Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, Nr. , S. 184 |
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Miscellen.
Miscellen.
Burfitt's Mittel gegen
Kesselstein.
Diese in England patentirte neue Composition soll nach Angabe der Eigenthümer der
Erfindung (Creßwell und Comp.
in London, 138 Leadenhall-Street) allgemein als die einzige Erfindung erkannt
worden sein, welche mit vollständigem Erfolge in jeder Art von Kesseln wirkt, wie
auch die Beschaffenheit des angewendeten Wassers sein mag. Der Zweck dieser
Composition ist nicht Salze oder andere Stoffe im Wasser aufzulösen, sondern eine
fettende Wirkung auf die Metalle auszuüben, welche angeblich jedes Ansetzen der
Absonderungen gänzlich verhindert. Selbst auf schon vorhandene Absonderungen soll
die Wirkung sicher und unwiderstehlich sein. Die Composition kommt im festen,
flüssigen und teigförmigen Zustande in den Handel; erstere ist nur für Landkessel,
die flüssige für Seekessel anzuwenden. – Nach der Patent-Specification
(vom 13. Februar 1873) besteht die feste Masse aus: 1 Th. Galläpfel, australische
Rinde und irländisches Moos mit 1/4 Th. Leim; die teigförmige und flüssige enthält
noch 1/4 Th. Soda und die entsprechende Menge Wasser.
Von dem hannoverschen Agenten bezogene feste Composition bildet unregelmäßige,
dunkelbraune, spröde Stücke. Beim Kochen mit Wasser gibt sie eine sehr zähe Masse,
welche sich fest an die Gefäßwandungen anlegt. Ein Versuch mit dieser Composition in
dem Kessel einer hiesigen Fabrik hat, wie vorauszusehen war, ein sehr ungünstiges
Resultat ergeben. Der Kessel war im hohen Grade verschmiert und der gebildete
Kesselstein viel schwieriger zu entfernen, als dieses ohne Anwendung des Mittels der
Fall gewesen war. Die Anwendung desselben kann daher nicht empfohlen werden.
F.
Treve's Minenzünder.
Der unter dem Namen „exploseur“
bekannte magneto-elektrische Minenzünder von Breguet (1869 193 18) bietet dem Minendienste
große Bequemlichkeiten. In demselben ist der zu einem permanenten Magnete von 3 bis
6 Kilogrm. Gewicht gehörige Anker aus weichem Eisen auf seinen beiden Schenkeln mit
je einer Spule umwickelt. Beim Abreißen und beim Anlegen des Ankers durchläuft
bekanntlich ein Inductionsstrom die Spulen. Der Abreißungsstrom ist der kräftigere,
und diesem hat Breguet, durch eine glückliche Verbindung
mit dem Oeffnungs-Extrastrome, eine ausreichende Stärke zu geben vermocht, um
durch ihn auf außerordentlich große Entfernungen besondere Zünder in Brand zu
setzen. So vermochten Treve und Niaudet-Breguet von Paris aus mittels
eines oberirdischen Telegraphendrahtes Zünder in Toulon zu entzünden. Für den
Marinedienst dagegen wäre es höchst wünschenswerth, möglichst viele Zünder mit einem
Minenzünder von mäßigem Gewicht, Umfang und Preis auf einmal in Brand zu setzen.
Dazu hat Treve einen Vorschlag (Comptes rendus, 1874 t. 79
p. 1125) gemacht, welcher von Breguet ausgeführt wurde. Der gerade Anker wurde durch ein Hufeisen aus
weichem Eisen ersetzt, dessen beide Schenkel gleichmäßig mit Spulen umwickelt wurden
und merklich denselben Querschnitt besaßen wie der Magnet selbst. Der Magnet bestand
aus drei Lamellen, wog 2,57 Kilogrm. und trug 16,50 Kilogrm. Die Ablenkung der
Galvanometernadel betrug in
beiden auf Intensitätsstrom verbundenen Spulen
des Magnetes
10°
„ „ „
„
„
des weichen Ankers
20°
allen vier Spulen
25°.
Der vom weichen Eisen herrührende Inductionsstrom war also weit kräftiger, im
vorliegenden Falle doppelt so kräftig, als der von Magnet herrührende. Von dieser
Beobachtung war nur noch ein Schritt zur Herstellung eines Minenzünders mit 4
Spulen.
Wurde der Elektromagnet mit weichem Eisenkern durch einen mit Spulen umgebenen Magnet
oder ein ebenfalls mit Spulen umgebenes Hufeisen aus Stahl ersetzt, so waren in
beiden Fällen die Inductionsströme bedeutend schwächer als beim Elektromagnet mit
weichem Eisenkern. Bei allmäliger Verlängerung der Schenkel des Elektromagnetes bis
zu 6 Meter Länge machte sich unter der Wirkung eines kräftigen Inductionsstromes von
4 Bunsen'schen Elementen der Magnetismus bis aus äußerste
Ende merklich.
Im September 1870 ließ Treve vom Fort Vanvres aus, auf
1800 Meter Entfernung, in Chatillon eine Mine auffliegen.
E–e.
Die Anwendbarkeit der Eggertz'schen
Kohlenstoffprobe zur Stahlsortirung; von Fritz v. Ehrenwerth.
