Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. , S. 253 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Eichlaub fressenden Seidenraupen Yamamaya und Pernyi und
deren Seide.Man siehe die früheren Mittheilungen im Dingler's
polytechn. Journal 1872, Bd. CCV S. 280 und Bd. CCVI S. 504; ferner 1873,
Bd. CCVII S. 264.
Die Güte der Seide sowohl als auch die praktische Züchtbarkeit der Raupe im hiesigen
Klima hat man anzweifeln wollen. Beides ist jedoch jetzt durch bestimmte Thatsachen
außer Zweifel gestellt. Zahlreiche Züchtungen beider Sorten in Württemberg, Bayern,
Mähren, preuß. Schlesien etc., welche vortrefflich gelungen sind, beweisen, daß
beide Sorten in unserem Klima vollkommen gedeihen. Und widerlegt wird dies Ergebniß
offenbar keineswegs dadurch, daß einigen Züchtern, welche bei ihren ersten
Züchtungsversuchen in der Behandlung der Raupen grobe Fehler gemacht haben, die
ganze Zucht zu Grunde gegangen ist. Die Behandlungsregeln sind einfach und leicht zu
befolgen; aber man muß sie auch befolgen.
Mag sein, daß die Cocons der Maulbeerraupe um ein Geringes leichter oder geschwinder
abzuhaspeln sind. Allein auch die Yamamaya-Cocons sind vollkommen
abhaspelungsfähig. Die Brauchbarkeit, Tüchtigkeit und Güte der Seide selbst sind
jetzt ebenso constatirt als die Züchtbarkeit der Raupe. Auf der Weltausstellung zu
Wien waren zahlreiche Gewebe aus Seide beider Raupensorten ausgestellt, welche
allseitig als vortrefflich befunden worden sind. Die Stoffe waren in Oesterreich
selbst producirt und gewebt worden. Auch in Berlin wird Pernyi-Seide seit
Kurzem in Naturfarbe gewebt und schon in den Handel gebracht.Durch den k. Hoflieferanten J. A. Heese (alte
Leipzigerstraße Nr. 1). Berliner Pernyi-Seidenstoff ist bereits nach Stuttgart gelangt und
wird getragen.
Eine Probe davon liegt mir vor. Dieselbe ist farblos, blaß chamoisgelblich
angehaucht.
Die sächsische Florettseidenspinnerei in Falkenau bei
Chemnitz erklärte kürzlich über Anfrage, durchbrochene Yamamaya-Cocons mit 6
bis 12 Thaler per Kilogr. je nach Qualität anzunehmen.
Dieselbe hat den Anfragenden zugleich zur Einsendung solcher Cocons aufgefordert.
Durchbrochene Cocons sind bekanntlich nur zu Florettseide tauglich; nicht
durchbissene Cocons, deren Faden sich abhaspeln läßt, stehen natürlich bedeutend
höher im Preise.
Zu rühmen ist an den Pernyi-Geweben ihre außerordentliche Stärke und
Dauerhaftigkeit, ihre Elasticität und ein gewisser milder Schimmer, welcher vom
hellen Atlasglanze gewöhnlicher Seide abweicht, dem Auge aber sehr zusagt.
Yamamaya-Gewebe steht in der Mitte zwischen Pernyi-Gewebe und
Maulbeerraupen-Gewebe, namentlich was den Glanz derselben betrifft. Ich sah
auch Docken abgehaspelter Seide beider Sorten und fand Yamamaya-Seide um ein
unbedeutendes glänzender als Pernyi-Seide. Die Yamamaya-Fäden aus
meiner eigenen Zucht stehen an Glanz den Fäden der Maulbeerraupe durchaus nicht
nach.
Was die Behandlung der Raupen betrifft, so wurden ganz besonders erfreuliche
Resultate von einem Züchter in Mähren erzielt. Er erzielte außerordentlich große und
dicke Raupen, demgemäß große, sehr leidenreiche Cocons und sehr großen Eierertrag.
Ein Weibchen legte statt der gewöhnlichen Zahl von etwas über 200 Eiern deren fast
300. Seine Zucht blieb von Erkrankungen und Sterbefällen fast ganz frei. Endlich
erzielte er eine außerordentlich rasche Durchlaufung der Lebensperioden, was bei
Pernyi-Raupen für die zweite Generation im Jahr, die Spätsommerzucht, von
Wichtigkeit ist. Zu diesem sehr glücklichen Resultate gelangte er dadurch, daß er
die Raupen fortwährend der Sonnenwärme aussetzte und daß er denselben stets das
reichlichste Futter in oft wiederholter Erneuerung frischen Laubes darbot. Die
sonstigen höchst einfachen Behandlungsregeln bin ich gern bereit Jedem, der sich
dafür interessirt, über Anfrage mitzutheilen.
