Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. , S. 482 |
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Miscellen.
Miscellen.
C. Dauthendey's patentirter
Illuminator für Photographien.
Unter der Bezeichnung „Illuminator“ hat sich der Photograph C.
Dauthendey in Würzburg
einen eben so einfachen als eleganten Apparat zur Betrachtung photographischer
Portraits patentiren lassen, dessen optische Wirkung darauf beruht, daß die Bilder
nicht durch direct einfallendes, sondern durch reflectirtes
diffuses Tageslicht beleuchtet werden. Stellt man nämlich den
lichtschirmähnlichen Apparat in der Nähe eines Fensters auf, so tritt dem Betrachter
das Bild aus der Umrahmung in überraschender Verschönerung entgegen. Indem nämlich
das von der Rückseite des Schirmes herrührende diffuse Reflexlicht alle
mikroskopischen Unebenheiten des Bildmateriales ausfüllt, und dadurch das letztere
in ein scheinbar structurloses Medium verwandelt, entsteht auf den ersten Blick die
eigenthümliche Täuschung, als habe man ein auf Milchglas ausgeführtes
Transparentbild vor sich. Im Gegensatz zu dem kalten Ton
bei gewöhnlicher directer Beleuchtung erscheint das Bild von einem warmen zarten
Farbenton überhaucht.
Brunfaut's Glaswolle- und
Glasgespinnst-Manufactur.
Schon bei den ersten Versuchen, geeignetere Zusammensetzungen des Glases zum Spinnen
zu finden, zeigte es sich, daß bei einer gewissen Sorte grünen Tafelglases die Fäden
sich zu einer Art Spirale sanft zusammenrollten. Der erste Faden dieser Art hatte
freilich nur 3 bis 4 Zoll Länge. Aber er regte zu weiteren Untersuchungen an, und
nach einigen Monaten, zu Ende des Jahres 1849, kamen Locken aus Glasgespinnst zu
Stande. Erst 10 Jahre später gelangte Brunfaut nach
vielfach vergeblich gemachten Versuchen zu einer Composition, welche stets gelocktes
oder gekraustes Glasgespinnst erzeugt. Sobald man den 5 Ellen im Umfange haltenden
Strähn von Glasfäden
durch einen Schnitt vom Umfange des Rades lostrennt, wickeln sich die Fadenbündel zu
einer Spirale von ungefähr einer Elle Länge zusammen, vermindern daher ihre
geradlinige Ausdehnung um vier Fünftheile.
Diese gekrausten Glasfäden sind ungleich feiner, als die nach älterer Methode
erzeugten glatten Glasfäden. Sie übertreffen an Dünne nicht nur die feinste
Baumwolle, sondern sogar die einfachen Coconfäden, da sie nur einen Durchmesser von
0,006 bis 0,012 Millimeter haben. Dabei erscheinen sie nahezu so weich und
elastisch, wie Seidencharpie. Werden die Strähne gekrauster Glasfäden vom Rade
abgenommen und durch einander gewirrt, so bilden sie Wollflocken von schneeiger
Weiße und besitzen einen Schimmer, welcher den Glanz der Seide weit übertrifft.
Diese Erfindung bahnte dem Glasgespinnste ganz neue und bedeutungsvolle Wege. Brunfaut stellte die Glaswolle zuerst zu Marburg in
Steiermark aus, wo man den Versuch machte, sie mit den Füßen zu zerstampfen und zu
zerreiben, und dennoch keine Veränderung wahrnehmen konnte, und wo ein zufällig
anwesender Gutsbesitzer aus Frankreich, welcher in der Züchtung der edleren
Wollschaf-Racen tüchtige Erfolge aufweisen konnte, sie für die feinste
Elektoralwolle des besten Rambouillet-Schafes aus Frankreich erklärte, da er
von dem mineralischen Ursprunge der Wolle keine Ahnung hatte. Brunfaut erhielt damals und dann auch später wiederholt den ersten
Preis.
Nun konnte auch der industriöse Geist der Gemahlin Brunfaut's erfinderisch schaffen und unerwartetes Neues hervorbringen. Aus
den dichten, weichen Locken fügten sich bald Astrachan-Muffe, Kappen und
Hüte, Plüschbesätze zu Kleidern, Rüschen und Pelerinen zusammen. Die halbgekrausten
Gespinnste lieferten das Material zu prachtvoll glänzenden weißen Straußenfedern,
Pleureusen und anderen Haarputzartikeln. Ein Wiener Friseur und Perückenmacher
verfertigte aus den weißen Glasfadenlocken eine Rococoperrücke, welche die
Bewunderung aller Kenner erregte, und nachdem sie im Auslagekasten Monate lang stets
neue Zugkraft auf die Passanten der Kärtnerstraße, wo sie ausgestellt war, ausgeübt
hatte, für den Preis von 100 Gulden verkauft ward. Brautschleier aus Glaswolle von 2
1/2 Ellen im Gevierte waren von unerreichbarer Zartheit, ließen sich, ohne zerdrückt
zu werden, in eine Nußschale einschließen und sofort wieder durch Aufblasen mit dem
Athem in die volle Weite ausdehnen. Wer immer noch diese Erzeugnisse erblickte,
fühlte sich hingerissen von der Zauberhaftigkeit und Schönheit der an und für sich
so einfachen Gebilde aus Glas.
Die Preisaufgabe vom Jahre 1825 war nun glänzend, wenn auch für die Erlangung des
Preises etwas zu spät, gelöst. Der Faden oder das Fadenbündel ließ sich knüpfen und
flechten und verweben, man konnte damit häkeln, sticken, stricken, nähen, kurz alle
Arbeiten verrichten, zu denen bisher Baumwoll- , Woll- oder
Seidenfäden verwendet wurden.
