Titel: | De Negri's Expansionsteuerung. |
Fundstelle: | Band 215, Jahrgang 1875, S. 16 |
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De Negri's Expansionsteuerung.
Mit Abbildungen auf Taf.
I [a/1].
De Negri's Expansionsteuerung.
Die Zeichnungen Fig.
3 bis 5 sind dem Engineering (30. October 1874) entnommen und stellen eine
neue Expansionssteuerung dar, welche auf dem Smithfield Club
Show 1874 von der Firma De Negri und Hermann in London ausgestellt war. Dieselbe gehört zu der
Classe von Doppelschiebersteuerungen, bei welchen die Dampfvertheilung des
Rückenschiebers von der Bewegung des Grundschiebers vollkommen unabhängig ist, wie
dies gewöhnlich nur mit Anwendung eines doppelten Schieberkastens – dann aber
um den Preis einer Vergrößerung der schädlichen Räume – erreicht wird. Die
vorliegende Construction schließt sich nun im Princip an eine ähnliche, auf der
Wiener Weltausstellung von J. J. Derham in Blackburn
ausgestellt gewesene Steuerung (1874 212 362) an –
derart, daß der Expansionsschieber unter allen Umständen die hin und her gehende
Bewegung des Vertheilungsschiebers vollkommen mitmacht, als ob er auf einem festen
Schieberspiegel ruhte, außerdem aber noch eine besondere oscillirende Bewegung durch
eine Kammscheibe k erhält, welche um einen im
Vertheilungsschieber festgeschraubten Zapfen s
continuirlich rotirt. Zur Verminderung der Reibung wirkt die Kammscheibe nicht
direct auf den Expansionsschieber, sondern unter Vermittelung zweier Rollen r,
r, welche in dem letzteren angebracht sind. Es ist nun leicht erklärlich,
wie der Grundschieber, welcher durch die Schieberstange l von einem Excenter bewegt wird, und mit einem Ansatze oberhalb des
Expansionsschiebers die continuirlich rotirende Expansionswelle l' umfaßt, zwar den Expansionsschieber mit sich hin und
her bewegt, gleichzeitig aber demselben gestattet, unter dem Einflusse des
rotirenden Kammes k diejenigen Verschiebungen
vorzunehmen, welche den abwechselnden früheren Dampfabschluß bewirken.
Zu erwähnen bleibt nur noch, daß der Kamm k in der
vorliegenden Construction mit gleicher Tourenzahl wie die Schwungradwelle rotiren
muß, und endlich die sinnreiche Vorrichtung, mit welcher der Grad der Expansion von
dem Regulator abhängig gemacht ist. Zu diesem Zwecke empfängt die Welle l' ihren Antrieb von einem Zahnrade, das zwar über der
Regulatorspindel p (Fig. 3) aufgesetzt ist und
von derselben mit gleicher Tourenzahl angetrieben wird; indem aber die
Regulatorhülse, in welche das Rad mit einem Keil eingreift, eine schraubenförmig
gewundene Nuth besitzt, so ist einleuchtend, daß bei wechselnder Kugelhöhe des
Regulators auch das treibende Zahnrad einen wechselnden Verdrehungswinkel gegenüber
der Schwungradwelle erhält, somit in der Regulirung der Expansion denselben Effect
bewirkt, der bei gewöhnlichen Steuerungen durch Verdrehung des Excenters erzielt
wird. Durch diesen Modus kann, wie auch die vorliegenden Indicatordiagramme
bestätigen, die Expansion innerhalb weiter Grenzen variirt werden, und ist somit die
Steuerung im Stande, eine äußerst befriedigende Dampfvertheilung mit verhältnißmäßig
einfachen Mitteln zu geben. – Als Nachtheile sind nur anzuführen: die
Complication der inneren Steuerung durch Zahnräder,
Zapfen und Rollen, sowie vor allem die nothwendig bedingte Anordnung der Welle l' aus zwei Theilen, die gleichzeitig rotiren und sich
in einander, dem Ausschlage des Grundschiebers entsprechend, verschieben müssen.
M-M.