Titel: Die Fabrikation von Kalisalpeter; von Dr. S. Pick in Wien.
Autor: S. Pick
Fundstelle: Band 215, Jahrgang 1875, S. 354
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Die Fabrikation von Kalisalpeter; von Dr. S. Pick in Wien. Mit Abbildungen auf Taf. IX [d/4]. (Schluß von S. 228 des vorhergehenden Heftes.) Pick, über die Fabrikation von Kalisalpeter. Dieser Rohsalpeter wird in neuerer Zeit getrocknet und als Düngemittel in den Handel gebracht, hat sich aber trotz der günstigen Erfolgewegen des verhältnißmäßig hohen Preises nicht Bahn brechen können. Um ihn vollständig von Chlornatrium zu befreien, wird er raffinirt. Die Raffination findet in einem der Löseapparate statt, welcher ausschließlich zu diesem Zwecke dient, und wird als Lösungsmittel die schon früher (S. 228) erwähnte Decklange des raffinirten Salpeters benützt. Man löst bis zu einer Concentration von 1,53 bis 1,55 spec. Gew. oder 50 bis 51° B. (heiß). Auch diese Lösung läuft durch das zu dem betreffenden Apparate gehörige Filter, bleibt dort etwa 2 Stunden stehen und gelangt dann nach vollständiger Klärung in die Krystallisationsgefäße. Da dieselben von Eisen sind, so hat der herauskrystallisirende Salpeter ein gelbliches Ausßehen; um dieses zu verhüten, werden der Lösung beim Ablaufen per 5000 Kilogrm. Salpeter 100 Grm. in Wasser suspendirtes Ultramarin zugesetzt. Nach dem Erkalten wird die Mutterlauge abgelassen, welche je nach Bedürfniß entweder zum Waschen des Rohsalpeters dient oder zur Verdampfung gelangt. In 100 Volumtheilen Mutterlaugen von der Raffination des Salpeters 1) von 1,184 spec. Gew. bei 17°; 2) spec. Gew. 1,180 bei 18,5° sind enthalten: 1 2 KO,NO 5 = KNO3 20,91 23,4 G. Th. NaO,NO 5 = NaNO3   1,02 NaCl = NaCl   5,94   4,4 NaO,SO 3 = Na2SO4   0,12 MgCl = MgCl2   0,78   1,1 Der herauskrystallisirende Salpeter enthält noch 0,25 bis 0,75 Proc. Kochsalz; beispielsweise enthielt der aus 1) krystallisirte Salpeter 0,351 Proc. NaCl. An den Zähnen des Rührwerkes setzt sich eine geringe Quantität fester Brocken an; dieselben werden ausgelesen und nochmals raffinirt, während der übrige Salpeter in die nebenstehenden Filter geworfen und dort ausgedeckt wird. Dieselben sind schmiedeeiserne, innen mit schwachem Kupferblech ausgeschlagene Gefäße, 1,58 Meter hoch und breit, 2,53 M. lang, mit einem durchlöcherten, mit Leinwand bedeckten Doppelboden und einem Ablaßhahn versehen. Die erste Decke wird in der Art aufgegeben, daß bei geschlossenem Ablaufhahn das Wasser den Salpeter vollständig bedeckt; nach Verlauf von einigen Stunden wird die Lauge gut ablaufen gelassen, und genügt dann ein zweites Decken mit wenig Wasser, um den Salpeter vollständig chlorfrei zu erhalten. Man hört mit dem Decken auf, sobald die ablaufende Lauge 10 bis 11° B. (1,07 spec. Gew.) zeigt. Als Krystallisationsgefäße für den raffinirten Salpeter dienen ausßchließlich die oben beschriebenen runden Pfannen; dieselben liefern in einer Krystallisation 4500 bis 5000 Kilogrm. fertigen Salpeter. Nachdem