Das Jahrbuch der Erfindungen von H. Hirzel und H. Gretschel (Jahrgang 1869, S. 231) theilt mit, daß man in
Wien gelungene Versuche gemacht habe, mit Hülfe der Lamb'schen Maschine bei der Shawlstrickerei Glasfäden einzustricken, und daß
„dieses Erzeugniß der Glasspinnerei von außerordentlicher Feinheit und
Geschmeidigkeit“ auch auf der Nähmaschine zum schönsten
Ketten- und Steppstiche benutzt werden kann.
Die durch einander gewirrten Wollflocken werden in neuester Zeit als Gichtwolle oder
Rheumatismus-Watte mit vorzüglichem Erfolge benutzt. Auch fanden Chemiker und
Apotheker dieselben besonders zu Filtern sehr geeignet, weil die Glaswolle weder von
Säuren angegriffen wird, noch, wie andere Filter, schon nach einmaligem Gebrauche
verdorben ist, da sie sich mittelst Wasser waschen und zu fernerem Gebrauche wieder
herstellen läßt.
Auch die glatten Glasfäden wurden seit der Erzeugung der gekrausten Gespinnste
beträchtlich verbessert und verfeinert. Sie dienen gegenwärtig vorzüglich zu
Geflechten, welche dann weiter zu Polstern, Lampentellern, Teppichen, Decken,
Shawls, Halstüchern, Cravatten, Manschetten, Kragen, Kleidergarnituren, Uhrketten
und dergl. verarbeitet werden.
Posamentirer bemächtigten sich der Glasfäden zur Erzeugung von Knöpfen und
Franzen.Darunter fanden besonders die aus Glas verfertigte unzerreißbare
Tambourirseide und die hieraus gedrehten vierfachen Franzen vielen
Beifall. Besonders reizend sind Hütchen für Damen ganz aus Glas, durch gekrauste Federn von Glas
geputzt. Sie wiegen höchstens zwei Loth, während die vor Jahren in Venedig
geflochtenen Hüte zehn bis zwölf Loth wogen und doch nicht größer waren.
Die glatten Glasfäden, deren Farben sehr gut decken, lassen sich auch zum Einweben
von Figuren in Brokate und andere schwere Seiden- oder Sammetstoffe
verwenden. Ihr Glanz überdauert und übertrifft den lebhaftesten Glanz der Seide oder
des Atlasses. In Musselin als Einschlag eingewebt, verziert der glatte Glasfaden
besonders Ballkleider weit schöner als Seideneinschlag. Ebenso nehmen sich Borten
mit Stickerei von Glasgespinnst prachtvoll aus. Fabrikant Reiterer in Wien brachte die Glasfäden offen und gedreht wie
Tambourirseide auf Spulen beim Weben der Cravatten- und Giletstoffe am
Jacquardstuhle in Anwendung und erzielte dabei denselben Erfolg wie bei der
Verwendung von Seide.
Prof. Kick in Prag schlug vor, die glatten Glasfäden zu
Fadenkreuzen optischer Instrumente zu verwenden. Dieselben sind feiner,
gleichmäßiger und fester als die Fäden eines Spinngewebes. (Die Glashütte, 1873 Nr.
44.)
Ueber Cassius'schen Purpur; von Dr. H. Schnitzler.
Das sehr schwierige Absetzen des für die Porzellanmalerei vorzüglich geeigneten, nach
der in Graham Otto's Lehrbuch gegebenen Vorschrift
mittelst Zinnsalz, Zinnchlorid und Goldchlorid erhaltenen Cassius'schen Purpurs erfolgt leicht durch genügenden Zusatz von Alkohol
ca. 1/10 der Flüssigkeit.
Ueber sogenannte Gold- und Violettbronze (wolframsaures
Wolframoxyd-Alkali); von Dr. H. Schnitzler.
In der Fabrik des Hrn. Dr. Th. Schuchardt in Görlitz in Schlesien wurde mir die Gelegenheit, obige
Bronzen darzustellen.
Sie wurden bis dahin mittelst Zinn und dem geschmolzenen sauren
Wolframsäure-Salz dargestellt, mit einer sehr geringen Ausbeute.
Ich erreichte die pfundweise Darstellung dadurch daß ich die Menge der Wolframsäure
so sehr erhöhte, daß das gepulverte bei stärkerer Hitze in einem Tiegel geschmolzene
Gemenge in eine Porzellanröhre gebracht bei schwachem Holzkohlenfeuer höchstens
zusammensinterte. Die Reduction erfolgte dann mittelst Leuchtgases in einigen
Stunden. Die Ausbeute war bedeutend bei leicht zu treffendem mäßigem Feuer. Die
Goldbronze ist nach genügender mehrmaliger Reinigung mit heißer Salpetersäure zur
Oxydation überschüssigen Wolframoxyds und mit Natronlauge, ein im Sonnenlichte
prachtvoll goldgelbes gleichmäßiges Pulver.
Bei stärkerer Hitze erhält die Farbe einen Stich in's Carmoisinrothe (vielleicht
durch einen geringen Gehalt von Kali bedingt). Die Violettbronze
(Kali-Verbindung) erfordert etwas größere Hitze. – Man könnte diese
Präparate, welche in der Buntpapierfabrication des hohen Preises wegen beschränkte
Anwendung finden, in geeigneten Oefen centnerweise darstellen, wenn nur der hohe
Preis der Verwendung entgegensteht.
Ausbeute eines Tellurerzes; von Dr. H. Schnitzler.
Bei Verarbeitung von etwa 6 Pfd. Tellurerz erhielt ich nach Behandlung mit verdünnter
Salzsäure und dann durch wiederholtes Erhitzen mit Salpetersalzsäure. Eindampfen der
Lösung, Fällen des Goldes mit Eisenvitriol in der Wärme, des Tellurs mit
Schwefligsäuregas in der Wärme, Ausziehen des Chlorsilbers aus den Rückständen mit
Ammonflüssigkeit und Reduction mit Zink:
128 GrammeGrains reines Gold, 240 GrammeGrains Tellur, 10 GrammeGrains tellurhaltiges Selen, welches später gefällt wird und 30 GrammeGrains Silber.