Aus vielen Analysen und Untersuchungen stellte sich heraus, daß im Bessemerstahl,
welcher aus siliciumreichem Roheisen erblasen, bemerkenswerthe und verhältnißmäßig
um so größere Mengen Silicium enthalten seien, je härter im Allgemeinen der Stahl
ist. Nur bei den weichsten Qualitäten verschwindet das Silicium, und mit ihm meist
auch das Mangan zum größten Theile oder ganz. Zur Sortirung dieser Qualitäten also
mag die Eggertz-Probe (beschrieben 1869 194 116) hingehen.
Bei härteren Stahlsorten dagegen, wo der Siliciumgehalt einen dem höheren
Aequivalente entsprechenden, oft bedeutenderen Einfluß auf die Härte ausübt als der
Kohlenstoff, kann die Anwendung der Eggertz-Probe
nur zu Irrthümern und Unrichtigkeiten in der Sortirung führen, man müßte denn mit
Sicherheit den Gehalt an Silicium und Mangan als constant voraussetzen dürfen, oder
ihn zu ermitteln und durch Aufstellung einer combinirten Scale zu berücksichtigen in
der Lage sein.
Dadurch verliert die Eggertz-Probe aber nichts an
Werth und bequemer Anwendbarkeit, so lange es sich lediglich um
Kohlenstoffbestimmungen oder um die Sortirung von Stahlsorten handelt, in denen ein
Gehalt von Silicium nicht vorkommt. (Nach der Zeitschrift des berg- und
hüttenmännischen Vereines für Kärnten, 1874 S. 359.)
r.
Analysen von Weichblei.
A. Eschka hat zwei Muster von Weichblei der Bleiberger
Bergwerks-Union in Kärnten untersucht: I. von der Röstperiode; II. von der
Preßarbeit:
I.
II.
Kupfer
0,00069
0,00075
Silber
0,00025
0,00025
AntimonArsen
Spuren
0,00703
0,00721
Eisen
0,00055
0,00088
Nickel
–
Spur
Zink
0,00076
0,00082
Schwefel
0,01476
0,01785
Blei (aus dem Abgange)
99,98299
99,96521
–––––––––
–––––––––
100,00000
100,00000.
(Berg- und hüttenmännisches Jahrbuch, 1874 S. 389.)
Verzinnen eiserner Stifte; von Wiley.
Zinkchlorid wird mit einer größeren Menge Oel verrieben und in einem oscilirenden
Topfe erhitzt. Sobald das Gemenge die rechte Temperatur angenommen hat, wirft man
die zu verzinnenden Stifte und die gehörige Menge metallischen Zinns in den Topf,
läßt die Stifte darin für einige Secunden, schöpft sie mit Drahtnetzen heraus und
wirft sie in Wasser. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S.
1465.)
Ueberziehen der Messing- und Bronze-Arbeiten mit
Goldfirniß.
Einen Goldfirniß zum Ueberziehen von Messing- und Bronzewaaren, um diesen das
Ansehen einer schönen Vergoldung zu geben, erhält man aus 16 Grm. Gummilack, 4 Grm.
Drachenblut, 1 Grm. Curcuma-Wurzeln und 332 Grm. rectificirtem Weingeist.
Dünn und nach allen Richtungen hin streicht man den Firniß mit einem Schwamm auf das
Metall, welches man gleich darauf über einem schwachen Kohlenfeuer erwärmt. Anfangs
zeigt sich der Ueberzug matt und blind, aber bald nachher gleicht er der schönsten
Vergoldung. Die fertig zubereiteten spirituösen Firnisse müssen in gut
verschlossenen Gefäßen aufbewahrt werden. (Deutsche illustrirte Gewerbezeitung, 1874
S. 280.)
Kitt zur Befestigung des Kautschuks auf Metall.
Da man sich zur Herstellung von Verbindungen zwischen Dampf- und anderen Röhren und Apparaten gegenwärtig fast ausschließlich der
Kautschukplatten und Kautschukringe bedient, so wird die Unmöglichkeit, eine dichte
Verbindung zu Stande zu bringen, öfters sehr unangenehm empfunden. Durch Anwendung
eines Kittes, welcher ebensogut am Kautschuk als am Metall oder Holz haftet, läßt
sich jedoch der bezeichnete Uebelstand gänzlich beseitigen. Dieser Kitt wird
bereitet, indem man pulverisirten Schellack in dem 10 fachen Gewichte starken
Ammoniaks einweicht, wodurch man eine durchscheinende Masse erhält, welche in 3 bis
4 Wochen, ohne Anwendung von heißem Wasser, flüssig wird. Diese Flüssigkeit macht
den Kautschuk weich; nach Verflüchtigung des Ammoniaks erhärtet er jedoch und wird
für Gase und Flüssigkeiten undurchdringlich. (Pharmaceutische Centralhalle,
Polytechn. Notizblatt, 1875 S. 16.)
Ueber Kitte für Gasretorten; von Ferd. Capitaine.
