Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. , S. 337 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Verwendung von Stahl zu Dampfkesseln, speciell zu
Locomotivkesseln; von R. Haswell.
Ueber die Verwendung von Stahl zu Kesseln bemerkte R. L. Haswell, Ingenieur der österreichischen Staatsbahngesellschaft, im
„österreichischen Ingenieurverein“, daß dieselbe durch die
in neuerer Zeit wieder eingetretenen Katastrophen mehr und mehr gefährdet werde. Man
schreibe dem Material allein die vorgekommenen Unfälle zu, nach Haswell's Ansicht dürfte jedoch deren Ursache vielmehr in
der Verarbeitung der Bleche zum Kessel einerseits, andererseits wieder in der zu
geringen Stärke liegen, welche man den Blechen gegeben, und speciell auch in der
nicht genügenden Sortirung der Bleche vor der Verwendung. Die Maschinenfabrik der
Staatsbahn hat bereits nahezu 50000 Ctr. Neuberger Stahlbleche zu Kesseln verwendet,
und darunter zeigten sich nur 200 Ctr. Ausschuß, welcher während der Fabrication der
Kessel gemacht wurde. Haswell kennt nur fünf Fälle, wo
solche Kessel Risse bekommen haben, und zwar zeigten sich bei vier derselben Risse
an der Feuerbüchse-Platte, bei einem am cylindrischen Theil. Die fehlerhafte
Beschaffenheit glaubt Haswell dadurch erklären zu müssen,
daß die betr. Bleche zu warm gewalzt wurden. Es ist dieß ein Zeichen, daß man selbst
bei Anwendung von Stahlblechen aus den renommirtesten Werken und von erster Qualität
nicht mit Sicherheit arbeiten kann, ohne die sorgfältigste Sortirung vorzunehmen,
denn selbst bei dem besten Willen des Hüttenmannes kann es sehr leicht vorkommen,
daß bei einer großen Lieferung von Blechen eine oder mehrere Platten beim Hitzegeben
verdorben worden sind. In der Maschinenfabrik der Staatsbahn sind bisher von allen
jenen Platten, welche gebogen werden, Bruchproben gemacht worden und so ist denn
auch nur bei einer Maschine (unter 350) im cylindrischen Theil des Kessels eine Platte gerissen.
Bei den Feuerbüchseplatten wurden bisher keine Bruchproben genommen und hier ist es
auch, daß die vier anderen Kessel schadhaft geworden sind. Trotzdem, daß diese
Bleche gewissermaßen ihre Festigkeit und auch Dehnung durch das Ueberhitzen verloren
hatten, wären sie doch wahrscheinlich nicht gerissen, wenn die Construction der
Maschinen, nämlich die Kesselstützen, nicht eine kolossale Inanspruchnahme mit sich
brächten.
Um Stahlkessel zu erhalten, welche allen Anforderungen entsprechen, soll man neben
einer angemessenen Verstärkung der Blechdicke nur solche Bleche verwenden, bei denen
man mit Gewißheit darauf rechnen kann, daß sie aus dem besten Stahl (ohne allen
Zusatz erblasen, denn sonst ist der Stahl nicht homogen) erzeugt sind, die Bleche so
reich wie möglich bestellen, eine gewissenhafte, genaue Sortirung nach dem
Bruchansehen, wie auch mechanische Proben im kalten Zustand einführen, bei der
Kesselerzeugung die Platten nach dem Bohren oder Lochen sorgfältig ausglühen, bei
dem Vernieten mit pedantischer Vorsorge vorgehen, das Biegen der Platten nur mit
hölzernen Hämmern bewerkstelligen lassen und endlich durchaus kein Verstemmen unter
Wasserdruck gestatten.
Den Beweis, daß Stahlplatten, wie sie in Oesterreich zu Gebote stehen, doch von
vorzüglicher Qualität sind, liefert die in Oesterreich übliche Kesselconstruction,
bei der die Rohrwände, Feuerbüchse-Vorderwand, Tomdeckel etc. bloß gebördelt
sind, während man in England seit jeher bei Verbindungen immer Winkeleisen
anzuwenden genöthigt ist. Stahlplatten haben den Eisenplatten gegenüber den großen
Vortheil, nach allen Richtungen nahe gleiche Dehnbarkeit zu besitzen (12 bis 15
Proc.); bei Eisenplatten jedoch zeigt sich nach Kirkaldy
dieselbe in der Richtung der Faser zu ca. 15 Proc., quer
derselben jedoch nur zu 5 Proc.