Das schwarze pulverige Tellur läßt sich in einem bedeckten Porzellantiegel bei ganz
gelinder Hitze fast ohne Verlust zu einem Regulus von glänzendem Metall
schmelzen.
Das Tellurerz wird von den österreichischen Bergämtern nach dem Goldgehalte verkauft;
derselbe war in obigem Schlich zu etwa 120 GrammeGrains angegeben.
Darstellung von Chlorbor und Chlorsilicium; von Dr. H. Schnitzler.
Wer sich mit der Darstellung von Chlorbor beschäftigt hat,
weiß, wie schwierig es ist, selbst bei starker Kältemischung nur einige
Kubikcentimeter darzustellen. Mittelst eines U-förmigen Rohres mit Ablauf, dessen Temperatur durch Schnee und
Schwefelsäure unter – 30° C. gehalten wurde, gelang es nur nach langer
Zeit, ca. 25 K. C. zu sammeln.
Dagegen erfolgte die Condensation leicht bei Anwendung eines ca. 6 Zoll langen und 1 1/2 Zoll weiten Rohres, welches so geneigt war,
daß der Ablauf des Chlorbors dem Chlorstrom entgegen geschah. Das Rohr lag in einer
Holzrinne in Schnee gehüllt, der von Zeit zu Zeit mit starker roher Salzsäure
übergossen wurde. Die Temperatur war ca. –
10°. Die Darstellung geschah mittelst eines geglühten Gemisches von Borsäure,
Ruß und Oel in Kugelform in einem Porzellanrohr in der bekannten Weise. Der
Chlorstrom darf stark seyn, wenn nur die Temperatur eine sehr hohe ist. In einem
Nachmittage erhielt ich ca. 80 K. C. schwach gelb
gefärbten Chlorbors.
Chlorsilicium bedarf einer etwas geringeren Hitze, die
Condensation erfolgt bequem in einem U-förmigen
Rohr der geringeren Flüchtigkeit wegen. Als Kältemischung ist eine Mischung von
Schnee oder gestoßenem Eise mit concentrirter Schwefelsäure dienlich. Die
Schwefelsäure wird vorher mit so viel Schnee versetzt, daß sie den höchsten
Wärmegrad von ca. 50° erhält, dann erkalten
gelassen und nun mit kaltem Schnee vermischt. In 2 Tagen erhielt ich ca. 200 GrammeGrains, welche Menge sich in einem geeigneten Apparat nach vorheriger Behandlung
mit Quecksilber anfangs unter Ausstoßen von Salzsäuredampf ohne Verluste zu einer
krystallhellen Flüssigkeit rectificiren ließ.
Darstellung von Lithium; von Dr.
H. Schnitzler.
Mittelst einer Batterie von 12 Bunsen'schen Elementen
geschieht die Reduction von mit etwas Chlorammonium versetzten in einem großen
Porzellantiegel geschmolzenen Chlorlithiums. Der großen den arbeitenden Chemiker
hindernden Hitze eines Thonofens wegen geschieht das Schmelzen am besten mittelst
eines guten 24-Brenners. Man kann dann den an dem den negativen Pol bildenden
dicken Eisendraht sich ansammelnden Lithiumtropfen durch Emporheben des Eisendrahtes
mittelst eines kleinen eisernen Löffels durch geschicktes Abwerfen in Petroleum
kugelförmig gewinnen. Man erhält Kugeln bis zu 1 Centimet. Durchmesser, welche von
anhängendem Chlorlithium befreit, in einer eisernen Form durch eine feine Oeffnung
zu silberglänzendem Drahte durchgequetscht werden können, der in Petroleum
schwimmend in einem Glasrohre eingeschmolzen eine interessante Erscheinung ist. Das
bei dem Ausschöpfen erhaltene Chlorlithium kann man mit dem etwa anhängenden
Petroleum wieder in den Porzellantiegel werfen und so das gesammte theure
Chlorlithium ausnutzen. Wohl vorbereitet, kann man in einem Tage 25 GrammeGrains und mehr darstellen.
Zusatz von Wolfram und Chrom zu Eisen und Stahl, nach J. E. T.
Woods und J. Clark in
London.
Der Zusatz von 1 bis 5 Proc. einer aus 10 Theilen Wolfram und 90 Theilen Chrom
bestehenden Legirung zu Eisen oder Stahl gibt diesen Metallen besondere Härte und
Widerstandsfähigkeit gegen das Rosten. Ein silberfarbiges, äußerst politurfähiges,
zu Speculum-Metall ganz vorzügliches Material wird durch Zusammenschmelzen
von 67 Theilen Stahl und
38 Theilen Wolfram-Chrom-Legirung, welche aus 5 Wolfram und 95 Chrom
besteht, erhalten. (Englisches Patent vom 25. Juni 1872.) (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1554.)
Ueber die Structur des Porzellans; von H. Behrens.
Nach der zuerst von Ehrenberg
Poggendorff's Annalen Bd. XXXIX S. 106. gemachten Angabe bestände das Porzellan aus einer geschmolzenen Masse, deren
wesentlicher Bestandtheil die dem Kaolin zugesetzten Flußmittel wären, in welcher
Masse die aus an einander gereihten Kügelchen gebildeten und dadurch gegliedert
erscheinenden Kaolin-Stäbchen, welche wie ein Filz zusammengehäuft sind,
unter dem Mikroskope deutlich zu erkennen seyen. Demgemäß wird, und zwar allgemein,
das Porzellan als das Product einer partiellen Schmelzung betrachtet; es ist
undurchsichtig, weil es ungeschmolzene Kaolinpartikeln in reichlicher Menge enthält,
deren Aggregate durch die glasartig geschmolzenen Flußmittel durchscheinend gemacht
sind, wie mit Firniß getränktes Papier; es würde durchsichtig seyn, wenn es einer
zur Schmelzung des Kaolins genügenden Temperatur ausgesetzt gewesen wäre.
