Titel: | Expansions-Regulator von William Ord in Ohio (Amerika). |
Fundstelle: | Band 213, Jahrgang 1874, Nr. CX., S. 464 |
Download: | XML |
CX.
Expansions-Regulator von William Ord in
Ohio (Amerika).
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Ord's Expansions-Regulator.
Die hier zu beschreibende automatische Expansions-Vorrichtung greift auf ein
lange bekanntes und beispielsweise bei den alten Meyer'schen Maschinen durchgeführtes System zurück, bei welchem die
Dampfadmission durch ein eigenes, direct mit dem Regulator verbundenes Ventil
begrenzt wird. Dasselbe geschieht hier durch einen rotirenden Cylinder J (Fig. 4), der mit 4
horizontalen Reihen von je acht dreieckigen Oeffnungen versehen ist und sich in
einem analog gestalteten festen Mantel K einmal
vollständig umdreht, wenn die Maschine 4 Umdrehungen und der Kolben 8 Hübe gemacht
hat. Es wird somit für jeden Hub eine Achtel-Drehung des gelochten Cylinders
stattfinden, so daß alle Schlitze des Mantels entsprechend geöffnet und geschlossen werden. Wie
lange diese Oeffnung und damit die Dampfeinströmung, welche von dem Mantel in das
Innere des rotirenden Cylinders und von da in den Schieberkasten des
Vertheilungsschiebers stattfinden kann, andauert, wird durch die relative Lage der
Schlitze zu einander, beziehungsweise durch höhere oder tiefere Stellung des
rotirenden Cylinders genau bestimmt. Denn wie aus Figur 5 hervorgeht, bei
welcher wieder das Dreieck i einen Schlitz des
Schiebers, k die correspondirende Oeffnung des Mantels
darstellt, findet bei der hier gezeichneten Stellung die Dampfadmission nur während
3/8 des Hubes statt, bei Senkung des Schiebers ist dieselbe noch geringer und bei
der höchsten Stellung, wenn die Spitze des Dreieckes i
mit der oberen Kante des Dreieckes k zusammenfällt,
findet Füllung statt während 6/8 des Hubes. Sind jedoch die Regulator-Kugeln
ganz zusammengefallen, so gelangt der Steuercylinder in die höchste, in Fig. 4
gezeichnete Stellung, bei welcher die untere Kante des Dreieckes k hinausragt und vollkommener Dampfabschluß stattfindet,
so daß das Durchgehen der Maschine in Folge Bruches der Regulatorverbindung mit der
Kurbelwelle unmöglich gemacht ist, allerdings aber auch beim Anlassen der Maschine
die Schieberspindel E so lange mittels des
Gegengewichtshebels G (Fig. 6) emporgehoben
werden muß, bis die Regulatorkugeln die erforderliche Höhe erreicht haben.
Eine weitere Sicherheitsmaßregel besteht darin, daß bei eintretendem Bruche des
Regulators oder der Stange E das nun freigewordene
Ventil J in Folge seiner eigenen Schwere herabsinkt und
gleichfalls die Dampfcanäle vollständig absperrt.
Nach dem Vorausgegangenen bedarf die Zusammenstellung des Regulators, welche in Figur 6
veranschaulicht ist, nur mehr einer kurzen Erläuterung. Der Antrieb erfolgt mittels
der Scheibe R, welche eine gewellte Oberfläche besitzt,
in welche die Glieder einer endlosen Kette, wie aus Figur 7 ersichtlich,
eingreifen. Von der horizontalen Antriebswelle aus wird eine verticale Welle bewegt,
deren unteres Zahnrad mit einer Uebersetzung von 1 : 4 das auf der Ventilspindel E aufgekeilte Stirnrad antreibt; dabei sind die Zähne
des treibenden Stirnrades entsprechend lang, um die Aufwärts- und
Abwärtsbewegung der Spindel E unter dem Einflüsse des
Regulators zu gestatten. Das obere Stirnrad der verticalen Welle greift in ein
gleich großes Rad auf einer Rohrwelle ein, welche in dem Regulatorgestelle gelagert
ist und in dem oben aufgesetzten Bügel L die beiden
Regulatorarme in bekannter Weise angebracht hat. Bei erhöhter Geschwindigkeit
steigen die Kugelarme auf und drücken die durchgehende Spindel E mit ihren Nasen, die in einen ausgedrehten Hals eingreifen, nach abwärts.
Dadurch werden dann, wie aus Figur 5 ersichtlich ist,
die Schlitze i herabsinken und rascheren Dampfabschluß
geben müssen. Endlich ist auf der Spindel E noch eine
Hülse aufgesetzt, welche mittels Stellringen gehalten wird und mit eingeschnittenen
Zähnen in ein Segment eingreift, welches die Verbindung der Ventilstange E mit dem Gegengewichtshebel G herstellt, und die Einstellung des Regulators auf verschiedene
Geschwindigkeiten ermöglicht durch entsprechende Verschiebung des
Belastungsgewichtes.
Unsere Quelle (Scientific
American, August 1874 S. 86) hebt als Vorzüge dieses neuen
Regulators hervor: dessen einfache und leichte Anbringung an bestehenden Maschinen,
die große Empfindlichkeit in der Regulirung der Füllung und daraus folgende
Dampfersparung, endlich die bewährte Dauerhaftigkeit der Bestandtheile, was alles
durch zahlreiche Zeugnisse bestätigt sein soll.
Wir möchten dagegen nur auf die Schwierigkeit eines dampfdichten Abschlusses des
rotirenden Cylinders in seinem Mantel hinweisen, auf die wenn auch zahlreichen, doch
engen und drosselnden Dampföffnungen, und endlich auf den bekannten Uebelstand aller
derartiger Expansionsvorrichtungen, daß die übermäßige Vergrößerung des schädlichen
Raumes zwischen Vertheilungs- und Expansionsschieber, die hier noch besonders
stark hervortritt, alle Vortheile einer automatischen Expansions-Regulirung
zu nichte macht.
Fr.