Wenn man in angedeuteter Weise verfährt, so kann man nach Haswell's Ansicht mit voller Sicherheit Stahlkessel verwenden. Der
Kesselfabrikant erzeugt gern Kessel aus Stahl, denn er hat weniger Ausschuß mit den
Platten, die Bahnen andererseits werden den Vortheil haben, besser gearbeitete,
sicher auch endlich billigere und jedenfalls auch festere Kessel zu haben.
Eine Dampfkessel-Explosion im Kleinen; von Dr.
Graeger.
Der Verf. erhitzte in einem Kochfläschchen, welches auf einem Drahtnetze stand, über
der Weingeistlampe eine wässerige Flüssigkeit, die aber 5 Proc. Zucker und
ebensoviel Gummi enthielt. Zuvor war von dieser Flüssigkeit Weingeist abdestillirt
und nach dem vollständigen Erkalten in das Fläschchen gefüllt worden. Es dauerte,
ehe die Flüssigkeit über der Lampe in's Kochen kam, wie es schien, ungewöhnlich
lange, und der Verf. war eben im Beg, nach dem Fläschchen zu greifen, als dasselbe
mit einem pistolenschußähnlichen Knalle vor seinen Augen verschwand, und zwar nicht
in verticaler, sondern in horizontaler Richtung, dabei zwei große Bechergläser
zertrümmerte und deren Splitter, zum Theil durch Rückprall, durch das ganze,
ziemlich große Zimmer zerstreute. Natürlich glaubte er, daß bei der Explosion auch
das Kochfläschchen zertrümmert worden sey; dem war jedoch nicht so, vielmehr fand es
sich, bis auf eine ganz kleine Stelle im Ausgußrande, völlig unversehrt; wo sein
Inhalt, etwa 50 Kubikcentimeter geblieben, war unerfindlich. Offenbar hatte die
Flüssigkeit eine weit über ihre Siedhitze hinausgehende Temperatur angenommen, und
vielleicht war eine sehr geringe Erschütterung hinreichend gewesen oder hatte die
Veranlassung gegeben, sie momentan in Dampf zu verwandeln. Es wird ausdrücklich
bemerkt, daß die Flüssigkeit vollkommen klar war und auch nicht die Spur eines
Absatzes zeigte. Aus den Versuchen Anderer ist es bekannt, daß luftfreie
Flüssigkeiten, ehe sie zum Sieden kommen, eine weit über ihren Kochpunkt
hinausgehende Temperatur annehmen können. Und so ist's auch hier der Fall gewesen;
während der Destillation war alle Luft ausgetrieben worden und die Flüssigkeit hatte
auch dadurch, daß sie unter Luftabschluß erkaltet war, nicht Gelegenheit gefunden,
wieder Luft aufzunehmen. Bei alledem ist es sonderbar, daß Derartiges nicht schon
öfter beobachtet worden ist, namentlich findet es der Verf. auffallend, daß ihm
nicht selbst, obgleich er seit 20–30 Jahren fast jeden Tag Flüssigkeiten über
der Weingeistlampe zum Kochen gebracht hat, schon ein ähnlicher Fall begegnet ist;
vielleicht ist die Gestalt oder die Beschaffenheit der Glasflaschen, ob völlig glatt
oder mit kleinen Erhabenheiten, von Einfluß auf das Ausbleiben oder Eintreten einer
solchen Erscheinung. Man kann aber auch eine heilsame Lehre hieraus ziehen: man soll
Flüssigkeiten, von denen anzunehmen ist, daß sie luftfrei sind, nicht zum Kochen
erhitzen wollen, bevor man sie nicht anhaltend mit Luft geschüttelt hat. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1873, Nr. 1.)
Rauchablagerer oder Funkenfänger an der Esse eines
Kupolofens.
Im Verein für Gewerbfleiß in Preußen hielt Hr. Dr. W. Siemens in Berlin einen Vortrag über einen Rauchablagerer
oder Funkenfänger an der Esse seines Kupolofens. Letzterer steht im Keller; die Gase
der Feuerung wurden von dort direct in die Esse geführt und über das Dach geleitet.