Dagegen behaupteten Oschatz und Wächter,Polytechn. Journal Bd. CVI S.
322. das Porzellan sey ein Glas, aus dem sich Krystalle
ausgeschieden haben; und Behrens hat gefunden,
daß diese Behauptung richtig ist. In keinem der von ihm untersuchten
Porzellanpräparate war etwas von gegliederten Kaolin-Stäbchen zu bemerken,
und die Partien, welche sich noch etwa als Kaolin deuten ließen, waren keineswegs
bloß von Fluß durchtränkt, sondern vollständig flüssig gewesen. Der einzige
Bestandtheil, welcher theilweise festen Aggregat-Zustand behalten hatte, war
der Quarz; der Verf. betont: theilweise, denn die Kanten der kleinen Quarzsplitter
waren allemal abgerundet, und zudem gibt es Sorten von ächtem, hartem Porzellan, die
keinen Quarz erkennen lassen, während ihr mikroskopisches Bild sonst in allen
Stücken dem der quarzhaltigen Porzellane gleicht. Der Quarz zeigt in diesem Falle
ein ähnliches Verhalten, wie der Olivin in geschmolzenem Basalt, der nur dann zum
Flusse zu bringen ist, wenn man den Basalt zu äußerst feinem Pulver zerrieben hat.
(Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1873,
Bd. CL S. 386.)
Ueber die Darstellung künstlicher Brennmaterialien,
insbesondere über die Holzkohlen-Briquettes; von Prof. Dr. Weber in Berlin.
In der Märzversammlung 1873 des Vereines zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen, hielt Hr. Professor Dr. Weber einen Vortrag über die Darstellung künstlicher Brennmaterialien,
insbesondere über die in neuerer Zeit vielfach verwendeten Holzkohlen Briquettes. Derselbe führte zunächst aus, daß für viele
technische Zwecke die Brennstoffe, wie sie die Natur unmittelbar darbietet, nicht
geeignet seyen, daß umfangreiche Industriezweige auf der Präparation der
Heizmaterialien basiren, daß einzelne dieser Proceduren bereits seit langer Zeit
ausgeführt werden. Nach Plinius haben schon die Griechen
und Römer den Proceß der Holzverkohlung und die an Brennstoff reicheren Kohlen für
metallurgische Zwecke benutzt. Es ist vielfach, indessen ohne Erfolg, versucht
worden, den Brennwerth der Braunkohlen und des Torfes durch Verkohlung zu erhöhen;
dagegen hat man technisch günstige Erfolge durch Comprimiren dieser Stoffe erzielt.
Große Dimensionen hat die Fabrication von Steinkohlenkohks und von
Steinkohlenbriquettes angenommen, und das von dem ursprünglichen Brennstoffe wohl am
meisten abweichende Brennmaterial, das Generatorgas, gewinnt immer mehr Bedeutung
und erweist sich für viele Zwecke als ein vorzüglicher Heizstoff. Auch die
staubförmigen, feinpulverigen Brennmaterialien finden bei metallurgischen Arbeiten
jetzt vielfach Eingang. Die Brennstoffe weichen wesentlich von einander hinsichtlich
ihrer Entzündlichkeit und der Fähigkeit, leicht fortzubrennen, ab, und oft wird
hierdurch die Wahl des Brennmateriales für einen bestimmten Zweck bedingt. In vielen
Fällen liegt das Bedürfniß vor, einen Brennstoff zu besitzen, welcher möglichst
leicht, wenn auch langsam, fortbrennt und selbst bei einem beschränkten Luftzuge
nicht verlischt. Diesen Bedingungen genügen die natürlichen Brennstoffe nicht, auch
nicht die lediglich verkohlten oder pulverisirten Rohstoffe. Für diesen Zweck wird
ein Präparat hergestellt, bestehend aus einer an sich leicht brennbaren, vorher in
Pulverform gebrachten Kohle und aus sauerstoffabgebenden Zusätzen, durch deren
Mitwirkung die Entzündlichkeit ersterer erhöht, das Fortbrennen derselben
erleichtert wird. Derartige Fabricate haben sich für viele Zwecke als sehr nützlich
erwiesen und der auf ihre Bereitung basirende Industriezweig hat in letzterer Zeit
an Umfang erheblich gewonnen. Die wesentlichen Bestandtheile dieser Präparate sind
pulverisirte Kohle, namentlich Holzkohle, Salpeter und ein Bindemittel. Nach einem
belgischen Patente aus dem Jahre 1864 fabricirte Vuitton
derartige Brennstoffe durch Pressung eines feuchten Gemisches von pulverisirter
Holzkohle, Steinkohle mit Zusatz von Salpeter und Kleister. Gedge (Engineer vol. XXI) empfiehlt die
Verwendung dieses Heizmateriales für kleine Wärmöfen, z.B. in Wogen, in Werkstätten
zum Anwärmen von Leim, zum Erhitzen der Buchbinderstempel, zum Warmhalten von
Wasser, auch zum directen Erhitzen der Platten und dergleichen. Eine bedeutende
Anwendung hat derselbe in den letzten Jahren als Material zum Heizen der
Eisenbahnwaggons gefunden. Man hat es in kleinen stehenden Oefen gebrannt, hat
später kastenartig gestaltete Brenner benutzt, in welchen die Kohle auf unterlagen
von dicken Drahtgeflechten verglimmt. Diese unter den Sitzen angebrachten Kästen
waren früher mit durchlöcherten Deckplatten versehen, so daß die Verbrennungsgase in
den Waggon eintreten konnten. Jetzt werden, um das Dunsten zu vermeiden, die Kästen
ringsum völlig dicht hergestellt und behufs der Luftzufuhr mit Röhren versehen,
welche außerhalb der Wagen münden. Eine eigenthümliche Anwendung haben diese
Kohlenpräparate jetzt für bautechnische Zwecke gefunden. Man benutzt sie als ein bequemes Mittel zur Entwickelung von Kohlensäure in Räumen,
welche mit frischem Wandputz versehen worden sind, und befördert dadurch den
Erhärtungsproceß des Kalkputzes. Der frische Putz enthält bekanntlich den
Kalk als festes Kalkhydrat, und dieses wird langsam durch die in der Luft
enthaltene, namentlich beim Bewohnen sich entwickelnde Kohlensäure unter
Ausscheidung von Wasser zersetzt. Die beim langsamen Verglimmen der Kohlenziegel
entbundenen Verbrennungsgase wirken wie das Kohlensäuregas, welches sich beim
Bewohnen in Folge des Athmens etc. erzeugt. Der Vortragende stellte Versuche mit
Kohlenpräparaten dieser Art an, welche in der Fabrik von Runge in Berlin gefertigt waren. (Verhandlungen des Vereines zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1873 S. 168).