Ich züchte jetzt im vierten Jahre. Nach vielen Orten habe ich Eier wie auch lebende
Raupen gesendet. Während der vier Perioden des Häutangsschlafes, welcher jedesmal
etwa 3 Tage dauert, ist die Raupe nämlich sehr leicht versendbar sogar auf weite
Strecken. Die entferntesten Orte, welche Eier von mir begehrt und auch empfangen
haben, sind Kopenhagen, Horsens in Dänemark, Warschau, Odessa und die Insel Madeira. Die kaiserliche
landwirtschaftliche Gesellschaft für Südrußland in Odessa erhielt 3000 Eier.
36 Eier oder auch 5 lebende Raupen im ersten Schlaf (8 bis 10 Tage alt) oder 3 Raupen
im zweiten Schlaf nebst ausführlicher Anweisung und Seidenprobe sind von mir
erhältlich für 1 fl. 45 kr. (1 Thaler);
108 Eier oder 15 Raupen im ersten Schlaf oder 9 Stück im zweiten Schlaf etc. für 3
fl. 30 kr. (2 Thaler);
180 Eier oder 25 resp. 15 Raupen etc. für 5 fl. 15 kr. (3 Thaler) u.s.w.
Beide Sorten sind im Preise gleich. Von Yamamaya sind jetzt junge Raupen zu
versenden; von Pernyi in Kurzem Eier und Raupen; diese Eier jedoch nur falls sie
recht bald bestellt werden.
Von einer dritten neuen Seidenraupe – kolossal groß – welche Laub von
Pappeln, Castanien u.s.w. frißt, der Cecropia, erhielt ich kürzlich aus St. Louis am Missisippi Cocons mit lebenden Puppen
zugesendet. Sie ist heimisch am Felsengebirge. Pernyi stammt bekanntlich aus
Nordchina, Yamamaya aber aus Japan.
Stuttgart, 2. Mai 1874.
Karl Heinrich Ulrichs.Silberburgstraße Nr. 102.
Oesterreichisches Pulvermonopol.
Kürzlich fanden im Kriegs-Ministerium Berathungen über Erleichterungen im
Pulvermonopolwesen statt, wobei allseitig anerkannt wurde, daß
volkswirthschaftliche, technische und militärische Gründe für eine solche
Erleichterung, namentlich in Hinblick auf die modernen Sprengmittel sprechen;
folgende Grundzüge wurden für die künftige Behandlung der bisher dem Pulvermonopol
unterworfenen Präparate in Aussicht genommen.
Den Monopolvorschriften sollen das Schießpulver sowie alle anderen zum Schießen aus
einer Feuerwaffe geeigneten Präparate, dann das Sprengpulver unterworfen bleiben.
Alle nur zum Sprenggebrauche dienenden explosiblen
Präparate hingegen sollen dem Monopolzwange nicht unterliegen. Eine Fachcommission
hätte zu bestimmen, in welche dieser zwei Classen ein Präparat einzureihen wäre, und
dasselbe auf seine Bestandtheile, Eigenschaften, Wirkungen zu prüfen sowie zu
untersuchen, ob nicht etwa dessen Erzeugung, Aufbewahrung oder Transport öffentliche
Rücksichten entgegenstehen, und endlich die diesbezüglich zu beobachtenden
Vorsichtsmaßregeln vorzuschlagen. – Auf Grundlage dieser Prüfung wäre dann
die Concession zu ertheilen oder zu verweigern. (Oesterr. Zeitschrift für
Berg- und Hüttenwesen 1874 S. 159.)
Verfahren zur Herstellung gläserner Walzen, Cylinder, Röhren,
Pumpenkolben etc. durch Guß.