Dabei wurden so viele Funken und Kohlentheile mitgerissen, daß die Nachbarn sich
ernstlich beschwerten und mancherlei Gefahr in der That vorlag. Es wurde daher
folgende Einrichtung getroffen: Auf das Ende der Esse ward ein Aufsatz aufgesetzt,
cylindrisch und aus drei concentrischen Cylindern bestehend. Der mittlere ist ein
voller Cylinder vom halben Durchmesser der Essenmündung. Zwischen den Mänteln des
inneren, vollen und des auf dem Rohr der Esse aufstehenden mittleren umschließenden
Cylinders ist der Zug mit Spiralwindungen herumgeleitet um den vollen Kern. Die
Feuerluft erhält bei diesem Emporgang durch die Spirale durch die Centrifugalkraft
einen Druck gegen die Wandungen des Cylinders. In diese sind nun geeignete Auslässe
eingeschnitten, durch welche die Kohlenstücke und Funken in den Zwischenraum
zwischen dem zweiten und dritten Cylindermantel fallen und dort lagern, bis sie etwa
alle acht Tage ausgeräumt werden. (Allgemeine deutsche polytechnische Zeitung, 1873,
Nr. 7.)
Ueber eine bequeme Methode der Gewichtsberechnung von Metallen
etc.; von Herm. Fischer.
Ein Quadratmeter irgend eines Materiales von 1 Millimet. Dicke wiegt bekanntlich in
Kilogrammen genau so viel, wie sein specifisches Gewicht beträgt. Für plattenförmige
Körper ist hierdurch eine bequeme Methode zur Gewichtsberechnung geboten. Sie läßt
sich aber ohne Weiteres auf stabförmige Körper ausdehnen, wenn man bedenkt daß der
Flächeninhalt des Querschnittes eines solchen Körpers in Quadratmillimetern gleich
der Breite einer 1 Millimet. dicken Platte gesetzt werden kann. Eine 36 Millimet.
dicke runde Eisenstange von 1 Met. Länge wiegt also etwa ebenso viel, wie eine
Blechplatte von 1 Millimet. Dicke, 1 Met. Breite und 1 Met. Länge u.s.w. Zu
Rechnungen ist daher, da das specifische Gewicht der gewöhnlich vorkommenden Körper
leicht dem Gedächtniß einzuprägen ist, nur die Aufsuchung des Flächeninhaltes
nöthig. Die Methode empfiehlt sich dadurch vor derjenigen, den Kubikinhalt der
Körper zu berechnen, als sie der Rechnungsmethode für plattenförmige Körper sich eng
anschließt. (Nach einem Vortrag im hannoverschen Bezirksverein; aus der Zeitschrift
des Vereines deutscher Ingenieure, 1873, Bd. XVII S. 53.)
Ueber das Arbeiten in gepreßter Luft.
P. Bert hat der französischen Akademie der Wissenschaften
eine Mittheilung gemacht, in welcher er seine Versuche über den Einfluß darlegt, der
durch den plötzlichen Wechsel im Druck der atmosphärischen Luft ausgeübt wird. Diese
Forschungen haben einen großen praktischen Werth. Arbeiter, in den Absinken der
Gruben dem Luftdruck ausgesetzt, erleiden, wenn dieser plötzlich aufhört, oft sehr
ernstliche Unglücksfälle, als heftige örtliche Schmerzen, zeitweise Lähmung, ja
selbst den Tod. Diese Erscheinungen sind von den Aerzten und Ingenieuren, welche
dieselben beobachtet haben, in sehr verschiedener Art erklärt. Nach der Ansicht von
Rameaux, dem gelehrten Professor an der medicinischen
Facultät zu Straßburg, sollen diese Zufälle von der Thatsache abhängen, daß die
normalen Gase des Blutes (Kohlensäure, Sauerstoff und Stickstoff) unter dem Einfluß
des außerordentlich hohen Druckes sich auflösend, bei der plötzlichen Aufhebung des Druckes, wieder in
einen gasartigen Zustand zu einer Atmosphäre verwandelt werden, welche die Adern
verstopft und den Patienten denselben Gefahren aussetzt, die dann entstehen, wenn
Luft in die Adern eingespritzt wird.
