub ist, desto mehr wird
der Cement in sonst fertigem Zustande seiner Aufgabe entsprechen.
Will man, ohne genaue Analysen an der Hand zu haben, doch möglichst präcis die
Herstellung von gutem Portlandcement nach dem ⅔-Silicat erzielen, so
verfahre man auf Grund folgender Betrachtungen. Aus jedem nicht bereits zu thonigem
Kalk und jedem oder fast jedem Thon läßt sich Portlandcement erzeugen, jedoch nicht
auf gleich bequeme Weise. Verfasser fand folgende beiden, annähernd nach dem
2/5-Silicat zusammengesetzte Cemente, von denen der eine mehr
kieselsäurereicheren, der andere mehr thonerdereicheren, feuerfesteren Thon
enthielt, von gleicher Güte.
I. Cement
II. Cement
Kieselsäure
24,0
20,7
Sesquioxyde
9,0
14,4
Kalk
65,5
64,4
Unter 9,0 und über 14,4 Proc. wird ein nach dem 2/5-Silicat zusammengesetzter
Portlandcement an Sesquioxyden wohl selten enthalten. Im ersteren Cement ist das
Verhältniß der Säurebestandtheile zum Kalk 65,5 : 33,0 = 1,98, im letzteren 64,4 :
35,1 = 1,83. Das Mittel zwischen beiden Werthen ist 1,90. Jeder Thon enthält nun in
zur Verwendung genügend trockenem Zustande noch ca. 10 Proc. Wasser, so daß also etwa 90 Proc.
Säurebestandtheile in den Thonen dem zuzumischenden Kalke zur Disposition stehen.
Hat man ganz reinen kohlensauren Kalk vor sich, so würde nach obigem Verhältniß von
1,90 die nöthige Thonmenge auf jeden Centner Kalk 56 : 1,90 = 29½ oder rund
30 PfundMit Berücksichtigung der noch im Thon befindlichen Wassermengen von etwa 10
Proc. betrüge das Thonquantum eigentlich 29½ × 10/9 = 33
Pfund. betragen (da ja 1 Ctr. reiner kohlensaurer Kalk aus 56
Pfd. Kalk und 44 Pfd. Kohlensäure besteht). Es entsteht mithin das
Mischungsverhältniß von 30 : 100. Also mehr Thon als 3/10 des Kalkgewichtes wird man
auch bei den reinsten Kalken nicht zuzugeben brauchen. Je thoniger der Kalk wird,
desto weniger Thonzusatz ist nöthig. Die Mischungsverhältnisse liegen meist zwischen
⅓ und 1/10 Man gehe einem gegebenen Kalke gegenüber von dem Verhältniß
⅓ aus mit dem Thonzusatze immer niedriger, lese jedesmal nur genügend scharf
gebrannte Stücke aus, prüfe den erhaltenen Cement auf Treiben und bleibe schließlich
bei der Mischung stehen, welche unter der Mischung liegt, welche zuerst treibenden
Cement liefert.
Nachtrag 1. Bei den Kieselsäurebestimmungen der nöthigen
Analysen ist zu beachten, daß die Kieselsäure zwar recht vollständig, doch auch
nicht zu lange ausgewaschen werde. Mit kochend heißem und zwar im Anfange stets
stark angesäuertem Wasser ausgewaschen in der Art, daß jedesmal ein etwa 50 K. C.
fassendes Filter nach vollständigem Ablaufen wieder gefüllt wurde, lösten sich in 1
Liter Waschwasser durchschnittlich gegen 0,033 Grm. Kieselsäure, also rund 1/30 Grm.
im Waschwasser auf. So ergab sich z. B. für einen Fall, bei welchem nach dem
Auswaschen bis zu einem bestimmten Waschwasserquantum die Kieselsäure immer wieder
geglüht und gewogen und dann wieder von Neuem erst mit stark saurem, darauf mit
reinem heißem Wasser ausgewaschen wurde, folgende Scale, wobei das Gewicht des der
Analyse unterworfenen Cementes 2,191 Grm. betrug.
1.
Bestimmung mit
0,30
liter Waschwasser ergab
0,482
Grm. Kieself.
=
22,0
Proc.
2.
Bestimmung mit
0,30
liter Waschwasser ergab
0,456
Grm. Kieself.
=
20,8
Proc.
3.
Bestimmung mit
1,50
liter Waschwasser ergab
0,413
Grm. Kieself.
=
18,8
Proc.
4.
Bestimmung mit
1,50
liter Waschwasser ergab
0,363
Grm. Kieself.
=
16,6
Proc.
5.
