Titel: | Die grösstmögliche Verwerthung von kupferarmen Kiesen. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXXII., S. 350 |
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LXXII.
Die grösstmögliche Verwerthung von kupferarmen
Kiesen.
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1874
Nr. 2.
Ueber die größtmögliche Verwerthung von kupferarmen
Kiesen.
Mit Erlässen des kgl. ungarischen und kais. kgl. österreichischen Handelsministeriums
vom 5. September 1873 wurde dem gewes. Bergrathe, derzeitigen
Departement-Vorstande beim kgl. und Staatsrechnungshofe Anton Baron Leithner ein ausschließendes Privilegium auf die Darstellung von kupferhaltigem Eisen (Fällungseisen) zur
Verwendung bei Cementationen ertheilt.
Nach der dem Privilegiums-Gesuche anliegenden Beschreibung gipfelt der größte
Gewinn aus der Darstellung eines solchen Eisens in der Weiterverarbeitung der bei
der Schwefelsäurefabrication aus kupferarmen Kiesen
verbleibenden Rückstände (Brände), indem dieselben nach einer Weiteren Verröstung
und vollständigen Entschwefelung, die am besten in einem dem Eisenhohofen zunächst
angebauten Gasröstofen mittelst Ueberhitze der Gichtflamme vollzogen wird, sofort
mit Kalkhydrat in Verbindung gebracht und selbe so in ein Schmelzgut (gleich einem
40–50procentigen Eisenerze der Gangart Kalk) umgewandelt werden, welches im
Hohofen verschmolzen ein Roheisen liefern wird, das bei der Cementation verwendet,
seinen Kupfergehalt im Cementschliche zurückläßt.
Welche Tragweite dieses Verfahren in sich schließt, dürfte am besten aus dem
nachstehenden Entwurfe für die Verwerthung der kupferarmen Kiese des oberungarischen
Bergbaues hervorgehen, wo namentlich in Schmöllnitz die Cementkupfererzeugung die
Lebensfrage des dortigen Bergbaues bildet.
Diesem Entwurfe ist die gewöhnliche jährliche Cementkupfer-Production des
Schmöllnitzer ärarischen Bergbaues mit 3500 Centner zur Basis gelegt und indem nach den
dortigen bisherigen Erfahrungen zur Erzeugung eines Centners Cementkupfers
durchschnittlich 4 Centner Roheisen als Fällungsmittel nothwendig sind, so entfallen
auf die Darstellung obiger Quantität Kupfer wenigstens 14,000 Centner Roheisen und
es werden sonach nach dem Zusammensetzungsverhältnisse der Kiese jährlich 31,500
Centner in die Manipulation zu ziehen seyn, welche dem Inhalte von
14,175
Centner
Eisen,
315
„
Kupfer und
17,010
„
Schwefel
entsprechen.
Die Verwerthung dieser Quantität an Kiesen zweigt sich nun in die der Schwefelsäure-Erzeugung und in die der Fällungseisen-Producte ab.
A. Die Schwefelsäure-Erzeugung. – Behufs derselben ist sonach der
Gehalt von 17,010 Centner Schwefel in Betracht zu ziehen. Angenommen, daß von diesem
Gehalte bei Beachtung aller Betriebsnebenverluste nur 40 Proc. factisch zur
Säure-Erzeugung ausgenutzt würden, so werden bei diesem Fabrikszweig sofort
6,804 Centner Schwefel in Verwendung kommen und nach dem
Zusammensetzungsverhältnisse der verkäuflichen concentrirten Schwefelsäure 20,618
Centner erzeugt werden können.
B. Die
Fällungseisen-Erzeugung. – Werden nun die so vorerst zur
Schwefelsäure-Erzeugung ausgenutzten Kiese, bezüglich die Rückstände des
Vorröstungsprocesses einer weiteren Röstung und vollständigen Entschwefelung in
einem Gasröstungs-Ofen unterzogen, so werden dieselben nach dem
Zusammensetzungsverhältnisse des endlich verbleibenden Röstgutes 21,000 Centner
Röstgut (Brände) geben, welche rechnungsmäßig dem Inhalte von
14,175
Centner
Eisen,
315
„
Kupfer,
6,510
„
Sauerstoff
entsprechen.
Werden dieselben unmittelbar beim Röstofen, beziehungsweise beim Ausziehen der
einzelnen Röstungspartien aus dem Ofen mit circa 36
Proc. Kalkhydrat in Verbindung gebracht, um sie einerseits zu binden, andererseits
um ein entsprechendes leicht schmelzbares Product eines dem Hohofenbetrieb
zusagenden Eisengehaltes zu gewinnen, so wird ein Schmelzgut im Gewichte von 28,560
Centner dargestellt seyn, welches nach dem Zusammensetzungsverhältnisse seiner
Bestandtheile aus
14,1753156,510
Centner„„
EisenKupferSauerstoff
21,000
und
5,7461,814
„„
KalkWasser
7,560
–––––––––––––
obige
28,560
Centner
bestehen wird.