Diese Hypothese von Rameaux hat durch die Versuche von Bert ihre volle Bestätigung gefunden. Jene Versuche sind
mit Hunden, Katzen und Kaninchen angestellt worden. Mit Bezug auf deren Ergebnisse
kommt Bert zu dem Schluß: daß bei plötzlicher Aufhebung des Druckes bis zu 3
Atmosphären, keine sehr ernstlichen Folgen zu erwarten sind, daß aber die Gefahren
sich erhöhen und sehr ernstlich werden, wenn der Druck bis zu 5 Atmosphären
gesteigert gewesen ist. Während die Arbeiter ohne alle Gefahr aus einer Tiefe von 40
Meter plötzlich an die atmosphärische Luft gebracht werden können, sind sie fast
einem gewissen Tode ausgesetzt, wenn sie aus 70 bis 80 Meter Tiefe plötzlich an die
Luft kommen. Eine solche Tiefe müßte daher, wenigstens ohne die Vorsichtsmaßregeln
welche Bert vorschlägt, vermieden werden. (Engineering and Mining Journal vom 22. October 1872;
berg- und hüttenmännische Zeitung, 1873, Nr. 8.)
Verfahren zum Verzinken von Eisen, z.B. Steinklammern,
Telegraphenketten etc., um dieselben gegen Rost zu schützen.
Zu diesem Zweck wird im „Oberlausitzer Gewerbeblatt“ folgendes
Verfahren, besonders auch hinsichtlich seiner Billigkeit, empfohlen (nach den
daselbst allgegebenen Zahlen berechnet sich übrigens 1 Quadratmeter zu 1 Thlr.).
Ein offenes Holzgefäß von etwa 1,4 Met. Durchmesser und 0,4 Met. Höhe wird mit reinem
Wasser bis zu 3/4 der Höhe gefüllt und hierein unter stetem Umrühren 3/4 bis 1 Proc.
englische Schwefelsäure geschüttet. In diese verdünnte Säure legt man die vom Rost
oder Hammerschlag zu reinigenden Eisentheile so lange (6 bis 24 Stunden lang), bis
sich an ihnen eine reine Oberfläche zeigt oder durch Reiben mit einem Lappen und
nassem Sand herstellen läßt. Nach dem Herausnehmen des Eisens spült man dasselbe in
frischem Wasser ab, reibt es metallisch rein und legt es dann in mit wenig
gelöschtem Kalk angerührtes Wasser, in welchem es bis zur weiteren Behandlung
bleibt. Man muß dem Beizwasser von Zeit zu Zeit etwas frische Schwefelsäure
zusetzen. Nach etwa 14tägigem Gebrauch ist dasselbe so mit Eisenvitriol
geschwängert, daß es frisch angesetzt werden muß. Das benutzte Beizwasser ist zur
Desinficirung der Düngergruben gut zu benutzen.
Für die vom Rost befreiten Eisentheile wird zunächst eine schwache Verzinkung auf
kaltem Weg nöthig. Das dazu erforderliche Zinkchlorid bereitet man, indem man einen
irdenen innen und außen verglasten Topf von etwa 8 bis 10 Liter Inhalt zu 3/4 mit
gewöhnlicher Salzsäure anfüllt und in diese metallisches Zink oder
Zinkblechschnitzel bringt, so lange, bis nichts mehr gelöst wird. Dem Zinkchlorid
wird dann etwa 1/30 Proc. seines Gewichtes fein gestoßener Salmiak beigemischt. Zur
kalten Verzinkung bedarf mall eines Kastens von Zinkblech, dessen Dimensionen der
Größe der zu verzinkenden Gegenstände entsprechen müssen, für Steinklammern z.B.
einen Kasten von etwa 0,28 Met. Breite, 0,42 Met. Länge und 0,14 Met. Tiefe. Hierein
schüttet man das Zinkchlorid und legt in dieses die zu verzinkenden Eisentheile.
