Titel: | Pyrometrische Beobachtungen an abziehenden Feuergasen; von G. Krause, Chemiker in Leopoldshall-Stassfurt. |
Autor: | G. Krause |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 336 |
Download: | XML |
Pyrometrische Beobachtungen an abziehenden
Feuergasen; von G. Krause,
Chemiker in Leopoldshall-Stassfurt.
Mit einer Abbildung.
Krause, pyrometrische Beobachtungen an abziehenden
Feuergasen.
Nachstehende Versuche sind in einer Chlorkaliumfabrik bei Zügen von Flammöfen und
Siedepfannen angestellt worden. Es scheint mir angezeigt, zunächst einige kurze
Bemerkungen über die Einrichtung der Oefen zu machen, ehe ich zu den
Versuchsresultaten selbst übergehe.
Der Flammofen einer Chlorkaliumfabrik ist von ähnlicher Construction, wie man sie in
der Sodafabrikation antrifft; jener hat jedoch nicht so hohe Temperaturen
auszuhalten wie dieser. Die Flamme streicht über das Calcinirgut hinweg, dessen
Sohle von dem Roste durch eine Feuerbrücke getrennt ist, und fällt, indem sie eine
zweite Brücke passirt, in den Zug, welcher nach dem Schornstein führt. Dient der
Flammofen zum Calciniren von Chlorkalium, so hat er nur den Zweck, diesem 5 bis 10
Proc. Wasser zu entziehen, wobei ein Schmelzen des Productes vermieden werden muß.
Soll aber jener Ofen Düngesalze calciniren, vorzugsweise aus Kaliumsulfat,
Natriumchlorid, Magnesiumchlorid und 10 bis 20 Proc. Feuchtigkeit bestehend, so hat
er nicht allein die Aufgabe, das Wasser bis auf einen Rest von 1 bis 2 Proc. zu
entfernen, sondern er muß auch das Chlormagnesium zum Theil zersetzen, um Salzsäure
auszutreiben. Hierbei tritt zwar häufig auf derjenigen Stelle der Sohle, welche sich
dicht hinter dem Feuer befindet, ein Schmelzen des Gutes ein, was jedoch nicht
vollständig durchgeführt wird, da diese Fabrikationsweise durch Anwendung von
bedeutenderen Wärmegraden und durch größeren Verbrauch an Zeit zu kostspielig würde.
Es geht hieraus hervor, daß die Feuergase des ersten Ofens nicht die Temperaturhöhe
der Gase des zweiten Ofens erreichen.
Textabbildung Bd. 215, S. 337
Die erwähnten Siedepfannen sind entweder Sattelpfannen oder eiserne Kästen, mehr
oder weniger länglich, mit einliegenden 1 bis 2 Feuerrohren. Ihre Einmauerung
hat große Aehnlichkeit mit jener von Dampfkesseln. Die Feuergase streichen unter
der Sattelpfanne entlang, kommen an beiden Seiten in den Zügen b und c zurück und
fallen in den Fuchs d. Kurz vor dem Ausgange ist der
Schieber zum Reguliren des Zuges angebracht. Es sei gleich hier bemerkt, daß bei
meinen Versuchen das Pyrometer an dieser Stelle eingemauert war, desgleichen am
entsprechenden Orte bei den Calciniröfen.
Bei den Mauerungen der Seitenzüge der Pfanne bedient man sich, wenn sie nur 30
Centim. weit sein sollen, vorspringender Schichten. Es ist dies durch die Hitze
bedingt, welcher der Pfanne ausgesetzt wird, worauf eine rasche Abkühlung derselben
erfolgt. Durch das Ausdehnen und Zusammenziehen der Pfanne würde ein anderes
Mauerwerk leiden; ein Gewölbe würde Risse erhalten und hierdurch kalte Luft in die
Züge eindringen lassen. Man läßt zweckmäßig an der Pfanne Winkeleisen anbringen, auf
welchen der erste Vorsprung des Mauerwerkes unmittelbar ruht. Kann man gewölbte Züge
nicht vermeiden, wie es erfahrungsmäßig der Fall ist, wenn dieselben weiter als oben
erwähnt, z.B. 60 Cm. weit sein sollen, so muß das Gewölbe durch eiserne Stangen,
welche in dem Winkeleisen befestigt und außen verankert sind, gehalten werden. Das
Gewölbe wird durch das äußere Mauerwerk an die Pfanne gepreßt.
