Titel: | Oscillirender hydraulischer Motor resp. Pumpe von Ingenieur A. Schmid in Zürich. |
Fundstelle: | Band 211, Jahrgang 1874, Nr. LXI., S. 329 |
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LXI.
Oscillirender hydraulischer Motor resp. Pumpe von Ingenieur
A. Schmid in
Zürich.
Nach der Zeitschrift des österreichischen
Ingenieur- und Architektenvereines, 1873 S. 214.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
[Schmidt's, Oscillirender hydraulischer Motor resp.
Pumpe.]
Einer sehr gefälligen, einfachen, compendiösen Construction begegneten wir in der
schweizerischen Abtheilung der Weltausstellung in der oscillirenden Patentpumpe von
A. Schmid in Zürich, welche zwar seit ihrer Erfindung
schon mehrfach in technischen Journalen besprochen wurde, welcher wir aber um so
lieber hier einige Worte widmen wollen, als sie sich auf unserer Ausstellung zum
ersten Male doppeltwirkend repräsentirt, und eclatant
zeigt in wie vielfacher Beziehung eine solche praktische Erfindung ausgenutzt werden
kann, wenn der Erfinder nicht bei dem ersten Erfolge stehen bleibt, sondern, wie Schmid, ununterbrochen an ihrer Vervollkommnung weiter
arbeitet, und sie für die verschiedensten Zwecke verwendbar zu machen bestrebt
ist.
Bei Gelegenheit des Referates über das Ergebniß der von der Stadt Zürich 1871
ausgeschriebenen freien Concurrenz für Wasserkraft-Maschinen fand der
einfachwirkende oscillirende Motor von A. Schmid, welcher
den besten Effect, nämlich 90 Procent ergab, im polytechn. Journal 1872, Bd. CCIII
S. 81 und 332, eine detaillirte Beschreibung und anerkennende Besprechung, weßhalb
wir hier auf das ursprüngliche System und das Wesen der Maschine nicht näher
einzugehen brauchen.
Wir beschränken uns darauf, unseren Lesern die Maschine in Figur 1 bis 3 in Ansicht,
Schnitt und Daraufsicht vorzuführen, wie sie sich in ihrer neuen, doppeltwirkenden Anordnung auf der Wiener Weltausstellung
präsentirte und so eine vierfache Verwendung finden kann, nämlich:
1) als hydraulischer doppeltwirkender Motor (Zuführung von
Druckwasser auf beiden Seiten);
2) als Dampfpumpe, wie in der Ausstellung (der eine Cylinder als
Dampfmotor, der andere als Förderpumpe wirkend);
3) als doppeltwirkende Pumpe mittelst Riemen- oder
Zahnräderbetrieb und
4) als Luftpumpe, wobei der treibende Cylinder mit
Druck-Wasser oder mit Dampf arbeiten kann.
Die Einfachheit der Construction und die Deutlichkeit der Zeichnungen machen eine
eingehende Beschreibung wohl überflüssig.
Der Cylinder sammt Kolben und Dampfcanälen oscillirt auf dem Schiebersitz und stehen
bei der doppelten Anordnung beide Cylinder einander so gegenüber, daß ihre Achsen in
eine Verticalebene fallen und die Kolbenstangen an einem und demselben Krummzapfen
so eingehängt sind, daß, wenn der eine Kolben auf der Mitte seines Hubes steht, der
andere seinen Weg bereits zum größeren Theile vollendet hat.
Als Hauptvortheile sind anzuführen: 1) Einfachheit der Construction; 2)
Compendiosität, 3) Freiseyn von allen Ventilen und anderen Zwischentheilen, was 4)
gestattet, die Maschine mit verhältnißmäßig großer Tourenzahl laufen zu lassen. Die
Pumpe in der Maschinenhalle, welche, obgleich inzwischen vier andere gleichartige
gebaut worden sind, das erste nach der neuen Anordnung construirte Exemplar ist,
kann 280 Touren per Minute machen und würde diese Zahl
noch um 50 bis 60 steigern können, wenn sie mit trockenem Dampfe arbeiten
könnte.
Zwar sind die beiden Kolben hier ganz gleich groß, überhaupt ist die Anordnung bis
in's Detail vollkommen symmetrisch, selbstverständlich aber ist es, daß die
relativen Flächen der Kolben auch verschieden groß gemacht werden können und zwar
abhängig einestheils von der Höhe, auf welche das Wasser gefördert werden soll und
anderntheils von der zur Verfügung stehenden Dampfspannung.