Schon nach 1/2 bis 2 Minuten steigen kleine Bläschen auf, welche sich als feiner
Schaum auf der Oberfläche sammeln, was als Zeichen dafür dient, daß der
Verzinkungsproceß vor sich gegangen ist. Alsdann legt man die Eisenstücke zum
Abtröpfeln auf ein Blech und fängt das herabfließende Zinkchlorid im Kastell wieder
auf. Das abgetröpfelte Eisen wird auf eilte voll unten erwärmte greine Blechplatte
gelegt, bis es vollkommmen trocken geworden ist, dann Stück für Stück mit einer
Zange angefaßt und in geschmolzenes Zink eingetaucht, ein Weilchen darin gelassen,
bis es die Temperatur des Zinkes angenommen hat, alsdann herausgehoben und
abgeklopft, damit das überflüssige Zink abfalle, womit der Verzinkungsproceß
beendigt ist. Die in geschmolzenes Zink getauchten Gegenstände müssen vollkommen
getrocknet seyn und das Zink ist möglichst heiß zu halten, ohne aber rothglühend zu
werden. Vor dem Eintauchen von Gegenständen in das geschmolzene Zink ist die
Oberfläche des letzteren mit einem Blechlöffel zu reinigen. Nach längerem Betrieb
findet sich in dem Schmelzgefäß am Boden das Zink körnig. Wenn sich diese weniger flüssige
Masse mehrt, so ist Alles aus dem Schmelzgefäß herauszunehmen und zum Auflösen in
Salzsäure zu verwenden, wogegen von Neuem Zink eingeschmolzen werden muß.
Anfertigung schwefelfreier, nicht explodirbarer
Zündhölzer.
Herr Escach hat sich am 28. September 1871 auf die
nachfolgend beschriebene Bereitung schwefelfreier, nicht explodirbarer Zündhölzer,
in Frankreich ein Patent ertheilen lassen. Die Hölzer werden hiernach mit der heißen
Lösung eine Fettkörpers imprägnirt. Die Zündmasse besteht aus 7 Theilen Phosphor, 7
Th. Gummi, 40 Th. Bleinitrat, 5 Th. Glaspulver und 10 Tb. Wasser. Die Zündhölzer
sind nicht hygroskopisch.
Ueber eine zufällige Bildung von rosolsaurem Kalk; von Georg
Leuchs in Nürnberg.
Beim Aufbrechen eines mit Theerpappe überzogenen Daches zeigte sich die unmittelbar
darunter befindliche Kalkmörtelschicht an solchen Stellen tief roth gefärbt, wo
wenig atmosphärische Feuchtigkeit zutreten konnte. Der färbende Theil war in Wasser
und Weingeist mit tief rother Farbe löslich und aus der wässerigen Lösung durch
Salzsäure mit gelbrother Farbe fällbar; der durch Lösen in Wasser und Fällen mit
Salzsäure erhaltene reinere Farbstoff zeigte sich unlöslich in Wasser,
Schwefelkohlenstoff und Benzin, löslich in Aethyl- und
Methyl-Weingeist, in Nitrobenzol, in mit Alkalien und talischen Erden
versetztem Wasser, in letzterem mit tief rother Farbe, bildete mit Salpetersäure
eine gelbe, Pikrinsäure enthaltende Masse und zeigte auch die übrigen, für die
Rosolsäure Runge's charakteristischen Reactionen. Es war
also aus den Bestandtheilen des Theeres Rosolsäure in den Kalkmörtel übergegangen.
(Journal für praktische Chemie, 1872, Bd. VI S. 159.)
Der Gefrierverzug beim Wasser.
Will man einem größeren Hörerkreise zeigen, daß Wasser unter Umständen einen
Gefrierverzug erleidet, d.h. bei 0° nicht fest wird, so bedient man sich
hierzu nach Dr. G. Krebs
eines besonderen, einfachen Apparates. Er besteht aus einer mit einer Kugel
versehenen Glasröhre, welche bis etwa in die Mitte der Kugel mit ausgekochtem,
destillirtem Wasser gefüllt und oben geschlossen ist. Daneben stellt man eine
gleiche, offene, mit nicht ausgekochtem Wasser bis zur Mitte der Kugel gefüllte
Glasröhre, zunächst in Wasser, damit beide gleiche Temperatur erlangen, und darauf
in eine Kältemischung. Nach kurzer Zeit fängt das gewöhnliche Wasser in der offenen
Röhre zu gefrieren an, während das luftfreie in der geschlossenen noch völlig klar
ist. Nur sehr heftige stoßweise Erschütterungen bringen auch das luftfreie Wasser
zum Gefrieren. Läßt man beide Röhren zu lange Zeit in der Kältemischung, so wird
natürlich auch das luftfreie Wasser schließlich von selbst zum Gefrieren kommen.
