Titel: | Horizontale Expansions-Dampfmaschine (System Woolf) von B. Donkin und Comp. in Bermondsey, London. |
Fundstelle: | Band 212, Jahrgang 1874, Nr. XLIII., S. 279 |
Download: | XML |
XLIII.
Horizontale Expansions-Dampfmaschine
(System Woolf) von B. Donkin und
Comp. in Bermondsey, London.
Nach Engineering,
April 1874, S. 303.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Donkin's horizontale Expansions-Dampfmaschine.
In einem früheren BerichteVergleiche Dingler's polytechn. Journal 1870, Bd.
CXCVI S. 7. wurde bereits die allgemeine Disposition der Woolf'schen Dampfmaschinen, wie sie die oben angeführte Firma liefert,
besprochen und es mag hier nur kurz daran erinnert werden, daß bei diesen Maschinen
der Niederdruck-Cylinder in der Achse des Hochdruck-Cylinders direct
hinter demselben angebracht ist, daß aber keine gemeinschaftliche, durchgehende
Kolbenstange angewendet wird, sondern die Kolbenstange des Hochdruck-Cylinders direct mit
dem Kreuzkopf verbunden wird, welchem die Schubstange angelenkt ist, während die
noch rückwärts heraustretende Kolbenstange des Niederdruck-Cylinders einen
zweiten Kreuzkopf bewegt, der durch zwei seitliche Führungsstangen mit dem vorderen
Kreuzkopfe verbunden ist.
Zweck der ganzen Anordnung ist die Nutzbarmachung der großen ökonomischen Vortheile
des Woolf'schen Systemes mit gleichzeitiger möglichster
Vermeidung der demselben anhaftenden constructiven Schwierigkeiten – ein
Ziel, welches auch insofern erreicht ist, als die Maschinen verhältnißmäßig billig
und sehr einfach in Stand zu halten sind sowie einen hohen Nutzeffect ergeben.
Zur weiteren Vereinfachung des Mechanismus wendet nun die Firma B. Donkin und Comp. eine
eigenthümliche Schiebercombination an, welche nur eine einzige Stopfbüchse –
und diese im Expansionsraume – bedingt und die in Figur 10 bis 12 näher
dargestellt ist. Die Figur 10 zeigt den großen
und kleinen Cylinder nebst ihren Steuerschiebern, zugleich auch die Kreuzköpfe und
deren Verbindung mit einander im Horizontalschnitte; Figur 11 die Draufsicht
auf die beiden Schiebergesichter und Figur 12 die untere
Ansicht des Hochdruck-Vertheilungs-Schiebers. Letzterer empfängt
mittels der hervortretenden Gabel g seinen Antrieb von
unten aus, nämlich von der Schieberstange des
Niederdruck-Vertheilungs-Schiebers, und um dieses zu ermöglichen, sind
die Dampfcanäle vom Hochdruck-Cylinder so geführt, daß mitten durch dieselben
eine Passage für die Schieberstange freibleibt. Die derart getheilten Canäle, welche
in Figur 10
punktirt angedeutet sind, treten in den Oeffnungen a, a
des Schiebergesichtes (Fig. 11) heraus. Auf
diesen Canälen spielen die Lappen a', a' des
Vertheilungs-Schiebers (Fig. 12) und bewirken so
die abwechselnde Dampfzuströmung; der gebrauchte Dampf aber kann durch die Muscheln
c', c' in die Oeffnungen c,
c des Schiebergesichtes eintreten, welche mit dem Niederdruckraum nn communiciren. Endlich wird der Spalt bb desselben Schiebergesichtes, welcher gleichfalls zu
dem Raume nn führt, von oben fortwährend durch die
Lappen b', b' des Hochdruck-Schiebers
verschlossen; nach unten aber gestattet er der vorstehenden Gabel g, mittels welcher der Schieber seine hin- und
hergehende Bewegung empfängt, freies Spiel.
Der Gang der Dampfvertheilung ist nun leicht einzusehen. Der frische Kesseldampf des
oberen Schieberkastens, welcher mit dem Dampfhemde des Niederdruck-Cylinders
in Verbindung steht, tritt durch die beiden seitlichen Flügel des
Hochdruck-Schiebers in den kleinen Cylinder, resp. von dessen anderem Ende
unter der Schiebermuschel durch die Oeffnungen
c, c in den Niederdruckraum nn. Von hier aus wird die Vertheilung des expandirenden Dampfes in den
Niederdruck-Cylinder durch den an derselben Schieberstange befindlichen
Muschelschieber in bekannter Weise besorgt, bis der Dampf endlich durch die Muschel
des Niederdruck-Schiebers zum Condensator gelangt. Die so wünschenswerthe
Expansion im Hochdruck-Cylinder kann dabei, wegen des unveränderlichen
Zusammenhanges beider Schieber, allerdings nicht erzielt werden, aber an Einfachheit
der Herstellung und Instandhaltung dürfte kaum mehr verlangt werden können, während
eine variable Expansion auch hier noch durch Anbringung eines Rückenschiebers leicht
erzielbar bleibt.
Fr.