Bei Satinirwerken, Kalandern etc. handelt es sich darum, ganz glatte und harte Walzen
zu haben, indem nur dadurch das gehörige Glätten der durchgehenden Stoffe erreicht
werden kann; es hat sich deshalb J. Chedgey in London ein
Verfahren, gläserne Walzen herzustellen, patentiren lassen. Dieselben werden
gegossen, zu welchem Zwecke eine cylindrische Form mit verschiebbarem Boden
angewendet wird in der Weise, daß beim Eingießen der flüssigen Glasmasse in die Form
der Boden, an welchem eine Stange, die zugleich den Kern der zu gießenden Walze
bildet, befestigt und der beim Beginne des Gießens an das obere Ende der
cylindrischen Form gebracht ist, im Verhältniß des Einfüllens der Glasmasse
heruntergelassen wird; auf diese Weife wird ein blasenfreier Guß erzielt. Die Form
nebst der gegossenen Walze wird hierauf im Kühlofen gekühlt, hernach die in der
Glaswalze mit Holzkeilen gehörig centrirte Welle durch Cementeinguß befestigt und auf der
Drehbank vermittels eines Diamantes unter Beihilfe von Schmirgel oder Sand und
Wasser gedreht und wie gewöhnlich mit Buttstein oder Zinnasche polirt. Auf ähnliche
Weise werden Pumpenkolben hergestellt und die Stangen derselben mittels Ansatz und
Mutter wie bei jedem gewöhnlichen Pumpenkolben an demselben befestigt. Will man auf
ähnliche Weise gegossene Cylinder inwendig ausdrehen und Poliren, so wird derselbe,
um das Zerspringen zu verhüten, zuerst in einen aus Segmenten bestehenden metallnen
Cylinder mittels Gyps eingekittet und hierauf dieser letztere und also auch der
Glascylinder mittels des Schraubenkopfes auf die Drehbank gebracht. Das Ausdrehen
geschieht mittels eines durchgesteckten Lineals unter Anwendung von Schmirgel und
Wasser und das Poliren mittels einer mit Filz überzogenen Walze unter Anwendung der
bekannten Polirmittel. Gewöhnliche, gerade und gebogene Röhren können ebenfalls
gegossen werden und hat dies vor dem Blasen derselben den Vortheil, daß sie von
jeder Dicke dargestellt werden können. (Sprechsaal; Organ für die Porzellan-,
Glas- und Thonwaaren-Industrie, 1874, Nr. 17.)
Widerstand der Glasröhren gegen das Zerbrechen.
Im Verfolge einer Untersuchung über die Zusammendrückbarkeit der Gase, suchte L. Cailletet festzustellen, um welche Größe hohle
Glascylinder ihre Form verändern, wenn man von außen oder von innen starke Drücke
auf sie wirken läßt. Der Apparat, der zu diesen Bestimmungen diente, war eine
Glasröhre, welche an einem Ende geschlossen und am anderen mit einer Capillarröhre
versehen war. Dieselbe war mit Quecksilber oder einer farbigen Flüssigkeit gefüllt
und gab durch ein Ansteigen der Flüssigkeit in der Capillaren die Volumveränderung
bei Einwirkung eines Druckes von außen. Sollte der innere Druck geprüft werden, so
mußte der Cylinder in eine weitere Glasröhre mit Capillarrohr gebracht und der Raum
zwischen beiden Röhren mit farbiger Flüssigkeit gefüllt werden; das Ansteigen
derselben in der Capillaren gab die Volumszunahme der Röhre.
In dieser Weise wurden mit Röhren von verschiedener Dicke und verschiedenem
Durchmesser Versuche angestellt, von denen hier einige erwähnt werden sollen.
Ein Reservoir aus dünnem Glase, 0,55 Millim. Stärke und 17 Millim. Durchmesser,
zerbrach unter einem Druck von 77 Atm. Von innen genügte ein Druck von 38 Atm., um
ein solches Gefäß zu zerbrechen. Ein Reservoir von gewöhnlichem weißen Glase mit
einem inneren Durchmesser von 9,05 Millim., einer Glasdicke von 1,05 Millim. und
einem Volumen von 6,996 Kub. Cent. wurde von außen zusammengedrückt; die
Flüssigkeit, welche es enthielt, stieg bei 20 Atm. um 6 Millim., bei 40 Atmosphären
um 12 Millim., bei 60 Atm. um 18 Millim. d.h. um 6 Millim. für je 20 Atm. Der
Versuch wurde bis zu 460 Atm. fortgesetzt und das Steigen der Flüssigkeit blieb bis
zum Ende des Versuches dem Drucke proportional. Als dasselbe Reservoir von innen mit
104 Atm. gedrückt wurde, zerbrach es, wobei die Bruchstücke in Form und Größe sehr
regelmäßig waren.
Cailletet untersuchte dann, ob die Glashülle unter hohen
Drücken eine bleibende Umgestaltung erleide. Regelmäßig stellte sich jedoch heraus,
daß die Flüssigkeit ihr ursprüngliches Niveau einnahm, wenn der Druck aufhörte; eine
bleibende Gestaltveränderung war also nicht eingetreten, selbst nach einem Drucke
von 120 bis 300 Atm., welche das Reservoir sechs Stunden lang ausgehalten.