Schädliche Wirkung von Zinkdächern und
Dampf-Abzugsröhren von Zink in der Bierbrauerei; von Prof. Dr. J. Neßler.
Vor einiger Zeit klagte dem Verfasser ein Bierbrauer, daß seit der letzten Zeit sein
Bier sich nicht mehr kläre, und zwar seyen von den 3 oder 4 Tagen der Woche, an
welchen er braue, die Biere des ersten Tages in dieser Beziehung am schlechtesten.
In der Brauerei, auf welche diese Klage sich bezog, war über dem Kessel ein
Zinkdach, von welchem hier verdichtetes Wasser tropfenweise wieder in die Würze
zurückfloß. Eine Untersuchung ergab, daß dieses Wasser sehr viel Zink enthielt; ja
sogar in der eingesottenen und vergohrenen Würze konnte Zink nachgewiesen
werden.
Einige Wochen später kam ein anderer Brauer mit der Klage, daß sein Bier sich nicht
kläre. Hier wurde nur Sonntags nicht gesotten, und es klärte sich auch hier das
Montagsbier noch schlechter, als das an anderen Tagen der Woche bereitete Bier.
Ueber dem Kessel war ein großes Rohr von Zink angebracht, um die Dämpfe abzuleiten,
und über dem Kühlschiff befand sich ein Zinkdach. Von dem Zinkrohre liefen sehr
große Mengen von condensirtem Wasser wieder in den Kessel zurück; bei der
Untersuchung dieses Wassers ergab sich gleichfalls, daß dasselbe ziemlich reich an
Zink war.
Es läßt sich hieraus noch nicht mit Sicherheit schließen, daß die verhältnißmäßig
doch immer kleine Menge von Zink die Trübung des Bieres verursachte. Der Umstand
indeß, daß das Bier trüber blieb, wenn einen oder einige Tage lang nicht gebraut
wurde, deutet auch darauf hin; denn während man mit Brauen aussetzte, konnte das
Zink sich oxydiren und mit Kohlensäure verbinden, und beim ersten Sud konnte dann in
Folge dessen mehr Zink aufgelöst werden als bei späteren Operationen. Nachdem bei
dem einen Brauer das Zinkdach entfernt war, und bei dem anderen alles Wasser,
welches sich an der Abzugsröhre verdichtete, abgeleitet wurde, klärte das Bier sich
auch wie früher. (Daß eine Spur von Zinkoxyd eine Trübung des Bieres veranlassen
kann, erscheint nach einer früheren Beobachtung von Vohl
über zinkerne Kühlschiffe (polytechn. Journal Bd.
CCVII S. 511) als wahrscheinlich.)
Aber selbst auch abgesehen davon, ob das Bier durch einen Zinkgehalt trüber wird oder
nicht, muß sorgfältig vermieden werden, daß vom Zink Wasser in die Würze abtropft,
weil nun festgestellt ist, daß in diesem Wasser viel Zink enthalten sehn kann, und
das Zink in seinen Lösungen als gesundheitsschädlich zu betrachten ist. (Der
bayerische Bierbrauer, 1873, Nr. 12.)
Gasrohr-Verbindung.
Es ist allgemein anerkannt, daß die gewöhnliche Art Gas- oder
Wasserleitungsrohre zu verbinden sehr unvollkommen ist. Wenn die Verbindung auch
nach dem Legen noch so dicht ist, so wird sie doch durch die Winterkälte, sowie
durch die Erschütterung des Bodens allmählich undicht. Diesem Uebelstande wird bei
Gasröhren durch die Erfindung des Hrn. Somerville,
Ingenieur der Tublin-Gas-Compagnie, abgeholfen. Seine Erfindung beruht
auf dem von M. E. Mathieu in den „Nouvelles Annales de la Construction“ ausgesprochenen Principe, daß an den Verbindungsstellen zweier Rohre eine
Substanz eingeschoben werden sollte, die bei der Expansion oder Contraction sich
mehr oder weniger zusammendrücken läßt. Bei Somerville's
Erfindung besitzt der ausgebohrte Muff immer eine Rinne oder Kammer; der Hals der
Gegenröhre ist gedreht, um den Muff hineinzupassen, und besitzt an seinem Umkreise
eine entsprechende Vertiefung, so daß, wenn die beiden Röhren in gewöhnlicher Weise
in einander geschoben sind, diebeiden Rinnen – jene in dem Muff und diese am
Halse – genau aufeinanderpassen. In dem so gebildeten ringförmigen
Zwischenraum wird durch ein Bohrloch in dem Muffe eine geringe Menge Blei
eingegossen, welches nun ein Verschlußstück von der Form eines doppelten
ringförmigen Keiles bildet, der das Auseinandergleiten beider Rohre verhindert und
hinreichende Elasticität für die Expansion und Contraction besitzt. Dadurch wird die
Dichtigkeit der Verbindung vollständig erhalten. Die Erfindung hat sich seit zwei
Jahren bei der Dubliner Gasleitung vollkommen bewährt. (Engineering vom 1. August 1873.)