Das aus luftfreiem Wasser sich bildende Eis ist bekanntlich sehr feinfaserig, und
zugleich sieht man nur hie und da an den Enden der Fasern winzige Luftbläschen;
während das Eis, welches aus gewöhnlichem Wasser krystallisirt, von viel gröberer
Structur ist und zahlreiche Luftblasen einschließt. (Poggendorff's Annalen der Physik, 1872, Bd. CXLVI S. 494.)
Ueber Conservirung von Nahrungsmitteln durch Kälte; von Boussingault.
Vor einigen Jahren (i. J. 1865) wurde in Flaschen eingeschlossene Rindfleischbouillon
einige Stunden lang in ein Kältegemisch eingesetzt, dessen Temperatur auf – 20° C.
sank. Noch heute hat diese Fleischbrühe alle Eigenschaften, welche sie besaß, als
sie der Einwirkung der Kälte unterworfen wurde.
Zuckerrohrsaft, in einem verschlossenen Gefäße enthalten, derselben Temperatur
(– 20° C.) ausgesetzt, wurde dadurch vor jeder Veränderung
bewahrt.
Zu diesen Versuchen wurde ich durch die den Geologen wohlbekannte Thatsache
veranlaßt, daß die Zersetzung von Muskelfleisch durch niedrige Temperatur
Jahrhunderte lang verhindert wird. So wurde an der Mündung der Lena in Sibirien im
Jahre 1804 der Cadaver eines Elephanten, von Eis umschlossen, aufgefunden, dessen
Fleischtheile so gut erhalten waren, daß sie den Raubthieren zum Fraße dienten. Und
dieß ist keineswegs ein ausnahmsweiser Fall. Die Untersuchungen der Küsten des
Eismeeres zwischen der Lena und Kolyma, sowie die Untersuchungen von Capitän Beckey auf seiner Reise in der Escholzbai in Nordamerika,
jenseits des Polarkreises, haben zur Entdeckung von Tausenden von Elephanten,
Rhinocerosen und Büffeln geführt, welche im Eise und im gefrorenen Morastboden jener
Gegenden begraben sind.
Zu dieser Mittheilung bemerkte Larrey, daß sein Vater, der
berühmte Chirurg, im russischen Feldzuge des Jahres 1812 häufig die verhältnißmäßige
oder mehr und weniger vollständige Conservirung von Menschen- und
Thierleichen, welche unter dem Schnee lagen, constatirt habe, im Gegensatze zu
solchen Cadavern welche auf der bloßen Erde oder an freier Luft gelegen hatten und
weit rascher in Fäulniß übergegangen waren. (Comptes rendus,
t. LXXVI p. 189; Januar 1873.)
Präservirung von Thier- und Pflanzenstoffen.
Das in Rede stehende Präservirungsmittel, welches H. B. Barlow in England sich hat patentiren lassen, ist eine Lösung von irgend
einem Kalksalze, doch gibt die Specification essigsaurem
Kalke den Vorzug. Die zu bewahrenden Substanzen werden 4 bis 12 Stunden in
eine aus 2 bis 6 Theilen des Salzes in 100 Theilen Wassers bereitete Auflösung
getaucht und nachher an der Luft oder in Oefen getrocknet. So präparirt, können
dieselben in Gefäßen, welche nicht luftdicht zu schließen brauchen, aufbewahrt
werden. Sollen dieselben für den Gebrauch gekocht u.s.w. werden, so läßt man sie
vorher ungefähr 12 Stunden in kaltem Wasser auslaugen. Der Patentinhaber schlägt
dieses Verfahren auch zur Einbalsamirung von Leichen vor. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 19.)
Präparation von Carbolsäurepapier.
Dieses von Homburg verfertigte Papier ist mit 100 Grm.
Carbolsäure per Quadratfuß imprägnirt. Es soll dazu
dienen, die Luft zu desinficiren. In Amerika benutzt man dieses Carbolsäurepapier
auch zum Einpacken von frischem Fleische. Auf folgende Weise wird das Papier
bereitet. Man schmelzt in gelinder Wärme 5 Theile Stearin, 6 Theile Paraffin und 2
Theile Carbolsäure; hierauf reibt man das Papier mittelst einer Bürste mit dem
geschmolzenen Gemenge ein. (Aus dem Journal de Pharmacie et
de Chimie, t. XVI p. 368, durch das chemische
Centralblatt, 1872 S. 796).
