Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. , S. 444 |
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Miscellen.
Miscellen.
Kraftbedarf von Spinnerei- und
Weberei-Maschinen.
Der Verein von Baumwollindustriellen in Neu-England (New England Cotton Manufactures' Association) hat kürzlich in einem
Schriftchen „Manual of Power“ die
Resultate von mehrjährigen Dynamometerversuchen veröffentlicht, welche Sam. Webber in Manchester, Neu-Hampshire, über den
Kraftbedarf von Spinnereimaschinen und verschiedenen Hilfsmaschinen angestellt hat
und zwar sowohl an alten wie an neuen, an gut- wie an schlechtgehaltenen. Die
Hauptzahlen, welche allerdings den von anderen Seiten gegebenen gegenüber zum Theil
sehr auffällig erscheinen, daraus theilen wir nachstehend mit, wobei wir die
Abkürzung P. S. für Pferdestärken gebrauchen.
Baumwollöffner, welche die Baumwolle lose auf den Boden
abgeben, mit einfachen Schlägern, die 532 bis 820 Touren pro Minute machen, und mit einfachen Ventilatoren, die 700 bis 1600 Touren
machen, erforderten einschließlich der Transmission zwischen 2 und über 6 P. S.;
solche mit 2 Schlägern und 2 Ventilatoren 4 1/2 bis 6 P. S. Die täglich verarbeitete
Baumwolle betrug 3000 bis 10900 Pfd. Im Durchschnitt kam auf 1000 Pfd. tägliche
Lieferung eine Pferdestärke.
Schlagmaschinen (picker),
welche pro Tag 10. 0 bis 5000 Pfd. aufgewickelte Fließe
liefern, erforderten 3 bis 13 1/2 P. S. oder im Mittel 2 1/2 P. S. für täglich
producirte 1000 Pfd. Watte.
Baumwollfeinkarden absorbirten etwa 1/2001/20 P. S. für jedes pro Tag gelieferte Pfund (bei
30 bis 76 Pfd. Production einer Karde); Reißkarden etwa ein Drittel, solche für ganz
feine Nummern ein Fünftheil mehr.
Die ersten Streckköpfe erforderten 1 1/4 bis 2 1/2 P. S.,
die späteren Strecken aber 1/2 bis 1 3/4 P. S., bei 3 bis
5 Cylindern mit 200 bis 400 Umgängen und 2 bis 4 Systemen (Köpfen). Im Mittel 0,002
P. S. für jede minutliche Cylinderdrehung.
Bei Vorspinnstühlen (Flyer) kamen auf eine Pferdestärke 28
bis 276 Spindeln mit 475 bis 1350 minutlichen Umgängen; im Mittel etwa 150 Spindeln
mit 1200 Umgängen auf eine Pferdestärke.
Bei Drosselstühlen trieb eine Pferdestärke 65 Spindeln bei
5000 oder 165 Spindeln bei 2685 Flügelumgängen. Ringspindeln erforderten nahezu
dieselbe Kraft.
Für Mulespindeln mit 3000 bis 5000 Umgängen ergaben sich
dagegen 200 bis 280 Spindeln auf jede Pferdestärke.
Webstühle mit 120 Schuß pro
Minute erforderten 1/8 bis 1/6 P. S.; bei solchen, die 156 Schuß machten und Garn
Nr. 15, 16, 20 als Kette verarbeiteten, reichte eine Pferdestärke blos für 5,1 Stuhl
aus; für feinere Maare bei gleicher Geschwindigkeit aber für 9 bis 10 Webstühle.
Wollkarden mit 96 bis 130 Tambourumgängen absorbirten 0,9
bis 1,27 P. S.
Webstühle für Wollstoffe mit 65 bis 95 Schlägen 0,4 bis
0,6 P. S.
Für das treibende Zeug ließ sich im Mittel ein
Kraftaufwand von 0,05 der übertragenen Pferdestärken herausrechnen.
Von anderen untersuchten Maschinen ergab sich der Kraftbedarf für:
Eine Kreissäge, 18 Zoll engl. Durchmesser, mit 1300
Umgängen, 3 Zoll starkes hartes Holz schneidend, zu 1,27 P. S.; eine dergleichen
– 9 Zoll Durchmesser mit 4000 Umgängen und 1 Zoll starkes Tannenholz
bearbeitend – zu 1,6 P. S.
Eine kleine Drehbank beim Abdrehen von 3/8 Zoll starkem
Eisen erforderte 0,09 P. S.; eine größere, welche 1 Zoll starkes Eisen bearbeitete,
dagegen 0,21 P. S.
Eine stehende Bohrmaschine, 3/4 zöllige Löcher bohrend,
brauchte 0,16 P. S.
Eine Hobelmaschine mit 2 Fuß Hub des durch Kurbel bewegten
Stößels absorbirte 0,23 P. S., während eine größere, mit 5 Fuß Hub, bei 4 Fuß
Schnittlänge nur 0,25 P. S. bedurfte.
Für drei Polirscheiben, 12 Zoll im Durchmesser und 1 1/2
Zoll breit, war der Kraftbedarf 1,15 P. S. und für einen Schleifstein, 6 Fuß Durchm., 12 Zoll breit, 3 P. S., während ein anderer
Stein von 6 1/2 Fuß Durchm., 11 P. S. und ein dritter von 3 Fuß 10 Zoll Durchm. und
11 Zoll Breite 7,8 P. S. beanspruchte. (Nach dem Scientific
American Juli 1874 durch die deutsche Industrie-Zeitung, 1874 S.