Bestimmung mit
2,25
liter Waschwasser ergab
0,290
Grm. Kieself.
=
13,3
Proc.
6.
Bestimmung mit
4,00
liter Waschwasser ergab
0,156
Grm. Kieself.
=
7,1
Proc.
Eine fernere Kieselsäurebestimmung von 2,000 Grm. Desselben Cementes mit 0,30 Liter
Waschwasser ergab wieder 22,0 Proc. Kieselsäure. Der Niederschlag zeigte sich bei
der Behandlung mit Flußsäure zusammengesetzt aus 21,1 Proc. Kieselsäure und 0,9
Proc. noch unausgewaschenem löslichem Kalksalz. Danach würden die beiden ersten
Auswaschungen obiger Scale, zusammen 0,6 Liter Waschwasser entsprechend, bei einem
Filter von 50 K. C. und etwa 0,500 Grm. Kieselsäure fast genau das Richtige
getroffen haben. Die Differenz zwischen der
2. und 3.
Bestimmung beträgt auf
1,5
Liter
0,043
Mithin auf
1
Liter
0,028
Grm.
3. und 4.
Bestimmung beträgt auf
1,5
Liter
0,050
Mithin auf
1
Liter
0,033
Grm.
4. und 5.
Bestimmung beträgt auf
2,5
Liter
0,073
Mithin auf
1
Liter
0,033
Grm.
5. und 6.
Bestimmung beträgt auf
4,0
Liter
0,134
Mithin auf
1
Liter
0,034
Grm.
Je größer die Kieselsäuremenge ist, desto länger muß das Auswaschen fortgesetzt
werden.
Es ist ferner zu beachten, daß die Niederschläge der Kieselsäure sowie jene der
Sesquioxyde immer möglichst bald nach dem Abkühlen des Tiegels gewogen werden
müssen, da dieselben bekanntlich sehr hygroskopisch sind und somit durch
Wasseraufnahme erhebliche Abweichungen vom genauen Resultate ergeben können. Es
zieht 1 Milligrm. Kieselsäure nach und nach etwa 0,06 Milligrm. Wasser an. Hierauf
scheint das Gewicht constant zu bleiben. Der Niederschlag der Sesquioxyde zieht auf
1 Milligrm. 0,13 bis 0,17 Milligrm. Wasser an, also noch erheblich mehr als die
Kieselsäure.
Ferner ist der Niederschlag der Sesquioxyde jedesmal nach gutem Auswaschen und Glühen
wieder aufzulösen, von Neuem zu fällen, wieder gut auszuwaschen und zu glühen und
dies so oft zu wiederholen, bis 2 oder noch besser 3 aufeinander folgende Wägungen
übereinstimmen. Selbst nach wiederholten Fällungen enthält der Niederschlag zuweilen
noch etwas Kalk. Man wendet bei allen Glühungen am zweckmäßigsten nur Platintiegel
an.
Bei genauen Analysen, welche theoretischen Betrachtungen in Betreff der chemischen
Constitution der Portlandcemente zur Grundlage dienen sollen, sind die gegebenen
Andeutungen wohl zu beachten.
Nachtrag 2. Durch die vorliegende Abhandlung berichtigen
sich einige Unrichtigkeiten in den vorangegangenen Abhandlungen des Verfassers. Wie
bereits in der letzten Arbeit (1874 214 44. 45) erwähnt,
kommt die sofortige Haltbarkeit von Cementkugeln unter Wasser fast jedem frischen
Cemente zu, ist also nicht eine specifische Eigenschaft magnesiahaltigen Cementes,
wie früher (1873 209 292–295) angenommen wurde.
Ebenso wurde bereits (214 44) angeführt, daß das größere
Volumen der früher besprochenen magnesiahaltigen Cementgußstücke gegenüber dem
Volumen magnesiafreier Cementgußstücke und somit auch das abgeleitete
Quellungsverhältniß (1874 211 16–21), sowie die
nöthige größere Wassermenge ebenfalls nicht mit der Anwesenheit von Magnesia
zusammenhinge, sondern der Frische des damals angewendeten magnesiahaltigen Cementes
gegenüber abgelagerten gewöhnlichen Portlandcementen zugeschrieben werden müssen.
Bei letzteren war bereits die in Tabelle k dieses
Aufsatzes beleuchtete größere Contraction eingetreten.
Ferner wurde früher (1873 209 294) vom Verfasser
angenommen, nicht treibender frischer Cement scheine fabrikmäßig kaum dargestellt
werden zu können. Diese damalige Auffassung modificirt sich jetzt in gewissem Sinne.