Aus diesen Versuchen folgt: 1) daß ein Reservoir aus Glas leichter zerbricht in Folge
eines inneren Druckes, als durch Zerdrücken; 2) daß die Größen, um welche das
Volumen des Reservoirs schwankt, dem Drucke proportional sind wenigstens innerhalb
sehr weiter Grenzen und besonders in dem Falle, wo dieser Druck von außen wirkt.
(Comptes rendus, t. LXXVIII p. 411.)
Mosaikplatten.
Dr. H. Seger in Berlin hat,
wie er in der deutschen Töpfer- und Ziegler-Ztg. mittheilt, zwei aus
einer spanischen Fabrik stammende Mosaiksteinchen von großer Schönheit und Reinheit der
Farbennüance untersucht, von denen das eine himmelblau, das andere chocoladebraun
gefärbt war. Diese Steinchen, welche für die Herstellung von Mosaiken für
bautechnische Zwecke bestimmt sind, stellen kleine, 9 Millim. dicke, dreieckige
Plättchen dar; sie sind augenscheinlich, nach ihren scharfen Kanten zu urtheilen, in
metallenen Formen gepreßt. Die Oberfläche stellt ein rechtwinkliges Dreieck dar, so
daß je zwei derselben mit ihren längsten Seiten an einander gelegt, ein Quadrat von
25 Millim. bilden. Dieselben sind unglasirt und bestehen im Bruch aus einer
muschelig dicht und glänzend brechenden Porzellanmasse. Die chemische Analyse ergab
folgende Zusammensetzung:
Blaues Steinchen.
Braunes Steinchen.
Kieselsäure
62,37
Proc.
60,38
Proc.
Thonerde
23,17
„
21,82
„
Kalkerde
0,98
„
1,23
„
Bittererde
Spuren
2,04
„
Kali
5,18
„
4,06
„
Eisenoxyd
0,96
„
7,72
„
Manganoxydul
–
„
3,58
„
Zinkoxyd
6,61
„
–
Kobaltoxydul
0,54
„
–
Phosphorsäure
0,31
„
Spuren
–––––––––––––
–––––––––––––
100,12
Proc.
100,83
Proc.
Die für diese Plättchen benutzte Grundmasse ist. nach dem zwischen Kieselsäure und
Thonerde obwaltenden Verhältniß zu schließen, aus einem Gemenge von Kaolin,
Feldspath und Quarz, wie die meisten Porzellanmassen es aufzuweisen haben,
zusammengesetzt, welchem die färbenden Substanzen zugesetzt sind, und zwar sind
diese für das blaue Plättchen, wie aus dem hohen Kaligehalt desselben unzweideutig
hervorgeht, Smalte, für das braune Plättchen ein Gemenge von Eisen- und
Manganoxyd oder ein sehr eisenhaltiger Braunstein gewesen. Den sonst noch in
geringer Menge vorhandenen Stoffen ist sicher keine große Bedeutung beizulegen,
sondern sie sind wohl als Verunreinigungen der angewendeten Rohmaterialien zu
betrachten; auffallend ist jedoch bei der blauen Masse der ziemlich beträchtliche
Gehalt an Zinkoxyd. Es mag vorläufig dahin gestellt bleiben, ob dasselbe im Stande
ist, dem Kobaltoxydul gegenüber verändernd auf die Nüance einzuwirken, wie es bei
dem aus 88 Thln. Zinkoxyd und 12 Thln. Kobaltoxydul bestehenden Rinman'schen Grün der Fall ist, oder ob es hier als
Flußmittel aufzufassen ist. (Deutsche Industrie-Zeitung 1874, S. 175.)
Ueber Economisers (Kohlensparer) für Dampfkessel; von J. F.
Radinger.Vergleiche die Anmerkung im ersten Aprilheft S. 8. D. Red.
Die Kohlensparer oder Economisers sind Druckvorwärmer, welche – im abziehenden
Rauch liegend – dessen letzte verfügbare Wärme durch das Speisewasser
ausnützen. Deren Construction und Wirkungsweise ist wohl zu bekannt, als daß eine
Beschreibung hier am Platze wäre, und ich will nur anführen, daß jedes einzelne der
gußeisernen Rohre, deren so viele angewendet werden, als der betreffende Kessel
„Pferdekräfte“ hat, eine Oberfläche von 1 Quadratmeter,
eine Höhe von 3 Meter, einen Durchmesser von 2 Centimeter und eine Wandstärke von 10
Millimeter besitzt. Sie sollen die Temperatur des Speisewassers um mindestens
60° C. erhöhen und sind besonders dort angezeigt und thatsächlich in häufiger
Verwendung, wo eine Steigerung der Dampfproduction durch Forciren der Kessel
erwünscht wird.