334.)
Gasrohrverbindungsstücke aus Weicheisen (hämmerbarem
Guß).
Als ein Beweis von der vorzüglichen Beschaffenheit des hämmerbaren Gußeisens
(Weicheisen) aus der im zweiten Juliheft 1874 S. 169 erwähnten
Weicheisen-Gießerei und Gußstahlwaarenfabrik von Georg Fischer in Schaffhausen, mag nachstehender (der deutschen
Industriezeitung, 1874 S. 326 entnommener) Bericht über Versuche dienen, welche C.
Jenny, Professor der Mechanik am k. k. Polytechnicum
in Wien, mit Gasrohrverbindungsstücken (Fittings) aus genanntem Material vorgenommen
hat. Die Ergebnisse dieser Versuche waren folgende:
1) Ein Tförmiges Gasrohrstück mit zwei gleichen
Rohrdurchmessern von 1/2 Zoll engl. und einer Fleischdicke von 1/8 Zoll hielt
längere Zeit anstandslos einen constanten Druck von 40 Atmosphären, ferner durch 3
Versuche nacheinander momentan einen Druck von 20) Atmosphären und darüber aus, ohne
im Geringsten Schaden zu leiten oder auch nur durch einzelne Poren wahrnehmbar
Wasser durchzulassen.
2) Ein Tförmiges Gasrohrstück von drei gleichen
Rohrdurchmessern von 1 Zoll engl. und einer Fleischdicke von 3/16 Zoll hielt einen
constanten Druck von 35 Atmosphären längere Zeit und hierauf auch bei einem zweiten
Versuche momentan einen Druck von 200 Atmosphären, bei einem dritten Versuch
momentan von 200 Atmosphären und darüber aus, ohne den geringsten Schaden zu leiden.
Auch ließ das Stück an keiner Stelle, weder unter dem constanten noch unter dem
größten momentanen Druck, Wasser durch.
3) Ein Tförmiges Gasrohrstück mit drei gleichen inneren
Rohrdurchmessern von 1 1/2 Zoll engl. und 3/16 zöll. Fleischdicke wurde wiederholt
und längere Zeit einem constanten Druck von 25, dann von 30, 35 und 40 Atmosphären
ausgesetzt. Es verhielt sich hierbei vollkommen wasserdicht und fest. Hierauf setzte
man es momentan einem Druck von 200 Atmosphären und nach völligem Nachlaß dieses
Druckes abermals und wiederholt einem Druck von 200 Atmosphären und darüber durch
wiederholte rasche Drücke an den Pumphebeln aus. Das Stück blieb vollständig
schadlos.
Ein Durchdrängen von Wasser wurde nur an einem der sorgfältig verdichteten
Verschlußstücke aus Kanonenmetall sichtbar. Durch das Eisenmaterial des eigentlichen
Probestückes selbst war nirgends ein Wasseraustreten bemerkbar, wie dies sonst bei
so hohen Pressungen in sehr feinen Strahlen durch die Poren des Materials zu
geschehen pflegt.
Brüchiges Platin; von Dr. E. Reichardt in Jena.
Vor Kurzem kam mir ein Platin, Stück eines Schwefelsäurekessels, zur Hand, welches
sich durch spröde, durch und durch krystallinische Beschaffenheit auszeichnete Man konnte das dicke
Blech sofort zerbrechen, und auf dem Bruche zeigte sich krystallinisches Gefüge. Der
Kessel war noch neu, wenig im Gebrauche gewesen und bekam an mehreren Stellen Risse,
welche sofort Flüssigkeit durchließen. Das spec. Gewicht des Platins beträgt 20,905;
die äußere Fläche desselben war auf beiden Seiten etwas weniger glänzend wie
gewöhnliches Platinblech. Durch Glühen wurde bei außen gereinigtem Platin kein
Verlust herbeigeführt, überhaupt nichts an der Beschaffenheit geändert. Die mehrfach
wiederholten Prüfungen auf andere Platinmetalle, mit ziemlich viel Material
vorgenommen, ergaben die Abwesenheit derselben. Die weitere Untersuchung bewies als
Bestandtheile:
Platin
99,430
Kupfer
0,473
0,473
0,452
Eisen
0,013
Silicium
0,030
0,030
–––––––
99,946
Es wurden namentlich noch Prüfungen angestellt, ob Schwefel oder Phosphor zugegen
seien, jedoch mit negativem Resultate. Die Verbindung von Schwefel und Platin ist
auch nicht glühbeständig, und diejenige mit Phosphor verträgt die bei Bearbeitung
und namentlich Schmelzung von Platin vorkommenden Temperaturgrade auch nicht. Die
kleinen Mengen Kupfer und Eisen sind sicher ohne Einfluß auf die Dehnbarkeit und so
kann nur der Siliciumgehalt als abnorm bezeichnet werden. Platin, welches hier schon
seit mehr als 10 Jahren im Gebrauch war und den Glanz noch völlig behalten hatte,
ergab nach der hier befolgten Scheidung kein Silicium.