Glasur für gewöhnliche Thongegenstände.
Nach einem dem Hrn. Constantin ertheilten französischen
Patente erhält man diese Glasur durch Auftragen von Wasserglas (kieselsaurem Kali
oder Natron) von 35° Baumé entweder allein oder mit Zusatz von 20
Proc. Mennige und 5 Proc. Kieselsäure. Die dicke Flüssigkeit wird mittelst eines
Pinsels auf die halbgebrannten Gegenstände aufgetragen. Diese Glasur kann zum
Glasiren von Statuetten oder anderen Verzierungsgegenständen angewendet werden; sie
leistet auch vortreffliche Dienste als Glasur für gewöhnliche Töpferwaaren, denn sie
ist, gut eingebrannt, ganz unschädlich, da sie durch saure und fette Flüssigkeiten
nicht angegrissen wird. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S.
1562.)
Einwirkung des Terpenthinöles auf Blei und Zinn; von J. M. Merrick.
Ich wurde neulich von einem Maler ersucht, ihm zu rathen welches Metall er zur
Auskleidung eines großen Behälters nehmen solle, in dem er eine große Quantität Terpenthinöl aufbewahren
möchte. Ich empfahl ihm Bleiblech, aber er trat meiner Ansicht unter Vorzeigung
eines ganz zerfressenen Bleibleches entgegen, welches zur Ausfütterung eines
Terpenthinfasses gedient hatte, und fügte auch noch ein weißes Pulver hinzu, das ich
sofort als Bleiweiß erkannte, und das, nachdem das Oel aus dem Fasse abgelassen war,
sich auf dem Boden desselben als dicke Lage vorfand. Das Oel reagirte nicht merklich
sauerNatürlich, denn die Säure war durch das Bleioxyd abgestumpft. Der
Uebersetzer. und zeigte nichts Abweichendes.
Laurent beobachtete an den Deckeln von Zinkbüchsen, in
welchen Terpenthinöl aufbewahrt worden war, weiße körnige Krystalle von
ameisensaurem Zinkoxyd, und Saussure fand, daß binnen
neun Monaten 1 Volum Terpenthinöl sein 128faches Volum Sauerstoff aufnehmen
kann.
Offenbar diente im obigen Falle das Oel als Uebertrager des Sauerstoffes aus der Luft
auf das Metall.
Dieß veranlaßte mich, auch das Verhalten des Zinnes zu Essigsäure und zu Terpenthinöl
zu prüfen. Das Metall war in Blechform und die Säure theils eisige, theils solche,
welche gleiche Theile der letzteren und Wasser enthielt. Die Zeitdauer der
Einwirkung ist in den nachstehenden Tabellen in Stunden ausgedrückt.
Versuche mit eisiger Essigsäure.
Gewicht des Zinnes
Gewichts-Verlust
Gewichts-Verlustin Procenten
Zeitdauer derEinwirkung
28,948
28,780
0,168
0,58
24 Stunden
28,1435
0,6365
2,21
70 „
27,655
0,4885
1,74
96 „
27,545
0,110
0,39
100 „
27,537
0,008
0,0003
104 „
27,100
0,437
1,54
118 „
Versuche mit einer Mischung von gleichen
Theilen eisiger Essigsäure und Wasser.
Gewicht des Zinnes
Gewichts-Verlust
Gewicht-Verlustin Proc.
Zeitdauer derEinwirkung
30,209
30,204
0,005
0,00017
24 Stunden
30,191
0,013
0,0003
70 „
30,183
0,008
0,0002
96 „
30,180
0,003
0,0001
100 „
30,173
0,007
0,0002
104 „
30,163
0,010
0,0003
118 „
In Terpenthinöl verlören 40,024 Grm. Zinnblech binnen 118 Stunden nur 0,001 Grm. an
Gewicht. (American Chemist, Februar 1874, S. 289.)
Halb gefärbte Federn.
Die Federfärberei beschäftigt sich neuerdings nicht allein damit, die Federn uni zu färben; man hat auch angefangen, die Federn zu schattiren und in mehreren
Farben zu färben. Das Schattiren geschieht in ähnlicher
Art, wie die Erzeugung der Ombrés auf Garnen, d.h. durch successives
Eintauchen der Feder in die Flotte, wodurch hellere und dunklere Stellen erzeugt
werden. Neuerdings finden wir Federn, bei welchen beide Fahnenhälften verschieden
gefärbt sind. So erzeugt man Federn rosa und weiß, blau und roth u.s.w. So
überraschend dieß auf den ersten Augenblick seyn mag, so ist doch die Herstellung
solcher Federn bei einiger Vorsicht nicht schwierig. Es versteht sich, daß die Feder
nur halb eingetaucht wird, und zwar muß dieß geschehen, während sie straff gespannt
ist. Zu diesem Zweck bedient man sich eines quadratischen hölzernen Rahmens, in
welchem eine Seite fehlt. Der Rahmen hat etwa die Einrichtung des Gestelles einer
Laubsäge. Hier befinden sich an den beiden offenen Enden Klammern aus Eisen, in
unserem Falle dagegen Messingklemmen, in welche die Federn mit ihren Enden
eingeklemmt wird. Man spannt die Feder straff ein, so daß der Kiel eine gerade Linie
bildet, und taucht die untere Hälfte vorsichtig bis zum Kiel in die bereit stehende
Farbflotte. Nach dem Färben der einen Seite wird gespült und umgespannt, so daß die
bisher nicht gefärbte Fahnenhälfte nach unten kommt, und in einer anderen Flotte
weiter gefärbt. Es ist nicht nöthig, für jede Federlänge einen besonderen
Klemmrahmen zu haben; es genügt vielmehr ein einziger großer Rahmen. Für kürzere
Federn hilft man sich durch Anfügen eines Bindfadens an die Federfahne, dessen eines
Ende um den Federkiel geschlungen und dessen anderes Ende fest geklemmt wird. (Reimann's Färberzeitung, 1874 Nr. 1 und 2.)