Ist nun der Zug ausreichend, daß auf den bestehenden Rosten unverhältnißmäßig mehr
Wärme erzeugt werden, als die Heizfläche aufnehmen kann, so muß deren Vergrößerung
durch was immer für einen Vorwärmeapparat, welcher dann in den abziehenden Gasen
liegt, von günstigem Einflusse auf den Heizeffect werden.
Ob gerade die dickwandigen, doch nur halbflächig geheizten, innen schwer zu
reinigenden, nicht von jeder Fabrik reparirbaren Economisers die passendsten
Apparate sind, oder ob nicht durch eine andere Vergrößerung der Heizfläche (Zugabe
eines Vorwärmes) oder gar durch Aufstellung neuer Kessel und Rückführung der alten
überangestrengten in den Normalzustand der beabsichtigte Zweck im Gesammten
ökonomischer zu erreichen ist – habe ich noch nicht studirt.
Jedenfalls ist es aber gewiß, daß ein gesund dimensionirter und normal zur Arbeit
herangezogener Kessel keinen Economiser braucht oder selbst verträgt, weil bei einem
solchen die Gase nur mit jener Temperatur abgehen, welche sie
eben zu ihrem Aufsteigen im Schornsteine benöthigen, und daher keine Wärme
mehr abgeben können.
Wie richtig dieses ist, daß der Economiser nur bei forcirten Kesseln wohl angewendet
wird, geht daraus hervor, daß derselbe den Zug laut Zeugnissen verbessern soll.
Dieser ist bekanntlich ein Maximum für circa 250 bis 300
Grad im Schornstein, und sinkt mit steigender (und fallender) Temperatur. Folglich
mußte vor Einbau des Apparates eine höhere als diese Wärme abgezogen sein, in
welchem Falle dann allerdings der Economiser als Kohlensparer wirkt.
Die Detaillösungen dieser Apparate sind höchst vollendet.
Der Green'sche EconomiserVergl. Dingler's polytechn. Journal 1867, Bd.
CLXXXV S. 13 und 1873, Bd. CCVII S. 80. D. Red. ist her weitestverbreitete. Seine Rohre sind oben und unten mit conischen
Enden in die Gußmuffen der Hauptrohre eingerieben und mit sechsfachem Normaldruck
mittels hydraulischen Pressen eingedrückt. In der Flucht der Rohre oben sind
eingeschliffene Deckel angebracht, und eine eigene Bohrmaschine besorgt das
zeitweilig nothwendig werdende Ausbohren des Kesselsteines gleichzeitig bei acht
Rohren. Die Rußschaber, welche durch eine Transmission außen das Rohr auf und nieder
fahren, sind zweitheilig und das einwärts hängende Eigengewicht drückt ihre
verstählten Schneiden gegen das Rohr. In Paris 1867 waren sie noch eintheilig. Die
Transmission selbst erschien einfacher als die frühere. – Ein anderer war Twibill's Economiser; ähnlich dem Green'schen Apparat hatte derselbe aber schraubenförmige, statt in der
Ebene liegende Schneiden. Seine Rohre waren oben mit Manischen versehen und
verschraubt statt des conisch eingeriebenen Verschlusses von Green.
Bell's Economiser scheint mehr ein
Gießerei-Kunststück als ein Dauerapparat. Es sind weite, gegossene
Schraubenrohre, d.h. Rohre von circa 10 Centimeter
Durchmesser, welche nicht gerade sind, sondern nach einer Schraubenlinie mit 8 bis
10 Windungen gebogen erscheinen und an welchen sich der Kratzer, den eine centrale
Umsteuerwelle mitnimmt, von selber führt. Solch ein Schraubenrohr ist natürlich
nicht in Einem, sondern in Stücken von je einer Halbwindung mit beiderseits engeren
Ansätzen vorgegossen, welch letztere zuletzt durch übergossenes Eisen verschweißt
sind. Eine innere Reinigung ist dabei nicht möglich, wohl aber die Verbindung mit
den aufgegossenen Muffen unlösbar dicht.
Anknüpfend hieran berichten wir, daß Engineering 1874 S.