So oft dieser Gegenstand auch schon erörtert wurde, so erscheint die Mittheilung
brauchbarer Mischungen dennoch immer wünschenswerth. Als Flußmittel einer großen
Anzahl in den Handel gebrachter Kitte wird neuerdings Wasserglas benützt. Indessen
erscheint die Anwendung von Wasserglas nur zulässig, wenn letzteres in gemahlenem
Zustande verwendet wird. Dasselbe bildet ein weißliches Pulver und liefert, mit 3
bis 4 Theilen Thon versetzt, einen sehr brauchbaren Kitt. Es scheitern indessen alle
Versuche flüssiges Wasserglas in Verbindung mit Thon, Kreide, Schwerspath oder
Aehnlichem zu Kitt zu benützen. Alle diese Mischungen erhärten in kurzer Zeit und
lassen sich mithin nicht aufbewahren. Selbst die Anwendung eines ganz alkalireichen
Wasserglases, wie es in England fabricirt wird, hilft jenem Uebelstande nicht ab.
Indessen erhält man vorzügliche Kitte, wenn man passende magere Thonsorten,
namentlich China-Clay, mit einer Lösung von Aetznatron mischt. Auch eine
concentrirte Sodalösung läßt sich verwenden. Aetzkali und Potasche erfüllen
denselben Zweck, sind indessen um die Hälfte theurer.
Man benöthigt entweder einen Zusatz von ca. 10 Proc. Aetznatron zum Thon, oder 20
Proc. calcinirte Soda. Natürlich richtet sich der Alkalizusatz nach der
Feuerbeständigkeit des jeweiligen Thones. Die Masse erhärtet nie in sich selbst und
bleibt stets brauchbar. Der Sealy'sche Kitt ist nichts
weiter als eine Mischung von China-Clay mit kaustischen Alkalien. (Journal
für Gasbeleuchtung etc., 1874 S. 779.)
Beobachtungen über Seewasser-Eis; von J. Y. Buchanan.
Der Verfasser ist Chemiker der auf dem Schiffe „Challenger“
umherkreuzenden Naturforscher-Expedition und hat während des Aufenthaltes in
den Südpolargegenden Stücke von Treibeis in Bezug auf Salzgehalt und Schmelzpunkt
untersucht. Zwei verschiedene Proben ergaben je 0,1723 und 0,0520 Grm. Chlor auf 1
Liter Eiswasser; außerdem wies die qualitative Analyse die Gegenwart von Kalk,
Magnesia und Schwefelsäure nach. Treibeis ist somit keine homogene Masse, was
übrigens leicht zu begreifen, wenn man bedenkt, daß das Seeeis während seiner
Bildung den auf dasselbe fallenden Schnee nach und nach einschließt. Künstlich zum
Frieren gebrachtes Seewasser krystallisirte in hexagonalen Tafeln, welche mit
destillirtem Wasser abgespült, zwischen Filterpapier getrocknet und geschmolzen
1,5780 Grm. Chlor auf 1 Liter Eiswasser enthielten.
Der Schmelzpunkt der Eiskrystalle wurde mittels eines Geißler'schen Normalthermometers – 0,3° gefunden, welche
Temperatur 20 Minuten hindurch (so lange währte die Beobachtung) constant blieb. Ein
Stück frisches Treibeis begann bei – 1° zu schmelzen; 20 Minuten
später war das Thermometer auf – 0,9° gestiegen; nach 2 1/2 Stunden
war es auf – 0,3°; für ungefähr eine Stunde war das Eiswasser constant
– 0,4°.
Diese Temperaturbestimmungen zeigen, daß das Salz im Seewassereise nicht blos als
mechanisch eingeschlossene Lache enthalten ist, sondern als fester Körper existirt,
als Salzkrystalle oder als Mischung von Salz- und Eiskrystallen. Läßt man
Kochsalz aus einer Lösung bei Temperaturen unterhalb 0° herauskrystallisiren,
so erscheint es in hexagonalen Tafeln; Seewassereis dürfte daher als analog mit den
unter Mineralien auftretenden isomorphen Gemengen angesehen werden. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1457.)
Hartglas.
Mit diesem neuen sogen. „elastischen Glas“ von de la Bastie in Richmond (Departement Ain) sind auf
Veranlassung der Eisenbahnverwaltung im Bahnhof von Pont d'Ain folgende Versuche
angestellt worden. Man legte zuerst eine 6 Millim. dicke Scheibe von gewöhnlichem
Tafelglas in einem Holzrahmen auf den Boden und ließ darauf ein Gewicht von 100 Grm.
aus geringer Höhe fallen. Bei einem Fall aus 0,8 Meter Höhe wurde die Scheibe
zertrümmert. Alsdann ersetzte man dieselbe durch eine von diesem neuen Glas, die jedoch
nur 3 Millim. dick war. Diese hielt den Fall desselben Gewichtes noch bei 5,5 M.
Fallhöhe aus und zerbrach erst bei 5,75 M. Fallhöhe. Es ergab sich, daß die
Glasscheibe nicht wie die vorige in größere oder kleinere Stücke zerbrach, sondern
in ganz kleine Krystalle sich zertheilte, was von einer eigenthümlichen Veränderung
der molecularen Zusammensetzung zeugt. Auf den Boden geworfen, sprang eine Scheibe
wieder zurück und gab einen metallähnlichen Klang von sich. Die Probe auf die
Widerstandsfähigkeit des gehärteten Glases gegen den Einfluß der Hitze veranlaßte
eine weitere Reihe von Versuchen. Ein gewöhnlicher Glasstreifen wurde der Flamme
einer Lampe ausgesetzt; nach 24 Secunden zersprang derselbe, während ein ähnlicher
Streifen des gehärteten Glases auch nach langer Zeit und fast bis zur Rothglut der
Flamme Widerstand leistete; auch als man den so erhitzten Streifen in kaltes Wasser
tauchte und denselben naß wieder auf die Flamme brachte, blieb er unversehrt.