Erzeugung von Anilingrau auf Baumwollgewebe in der Druckerei,
nach Eduard Lauber, Chemiker und Colorist.
Ein sehr schönes Anilingrau wird durch schwache Oxydation auf folgende Weise auf dem
Gewebe hervorgerufen:
In 3 1/2 Liter kochendem Wasser löst man 625 Grm. chlorsaures
Kali; nach dem Abkühlen werden
6 1/2
Liter Gummiwasser
à 1 Kil.
312,5
Grm. Chlorammonium,
1500
Grm. weinsaures Chromoxyd-Kali von
30° Baumè,
200
Grm. Anilin,
1160
Grm. Weinsäure
eingerührt, und das Ganze wird tüchtig durchgearbeitet, damit
die Salze sich vollständig lösen.
Das weinsaure Chromoxyd-Kali wird auf folgende Weise dargestellt: In 3 Liter
warmem Wasser löst man 960 Grm. doppelt-chromsaures Kali; ist die Lösung auf
35° R. abgekühlt, so rührt man langsam 1440 Grm. Weinsäure, welche vorher
fein gepulvert wurde, ein. Hierbei ist durch Einstellen des Gefäßes in kaltes Wasser
eine Temperatur-Erhöhung zu vermeiden, da das grüne Doppelsalz sonst in eine
andere Modification übergehen und dabei seine Eigenschaften theilweise verändern
würde.
Diese Methode der Darstellung des Doppelsalzes von weinsaurem Chromoxyd und
weinsaurem Kali ist jedoch insofern nicht rationell, als zur Reduction der
Chromsäure die so theure Weinsäure verwendet wird; man kann dieselbe, in so weit sie
für diesen Zweck bestimmt ist, wahrscheinlich durch wohlfeilere Stoffe, wie
Weingeist, Zucker etc. ersetzen.
Beim Druck der Stücke ist zu beachten, daß sie die Trockenplatten nicht berühren, und
daß sie diese nach vollendetem Druck rasch verlassen, die Maschine daher nicht
angehalten werden darf, bis das letzte Stück die Trockenplatten vollständig
verlassen hat. Nach dem Druck werden die Stücke 48 Stunden lang in einem auf ca. 32° C. erwärmten Raume aufgehängt, dann 1
Stunde lang in den Bach eingelegt, auf dem Haspel gewaschen, getrocknet und
appretirt.
Durch Verdünnung mit Gummiwasser lassen sich natürlich hellere Nüancen
herstellen.
Das Grau zeichnet sich durch Aechtheit aus und erträgt alle Behandlungen des
Alizarinroth, wobei nur die Zinnsalzpassage weggelassen wird. Auch zur Herstellung
schöner, zarter Fonds ist es sehr zu empfehlen. (Musterzeitung, 1874 Nr. 1.)
Zubereitung der Wolle vor dem Krempeln, nach G. Whitaker und J. Ashworth in
Rochdale.
Dieses Verfahren bezweckt eine Ersparniß an Oel beim üblichen Oelen der Wolle. Diese
wird, nachdem sie aus dem alkalischen Bade genommen ist, in mit Schwefelsäure
angesäuertes Wasser gebracht und hierin 1 bis 2 Minuten lang umgeschwenkt. Das
Säurebad wird auf ungefähr 35° C. erwärmt, und man nimmt zu 200 Gallons
Wasser 3 Pfd. käufliche Schwefelsäure; diese Menge von Säure reicht für etwa 200
Pfd. Wolle aus. Nach diesem Bade wird sorgfältig ausgewaschen und getrocknet. So
zubereitete Wolle bedarf nur der Hälfte der gewöhnlich erforderlichen Oelmenge.
(Englisches Patent vom 26. Juni 1872.) (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1873 S. 1554.)
Verbesserung in der Fabrication von Stearinsäure, von Deiß.
Die vorgeschlagene Verbesserung besteht in der Anwendung von Schwefelkohlenstoff zur
Erhöhung der Flüssigkeit der Oelsäure und der darnach möglichen Beseitigung des
Warmpressens der rohen Stearinsäure. Der Zusatz von Schwefelkohlenstoff kann vor
oder nach dem Kaltpressen der Säure geschehen. Man schmilzt die rohe Fettsäure in
einem passenden Apparate und vermischt sie alsdann im flüssigen Zustande mit 20
Proc. Schwefelkohlenstoff, läßt erkalten und preßt in der Kälte aus. Die so
erhaltene Stearinsäure soll von Oelsäure frei seyn. (Französisches Patent vom 13.
Juli 1872.) (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1873 S. 1562.)
Ueber die Zersetzung des dreibasisch-phosphorsauren
Kalkes durch Wasser; von Rob. Warington.
Einige Chemiker haben die Beobachtung gemacht, daß das einbasische und das
zweibasische Kalkphosphat durch kochendes Wasser in saures und basischeres Salz
zerfallen. Der Verf. fand im Jahre 1866, daß kochendes Wasser auch auf dreibasisches
Kalkphospat zersetzend wirkt, indem die Flüssigkeit eine saure Reaction annimmt, und
neue Versuche bestätigen dieß. Die frisch gefällte und gut ausgewaschene Verbindung,
ein paar Grammen in trockenem Zustande entsprechend, wurde mehrmals nacheinander mit
einem Liter Wasser je zwei Stunden lang gekocht. Das Wasser ward dadurch sauer, und
der Niederschlag enthielt schließlich neben dreibasischem Phospat noch Kalkhydrat,
und zwar in dem Verhältniß von 3 (3 CaO + PO⁵) + CaO, HO, so daß man
denselben als Apatit ansehen kann, worin das Fluorcalcium oder Chlorcalcium durch
Kalkhydrat vertreten ist.