287 Abbildungen von Bell's „Spiral Tube
Economiser“ mittheilt. Nachdem jedoch der Referent ebenfalls der
Ansicht ist, daß diese sogenannten Kohlensparer nur dort
motivirt sind, wo die Kesselanlage eine nicht
entsprechende ist, die Verbrennungsgase nämlich noch mit hoher, also unvollständig
ausgenützter Temperatur in die Esse gelangen, – nachdem Ref. diese
Economisers (von Green, Twibill u.a.) noch als
zweifelhafte Mittel zur Verbesserung solcher Kesselanlagen betrachtet, so mag hier
der einfache Hinweis auf Bell's
Schlangenrohr-Kohlensparer genügen. Derselbe war auch jüngst auf der
Peel-Park Exhibition in Manchester ausgestellt.
L.
Verbesserung des Siemens'schen
Wassermessers; von Prof. Werner in Darmstadt.
Um den Siemens'schen Wassermesser so einzurichten, daß
derselbe auch bei wechselnder Druckhöhe liefert, schlug Prof. R. Werner im Localgewerbverein zu Darmstadt vor, das Ausflußrohr zu
erweitern und durch eine kreisförmige, gewellte Stahlscheibe, wie solche auch bei
Dampfdruckmessern angewendet werden, im entsprechenden Zwischenmaß abzuschließen.
Mit dieser Scheibe würde sodann ein in die Durchgangsöffnung hineinragendes
Kegelventil in Verbindung zu bringen sein. Bei erhöhtem Druck würde sich die
Stahlscheibe durchbiegen müssen, das Ventil folgt alsdann in der Richtung des
ablaufenden Wassers nach und bewirkt hierdurch eine Verengung des Ausflußrohres, so
daß trotz des erhöhten Druckes dennoch eine gleichmäßige Wassermenge ausfließen
würde. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, März 1874 S. 104.)
Steindruck in Buchdruck umzuwandeln, so daß derselbe auf der
Buchdruckerpresse gedruckt werden kann.
Zur Erreichung dieses Zweckes bedarf man einer Zinkplatte, welche mit dem Hobel genau
geebnet und dann mit der Ziehklinge nach allen Seiten hin abgezogen wird, bis
dieselbe eine glatte Fläche bildet; sind dann noch kleine Löcher vorhanden, so legt
man die Platte mit dieser Seite auf einen glatten, kleinen Amboß und schlägt auf die
Rückseite mit einem sogenannten Dorn dort, wo sich die Löcher der Vorderseite
befinden. Es entsteht dadurch auf der Rückseite eine Vertiefung, aber auf der
Vorderseite verschwindet das Loch. Hat man auf diese Weise alle Löcher zugeschlagen,
so hobelt man die etwaigen Erhöhungen, welche in Folge des Schlagens auf der
Vorderseite entstanden sind, weg, zieht mit der Ziehklinge ab, und polirt dann mit
Holzkohle. Ist nun kein Loch oder grober Riß mehr zu sehen, so gießt man schwache
Phosphorsäure über die Platte und wischt gut ab, bringt sie schnell an ein
Spiritusfeuer und reibt die glatte Seite mit einem wollenen Lappen vollständig
trocken. Man bringt nun den Abzug vom lithographischen Original in gutem, feuchtem
Zustande auf die Zinkplatte, und zieht dieselbe mehrmals durch die Presse. Nun
behandelt man das Ganze wie jeden anderen lithographischen Stein, nur daß man statt
Terpentin zum Abreiben Firniß nimmt. Man hüte sich hier, zu fett anzureiben. Sodann
wischt man die Platte, trocknet sie, und stäubt die Zeichnung mit feinem
Kolophoniumpulver an, beseitigt aber vorsichtig jedes Stäubchen von der freien
Platte und erwärmt dieselbe bis zum Schmelzen des Kolophoniums, was mit großer
Vorsicht ausgeführt werden muß. Alsdann stäubt man Graphit auf die Platte und reibt
solange darauf, bis die Zeichnung einen schönen Bleiglanz hat. Hierauf legt man die
Platte in eine zur Hälfte gesättigte Lösung von Kupfervitriol, bis sich ein
schwarzer Schlamm darauf gebildet hat; man nimmt sie dann heraus, wischt ab und
wiederholt das Hineinlegen in die Kupferlösung zwei- bis dreimal; es wird
sich dann die Zeichnung bereits deutlich erhaben zeigen. Man bestreicht nun die
freien Stellen der Zinkplatte mit einer Mischung von Gummilösung und Ocker, Bleiweiß
etc., jedoch nicht höher, als die Zeichnung selbst erhaben ist. Ist nun Alles wieder
trocken geworden, so walzt man die ganze Platte mit Ueberdruckfarbe schwarz ein.