Aus beiden Versuchen ist ersichtlich, daß das gehärtete Glas (verre trempé) äußeren Einwirkungen gut widersteht und daß die Hitze
keinen zerstörenden Einfluß auf dasselbe ausübt. Lampencylinder würden z.B. jede
Probe bestehen, und auch für Küchen- und Haushaltungsgeschirre würde dasselbe
vortheilhafte Anwendung finden können.
Die deutsche Industriezeitung gibt einen Auszug aus dem Patent, welches de la Bastie am 12. August 1874 (Nr. 2783) auf das Tempern
– vielleicht richtiger mit „Anlassen“ als mit
„Härten“ zu übersetzen – von Glas in England
erhielt. Danach besteht die Erfindung darin, daß das Glas, während es etwa bis zum
Erweichen erwärmt ist, in ein flüssiges Bad von geringerer Temperatur eingetaucht
wird, und zwar in hermetisch eingeschlossene Bäder von Oel, Fett, Wachs, harzigen
oder bituminösen Stoffen, die bei einer bedeutend unter der Siedehitze des Wassers
liegenden Temperatur schmelzen. Der Ofen zum Erhitzen des Glases und das Temperbad
stehen mit einander in Verbindung, so daß das Eintauchen mit möglichst wenig Arbeit
erfolgen kann. Zu diesem Zwecke hat Bastie besondere
Einrichtungen der Oefen und Muffeln etc. construirt.
Pilati (Glashütte, 1875 S. 10) hat gehärtetes blaues Glas
untersucht. Das spec. Gew. ist 2,522, die Härte 5, also etwas geringer als bei
gewöhnlichem Glas.
Dasselbe enthielt:
68 Kieselsäure
10 Kalk
2
Thonerde
r.
17 Alkalien
3 Verlust nebst Spuren von Magnesium-, Eisen-,
Chlor- und Kobalt-Verbindungen.
Thermometer von Hartgummi.
F. Kohlrausch machte bekanntlich die Beobachtung, daß
Hartgummi mit einem Elfenbeinstreifen verbunden ein sehr empfindliches Thermometer
gibt (vergl. 1873 210 444). Ein auf dem gleichen Princip
beruhendes Thermometer ist nun nach dem Scientific
American, 1874 S. 372 seit Langem in dem meteorologischen Observatorium im
Centralpark in New-York in Anwendung. Dieses von D. Draper angegebene Thermometer besteht aus einem auf einen Messingstreifen
aufgenieteten Streifen von Hartgummi und soll sich als selbstregistrirendes
Instrument sehr gut bewähren.
r.
Ueber das Vanillin der Nadelholzwälder; von Dr. Th. Hartig.
Bereits vor mehr als zehn Jahren fand ich in den Cambialsäften der Nadelhölzer, außer
dem sphenoedrischen Cambialzucker und der phosphorsauren Magnesia, einen
krystallinisch darstellbaren, dem Salicin ähnlichen Körper, den ich zuerst Laricin, später Coniferin
nannte.
Die Darstellung desselben geschieht in folgender Weise: Fichten, Tannen, Lärchen,
Kiefern, Weymouths-Kiefern, von Mitte Mai bis Mitte Juli gefällt, werden nach
und nach ihrer Rinde und
der Bastschichten entkleidet, die jungen, von Säften strotzenden Holzfasern mit
Glasscherben von den schon fest gewordenen Holzlagen abgeschabt und in
untergestellten Gefäßen gesammelt. Das Abgeschabte wird darauf durch feine
Preßtücher vom Saftgehalte getrennt und letzterer sofort aufgekocht. Das dadurch
gerinnende Eiweiß mit den von ihm eingehüllten, festen Körpern des Preßsaftes
(Zellkerne, Stärkemehl) bleiben auf einem Filter von Fließpapier zurück, während man
ein klares Filtrat erhält, welches, auf ungefähr 1/5 des ursprünglichen Volumens
vorsichtig abgedampft, den Cambialzucker sowohl wie das Coniferin in kystallinischer
Form ausscheidet. Durch Behandlung mit kaltem Wasser läßt sich das darin schwer
lösliche Coniferin vom Zucker scheiden, krystallisirt dann in weißen, nadelförmigen,
meist drusig gruppirten Krystallen, die auf concentrirte Schwefelsäure mit dunkel
violetter Farbe reagiren, deren Zusammensetzung von Dr.
Kubel, damals Assistent am hiesigen Polytechnicum,
durch C₂₄H₃₂O₁₂ + 3aq, später durch Ferd.