Der zuerst zu stellende Einwand gegen die Annahme des nachtheiligen Einflusses vom
Silicium richtet sich gewiß auf die äußerst geringe Menge desselben: beiläufig
1/3000 vom Platin; allein die bis jetzt bekannten Beobachtungen über das Verhalten
von Silicium und Platin beweisen sämmtlich, daß das Silicium selbst in kleiner Menge
Sprödigkeit und Härte des Platins bewirkt. In Gmelin's
Handbuch (5. Auflage, Bd. III. S. 765) heißt es darüber folgend: „Die
Verbindung ist grauweiß, hart von körnigem Bruche, schwer zu schmieden und zu
feilen, ritzt Platin und Eisen und läßt sich durch rasches Abkühlen nicht
Härten, hat ein spec. Gewicht von 20,5 (Boussingault), von 18,3 (Berzelius), von 17,5
bis 18,0 (Boussingault). Berstet in der Kälte bald
unter dem Hammer, ist in der Glühhitze völlig spröde. Läßt sich weder durch
Erhitzen beim Zutritt von Luft, noch durch Cementation mit Braunstein wieder
ductil machen. Löst sich in Salpetersäure schwieriger als Platin unter
Abscheidung einer dicken Rinde von gallertartiger Kieselsäure, welche durch
Abdampfen und Aufnahme in Wasser vollständig erhalten 1 Procent
beträgt.“
Demnach bewirkt weniger als 1 Proc. Silicium eine solche Sprödigkeit des Platins;
vergleicht man damit das Verhalten des Eisens, so kann nach Regnault schon 1/10000 Schwefel dasselbe brüchig machen, somit in noch
kleineren Mengen, als hier der Siliciumgehalt des Platins (1/3000) beobachtet wurde.
Jedenfalls regt dieser Fall zu weiteren Untersuchungen an. Bei der jetzt üblichen
Methode des Schmelzens kann das Platin um so leichter fremde Bestandtheile
aufnehmen. (Archiv für Pharmacie, 1874 S. 123.)
Ueber die Anwendung der Glasvergoldung auf die Construction
der camera lucida; von G. Govi.
Das Wesen der camera lucida in den verschiedenen Formen
ihrer Construction, wie wir sie Wollaston, Sömmering,
Amici und Nachet verdanken, beruht bekanntlich
auf der gleichzeitigen Wahrnehmung zweier einander überlagernder Bilder, nämlich
desjenigen des Objectes und desjenigen des Bleistiftes. Bei allen jenen Systemen
machte es jedoch einige Schwierigkeit, die Coincidenz der Bilder insbesondere an
gewissen Stellen des reflectirten Bildes mit dem Auge zu erfassen – ein
Uebelstand, welcher durch folgendes Verfahren beseitigt wird.
G. Govi, Professor der Physik an der königl. Universität
zu Rom, überzieht nämlich die reflectirende Fläche eines Prismas mit einer sehr
dünnen Goldschicht und kittet an diese Fläche mittels Canadabalsam ein zweites dem
ersteren ähnliches Prisma. Obgleich nun dieser dünne Goldüberzug durchscheinend
genug ist, um den Lichtstrahlen den Durchgang zu gestatten, so reicht doch sein
Reflexionsvermögen immer noch vollständig hin, um sehr deutliche Bilder zu geben.
Man hat auf diese Weise vollkommenes Mittel, zwei verschiedene Bilder, nämlich ein
directes und ein reflectirtes, ohne das Auge zu ermüden, übereinander zu legen. Der
Vorgang beruht also auf einer Anwendung der Eigenschaft dünner metallischer oder
anderer Schichten, zugleich die directen Strahlen durchzulassen, und die von einer
anderen Lichtquelle herrührenden schief auffallenden Strahlen zu reflectiren. Nachet hat nach Govi's Angaben
1) seine camera lucida zum Zeichnen mikroskopischer
Objecte umgewandelt, indem er das kleine pupillare Prisma durch die dünne
Goldschicht ersetzt; 2) die Anordnung getroffen, mit einer solchen camera Objecte von einem gewissen Volumen mit Hilfe
einer Loupe unter schwacher Vergrößerung zu zeichnen; 3) eine camera lucida für das Zeichnen naturgeschichtlicher Objecte und
Landschaften sowie für das Copiren von Skizzen eingerichtet. – In allen
diesen Apparaten erscheint das reflectirte Bild durch die gelben Strahlen, welche
das Gold reflectirt, gefärbt, während das durchgelassene Bild jene smaragdgrüne
Färbung zeigt, welche den von dem Golde durchgelassenen Strahlen eigenthümlich ist.
Dieser Unterschied in der Farbe ist nicht nur nicht lästig, sondern in gewissen
Fällen sogar von Nutzen. Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß nichts leichter ist,
als diesen Bildern mit Hilfe geeigneter farbiger Gläser einen Farbenton zu geben.
(Comptes rendus, t. LXXIX p. 373; August 1874.) P.
Ueber die Mittel zur Hervorrufung von verschiedenfarbiger
Patina auf der Oberfläche der Bronzen; von P. Christophle
und Bouilhet.