Will man jetzt die Zeichnung noch verstärken, so kann man die Platte in Wasser
eintauchen, und dadurch von der Gummischichte befreien. Es kann alsdann das
Kupferverfahren nochmals angewendet werden, bis die Zeichnung auf den breiten leeren
Stellen die erforderliche Tiefe hat. Alsdann kann man die Platte dem Buchdrucker zum
Drucke übergeben. (Aus der Lithographia 1874 S. 6 durch das photographische Archiv
1874, S. 178.)
Bestimmung der Titansäure in Eisenerzen etc.; von W. Bettel.
Man mengt 0,5 Grm. des feinst gepulverten Erzes mit 6 Grm. gepulvertem
doppeltschwefelsauren Kalk in einem Platintiegel, erhitzt langsam zum Schmelzen,
steigert die Hitze zum Rothglühen und unterhält dieselbe so lange, bis der Inhalt
ruhig fließt. Nach dem Erkalten behandelt man die Masse mit kaltem destillirten
Wasser (wovon aber nicht über 300 Kub. Cent. angewendet werden dürfen, weil sonst
leicht ein wenig Titansäure sich ausscheidet), filtrirt nach 5 bis 6 Stunden von der
vorhandenen weißen
Kieselerde ab, verdünnt auf etwa 1,5 Liter Unzen, setzt schweflige Säure zur
Reduction des Eisenoxydes hinzu und kocht hierauf 6 Stunden lang, wobei das
verdunstete Wasser zuweilen wieder ersetzt wird. Die Titansäure wird dadurch als
weißes Pulver niedergeschlagen, welches man mit durch Schwefelsäure angesäuertem
Wasser wäscht (bei Anwendung reinen Wassers geht leicht etwas Titansäure mit durch
das Filter), dann trocknet, glüht, nach dem Erkalten mit kohlensaurer Ammoniaklösung
befeuchtet, wieder glüht und wiegt. (The American
Chemist, 1874, p. 340.)
W.
Weingeistgehalt des Brotes; nach T. Bolas.
Der Verfasser erhielt beim Destilliren von in London gebackenem Brote mit Wasser für
100 Gewichtstheile des Brotes 0,2 bis 0,4 Gewichtstheile Weingeist. (Chemical News, t. XXVII p.
271.)
W.
Fabrikation des Glaubersalzes; von A. F. Hargraeves.
Nach dem Verfahren des Verfassers bedarf man zur Zersetzung des Kochsalzes keiner
Schwefelsäure, sondern man läßt auf dieses Salz direct ein Gemisch von Wasserdampf,
Luft und schwefliger Säure (letztere durch Rösten des Schwefelkieses erzeugt)
einwirken. Die Reaction erfolgt sehr gut bei einer noch unter der dunkeln Rothgluth
befindlichen Temperatur; und es bedarf keiner besonderen Erhitzung, denn durch den
Proceß selbst wird schon die erforderliche Hitze erzeugt. (Bulletin de la Société d'Encouragement 1873, p. 360.)
W.
Bestimmung der Gerbsäure in gerbsäurehältigen
Substanzen.
Terreil beschreibt ein Verfahren zur Bestimmung der
Gerbsäure in den sterbsäurehaltigen Substanzen, welches sich auf die Eigenschaft der
Gerbsäure, Sauerstoffgas bei Gegenwart von Kali direct zu absorbiren, gründet. Nach
den Versuchen dieses Chemikers absorbirt 0,1 Grm. reine Gerbsäure 20 Kub. Cent.
Sauerstoff; die Absorption ist nach 24 Stunden vollständig. Terreil führt den Versuch in einer in Kubik-Centimeter
eingetheilten Röhre aus, welche an dem einen Ende einen Glashahn trägt und am
anderen Ende durch einen Glasstopfen luftdicht verschlossen werden kann. Er bringt
in dieselbe 0,1–0,2 Grm. der zu untersuchenden Substanz und 20 Kub. Cent.
30procentiger Kalilauge und läßt während 24 Stunden unter mehrmaligem Umschütteln
reagiren; er öffnet alsdann die Röhre über einer Wasserwanne, beobachtet die
stattfindende Absorption und berechnet hieraus den Gerbsäuregehalt. Das Verfahren
ist nicht genau, denn die Gerbstoffe enthalten neben Gerbsäure andere Substanzen,
welche ebenfalls Sauerstoff absorbiren; aber es genügt für die Technik. (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1874 S. 362.)