Tiemann und W. Haarmann
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 608) mit
C₁₆H₂₂O₈ + 2aq bezeichnet wurde. Es ergab sich,
daß das den Glycosiden zugehörende Coniferin durch Behandlung mit Emulsin in
Fruchtzucker und einen zweiten Körper spaltbar ist, dessen krystallinische Form,
dessen Farbe, Geruch und Geschmack gleich sind denen des Körpers, welcher die
Vanilleschalen des tropischen Amerika durchtränkt und auf der Außenfläche dieser
Früchte eine weiße kristallinische Efflorescenz bildet.
Durch Behandlung wässeriger Coniferin-Lösung in einem erwärmten
Oxydationsgemisch aus Kaliumbichromat und Schwefelsäure wird eine Flüssigkeit
erhalten, aus der Aether ein gelbes Oel aufnimmt, welches nach Verdunsten des
Aethers zu nadelförmigen. nach Vanille riechenden und schmeckenden, in Aether und
Alkohol leicht löslichen Vanillinkrystallen C₈H₈O₃
erstarrt.
Bereits hat die patentirte Gewinnung des Vanillins im Großen in Thüringens
Fichtenwäldern begonnen und verspricht gewinnreich zu werden, in Folge des hohen
Preises der bekannten Vanilleschooten und des Umstandes, daß die Leistungsfähigkeit
des Vanillins die der theuren Vanillefrüchte muthmaßlich um mehr als das Zehnfache
übersteigen dürfte.
Die durch blaue Färbung scharf hervortretende Reaction der Schwefelsäure auf
Coniferin zeigt einen reichen Gehalt auch der Bastschichten an diesem Stoffe.
Obgleich mir eine Abscheidung desselben aus den Bastschichten bisher nicht geglückt
ist, zweifle ich doch nicht an der Ausführbarkeit derselben in irgend einer Weise.
Es wäre dies ein Fortschritt von großer Wichtigkeit, da durch die Entrindung
stehender Stämme (Abwelken) die sowohl Dauer, als Brennkraft schädigende Fällung der Bäume in der Saftzeit vermieden werden
könnte. (Nach dem Handelsblatt für Walderzeugnisse, 1875 Nr. 1.)
Schwedische Zündhölzchen-Fabrikation;Vergl. dies Journal, 1871 202 391; 1873 209 369. von Prof. Gintl.Aus dem officiellen Ausstellungsberichte über „die Zündwaaren und
Explosivstoffe;“ von Professor Dr. W. F. Gintl in Prag; Druck und Verlag
der k. k. Hof- und Staatsdruckerei. Wien 1874. (34. Heft. Preis 40
Neukreuzer.)
Schweden, dessen Zündhölzchen-Fabrikation,
unterstützt durch die billige Arbeitskraft und den Ueberfluß an vorzüglichem Holze
(Espe), in den letzten fünf Jahren einen enormen Aufschwung genommen hat und das
namentlich durch seine billige Wasser Verfrachtung den continentalen Fabriken eine
schwer zu bekämpfende Concurrenz auf überseeischen Märkten macht, hat nicht
versäumt, die Großartigkeit dieser seiner Industrie auf der Wiener Weltausstellung
1873 in würdiger Weise zur Anschauung zu bringen. Von den 24
Zündhölzchen-Fabriken (im J. 1867 bestanden deren blos 10), welche in
Schweden im Betriebe sind, haben nicht weniger als 16 sich an der Ausstellung
betheiligt. Die älteste und bedeutendste derselben ist die im J. 1845 gegründete
Fabrik (Actiengesellschaft) zu Jönköping, die allein so viele Arbeiter beschäftigt
als alle übrigen Fabriken Schwedens zusammengenommen. Ihre Production betrug im J.
1872: 128039754 Stück verschiedener Feuerzeuge im Werthe von 1857249 Rixdaler (à 115 Markpfennig), von denen der bei weitem größte Theil
Sicherheits-Feuerzeuge (Böttger's System) waren,
– ein Artikel, um dessen Verbreitung die Fabrik in Jönköping neben jener von
Körner und Comp. in
Göteborg, die nach John Bagge's Patent auch giftfreie
Zündhölzchen erzeugt, welche keiner phosphorhältigen Frictionsmasse an der
Reibfläche bedürfen, das größte Verdienst hat.
Eine der ältesten Fabriken Schwedens ist auch jene von J. F. Lindahl in Kalmar, welche im J. 1857 gegründet wurde. Sie brachte,
abweichend von der gewöhnlichen Manier, Sicherheitszündhölzchen mit bunten Köpfen
zur Ausstellung, die ganz gut zu nennen waren und sich durch nette, wenn auch
einfache Enveloppes auszeichneten. Diese Fabrik producirte im J. 1872: 7 Millionen
Schachteln Zündhölzchen im Werthe von 130000 Rixdaler und exportirte fast das
gesammte Erzeugniß.