der Salpeter in den Filtern nicht mehr abtropft, gelangt er zum Trocknen. Er enthält dann noch 2 bis 3 Proc. Wasser. Das Trocknen geschieht auf vier von Messerschmidt und Aumann in Harburg construirten, äußerst praktischen Apparaten, welche folgendermaßen eingerichtet sind (vergl. Fig. 25 bis Fig. 27 [d/1.2]). Als eigentlicher Trockenraum dient eine cylinderförmige Pfanne a von 2,6 Meter Durchmesser und 0,25 M. Höhe, deren gußeiserne und auf der oberen Seite abgehobelte Bodenplatte behufs Heizung hohl gegossen und von Dampfcanälen durchzogen ist. Das getrocknete Material wird durch eine etwa 0,15 Quadratmeter große Oeffnung in der Bodenplatte abgelassen, welche für gewöhnlich durch einen versenkten Schieber geschlossen ist. Im Mittelpunkt der Trockenpfanne ist eine verticale Welle gelagert (die durch einen Ring vor der Berührung mit dem zu trocknenden Salpeter geschützt ist), und trägt dieselbe zunächst eine Reihe Messer, welche den ringförmigen Trockenraum bestreichen und von Federn gegen den Boden gedrückt werden; ferner sitzt an dieser Welle eine vertical verschiebbare Abstreichplatte, um den getrockneten Salpeter nach der Abzugsöffnung zu schaffen; endlich ist in einem mit der Welle drehbaren Rahmen eine schwach conische eiserne, mit Kupferblech überzogene Walze gelagert, zum Zerdrücken großer Salpeterballen. Der bis auf das Trocknen fertige Salpeter wird in einem Kippwagen bis an die Trockenpfanne gefahren und dort aufgegeben, während das Rührwerk in Bewegung gesetzt wird, wobei der Abzugschieber geschlossen und die Abstreichplatte in die Höhe gezogen ist. Durch die herumbewegten Rührmesser wird der Salpeter gleichmäßig über die geheizte Bodenplatte vertheilt und gleichzeitig vor dem Anbrennen bewahrt, während die schwere Walze die zusammengeballten Stücke zerdrückt. Ist der Salpeter vollständig getrocknet, so wird der Abzugschieber etwas geöffnet. Der Salpeter fällt nach und nach auf ein in rüttelnder Bewegung erhaltenes Sieb, durch welches nur das Pulver hindurchgeht und in einen hölzernen Kasten gelangt, aus welchem es dann mittels einer kupfernen Transportschnecke b in einen hölzernen Trog geführt und aus diesem endlich mittels eines Becherwerkes c (Fig. 27) in die Höhe gehoben und in Fässer geschüttet wird. Ist die Trockenpfanne nahezu vollständig entleert, so wird der Schieber ganz geöffnet und die Abstreichplatte herabgelassen, um den Rest des Salpeters nach der Abzugsöffnung zu streichen. Das Anbrennen und die Krustenbildung lassen sich jedoch nicht vollkommen verhüten und muß daher alle 10 bis 12 Stunden ein vollkommenes Abklopfen des angebrannten Salpeters stattfinden, der sich jedoch leicht in großen Platten loslösen läßt. Diese Apparate, welche übrigens auch in Staßfurt zum Trocknen von Chlorkalium in Verwendung sind, haben eine große Leistungsfähigkeit; die 4 Trockenpfannen trocknen recht leicht 15.000 Kilogrm. in 24 Stunden. Außer diesem Kalisalpeter in Pulverform wird noch solcher in Stangen erzeugt, doch nur in sehr