Die pyrometrischen Versuche wurden nun in der Weise vorgenommen, daß das Pyrometer in
den Zug eingemauert und die von den abziehenden Feuergasen angezeigten Wärmegrade
von Minute zu Minute oder in größeren Zwischenräumen abgelesen und notirt wurden.
Die Arbeiten der Oefen und Pfannen hatten ihren gewöhnlichen Fortgang. Zweck dieser
Experimente war, festzustellen, ob die Gase noch so warm wären, daß sie vor dem
Abziehen durch den Schornstein zum Vorwärmen benützt werden könnten. Bekanntlich ist
dies in der Sodafabrikation praktisch ausgeführt worden.
I. Zug zwischen
Abdampfpfanne
A und B.
Beide Pfannen haben einen gemeinschaftlichen Fuchs, der sich
zwischen beiden befindet, also nicht in der oben skizzirten Art.
Beide Feuerungen sind mit Treppenrost eingerichtet. – Beide
Feuer sind eben nachgesehen; Schieber ist ganz gezogen.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
10 Uhr
5 Min.
320°
10 Uhr
38 Min.
350° a
10 „
7 „
312
10 „
42 „
330
10 „
10 „
355 b
10 „
45 „
370 a
10 „
13 „
388 a
10 „
48 „
320 a
10 „
16 „
338
10 „
52 „
290 c
10 „
22 „
398 a
11 „
– „
300
10 „
26 „
340
11 „
2 „
310
10 „
31 „
375 a
11 „
6 „
310
10 „
34 „
330
11 „
15 „
340
a Beide Feuer gestört. b
Beide Feuer roth. c Feuer B
gestört.
II. Zug zwischen Pfanne
B
und
C.
Zug kurz vorher gereinigt; Treppenrost; Schieber ganz gezogen;
Feuer hell.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
4 Uhr
34 Min.
320°
4 Uhr
59 Min.
270°
4 „
36 „
280
5 „
– „
250
4 „
39 „
300 a
5 „
2 „
240 b
4 „
40 „
290
5 „
3 „
235
4 „
41 „
280
5 „
4 „
240
4 „
42 „
270
5 „
6 „
255
4 „
43 „
260
5 „
7 „
265 c
4 „
44 „
255
5 „
9 „
255
4 „
46 „
248
5 „
10 „
250
4 „
48 „
250
5 „
13 „
248
4 „
49 „
260
5 „
15 „
260
4 „
51 „
275
5 „
17 „
300 a
4 „
52 „
280
5 „
18 „
270
4 „
57 „
280 a.c
5 „
21 „
255
a Vom Feuer B Asche
abgestrichen. b Bei Feuer B
Kohlen aufgeworfen. c Vom Feuer C Asche abgestrichen.
III. Zug bei Pfanne
D.
Construction nach Holzschnitt S. 337; Planrost; Feuer gut im
Gange.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
4 Uhr
17 Min.
170°
4 Uhr
48 Min.
210°
4 „
20 „
180
4 „
50 „
195
4 „
25 „
190
4 „
53 „
185
4 „
26 „
228 a
4 „
54 „
180
4 „
28 „
200
4 „
56 „
175
4 „
30 „
195
5 „
2 „
180
4 „
32 „
190
5 „
6 „
190
4 „
35 „
190 b
5 „
9 „
195
4 „
37 „
202
5 „
10 „
220 a
4 „
39 „
195
5 „
13 „
190
4 „
43 „
192
5 „
16 „
185
4 „
45 „
194 c
5 „
18 „
190 c
4 „
46 „
232 a
5 „
23 „
194
a Thüre auf und Kohlen nachgeworfen. b Thüre geöffnet und gleich geschlossen. c Feuer hell.
IV. Zug bei Pfanne
E.
Construction wie vorher; Planrost; Feuer gut im Gange.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
9 Uhr
10 Min.
302°
9 Uhr
38 Min.
300°
9 „
13 „
302
9 „
45 „
300 c
9 „
15 „
300
9 „
46 „
310
9 „
19 „
295
9 „
47 „
320
9 „
22 „
285
9 „
50 „
350
9 „
24 „
280
9 „
51 „
342
9 „
26 „
275 a
9 „
54 „
330
9 „
27 „
370
9 „
55 „
330
9 „
28 „
320 b
9 „
56 „
325
9 „
29 „
298
9 „
58 „
318
9 „
31 „
288
10 „
– „
310
9 „
33 „
300
a Kohlen nachgeworfen. b
Kohlenthüre geschlossen. c Feuer hell.
V. Zug bei Pfanne
F.