Weiters haben sich von bedeutenderen Fabriken an der Ausstellung betheiligt: die im
J. 1868 gegründete Fabrik der Actiengesellschaft Vulcan
zu Tidaholm, welche auf eine Jahresproduction von 30 bis 40 Millionen Stück
Schachteln berechnet, im verflossenen Jahre bereits einen Umsatz im Werthe von
350000 Rixdaler aufzuweisen hatte, und deren Product –
Sicherheits-Zündhölzchen mit braunen und rothen Köpfchen – an Güte von
dem anderer Fabriken nicht abweicht; dann die Actiengesellschaft der
Zündhölzchen-Fabrik zu Motala, welche seit dem J. 1871 im Betriebe ist und
ihr Product im Werthe von 130000 Rixdaler fast ausschließlich in England und
Deutschland absetzt. Diese Fabrik hatte auch parfümirte Zündhölzchen mit färbigen
und lackirten Köpfchen ausgestellt, welche sie „patentirte
Aluminium-Sicherheits-Zündhölzchen“ nennt, ohne daß
indeß die Berechtigung dieses Namens einzusehen wäre.
Bemerkenswerth war auch die Ausstellung der Actiengesellschaft der
Zündhölzchen-Fabrik zu Norrköpping, welche neben
Sicherheits-Zündhölzchen gewöhnlicher Art auch solche fabricirt, deren Holz
nach dem Vorschlage Howse's imprägnirt und also nicht
glimmend ist, ohne an Entzündlichkeit etwas eingebüßt zu haben (auch die Fabrik von
E. Holmberg in Södertolje erzeugt solche Hölzchen) und
liefert diese Hölzchen nur 2 Rixdaler per 1000 Stück Schachteln theurer als
gewöhnliche Sicherheitshölzchen. Diese erst 1870 gegründete Fabrik hat im J. 1871
bereits nahe an 7 Millionen Stück Schachteln an Sicherheits-Zündhölzchen
geliefert, welche zum großen Theile auf den centraleuropäischen Märkten abgesetzt,
zum Theile aber auch nach Amerika und Australien, dann nach Asien exportirt
wurden.
Gewöhnliche Sicherheits-Zündhölzchen schwedischer Art haben ferner die
Zündhölzchen-Fabrik zu Westerwiek, dann jene der Actiengesellschaft zu Istad,
beide im J. 1871 gegründet, sowie die Actiengesellschaft der neuen
Zündhölzchen-Fabrik zu Stockholm etc. ausgestellt, während die im J. 1872
gegründete Gesellschaft der Zündhölzchen-Fabrik zu Lidköping, welche sowie
die oben genannten eine Jahresproduction im Werthe von 130000 bis 150000 Rixdaler
ausweist, neben Sicherheits-Zündhölzchen auch gewöhnliche Phosphorhölzchen
mit und ohne Schwefel ausgestellt hatte.
Fast sämmtliche Fabriken Schwedens arbeiten vornehmlich für den Export und nur etwa
1/8 der gesammten Production wird im Lande selbst consumirt. Alle von der
Civilisation berührten Länder der Welt bilden Absatzgebiete für das schwedische
Product und überall ist die Concurrenz der schwedischen
Zündhölzchen-Industrie eine sehr fühlbare geworden. Wie schwer übrigens gegen
diese aufzukommen ist, wird jeder mit centraleuropäischen Verhältnissen einigermaßen
Vertraute einsehen, wenn er hört, daß z.B. die Fabrik zu Jönköping, welche i. J.
1872 1350 Personen beschäftigte, in demselben Jahre nur 360514 Rixdaler an
Arbeitslöhnen zu zahlen hatte, so daß sich der Arbeitslohn pro Tag und Kopf auf weniger als 1 Mark beläuft, was bei dem Umstande, als
nur 12 Procent der gesammten Arbeiterzahl Kinder unter 18 Jahren waren, ein sehr
mäßiger Arbeitslohn genannt werden muß.
Den Gesammtexport Schwedens betreffend, so betrug die im J. 1872 ausgeführte Menge
von Zündhölzchen-Fabrikaten 12119202 Pfund schwedisch (5154775 Kilogrm.)
Gewicht. – Bemerkenswerth ist es, daß Schweden fast sämmtliche für die
Zündhölzchen-Fabrikation erforderlichen Chemikalien vom Auslande (England)
beziehen muß.
Norwegen, welches dem Beispiele des Schwesterlandes
folgend, wenn auch unter weniger günstigen Verhältnissen arbeitend, sich gleichfalls
die Fabrikation von Sicherheits-Zündhölzchen für den Export zur Aufgabe zu machen scheint,
zählt gegenwärtig 8 Zündhölzchen-Fabriken mit im Ganzen 436 Arbeitern und hat
bereits im J. 1872 340000 Pfund Zündhölzchen exportirt.
Bereitung des Zinnobers.
Hausamann stellt zunächst das Mercuriammoniumchlorid dar
(den sogenannten unschmelzbaren weißen Präcipitat) durch Eingießen einer
Sublimatlösung in überschüssiges, verdünntes Ammoniak. Der weiße Präcipitat setzt
sich in Flocken zu Boden und die überstehende Flüssigkeit enthält Salmiak und
überschüssiges Ammoniak. Zu dieser Flüssigkeit setzt man unter öfterem Aufrühren des
Niederschlages etwas mehr einer concentrirten Natriumhyposulfitlösung als zur
vollständigen Lösung des Präcipitates nothwendig ist. Wird diese Lösung in einer
Schale erwärmt, so beginnt bald die Ausscheidung von Zinnober; das Erhitzen wird bis
zur dünnen Breiconsistenz fortgesetzt.