Die Ansicht Morin's, daß die schone schwarze Patina,
welche gewisse chinesische und japanesische, mit feinen Incrustationen von Silber
verzierte Bronzen besitzen, von der Gegenwart des Bleies in diesen Legirungen
herrühren, können wir aus eigenen Erfahrungen und nach Untersuchung von weiteren 18
Proben Bronze verschiedener Färbung, welche wir der Gefälligkeit des Hrn. Cernuschi verdanken, bestätigen. Eine ähnliche Sammlung
von Typen in den schönsten Farben, die in Japan gebraucht werden, befand sich auf
der Wiener Ausstellung, und Cernuschi war so glücklich
ein Exemplar davon in Duplo zu erhalten, welches in der im November 1873 von Longperrier veranstalteten Ausstellung von Gegenständen
des äußersten Ostens zu sehen war.
Wir begnügten uns nicht damit die Zusammensetzung dieser Bronzen durch die Analyse
kennen zu lernen, sondern versuchten auch, die dieselben überziehenden Patinen
nachzumachen. Bei dem Mangel aller Angaben darüber und bei der Unmöglichkeit die
Zusammensetzung der Patina zu erfahren, ohne dieselbe zu zerstören, fehlt es uns
auch an Zeit unserer Arbeit, welche zahlreiche Versuche erforderte, bald zu Ende zu
führen. Wir werden daher erst später darüber Bericht erstatten können, glauben aber,
da durch Morin's Arbeit über derartige Kunsterzeugnisse
die Aufmerksamkeit rege geworden ist, schon jetzt diejenigen Ergebnisse, zu denen
wir bereits gelangt sind, mittheilen zu sollen.
Im Jahre 1867 befanden sich auf der internationalen Ausstellung von uns Bronzen, die
mit Gold und Silber überzogen waren, deren Patina aber, die einzige der Art
existirende, braun aussah. Die Gegenstände und die uns patentirten Verfahrungsarten
hatten wir damals der Société
d'Encouragement vorgelegt. Durch unausgesetzte Praxis die Methoden der
Damascinirung und Incrustirung vollständig beherrschend, dehnten wir seitdem unsere
Forschungen auf die verschiedenen Färbungen der Bronze und auf die Mittel ihrer
Herstellung aus. Durch zahlreiche Versuche zu der Ueberzeugung gelangt, daß die
Patina einer Bronze nur dann haltbar ist, wenn sie durch eine natürliche chemische
Reaction und nicht durch Anwendung von Firniß oder Beitzmitteln hervorgebracht
worden, haben wir auch nur immer in dieser Richtung experimentirt. Was wir heute
vorlegen, sind Typen von brauner, rother, orangegelber und schwarzer Farbe, welche
zur Erhöhung der Wirkungen der aus Silber, Gold und ihren Legirungen bestehenden
Ueberzüge dienen.
Diese Patinen sind an der Oberfläche durch Reactionen erhalten worden, welche die
Erzeugung von Kupferoxydul in zwei verschiedenen Molecular-Zuständen und von
Schwefelkupfer bezweckten. Schützende Firniß-Ueberzüge gestatten dieselben an
verschiedenen Stellen
anzubringen, und die Hauptbedingung des Erfolges dieser Operationen ist die
Langsamkeit, mit der sie ausgeführt sind. Tieft Gegenstände liefern, wie wir
glauben, den Beweis, daß unser Verfahren praktisch und zuverlässig ist, denn es gibt
stets die drei erwähnten Patinen wieder. Man bedarf aber, wie wir hier besonders
hervorheben wollen, nicht eines Zusatzes von Blei zu der Legirung, um eine schöne
schwarze Patina zu erzielen, denn alle unsere Patinen sind auf reinem, mit dem
Hammer bearbeiteten oder galvanisch hergestelltem Kupfer hervorgerufen. Die
bleihaltigen Legirungen haben auch noch, wie schon Morin
bemerkt, den Nachtheil leichter Zerbrechlichkeit und geringere Beständigkeit, (Comptes rendus, 1874, t.
LXXVIII p. 1019.)
W.
Ein neues Sprach- und Hörrohr für Taucher.
L. v. Bremen und Comp. zu Kiel
ist unter dem 8. Juni d. J. ein Patent ertheilt worden auf ein unterseeisches
Sprach- und Hörrohr für Taucher, welches voraussichtlich einem Uebelstande
abhelfen wird, welcher bisher bei Ausführung aller Taucherarbeiten sehr hinderlich
im Wege stand. Die bisherigen Mittel zur Communication zwischen den Leuten an der
Oberfläche des Wassers und dem Taucher bestanden entweder in der sehr primitiven
Einrichtung der Benützung einer am Arm des Tauchers befestigten Leine, an welcher
nach vorheriger Verabredung bestimmte Rucke als Zeichen dienten, oder aber es
geschah die Communication mittels eines elektrischen Telegraphen, dessen Verständniß
und Handhabung schwierig und complicirt und unter vielen Umständen für den Taucher
gar nicht möglich war. Ein kürzlich in England erfundener Apparat von Mauldin Vinter gestattet nur dem Taucher, mit den
Aufsehern an der Luftpumpe zu sprechen jedoch nicht umgekehrt, half also dem Uebel
nur unvollständig und in halber Weise ab. Das nunmehr neu patentirte Sprach-
und Hörrohr gestattet bis auf eine Tiefe von 16 Faden nicht allein dem Taucher zu
den Leuten an der Luftpumpe zu sprechen, sondern er kann mittels desselben auch
jedes von der Oberfläche des Wassers zu ihm gesprochene Wort klar und deutlich
hören. Bei allen Taucherarbeiten wird durch Anwendung des Sprach- und
Hörrohres nicht nur viel Mühe und Zeit erspart, sondern auch eine bedeutende
Verringerung der Kosten herbeigeführt werden, da durch dasselbe die Sicherheit des
Tauchers eine unbedingt absolute wird und die Löhne für Taucher, der Gefährlichkeit
der Arbeit entsprechend, sehr hohe waren. Die Anwendung von Tauchern wird dadurch
für viele Zwecke ermöglicht werden, für welche die verhältnißmäßig großen Kosten
dies bis jetzt nicht zuließen. Das Sprach- und Hörrohr ist sehr einfach und
kann an jedem Taucher-Apparat ohne große Kosten angebracht werden. Es hat in
seinem Hauptprincip sich die Fortpflanzung von Schallwellen durch vibrirende
Metallplatten zu Nutzen gemacht, wobei jedoch zu berücksichtigen war, daß diese
Platten mit dem Wasser durchaus in keine Berührung kommen durften, weil das Wasser
die Fortpflanzung des Schalles nicht zuläßt. Die kaiserliche Admiralität hat bereits
die Einführung des Sprach- und Hörrohres bei den in der kaiserlichen Marine
verwendeten Taucher-Apparaten angeordnet und werden demnächst in
Wilhelmshaven die betreffenden Versuche ausgeführt werden. (Berggeist, 1874 Nr.