Verf. fand bei den früheren Untersuchungen, daß selten ein Cement gar kein
Zerspringen von Reagensgläschen herbeiführe. Indeß kann dieses Zerspringen zuweilen
dadurch veranlaßt werden, daß der Cement beim Abbinden sich erwärmt. Es äußert sich
die Wirkung am Gläschen oft sehr spät, und zwar selbst bei arg treibendem Cement,
wie die Tabelle I (1873 209
291) zeigt, weil derselbe sich oft im Inneren schnell lockert und dann bei
eintretendem Treiben die Theilchen noch etwas verschoben werden; erst bei immer mehr
sich bildendem Calciumhydrat springt endlich das Gläschen. Ebenso zeigt ein an der
Luft liegendes Gußstück von treibendem Cement, namentlich bei geringer Contraction
(vergl. Tabelle k u. s. f.), oft lange Zeit an der
Oberfläche kein Treiben an, wenn es auch innerlich schon sich aufgelockert hat und
in Folge dessen leicht zu zerbrechen ist. Dagegen zieht bei den bald ins Wasser
gelegten Kugeln oder Gußstücken aller freie Kalk schnell Wasser an, setzt sich in
Calciumhydrat um und zeigt so oft viel eher die Erscheinungen des Treibens. Daher
ist die Wasserprobe für die Praxis, für die schnellere Beurtheilung angezeigter,
während zur vollständigen Beleuchtung der Cementgüte auch die Gläschenprobe nicht unterlassen
werden sollte. Nur muß man dann mehrere, etwa ½ Dutzend Gläschen anfüllen.
— Außer dem Springen der Gläschen führte den Verfasser zu der Annahme, daß
der frische Cement fast jeder Fabrik vom Treiben nicht ganz frei sein dürfte, der
Umstand, daß fast jeder frische Cement erhebliche Erwärmung beim Anmachen äußert. Da
man aber allgemein das Erwärmen auf vorhandenes freies treibendes Calciumoxyd
zurückführte, so ergab sich aus der starken Temperaturerhöhung der Schluß auf
Treiben.
Außer den bereits erwähnten Prüfungen zur Erkennung des Treibens ist eine weitere
empfindliche Probe des Cementes gegen jede (bei gewöhnlichen Bauten oft gar nicht
ins Gewicht fallende) Spur von Treiben sein Verhalten bei der Anwendung zu
Gußsachen, wie Vasen, Simsverzierungen etc. Zeigt der Cement auch nur ganz geringes
Treiben, so treten später (oft erst nach Monaten) sogenannte Haarrisse in Menge auf;
oft kommt auch, namentlich an stärker gebogenen größeren Flächen, die Spannung an
einer nachgebenden Stelle als ein längerer Riß zum Durchbruch. Da die Cementgießer
gerne schnell bindenden, also noch wenig abgelöschten Cement verwenden, um bald
wieder die Form abnehmen zu können, ferner den Cement in verdünnten, leicht
gußfähigen Zustand bringen, und er so später im erhärteten Zustande weniger
Widerstand bietet als dickflüssigerer (z. B. zu Cementplatten verarbeiteter
Cementmörtel), so läßt sich der Uebelstand des späteren gelinden Treibens schwer
beseitigen. Die gegossenen Stücke sind jedoch trotz der dendritenartigen Rißchen bei
sonst gutem Cement durchaus fest und werden später nochmals mit Cement überstrichen
resp. polirt und dadurch die Sprünge verdeckt.
Eine fernere gute Probe auf Treiben besteht darin, gegossene und einige Zeit
erhärtete Proben auf eine andauernd warme Fläche, z. B. auf eine nicht zu heiße
Ofenplatte oder in die Sonne zu legen. Es äußert sich dann sehr bald etwaiges
Treiben.
Schließlich muß es (1873 209 289) heißen: „Man
kann ohne Gefahr zu laufen, ein schlechtes Product zu erhalten, heruntergehen
bis zum Verhältniß von etwa 1 : 1,5“ statt, wie es dort irrthümlich
gesetzt wurde, wie 1 : 1,8. Speciell ist für Schicht c
(S. 289) das niedrigste Verhältniß 1,47 und gibt dies folgenden Cement:
Kalk
43,0
Magnesia
28,0
Thonerde und Eisenoxyd
11,8
Kieselsäure
17,4
Dagegen zeigt der Cement vom Verhältniß 1,8 noch gar keine Neigung zum Zerfallen.
Ganz genau findet man für jeden einzelnen Fall das niedrigste Verhältniß durch
stöchiometrische Berechnung. Es ergibt sich, wenn man die Rohmaterialien in dem
Verhältniß zusammensetzt, daß das ½-Silicat resultirt.