Es scheint, daß das in der Lösung vorhandene Ammoniak und Chlorammonium auf die
Bildung sowohl als auf das Aussehen des Productes einen wesentlichen Einfluß ausübt.
Die Temperatur beim Eindampfen der Hyposulfitlösung spielt ebenfalls eine Rolle in
Bezug auf das Aussehen des Zinnobers. Wird bei 50–60° eingedampft, so
entsteht ein helleres Präparat als bei circa 90–100°; Verfasser
erhielt den schönsten Zinnober (hochroth) bei 70–80°.
Verfasser suchte, gestützt auf diese Beobachtungen, den Zinnober auf Baumwollgeweben
darzustellen, erhielt jedoch keine befriedigenden Resultate. Er imprägnirte mit der
nach obigen Angaben bereiteten Hyposulfitlösung Baumwollzeug und dämpfte dasselbe;
auch durch mehrmalige Wiederholung dieser Operation erhielt er auf dem Gewebe nur
orangefarbenes Quecksilber. Verf. glaubt sich dieses dadurch zu erklären, daß
– da die Lösung des Präcipitats in Hyposulfit sehr verdünnt ist – der
Zinnober in sehr fein zertheiltem Zustande auf der Faser ausgeschieden wird.
Sollten übrigens auch die Resultate noch günstiger ausfallen, so würden sich dennoch
der Einführung dieses Verfahrens in den Zeugdruck gewisse praktische Schwierigkeiten
entgegenstellen; so dürften z.B. die Druckklötze keine kupfernen oder messingenen
Stifte (vergl. 1874 214 302) enthalten, weil letztere von
der Hyposulfitlösung sehr rasch angegriffen werden. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1874 S. 1747.)
Copir-Tintenstifte.
Den Gebr. Jacobsen in Berlin ist es, wie die deutsche
Industriezeitung mittheilt, gelungen, Copirtintenstifte herzustellen, welche als
Ersatz für Bleistift und Copirtinte dienen können. Dieser Tintenstift gibt auf
trockenem Papier eine Bleifederschrift, welche sich ohne Beschädigung des Papiers
nicht durch Reibgummi entfernen läßt und von welcher durch stark, aber nicht
übermäßig gefeuchtetes Copirpapier ohne großen Druck oder durch Streichen mit dem
Falzbeine sich mehrere reine Abzüge machen lassen. Ein Verlaufen der Schrift, wie
bei Anwendung gewöhnlicher Copirtinte, findet bei richtiger Anfeuchtung des Papiers
nicht statt. Die Originalschrift erscheint nach dem Copiren als Tinte, aber auch
dann, wenn vor dem Schreiben das Papier leicht angefeuchtet wurde. Läßt man die
Schrift auf trockenem Papier einige Tage hindurch stehen, so wird sie innerhalb des
Papiers durch die Feuchtigkeit der Luft in Tinte verwandelt und copirt dann nicht
mehr so gut mit gewöhnlichem Wasser als sofort nach dem Schreiben. Benützt man dann
aber statt des Wassers starken Essig zum Copiren, so erhält man immer noch mehrere
gute Copien. Zum Copiren ist Seidenpapier oder jedes durchscheinende dünne
Postpapier anzuwenden. Je weniger glatt (satinirt) das zu beschreibende Papier ist,
desto besser greift der Stift an, desto mehr Copien kann man erhalten. Mit dem
Tintenstifte läßt sich auch auf geöltem Papier (Pauspapier) schreiben; die Schrift
wird auf demselben auch ohne Anfeuchtung violett.
Der Gebrauch des Tintenstiftes empfiehlt sich besonders Kaufleuten, Reisenden,
Architecten (zum Fixiren und Copiren von Skizzen) etc. Der Tintenstift ist außerdem
das beste Material zum Beschreiben der Postkarten, da er vorzugsweise auf nicht
glattem, starken Papier die intensivste Schrift und die besten Copien zu machen
erlaubt. – Zum Anspitzen des Stiftes bedient man sich am besten einer Feile;
der Abfall gibt, in Wasser gebracht, eine schöne (Anilin-) Tinte. Die
Tintenstifte kosten in eleganter Hülse 1,50 Mark pro Stück und sind von S. Loewenhain in Berlin, Friedrichstraße 171, zu
beziehen.
Ueber eine Bildung von schwefligsaurem Ammoniak.
Die unbrauchbar gewordene Laming'sche Masse einer
Gasanstalt, welche zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak verarbeitet wurde,
enthielt nach einer Mittheilung von Scheitz (Chemisches
Centralblatt, 1874 S. 705) neben diesem Salz und anderen Bestandtheilen noch
namhafte Mengen von Rhodanammonium, Schwefel und wenig Ferrocyanverbindungen. Diese
Massen blieben bis zu ihrer Verarbeitung längere Zeit im Freien liegen, und Verf.
beobachtete, daß bei der bald eintretenden Erhitzung weiße Dämpfe ausgestoßen
wurden, welche beim Darüberhalten eines geräumigen Becherglases in demselben
condensirt werden konnten. Das Sublimat erwies sich nach Reactionen und
Zusammensetzung als schwefligsaures Ammoniak, welches sich aus dem Rhodanammonium
unter Aufnahme von Wasser und Sauerstoff nach der Formel NH₄CNS + H₂O
+ 3O = (NH₄)₂ SO₃ + CO₂ gebildet haben wird.