66.)
Entzifferung verbrannter Dokumente.
Hrn. Rathelot, einem Beamten des Pariser Gerichtshofes,
ist es gelungen, eine Anzahl werthvoller amtlicher Documente zu entziffern und
abzuschreiben, welche während der Herrschaft der Commune verbrannt worden waren.
Dieselben hatten so lange im Feuer gelegen, daß die Blätter der einzelnen Bände eine
homogene Masse bildeten, welche einem verkohlten Holzblock am ähnlichsten sah. Beim
vorsichtigsten Versuche, die einzelnen Blätter, welche wie zusammengeklebt
erschienen, zu trennen, zerfielen dieselben in Staub. Bereits hatten verschiedene
Männer der Wissenschaft vergeblich versucht, diese werthvollen Schriftstücke zu
retten, als Rathelot zu folgendem Versuche schritt. Er
schnitt den Rücken der das Buch bildenden Bogen durch, so daß die einzelnen Blätter
keinen Zusammenhang mehr hatten, tauchte das Ganze in's Wasser, und setzte es an der
Oeffnung eines Calorifers einer ziemlich starken Hitze aus. Durch das rasche
Verdampfen des Wassers lösten sich die einzelnen Blätter, und konnten nun unter
Beobachtung großer Vorsicht von einander getrennt werden. Die einzelnen Buchseiten
wurden sofort abgeschrieben, und die Abschrift durch einen anwesenden Beamten
beglaubigt. Auf diese Weise gelang es, gegen 70000 solcher Dokumente zu retten. Der
Anblick der verbrannten Blätter war wirklich eigenthümlich; die Schrift sah matt,
das Papier aber glänzend schwarz aus. Das Ganze hatte das Aussehen von
Sammetverzierungen auf schwarzem Atlasgrund, so daß das Ablesen der Schrift ohne
besondere Mühe von Statten ging. (Aus dem Journal of the
Society of Arts durch das Gewerbeblatt aus Württemberg, 1874 S. 355.)
Zur generatio aequivoca; von Omimus.
Die generatio aequivoca ist nicht nur ein unabweisbares
Axiom für die Philosophie, sondern auch die Naturforschung bemüht sich der
experimentellen Lösung dieser Frage näher zu treten. Folgende von Omimus ausgeführte Versuche liefern (nach den Comptes rendus vom 20. Juli 1874, S. 173) den Beweis,
daß wenigstens aus schon organisirter Substanz, aus Blut und Eiweiß, unter
geeigneten Umständen Bakterien in spontaner Weise entstehen können. Er bediente sich zu diesem Zwecke
folgenden Apparates.
Ein Glasballon wird durch einen Kautschukstopfen verschlossen, der dreifach
durchbohrt ist. Drei Metallröhren gehen durch die Bohrungen in den Ballon. Außerhalb
desselben endigen zwei dieser Röhren in einen Hahn, welcher das Evacuiren vermittelt
und zugleich einen 7 Centim. langen Cylinder trägt, in den man entweder Baumwolle
oder Asbest bringt. Die dritte Röhre endigt zwar auch in einen Hahn; aber dieser
spitzt sich zu einem ganz kleinen Röhrchen zu, so daß die Luft in das Innere der
Metallröhre nicht eindringen kann. Man operirt in folgender Weise:
In den Glasballon bringt man 300–350 Grm. Wasser, 2 Grm. phosphorsaures Ammon
und 0,5 Grm. Kochsalz. Nun schließt man den Ballon mit dem Kautschukstopfen, in
welchem die drei Metallröhren stecken, und bringt die darin befindliche Flüssigkeit
zum Sieden, das man eine halbe Stunde unterhält und mehrmals wiederholt. Der
Wasserdampf entweicht hierbei durch die drei Metallröhren, deren Hähne geöffnet
sind; er vertreibt die Luft und zerstört durch seine Hitze die Keime, welche
vielleicht vorhanden sind. Während das Sieden noch im Gange ist, schließt man die
drei Hähne und läßt den Apparat erkalten. Im Innern desselben bildet sich hierdurch
ein luftleerer Raum, der in diesem Zustande so lange bleibt, als man will, was zum
Beweise für den vollständigen Luftabschluß nothwendig ist.