geringer Quantität. Auch wird seine Anwendung immer beschränkter; er wird nämlich hauptsächlich von Metallarbeitern begehrt, welche glauben, daß ihnen die Stangenform eine Garantie für die Reinheit bietet. In größeren Quantitäten wird raffinirter Chilisalpeter, welcher größtentheils zum Einpöckeln des Fleisches verwendet wird, erzeugt, und zwar hauptsächlich in größeren Krystallen. Zu diesem Zwecke wird Chilisalpeter in dem für die Raffination von Kalisalpeter bestimmten Apparate bis zu einer Concentration von 44 bis 45° B. (1,44 bis 1,45 spec. Gew.) gelöst, dann filtrirt und in eisernen, zugedeckten und auch an der Seite vor Abkühlung geschützten Gefäßen zur Krystallisation gebracht. Da der Chilisalpeter ohnehin sehr rein ist, so kann die Mutterlauge öfter zu frischen Lösungen benützt werden. In 100 Volumtheilen Mutterlauge von raffinirtem Chilisalpeter bei 18,5° 40° B. (1,38 spec. Gew.) sind enthalten: NaO, NO = NaNO₃ 66,4  G. Th. NaCl = NaCl   2,75    „ 3. Einrichtung der Fabrik. Nachstehend eine Aufzählung der vorhandenen Apparate und der Betriebskraft. Eine Dampfmaschine mit variabler Expansion und Meyer-Steuerung von 30 Pferdekräften; 474 Millim. Kolbendurchmesser, 948 Mm. Hub; 45 Touren pro Minute. 3 Dampfkessel mit Bouilleur, mit einer Gesammt-Feuerfläche von 200 Quadratmeter. 6 Löse- und Abdampf-Apparate von 2,687 Meter Durchmesser, 1,975 M. Höhe; hiervon sind 4 Apparate zum Lösen und Abdampfen, 1 zum Raffiniren in Thätigkeit, 1 dient als Reserve. Jeder Apparat verdampft per Stunde 800 bis 1000 Liter und entspricht einer täglichen Production von 2200 bis 2500 Kilogrm. Salpeter. Das Rührwerk macht 20 Touren in der Minute. 6 Salzfilter, den vorigen Apparaten entsprechend; 2,53 Meter im Quadrat, 1,58 M. hoch. Krystallisationsgefäße für Rohsalpeter: 10 Stück 2,529 Meter lang, 3,161 Meter breit und 0,79 M. hoch. Jede Pfanne liefert in 2 Tagen 2500 bis 3000 Kilogrm. Salpeter. 1 Pfanne 6,322 M. lang, 3,477 M. breit, 0,79 M. hoch; liefert in 3 Tagen etwa 7500 Kilogrm. Salpeter. 1 Pfanne 4,425 M. lang, 2,212 M. breit, 1,027 M. hoch; liefert in 2 Tagen etwa 4800 Kilogrm. Salpeter. 1 Pfanne 6,48 M. lang, 4,504 M. breit, 0,79 M. hoch; liefert in 3 Tagen etwa 9000 Kilogrm. Salpeter. 1 Pfanne 6,4 M. lang, 3,951 M. breit, 0,79 M. hoch; liefert in 3 Tagen etwa 8000 Kilogrm. Salpeter. Jede Pfanne ist mit Pendelrührwerk versehen, welche durch eine gemeinschaftliche Kurbel in Bewegung gesetzt werden und 12 Ausschläge per Minute machen. 6 Krystallisationsgefäße für raffinirten Salpeter. 4,109 M. Durchmesser, 0,843 M. hoch. Jede Pfanne liefert in 2 Tagen 4000 bis 4500 Kilogrm. fertigen Salpeter und ist mit Rührwerk, welches 8 Umdrehungen in der Minute macht, versehen. 6 Salpeterfilter 2,529 M. lang, 1,58 M. breit, 1,58 M. hoch, den vorigen Pfannen entsprechend. 4 Trockenapparate à 2,687 M. Durchmesser. 7 eiserne Kippwagen, und zwar 2 für Salz, 2 für Chlorkalium und Chilisalpeter, sowie Rohsalpeter, 2 mit Kupfer ausgeschlagene für raffinirten Salpeter, 1 als Reserve. 