Ueber den Kohlenoxydgehalt des Tabakrauches; von Dr. H. Vohl in Cöln
a/R.
Aus den Mittheilungen des Hrn. Dr. Krause (dieses Journal, 1874 213 495) geht
unzweifelhaft hervor, daß demselben die Untersuchungen von Geheimrath Dr. H. Eulenberg und mir
wahrscheinlich gänzlich unbekannt geblieben sind, da wir schon im J. 1871 das
Kohlenoxyd als einen Bestandtheil des Tabakrauches nachgewiesen haben. (Archiv der
Pharmacie, 2. Reihe, Bd. 147 S. 130 bis 167; im Auszug: Jahresbericht über die
Fortschritte der Chemie von Alex. Naumann, 1871 Bd. 24 S.
821 bis incl. 823.) Der Ansicht, daß der Kohlenoxydgehalt des Tabakrauches eine
bedeutende, ja sogar oft die Hauptquelle der Wirkungen desselben sei, kann ich nicht
beistimmen, da die Menge des Kohlenoxydes eine sehr wechselnde, nie aber eine
bedeutende ist und den bei dem Tabakrauchen sich bildenden flüchtigen organischen
Basen die Hauptwirkung zugeschrieben weiden muß. Wie Dr.
Krause selbst angibt, sind seine analytischen
Ergebnisse in Folge der Methode nicht genau; die von ihm gefundenen Resultate können
daher keinen richtigen Aufschluß über den Kohlenoxydgehalt geben, da weder die
Temperatur noch der Luftdruck bei den Messungen angegeben sind und der Sauerstoff
und das Sumpfgas nicht berücksichtigt wurden.
Cöln, im December 1874.
Zur Analyse der käuflichen Anthracene.
E. Luck gibt zu seiner Methode der Anthracenbestimmung
einige Nachträge (vergl. 1874 211 76. 213 452). Wenn das erhaltene Anthrachinon nicht
vollkommen rein aus fällt, so verfahre man in folgender Weise. Das mit Wasser
ausgewaschene Chinon wird von dem Filter vorsichtig in eine kleine Porzellanschale
gespritzt, etwa 1 bis 2 K. C. Natronlauge zugesetzt und dann mit 1 K. C.
concentrirter Chamäleonlösung unter Umrühren etwa 5 Minuten gekocht. Verschwindet
hierbei die grüne oder rothe Färbung der Flüssigkeit, so wird der Chamäleonzusatz
erneuert, bis nach 5 Minuten langem Kochen die Flüssigkeit stark roth gefärbt
bleibt. Man läßt dann etwas erkalten und setzt
tropfenweise verdünnte Schwefelsäure bis zu stark saurer Reaction zu. Zur Zerstörung
der überschüssigen Uebermangansäure und des als braunes Pulver ausgeschiedenen Mangansuperoxyds trägt
man in die noch warme Flüssigkeit nach und nach einige kleine Krystalle von
Oxalsäure ein. Man filtrirt nun, wäscht mit Wasser bis zum Aufhören der sauren
Reaction aus, behandelt dann mit heißer, sehr verdünnter Natronlauge, wäscht
nochmals mit Wasser und trocknet. Das so erhaltene Anthrachinon ist nun völlig rein
und weißlich gelb gefärbt; grünlichgrau wird dasselbe, wenn das Anthracen fein
vertheilte Kohle enthält. Dieses ist zu vermeiden durch Filtration der essigsauren
Lösung des Anthracens mittels eines Heißwassertrichters.
Um das Chinon leicht vom Filter trennen zu können, lasse man nach der Oxydation über
Nacht stehen und füge erst dann das erforderliche Wasser nach und nach zu.
(Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 251).
R. Lucas (Chemical News, 1874
S. 190) hat 20 Proben Rohanthracene mittels Schwefelkohlenstoff und durch
Ueberführung in Anthrachinon auf ihren Gehalt an Anthracen untersucht und folgende
Resultate erhalten.
Procentischer Anthracengehalt
Differenz.
nach derSchwefelkohlenstoff-Probe.
nach derAnthrachinon-Probe.
9,20
11,90
+ 2,70
16,00
16,40
+ 0,40
24,50
26,10
+ 1,60
34,00
27,80
– 6,20
35,00
28,20
– 6,80
38,00
29,67
– 8,33
38,00
33,38
– 4,62
40,50
38,00
– 2,50
43,00
33,80
– 9,20
49,00
34,24
– 14,76
57,40
44,51
– 12,89
58,00
41,50
– 16,50
59,00
44,51
– 14,49
59,50
39,37
– 20,13
60,00
37,66
– 22,34
60,00
42,80
– 17,20
64,12
48,79
– 15,33
65,00
47,08
– 17,92
67,00
46,22
– 20,78
73,00
49,22
– 23,78
Die Schwefelkohlenstoffprobe ist falsch, da der bei der Behandlung des Rohanthracens
erhaltene Rückstand nicht reines Anthracen ist, andererseits Schwefelkohlenstoff
Anthracen theilweise auflöst. Dagegen kann Verf. die von Luck gemachten Angaben nur bestätigen.