Ist die Flüssigkeit vollständig erkaltet, so erhitzt man das spitzige Röhrchen des
dritten Hahnes und führt es entweder in die Hohlvene oder in das Herz eines
Kaninchens und öffnet den Hahn der Röhre. Das Blut wird sofort durch den Luftdruck
in den leeren Raum des Ballons getrieben, ohne selbst mit Luft in Berührung zu
kommen; sind einige Tropfen eingetreten, so schließt man den Hahn wieder.
Mit Eiweiß verläuft die Operation noch bequemer. Nur muß man ganz frische und
unversehrte Eier nehmen. Man wäscht die Schale mit verdünnter Schwefelsäure, und
bestreicht den Platz, wo die Canäle eingeführt werden, mit Collodium, damit ja keine
Luft dazwischen treten kann. Endlich muß man auch noch keine freie Luft zutreten
lassen. Zu diesem Behufe öffnet man die Hähne der beiden anderen Metallröhren. Es
tritt Luft ein aber erst, nachdem sie eine dicke Lage von gekrempelter Baumwolle
passirt hat. Um ganz sicher zu sein, daß hierbei alle Keime vernichtet werden,
erhitzt man die beiden mit der Baumwolle gefüllten Cylinder, wobei auch noch der
Wasserdampf entweicht, der sich in Folge des Siedens hier condensirt hatte. Bei
einigen Versuchen wurde statt der Baumwolle Asbest genommen, was den Vortheil
gewährt, bei höherer Temperatur erhitzen zu könen. – Ein kleiner Aspirator
erlaubt von Zeit zu Zeit die Luft im Apparate zu erneuern, was eine wesentliche
Bedingung für das Gelingen der Versuche bildet.
Trotz all dieser Vorsichtsmaßregeln entwickeln sich in der Flüssigkeit nach Verlauf
einiger Tage VibrionenNach Cohn sind die Vibrionen (Vibrio rugula) keine Infusorien, sondern
ebenfalls Bakterien. V. G. und Bakterien.
Bei einer Temperatur von 25–30° trübt sich nach 3–4 Tagen die
Flüssigkeit in geringem Maße; aber man findet um diese Zeit nur moleculare
Granulationen. Erst vom 8. bis 10. Tage an werden dieselben mobil; es erscheinen
Vibrionen und Bakterien.
Läßt man zur Controlle eine Flüssigkeit von derselben Zusammensetzung wie im Ballon
an der freien Luft stehen, so findet man, daß sich dieselbe viel früher verändert
wie die Flüssigkeit im Ballon; auch werden die Vibrionen und Bakterien in letzterem
niemals so zahlreich und so entwickelt; auch sind sie bleicher und weniger
beweglich. Schüttelt man sie aber einige Zeit mit Luft, so werden ihre Bewegungen
rascher. Die in den Ballons eingeschlossenen Flüssigkeiten zeigen niemals einen
Geruch nach Fäulniß oder Zersetzung.
Bei 15 Versuchen, welche in dieser Weise angestellt wurden, fand man nur zweimal nach Verlauf von 10 Tagen keine Bakterien. In einem dieser beiden Fälle war der Flüssigkeit eine
bemerkliche Menge Zucker zugesetzt worden; im anderen hatte man nur einen einzigen
Tropfen Blut in den Apparat bringen können.
Der Verfasser kommt zu dem Schlüsse, daß die niederen kryptogamen Organismen, die
Bakterien, in eiweißartigen Flüssigkeiten bei Luftabschluß spontan entstehen und
sich entwickeln können.
Ein experimenteller Gegenbeweis gegen diese Versuche möchte sehr schwierig sein.
V. G.
Fortpflanzung des Schalles.
Schon Humboldt beobachtete an den Stromschnellen des
Orinoco, daß das Geräusch derselben bei Nacht dreimal so stark war als bei Tage. Die
Ebene zwischen dem Beobachter und dem Wasser bestand aus Gras mit untermischten
Felspartien. In der Hitze des Tages war die Temperatur der letzteren um 30°
höher als zur Nachtzeit, und schloß Humboldt daraus, daß
auch über jedem derartig erhitzten Felsen bei Tage eine Säule von verdünnter Luft
aufsteige, so daß durch die vielfachen Reflectirungen an den verschiedenen
Berührungsflächen der dichteren und verdünnten Luft der Schall abgedämpft wird. Auf
diese Art bewies er, daß eine nicht homogene Atmosphäre für die Leitung des Schalles
ungünstig sei.
Tyndall hat, nach dem „Engineering d.