1 Schlittenaufzug. Reservoirs: Für kaltes Wasser sind 2 hölzerne Bottiche von 5500 Liter Inhalt, 1 eisernes Reservoir von 3800 Liter, durch abgehenden Maschinendampf vorgewärmt, vorhanden. Für heißes Wasser 1 eisernes Reservoir von 8500 Liter Inhalt. Dasselbe sammelt das heiße Wasser, welches sich in den Dampfschlangen der Löseapparate condensirt und dessen Zuströmen durch Automaten geregelt wird; ferner ein eisernes Reservoir von 1300 Liter Inhalt sammelt das heiße Wasser, welches sich aus dem gebrauchten Maschinendampfe und aus dem beim Abdampfen erzeugten Dampfe condensirt. Dieses Wasser wird wegen seines Fett- und (zwar nur sehr geringen) Kochsalzgehaltes nur zum Auswaschen des Salzes benützt. Für Laugen, welche zum Abdampfen bestimmt sind, dient ein auf dem höchsten Punkte aufgestelltes, mit Doppelboden versehenes eisernes Reservoir von etwa 12.000 Liter, dem im Erdgeschoß ein anderes eisernes Reservoir von 8000 Liter Inhalt und eine dazu gehörige Pumpe entspricht. Für mit Kochsalz gesättigte, schwach Salpeter haltige Wässer (zum Waschen des Salzes) dient ein eisernes Reservoir van 6000 Liter Inhalt, welchem ebenfalls eine Pumpe und ein eisernes Reservoir von 4400 Liter im Erdgeschoß entspricht. Für mit Salpeter gesättigte, nur schwach Kochsalz haltende Wässer (zum Waschen des Salpeters) ist ein eisernes Reservoir von 8500 Liter Inhalt vorhanden, welchem gleichfalls eine Pumpe und ein eisernes Reservoir von 4400 Liter im Erdgeschoß entspricht. Im Allgemeinen ist noch zu bemerken, daß besonders die heißen, stark Chlornatrium haltenden Laugen Eisen und Kupfer ziemlich stark angreifen. Das Eisen der Reservoirs und dergl. erscheint an manchen Stellen wie von Mäusen benagt, andererseits überziehen sich die Krystallisationsgefäße bald mit einer ziemlich gleichförmigen Schicht Kupfer. Man thut daher gut, die Blechstücke des verwendeten Eisens und Kupfers nicht zu schwach zu nehmen und nur Hähne von gutem Rothguß zu verwenden. 4. Betriebsresultate. Die Fabrik war nicht immer in vollem Betrieb; selbstverständlich erhöhen sich bei schwächerem Betrieb sämmtliche Spesen. Nachstehende Resultate wurden bei vollem Betriebe erzielt, und zwar bei einer Monatsproduction von 22.500 Kilogrm. Salpeter. Löhne für 50 Kilogramm. Für Emballage (Tagelohn eines Böttchers fl. 1. 60 kr)   2,7 kr. Für Wochenlöhne (1 Maschinist à fl. 2. 20 kr. pro Tag, 2 Heizer   à fl. 1. 70 kr., 2 Werkmeister à fl. 2; 2 Wächter à fl. 1.   50 kr.; 1 Schlosser à fl. 1. 70 kr.)   7,2 kr. Für Tagelöhne 32,3 kr. Verbrauch für 50 Kilogramm. Kohle (Kleinkohle) 55,5    Kilogrm. Chilisalpeter à 95 Proc. 46,55        „ Chlorkalium à 80 Proc. 48,6          „ Schmieröl   0,036      „ Unschlitt   0,008      „ Putzsetzen   0,001      „ Beleuchtung: Petroleum   0,035       „                    Rüböl   0,075      „ Hingegen wurden bei Verarbeitung von 80 bis 90proc. Chlorkalium 40,6 Kilogramm Salz pro 50 Kilogrm. Salpeter erzeugt.

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