Titel: | Automatisches Läutewerk bei den Zugbarrieren der österreichischen Nordwestbahn; von Ober-Ingenieur C. Sauer. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XLIX., S. 294 |
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XLIX.
Automatisches Läutewerk bei den Zugbarrieren der
österreichischen Nordwestbahn; von Ober-Ingenieur C. Sauer.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Sauer's automatisches Läutewerk bei Zugbarrieren.
Um bei Anwendung der Zugbarrieren die Gefahr des Einschließens von Fuhrwerken auf dem
Bahnkörper zu beseitigen, bringt die österreichische Nordwestbahn mit ihren
Zugbarrieren automatische Läutewerke in Verbindung.
Ein solches Läutewerk besteht, wie aus den AbbildungenFigur
22 und 23 repräsentiren
Vorder- und Seitenansicht, Figur 24 das
Detail des Läutewerkes und Figur 25 endlich
einen Horizontalschnitt durch den Ständer S.
Figur 22 bis
25
ersichtlich ist, aus einem in die unmittelbare Nähe des Wegüberganges (speciell in
diesem Falle an dem Ständer S der Warnungstafel) in dem
Drahtzuge eingeschalteten Flaschenzuge, mit welchem ein Gewicht auf eine bestimmte
Höhe gehoben werden muß, bevor der Zug auf die Bewegung der Barriere wirkt.
Durch die Drehung der einen Rolle des Flaschenzuges wird ein Läutewerk in Bewegung
gesetzt, welches geraume Zeit vor dem Schließen der Barriere ertönt.
Wird die Barriere vom Wächterposten aus geschlossen, so wird nach Spannen des
Drahtzuges Z die erste Bewegung desselben dazu benützt,
das Gewicht G, welches leichter ist als das Gewicht der
Schlagbäume B, bis zum Bolzen a zu heben. Die dadurch in Drehung gesetzte Rolle r (oben am Ständer S vergl. Detailfigur 24)
erfaßt mittels mehrerer an ihr angebrachten Daumen den aus Stahlbändern gebildeten
Klöppel k der Glocke und erzeugt durch das Abschnellen
desselben ein kräftiges Läuten.
Dieses Signal dauert so lange als die Drehung der Rolle r, demnach eine bestimmte Zeit vor dem Niedergehen der Barriere. Erst nachdem
die Bewegung des Gewichtes G begrenzt ist, wird der Zug
des Drahtseiles über die Rolle r₁ auf den
Schlagbaum B übertragen.
Beim Oeffnen der Barriere werden in Folge des größeren Gewichtes der Schlagbäume
dieselben zuerst sich bewegen und sodann das Gewicht G
in die Ruhelage bis an den Bolzen b herabsinken.
Durch eine am unteren Ende des Klöppels angebrachte Zunge ist das Läutewerk während
des Rückganges der Rolle r, d. i. beim Oeffnen der Barriere, außer
Thätigkeit gesetzt, indem diese Zunge den Daumen auszuweichen vermag.
Der beschriebene Apparat ist äußerst einfach, functionirt vollkommen sicher, kann
vollständig montirt an Ort und Stelle gebracht und ohne Aenderung der bestehenden
Bestandtheile der Zugbarriere an dieselbe befestiget werden. Die Construction dieses
Apparates ermöglicht die Anwendung des Drahtseiles anstatt der kostspieligen, der
Entwendung ausgesetzten Ketten. Die Art, wie die Glocke erklingt, ist auffallend
verschieden von den Signalen durch die Glockenwerke der Wächterposten und kann
demnach zu keinem Irrthume Veranlassung geben. Endlich ist dieser Apparat so
construirt, daß die einzelnen Theile vor Entwendung gesichert sind.
Durch die Einschaltung dieses Läutewerkes bei den Zugbarrieren der österreichischen
Nordwestbahn wird vor dem Schließen derselben ein Glockenzeichen von wenigstens 30
Secunden Dauer gegeben – eine hinreichend lange Zeit, um jedem, selbst dem
schwersten Fuhrwerke die Möglichkeit zu bieten, sich vor dem Niedergehen der
Schlagbäume aus dem Bereiche der Barriere zu entfernen. Es ist somit durch die
Anbringung dieses Läutewerkes das Einschließen von Fuhrwerken nicht mehr zu besorgen
und es kann die von mancher Seite gewünschte Einrichtung, das Oeffnen der
geschlossenen Barriere durch die Passanten zu ermöglichen, entfallen – eine
Einrichtung, die ohnehin gegen die Sicherheit des Betriebes verstößt, weil dadurch
der Verschluß des Wegüberganges illusorisch wird und die Wächter bei unrichtiger
Bedienung der Barriere sich jeder Verantwortung entziehen können. (Zeitschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architecten-Vereines, 1874, S.
93).