A.“, kürzlich eingehende Untersuchungen über die Wirkung von
Distanzsignalen bei verschiedenen Witterungsverhältnissen südlich von
Foreland-Kliff angestellt. Bekanntlich wurde bisher eine klare Atmosphäre für
die Fortpflanzung des Schalles allgemein am günstigsten gehalten. Nach den
Beobachtungen von Tyndall wurde jedoch der Schall von
Signalhörnern gegen die Windrichtung und bei dichtem Nebel etwa zweimal so weit
gehört als bei klarem Wetter und Windstille. Tyndall
erklärt diese auffallende Erscheinung dadurch, daß Sonnenstrahlen auf die See fielen
und daher eine namhafte Verdunstung hervorrufen mußten. Er betrachtet es als sehr
unwahrscheinlich, daß die entwickelten Dämpfe so aufsteigen, daß sie mit der Luft
eine vollkommen homogene Mischung bildeten; es unterliegt vielmehr keinem Zweifel,
daß dieselben sich in der Atmosphäre zu kleinen Anhäufungen sammeln und ganze
Striche einnehmen, in welchen die Luft dann mit mehr Wasserdämpfen gesättigt ist als
an anderen Partien. An den Trennungsflächen dieser Partien nun haben wir, obgleich
uns dieselben unsichtbar sind, die nothwendigen Vorbedingungen für die Erzeugung
eines partiellen Echos, wodurch naturgemäß eine Schwächung des Schalles bewirkt
wird. Die Homogenität resp. die Continuität der einzelnen Molecüle ist demnach in
der Atmosphäre sowie in vielen anderen Körpern auf die größere oder geringere
Mittheilungsfähigkeit jeder Bewegung, wie jene des Schalles, der Wärme etc., von
größtem Einflüsse. Diese Schlußfolgerung wurde auch durch die Beobachtung bestätigt,
daß der Schall der Signalhörner, als die Sonne untergangen war, in einem solchen
Maße anwuchs, daß derselbe um 6 Uhr Abends gegen 2 Uhr Nachmittags um mehr als das
Mache an Intensität zugenommen hatte.
Anwendung des Kaolins als Klärmittel für Wein.
Nach Versuchen, welche B. Hoff mit österreichischen und
ungarischen Weinen angestellt hat, ist das Kaolin im geschlämmten Zustande ein sehr
gutes Mittel zum Klären des Weines. Seine Wirkung erstreckt sich hauptsächlich auf
gewisse, im Wein lange in Suspension bleibende Proteingebilde, mit denen es sich zu
einer unlöslichen Verbindung vereinigt, die sich schnell absetzt. Hierauf beruht
seine conservirende und regenerirende Wirkung auf schleimig gewordene Weine, und
hierdurch lassen sich auch seine die Gährung hemmenden Eigenschaften theilweise
erklären. Das Kaolin nimmt, nachdem es sich in der Ruhe abgesetzt hat, nur einen
sehr kleinen Raum im Fasse ein und bildet einen zusammenhängenden Niederschlag, von
welchem der geklärte Wein bis zum letzten Tropfen klar abgezogen werden kann. Wenn
man einen in Gährung befindlichen Wein mit Kaolin versetzt, so klärt er sich sofort.
Das Kaolin macht auch die Filtration ganz überflüssig, da es beim Niedersinken auch
die Unreinigkeiten mit sich reißt. – Das abgewogene Quantum Kaolin (1/2 Proc.
vom Gewicht des Weines) wird mit ein wenig Wein in einem besonderen Gefäß zu einem
dünnflüssigen Brei angerührt und dann nnter starkem Mischen dem zu klärenden Weine
zugesetzt. Sollte 1/2 Procent Kaolin nicht den gewünschten Erfolg haben, so kann man
nochmals 1/2 Proc. zugeben. Bei langsam sich klärenden Weinen ist ein mehrmaliges
Aufrühren des Kaolins im Fasse nützlich. Das anzuwendende Kaolin darf keine Spur von
Eisen enthalten, weil es sonst färbend auf den Wein einwirkt. Die Entfernung des
Eisens gelingt sehr leicht durch Behandlung mit verdünnter Salzsäure, welche aber
durch Naschen mit Wasser vollständig wieder entfernt werden muß. (Weinlaube, 1874
Nr. 2 durch die Industrie-Blätter, 1874 S. 200.)
Ueber die Ueberführung der schwefelsauren Alkalien in
Chlormetalle durch Glühen mit Chlorammonium.
Nach H. Rose (Poggendorff's
Annalen, Bd. LXXIV S. 568) lassen sich schwefelsaures Natron und schwefelsaures Kali
direct in die entsprechenden Chlormetalle überführen dadurch, daß sie wiederholt mit
Chlorammonium gemengt und geglüht werden.
Edw. Nicholson (Chemical News,
t. XXVI p. 147) führt dagegen Resultate von
Versuchen mit schwefelsaurem Natron an, wodurch er die Unbrauchbarkeit der Methode
darzuthun sucht, indem nur höchst geringe Spuren einer solchen Zersetzung
nachzuweisen seien.
Nach den Versuchen von Phillips hängt die Umsetzung der
schwefelsauren Alkalien durch Chlorammonium wesentlich von der Temperatur ab, welche
so hoch gesteigert werden muß, daß das Chlorammonium in ein lebhaftes Verdampfen
versetzt wird. Der Schmelzpunkt der Chlorkaliums, resp. Chlornatriums, kann aber
nicht erreicht werden, ohne dadurch einen Verlust desselben durch Verflüchtigung zu
verursachen. Durch Vermehrung des Chlorammoniums erfolgt keine entsprechende
Beschleunigung der Reaction. (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 149.)
Ueber schwefelsaures Eisenoxydul-Natron.