Die Photographirung des Herzschlages.
Der berühmte Arzt Dr. Ozanam
in Paris hat die Erfindung gemacht, den Herzschlag photographisch aufzuzeichnen. Es
geschieht dies durch ein dünnes Säckchen von Kautschuk, das mit einer kurzen
Glasröhre verbunden ist. Eine hinlängliche Menge Quecksilber wird in den Apparat
gegossen, um das Säckchen und einen Theil der Glasröhre zu füllen, und dann wird das
Instrument auf das Herz der Person gelegt, an welcher die Untersuchung vorgenommen
werden soll. Durch diese Vorrichtung wird jeder Pulsschlug des Herzens durch eine
entsprechende Bewegung des Quecksilbers in der Röhre angezeigt und durch einen
passenden photographischen Apparat, der mit einem beweglichen Streifen sensitiven
Papiers versehen ist, wird eine genaue Aufzeichnung der Zahl, Regelmäßigkeit und
Stärke der Herzschläge bewerkstelligt. Sehr interessante Beobachtungen sollen
dadurch erzielt worden sein. (Photographisches Archiv 1874, S. 82).
Wirkung des Leuchtgases auf die Vegetation.
Ueber diesen Gegenstand hat Dr. Jos. Böhm Versuche angestellt. Dieselben bezogen sich u.a. auf
zehn Topspflanzen (je fünf Arten von Fuchsia und Salvia), zu deren Wurzeln durch eine Oeffnung im Boden
des Topfes Leuchtgas – 35 bis 40 Blasen in einer Minute – geleitet
wurde. Von denselben starben während vier Monaten sieben, Um zu constatiren, daß das
Leuchtgas nicht in erster Linie die Pflanzen tödtet, sondern den Boden vergiftet,
stellte Böhm mehrere Versuche mit Erde an, durch welche
während einer Zeit von 28 Monaten täglich mindestens 2 bis 3 Stunden lang Leuchtgas
geleitet wurde. Die Keimwurzeln von Samen, welche in diese Erde gesäet waren,
blieben sehr kurz und verfaulten alsbald. Bei einer ausgetopften und in die mit
Leuchtgas geschwängerte Erde versetzten Dracaena waren
nach 19 Tagen die Blätter vertrocknet und die Wurzeln abgestorben.
Auf Grund dieser Resultate hält Böhm die Controverse über die Frage, ob das Leuchtgas
mit als Ursache des so häufigen Absterbens der Alleebäume in der Nähe von
Gasleitungen anzusehen sei oder nicht, für geschlossen und erklärt das von Jürgens vorgeschlagene Mittel, die Pflanzen gegen das in
den Boden ausströmende Gas zu schützen, für das einzig rationelle. Die
Gasleitungsröhren müssen zu diesem Zwecke in ziemlich weite, stellenweise nach außen
mündende Röhren eingelegt werden. Um in diesen Röhren einen lebhaften Luftzug zu
unterhalten und jede Explosion unmöglich zu machen, braucht man nach Böhm nur die in die Candelaberpfähle gelegten
Abzugsröhren in der Nähe der Brenner, resp. der Flammen, vorbeizuführen und über
diesen nach außen münden zu lassen. Böhm ist der Meinung,
daß nach Pettenkofer's Erfahrungen über das Eindringen
von Leuchtgas durch den Boden in Wohnungen von Häusern, welche selbst keine
Gasleitung hatten, eine solche Luftdrainage sich aus hygienischen Gründen als
allgemeinere Maßregel empfehlen dürfte. (Aus den Sitzungsberichten der Wiener
Akademie durch das Chemische Centralblatt.)
Waschen der Glacéhandschuhe.
Man legt die Handschuhe in ein mit Deckel versehenes Gefäß mit Benzin eine Stunde
lang ein, spült sie dann mit der Hand in dem Benzin aus, nimmt heraus und bürstet
mit einer reinen weichen Bürste leicht über. Die schmutzigen Stellen reibt man mit
einem in reines Benzin getauchten weichen Läppchen nach, spült die Handschuhe in
einem zweiten Gefäß mit reinem Benzin, schlägt in reine Leinwand ein, ringt darin
aus, weitet die feuchten Handschuhe mit einem Stock und hängt sie zum Trocknen an
die Luft. Die trockenen Handschuhe weitet man nochmals, streicht sie glatt und
preßt. (Färberzeitung, 1874 S. 76.)