Cylinderpfanne mit 2 Feuerröhren, während Pfanne A-E sämmtlich
Sattelpfannen; Planrost; beide Feuer gut im Gange.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
11 Uhr
30 Min.
130°
12 Uhr
6 Min.
170°
11 „
37 „
150 a
12 „
8 „
170 b
11 „
38 „
172
12 „
14 „
182
11 „
45 „
160 a
12 „
18 „
182 a
11 „
47 „
192
12 „
19 „
200
11 „
52 „
155 b
12 „
25 „
168 b
11 „
57 „
175
12 „
29 „
180 c
11 „
1 „
175 a
12 „
30 „
185
11 „
3 „
195
a Kohlen aufgeworfen. b
Feuer hell. c Thüre geöffnet und gleich wieder
geschlossen.
VI. Zug am
Chlorkalium-Calcinirofen.
Der Ofen ist 8,2 Meter lang, 2,9 M. breit; zwei Arbeitsöffnungen,
verschlossen durch Eisenplatten; Planrost; Feuer gut im Gange.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
10 Uhr
26 Min.
250° a
10 Uhr
46 Min.
258°
10 „
27 „
240
10 „
47 „
265
10 „
30 „
225
10 „
49 „
280
10 „
32 „
215
10 „
52 „
290
10 „
35 „
205
10 „
54 „
300
10 „
37 „
195
10 „
56 „
305
10 „
38 „
185 b
10 „
57 „
310
10 „
39 „
252 c
11 „
– „
325
10 „
40 „
235 d
11 „
3 „
330 a
10 „
41 „
235
11 „
4 „
280
10 „
44 „
250
11 „
5 „
240 b
a Erste Arbeitsöffnung (die nächste dem Feuer) auf. b Erste Arbeitsöffnung zu. c
Feuerthüre auf, Kohlen nachgeworfen. d Feuerthüre
zu.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
11 Uhr
6 Min.
280°
11 „
29 „
325°
11 „
8 „
315
11 „
32 „
330
a.e
11 „
9 „
320 a
11 „
33 „
300
11 „
10 „
275
11 „
35 „
200
f
11 „
13 „
210
11 „
40 „
155
11 „
16 „
185
11 „
43 „
175
11 „
23 „
158 b.c
11 „
48 „
165
b.c
11 „
24 „
210
11 „
49 „
225
11 „
25 „
300
11 „
50 „
250
d
11 „
26 „
320 d
11 „
51 „
225
11 „
27 „
290
12 „
– „
240
a Erste Arbeitsöffnung auf. b Erste Arbeitsöffnung zu. c Feuerthüre auf.
d Feuerthüre zu. e
Frisches Calcinirgut eingetragen. f Feuer hell.
VII. Zug am
Düngesalz-Calcinirofen.
Der Ofen ist 9,8 Meter lang, 3,6 M. breit, hat drei
Arbeitsöffnungen, verschlossen durch Eisenplatten; Planrost; Kohlen eben
aufgeworfen.
Zeit.
Pyrometer.
Zeit.
Pyrometer.
9 Uhr
17 Min.
470°
10 Uhr
– Min.
420 e
9 „
19 „
540
10 „
3 „
440
9 „
21 „
552
10 „
4 „
445
9 „
23 „
550 a
10 „
5 „
460 c.f
9 „
24 „
520
10 „
6 „
440
9 „
28 „
470 b
10 „
7 „
410
9 „
34 „
460
10 „
8 „
390
9 „
38 „
500 c
10 „
11 „
330
9 „
40 „
420
10 „
15 „
300
9 „
44 „
350
10 „
18 „
290
9 „
48 „
310 d.a
10 „
21 „
275
9 „
49 „
345 b
10 „
23 „
265 d.g
9 „
53 „
390
10 „
24 „
295
9 „
56 „
400
10 „
25 „
260
9 „
57 „
405
10 „
26 „
230
9 „
58 „
410
10 „
27 „
235
a Feuerthüre auf, Kohlen aufgeworfen. b Kohlenthüre zu. c Erste
Arbeitsöffnung auf. d Erste Arbeitsöffnung zu. e Feuer hell. f Ofen mit
Calcinirgut gefüllt. g Zweite Arbeitsöffnung auf.
Zusammenstellung der
Temperaturen.
Minimum.
Maximum.
I.
Zug zwischen Pfanne A und
B
290°
389°
II.
„ „ „
B
„ C
230
300
III.
„ bei
Pfanne D
170
232
IV.
„
„
„ E
275
370
V.
„
„
„ F
130
200
VI.
„ am
Chlorkalium-Calcinirofen
155
330
VII.
„
„ Düngesalz-Calcinirofen
225
552