Schutzmittel gegen Mottenfraß für
Eisenbahnwagenpolster.
Um Polsterungen vor Motten zu schützen, hat sich, wie
Wagencontroleur Pfleiderer in Carlsruhe, in der
Zeitschrift des Vereines der Eisenbahnverwaltungen mittheilt, als sicherstes Mittel
ein Zusatz von frisch aufgeblühtem Hanf zum
Polsterungsmaterial bewährt. Der Hanf wird zu dem Ende im Anfange Juli's gesammelt,
im Schatten rasch getrocknet und so dem Seegras, Roßhaar u. dergl. beigefügt. Ein
einziger Stengel (natürlich mit Blättern und Blüthen) genügt, um ein
Eisenbahnwagenpolster auf Jahre gegen dieses Ungeziefer zu schützen. Auch
Polsterungen, in welchen sich bereits Motten eingenistet haben, können auf diese
Weise bei etwaigen Reparaturen gründlich von diesen schädlichen Gästen befreit
werden.
Um die Anwendung des Hanfes zu jeder Jahreszeit möglich zu machen, braucht man nur im
Sommer Vorrath einzusammeln und sorgfältig getrocknet aufzubewahren. Die
Aufbewahrung geschieht am besten in mit Deckeln versehenen tannenen Fässern auf
einem gegen Feuchtigkeit geschützten Speicher. Bei der Herstellung neuer Polster ist
außerdem auch noch folgendes Verfahren zu empfehlen: Die Federkissen der Sitze
werden mit Leinwand überspannt, darauf kommt eine etwa 18 Millimeter dicke Lage von
Waldwolle, darüber wieder eine Leinwand und erst auf diese das lose Oberkissen. Die
Anwendung des Hanfes ist aber letzterem Verfahren vorzuziehen. In allen Fällen ist
natürlich eine regelmäßige gründliche Reinigung unerläßlich.
Nachweis organischer Stoffe in der Atmosphäre; von A. H. Smee.
Ein Glastrichter, dessen Röhre in eine Spitze ausgezogen und geschlossen ist, wird
mit Eis gefüllt und auf ein Filtrirgestell gesetzt. Der Wasserdampf der Atmosphäre
condensirt sich auf der Außenseite des Trichters und tröpfelt längs der
Trichterröhre in eine darunter gestellte Schale. Die Menge der in einem gewissen
Zeitraum angesammelten Flüssigkeit wird gemessen und das darin befindliche Ammoniak
nach einer der üblichen Methoden bestimmt. Mittelst dieser Methode, nach dem
Verfasser „Destillation durch Kälte“ genannt, können Substanzen
destillirt, resp. condensirt werden, welche bei höherer Temperatur zerfallen würden.
So konnte z.B. der Wohlgeruch von Blumen destillirt werden, wenn diese und der
eisgefüllte Trichter unter eine Glasglocke gebracht wurden. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1872, Nr. 17.)
Nicotingehalt des Tabakrauches.
Vom Hrn. Dr. Heubel
unternommene Versuche, den Rauch von Cigarren zu condensiren und in Wasser und
Alkohol zu waschen, zeigten, daß die bisherigen Versuche, denen zufolge der
Tabakrauch kein Nicotin enthalten soll, nicht exact gewesen sind. Es gelang nämlich,
mit den aus dem Tabakrauch gewonnenen Säften ganz deutlich Nicotinwirkungen zu
erhalten, und auch chemisch Nicotin in ihnen nachzuweisen; und zwar kommt dasselbe
als Salz vor, als welches es in der Wärme widerstandsfähiger ist. Ein Theil der
Wirkungen des Rauchens ist also sicher der Aufnahme von Nicotin zuzuschreiben;
vielleicht wirken aber noch andere Substanzen neben diesem Gifte. (Centralblatt für
die medicinischen Wissenschaften, 1872, Nr. 41.)
Verfahren, schnelltrocknende Oelfarben und Lacke
herzustellen.