Auch schon kaltes Wasser übt diese Wirkung aus, nur weit langsamer. (Journal of the Chemical Society, 2. Ser., vol. XI p. 983; Oct. 1873).
Ammonio-Nitrometrie, oder neues Verfahren zur
Bestimmung des Ammoniaks, des Stickstoffes der organischen Materien, der
Salpetersäure in den natürlichen Wässern, Erden, Düngern etc.; von Piuggari.
Unter dem Namen Ammonio-Nitrometrie begreife ich sämmtliche Operationen zur
volumetrischen Bestimmung des Ammoniaks, des organischen Stickstoffes und der
salpetrigen Verbindungen in jedem Medium, wo die Zersetzung organischer
stickstoffhaltiger Materien stattfindet oder stattfinden kann, mithin in den
natürlichen Wässern, Erden und Düngern.
Die wichtigsten festzustellenden Grundlagen sind in allen Fällen die Menge des freien
und gebundenen Ammoniaks, des in den organischen Materien enthaltenen Stickstoffes
und der Salpetersäure oder des Salpeters, welche aus der Oxydation jener Materien
hervorgehen.
Den Namen Ammonio-Nitrometrie habe ich deßhalb gewählt, weil das Verfahren zum
Zweck hat, auf nassem Wege hauptsächlich das Ammoniak, die salpetersauren
Verbindungen und im Allgemeinen den Stickstoff zu bestimmen, in welchem Zustande er
sich auf befinden mag, dadurch daß jene Verbindungen vorübergehend in salpetrigsaure
und schließlich in Ammoniak umgewandelt werden.
Die von mir angewandten allgemeinen Mittel sind einfach die der Oxydation und
Reduction; aber da alle bis jetzt angewandten Reagentien weder energisch noch rein
genug sind, um, bei Untersuchung von Materien in höchst geringen Quantitäten,
hinreichend genaue Resultate zu geben, so bediene ich mich als eines zugleich
oxydirenden und reducirenden Agens für die organischen Materien eines Gemenges von
frisch gefälltem, noch feuchtem Chlorsilber und Kalihydrat, welches zwei bis drei Stunden bei 50 bis
60° C. einzuwirken hat. Die Vorzüge dieser beiden Körper bestehen nicht nur
darin, daß sie sehr energisch reagiren, sondern auch daß sie völlig ammoniakfrei zu
erhalten sind, was mit anderen Körpern von ähnlicher Wirkung mitunter sehr schwer zu
erreichen ist.
Durch dieses Gemenge wird aller Stickstoff der organischen Materien in Ammoniak und
in salpetrige und Salpetersäure übergeführt, welche letztere dann durch
Reductionsmittel ebenfalls in Ammoniak verwandelt werden müssen. Das hierzu dienende
Reductionsmittel ist der Wasserstoff im Entstehungszustande, den man mittelst Aluminium-Feile und Kalihydrat entwickelt, und zwar bei einer 100° nicht
überschreitenden Temperatur 1/2 bis 1 Stunde lang, je nach der Menge der zu
reducirenden Materie, worauf man das Ammoniak abdestillirt.
Die Brauchbarkeit meines Verfahrens habe ich an mehreren Substanzen von bekannter
chemischer Zusammensetzung wie Morphin, Codein, Strychnin, Albumin, Leim und
Harnsäure erprobt, und differirten die Resultate nur zwischen 1 bis 3 Proc., obwohl
nur mit sehr wenig Substanz (0,0002 bis 0,0005 Grm. in 1/2 Liter Wasser) gearbeitet
wurde.
Das aus sämmtlichem Stickstoff auf die angegebene Weise erzeugte Ammoniak dosire ich,
wenn es sich nur um äußerst kleine Mengen handelt, mit dem Neßler'schen Reagens, indem ich die Reaction mit einer auf 1/100
Milligramm Ammoniak per Kubikcentimet. gestellten
Flüssigkeit vergleiche. Bei etwas größerer Quantität wende ich ein anderes, von mir
ammonio-nitrometrisches benanntes Reagens an, welches durch Versetzen von 5
bis 6 K. C. unterchlorigsaurer Natronlösung mit 1 bis 2
Tropfen Phenol (Carbolsäure) hergestellt und der zu
untersuchenden Flüssigkeit zugesetzt wird. Dieses Reagens ertheilt der destillirten
ammoniakalischen Flüssigkeit eine schöne blauviolette Farbe, bleibt immer klar und
haltbar, und seine Intensität kann leicht mit einer normalen Flüssigkeit durch Hülfe
des Collardeau'schen Colorimeters verglichen werden.
Nach dem vorstehenden Verfahren stelle ich die sorgfältigsten Untersuchungen über das
Regenwasser, das Wasser des Platastromes, die Wässer der Brunnen und Cisternen der
Stadt Buenos-Ayres, die Bodenarten der argentinischen Republik und die Dünger
an. Ich nehme jedesmal 1/2 Liter natürliches oder destillirtes Wasser, setze dazu
die zu untersuchende Materie und bestimme darin nacheinander den im Zustande als
freies Ammoniak, als gebundenes Ammoniak, als Nitrat und als organisch vorhandenen
Stickstoff.
Berichtigungen.
In Dr. H. Schnitzler's
chemischen Notizen in vorstehenden Miscellen S. 484 und 485 ist statt
„Grains“ zu lesen: „Gramme“;
in Fischer's Aufsatz „über
Verunreinigung eines Brunnens durch die Abfälle einer
Gasanstalt“ in diesem Bande S. 140 (zweites Januarheft 1874) ist
in der Anmerkung 42 zu lesen:
Kresol und Phlorol statt
„Kreosol“ und „Plorol“.