E. Bilz machte schon früher darauf aufmerksam, daß das sogenannte Eisendoppelsalz
Fe(NH₄)₂ S₂O₈6H₂O (FeO,
SO₃ + NH₄ O, SO₃ + 6HO) in der Chlorimetrie nicht
brauchbar sei, weil ein Theil des Chlors durch Zersetzung des Ammons unter
Entwickelung von Stickstoff in Anspruch genommen werde. (Fresenius' Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 11 S. 103.) Derselbe
empfiehlt jetzt (daselbst Bd. 13 S. 124) die entsprechende Natriumverbindung
FeNa₂ (SO₄)₂ 4H₂O = 366 (NaO,
SO₃ + FeO, SO₃ + 4HO), welche nach Gräger's
Vorschrift in folgender Weise dargestellt wird.
Man löst reinen krystallisirten Eisenvitriol unter Zusatz von 2 Procent verdünnter
Schwefelsäure in seinem gleichen Gewicht Wasser heiß auf und schüttet sein
Aequivalent krystallisirtes schwefelsaures Natron hinzu. Hierauf bringt man das
Ganze zum Sieden, und läßt bei gelindem Kochen und fortdauerndem Rühren
eindampfen.
Bald wird sich das Doppelsalz krystallinisch abscheiden; man verdampft indessen nur
so weit, bis noch ziemlich viel Flüssigkeit vorhanden ist, nimmt vom Feuer und rührt
bis zum Erkalten. Sodann gießt man die Flüssigkeit ab, bringt den gleichförmigen
Salzbrei auf einen Trichter, dessen Spitze durch ein kleines genäßtes, gut
anschließendes Filter geschlossen ist, entfernt die anhängende Lauge durch Absaugen
und wäscht mit etwas Wasser nach. Hierauf wird das Krystallpulver zwischen
Fließpapier gepreßt, an warmer Stubenluft und dann im Wasserbade zu einem sandig
krystallinischen Pulver ausgetrocknet. Ist der verwendete Eisenvitriol nicht frisch
bereitet oder nicht gut erhalten so setzt man zweckmäßig während des Einkochens eine
kleine Menge wässeriger schwefliger Säure zu. Das bläulichweiße Doppelsalz verliert
auch beim Erhitzen auf 100° sein Krystallwasser nicht, so daß es bei erneutem
Gebrauch wiederholt im Wasserbade ausgetrocknet werden kann, wenn es durch längere
Aufbewahrung eine Spur Feuchtigkeit angezogen haben sollte. Nur bei der Bereitung
darf das noch nasse Salz nicht sofort im Dampfbade erhitzt werden. Die Formel
verlangt 15,3 Proc. Eisen; gefunden 15,29 Procent.
Ueber die Untersuchung des Rohanthracens auf seinen Gehalt an
Anthracen; von T. H. Davis.
Man nimmt 1 Grm. von der gut gemischten Probe des Rohanthracens und löst es in 40 bis
50 K. C. Eisessig auf, indem man es in einem Fläschchen damit kocht, bis der Inhalt
des Fläschchens eine klare, gelbbraune Flüssigkeit geworden ist. Vorher hat man 10
Grm. Chromsäure in so viel Eisessig und Wasser, als zur Lösung derselben nöthig ist,
aufgelöst und gießt dieselbe nun zu der Lösung des Anthracens, bis die Chromsäure im
Ueberschuß vorhanden ist, ein Tropfen der Mischung also auf einer Silbermünze einen
rothen Fleck von chromsaurem Silber hervorbringt. Man stellt dann die Mischung, in
welcher nun ein gelblich grüner Niederschlag entstanden ist, bei Seite, und verdünnt
nach dem Erkalten mit destillirtem Wasser zu 200 K. C. Man läßt sie nun 6 bis 8
Stunden lang stehen und filtrirt sie darauf durch ein gewogenes, naß gemachtes
Filter: man wäscht das auf dem Filter zurückgebliebene Anthrachinon zunächst mit
destillirtem Wasser, bis die ablaufende Flüssigkeit hell ist, dann ein- oder
zweimal mit heißer schwacher Sodalösung und endlich wieder mit destillirtem Wasser,
bis das Ablaufende neutral reagirt. Das auf dem Filter befindliche Anthrachinon muß
nun ein schönes, gelbes, seidenartiges Ansehen haben; man trocknet es mit dem Filter
bei 100°, wägt und zieht von dem gefundenen Gewicht das Gewicht des Filters
ab. Aus dem so erhaltenen Gewicht des Anthrachinons berechnet man nun, nachdem man,
wie Luck angegeben hat (Zeitschrift für analytische
Chemie, 1873 S. 347), 0,01 Grm. für das in dem Filtrat gebliebene Anthrachinon hinzu
gerechnet hat, den Anthracengehalt des untersuchten Rohanthracens. (Nach den Chemical News, t. XXIX p.
169.)
Ueber den Aggregatzustand der Sonnenflecke.
Nach F. Zöllner ist die Voraussetzung schlackenartiger,
durch Ausstrahlung an der glühendflüssigen Oberfläche der Sonne entstandener
Abkühlungsproducte die einzige Annahme zur Erklärung der Sonnenflecke, welche nicht
zu Widersprüchen mit physikalischen Gesetzen und sicher verbürgten Beobachtungen
führt. (Poggendorff's Annalen, Bd. 152 S. 291).