Zur Erzeugung des Kalkhydrates von 7,560 Ctr. werden nach dem
Zusammensetzungsverhältnisse des dazu zu verwendenden Kalksteines (kohlensauren
Kalkes) 10,260 Ctr. nothwendig seyn, welche gebrannt und abgelöscht obige Quantität
Hydrat liefern werden, was aus der nachfolgenden rechnungsmäßigen Aufstellung
hervorgeht:
5,746
Kalk
5,746
Kalk
4,514
Kohlensäure
1,814
Wasser
––––––
–––––
10,260
Kalkstein
7,560
Kalkhydrat.
Der Durchschnittshalt des Schmelzgutes wird sich sofort mit dem Metallgehalt von 50,6
Proc. und zwar mit 49,5 Proc. an Eisen und 1,1 Proc. an Kupfer herausstellen. Wird
dasselbe mit dem entsprechenden Zuschlag an quarzigen und thonigen Substanzen oder
eisenhaltigen Silicaten im Hohofen verschmolzen, so entfällt rechnungsmäßig eine
Production von 15,057 Centner Roheisen (kupferhaltiges Fällungseisen) mit einem
Kupferhalt von 2,09 Proc., welches bei der Cementation verwendet, seinen
Kupferinhalt von 315 Centner im Cementschliche als Kupfer nahe ganz zurücklassen
wird.
Resumé. Aus der vorstehend aufgeführten
Verarbeitung von 31,500 Centner kupferarmen Kiesen wird darnach, abgesehen von
gewöhnlichen Manipulationsverlusten, rechnungsmäßig eine Production von
20,618
Centner
Schwefelsäure,
15,057
„
Fällungseisen,
315
„
Kupfer im Cementschlich
hervorgehen.
Nachdem nun das Schmöllnitzer Aerar im Laufe des Jahres 1873 seine kupferarmen Kiese,
für den Export nach Deutschland an die Kaschau-Oderbergerbahn gestellt, um
den Preis von 45 kr. österr. W. per Centner offerirte,
so stellt sich der Bruttowerth der obigen 31,500 Centner Kiese rechnungsmäßig mit
14,175 fl. österr. W. heraus.
Wird nun aber der Werth in Anschlag gebracht, welchen die Producte der aufgeführten
Selbstverwerthung der Kiese repräsentiren, so entfällt in runden Ziffern auf
20,000 Centner Schwefelsäure loco
Bahnstation Margiczan à 7 Gulden
140,000
Gulden
15,000 Center Fällungseisen nach
dem Durchschnittspreis loco Schmöllnitz à 3 fl. 50 kr.
52,500
„
300 Centner Cementkupfer in Schlich à 30 fl.
9,000
„
––––––––––––––
zusammen
201,500
Gulden
österr. Währ.
oder auf 1 Centner Kies der Bruttowerth von 6 fl. 39 kr.
österr. Währ.
Nimmt man nun die Gestehungskosten der aufgeführten Producte noch so hoch in
Anschlag, indem man allen localen Verhältnissen Rechnung
trägt, und würde man das zur Errichtung einer Schwefelsäurefabrik und zur
Herstellung eines Hohofens mit Gasröstofen erforderliche Capital sammt Zinsen nach
einem Amortisationsplan in 15 Jahren in Abschreibung bringen, so wird man dennoch zu
dem Resultate gelangen, daß aus der aufgeführten Selbstverwerthung der Kiese von
31,500 Ctr. ein jährlicher Reingewinn bis zur Höhe von
50,000 fl. zu erzielen ist, wie dieß auch in einer aufgestellten und überprüften
Gestehungs- und Schluß-Bilanz nachgewiesen wurde, wornach sich also
der Gewinn per 1 Centner Kies mit 1 fl. 58 kr. österr.
W. berechnet, während bei Aufstellung der Preise für ein Exportgeschäft nur ein
Gewinn von circa 10 kr. per
Centner in Anschlag genommen wurde.
Dabei darf man nicht übersehen, daß durch diese Selbstverwerthung der armen Kiese der
localen Cementation ein höherer Aufschwung in einer größeren Kupferproduction und
eine Zukunft gesichert erscheint, daß in der Verwendung eines Theiles der erzeugten
Schwefelsäure als Kammersäure beim dortigen Schmelzwesen viele für Ungarns
Metallbergbau höchst wichtige Fragen eine raschere Lösung finden werden und daß
endlich der aufgestellte Eisenhohofen, nach der Erzeugung der nothwendigen Quantität
an Fällungseisen aus Kiesen, sich auch mit der Verhüttung von dort vorkommenden
Eisensteinen beschäftigen kann und so noch eine Quelle zur Erhöhung des aufgeführten
jährlichen Gewinnes gegeben erscheint.