In 80 bis 100 Theile Wasser bringt man 12 Thle. Schellack mit 4 Thln. Borax und
erhitzt in einem kupfernen Kessel unter fleißigem Umrühren so lange, bis Alles eine
gleichmäßige Masse geworden ist. Dann wird der Kessel gut zugedeckt und die Masse,
nachdem sie erkaltet ist, in Flaschen gefüllt, welche gut verkorkt werden. Je
nachdem man gebleichten oder ungebleichten Schellack angewendet hat, ist die
Flüssigkeit weiß oder braun; auch für sich angewendet, kann sie als guter Firniß
betrachtet werden, welcher den Gegenständen die damit behandelt werden, einen
schönen und dauerhaften Glanz ertheilt, wie er sie auch vor Feuchtigkeit und der
Einwirkung der Atmosphäre schützt. Will man nun Oelfarben, welche zum Druck oder
Anstrich bestimmt sind, schnell trocknend machen, so mischt man von der
Schellacklösung ein gleiches Gewicht der Farbe, welche dick angerieben ist, bei. Je
nachdem die Farben hell oder dunkel sind, wendet man gebleichten oder ungebleichten
Schellack an. Um das Trocknen beim Drucken nicht gar zu sehr zu beschleunigen, setzt
man noch etwas Leinölfirniß zu. Bei Anstrichfarben genügt ein Zusatz von
Terpenthinöl. Man muß darauf achten, daß Alles gut und gleichmäßig gemischt ist, und
sich nie im Voraus Farbe herstellen, sondern nur so viel, als gerade gebraucht wird,
sonst wird die Masse hart und unbrauchbar. Die Schellacklösung jedoch läßt sich in
verkorkten Flaschen sehr gut aufbewahren. Mischt man den Firniß mit Goldocker, so
erhält man einen guten Fußbodenlack, dessen Glanz man dadurch erhöhen kann, daß man
nach dem Trocknen noch einmal mit dem reinen Firniß überstreicht; auch kann man
andere langsam trocknende Firnisse mit der Schellacklösung schnell trocknend machen,
doch ist auch hier anzurathen, die beiden Producte erst beim Gebrauch zu vermischen.
(Musterzeitung.)
Beschleunigung der Reife des Obstes.
Nach einer Mittheilung Stall's in Eldena in der
„Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in
Preußen“ heißt es: „Davon ausgehend, daß die Erneuerung der
Erdschicht, welche unmittelbar die Wurzeln einer Pflanze umgibt, auf deren
Thätigkeit einen beschleunigenden Einfluß ausübt und damit auch eine frühere
Reife aller Theile der Pflanze, mithin auch der Früchte, hervorbringen muß, ließ
ich ungefähr 8 Wochen vor der normalen Reife einer früheren Birnsorte die Erde
rings um den Baum in einem Durchmesser von 4 – 4 1/2 Meter bis zu den
Wurzeln in die Tiefe so wegnehmen, daß dieselben nur noch von einer 5–6
Centimeter dicken Schicht bedeckt waren und die Sonne daher das zurückgebliebene
Erdreich vollständig durchwärmen konnte. Die Resultate waren ganz erstaunlich.
Nicht allem wurden die Früchte schon Mitte Juli reif, sondern sie waren auch so
saftig und schmackhaft, wie ich sie fast nie gegessen. Um den Versuch noch
weiter auszuführen, entfernte ich bei einem Reineclaudebaume die Erde in der
angegebenen Dicke nur auf der Nordseite. Auch hier war die Folge, daß die
Früchte auf dieser Seite einige Tage eher reiften, als die gegen Süden
hängenden. Um ein Austrocknen der Wurzeln zu verhindern, muß allerdings sehr
fleißiges Begießen stattfinden.“
Schneiden von Kautschukstöpseln.
Nach W. F. Donkin kann man das Schneiden und Bohren
derselben dadurch bewerkstelligen, daß man das Messer oder den Bohrer zuvor in
Kalilauge taucht. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
1872, Nr. 22.)
Reinigung von Fässern.
Petroleumfässer reinigt man durch mehrtägiges Stehenlassen mit starker Kalkmilch. Das
Petroleum verbindet sich mit dem Kalk zu einer gallertartigen Masse, welche sich von
den Faßwandungen leicht abreiben läßt.
Bierfässer behandelt man mit ätzender Natronlauge und sehr sorgfältigem
Auswaschen.
Weinfässer werden ebenfalls mit Alkalien (Soda) behandelt. (Elsner's chemischtechnische Mittheilungen.)
Berichtigung.
In Fritz v. Ehrenwerth's Aufsatz „über Risse in
großen Gußstücken etc.,“ in diesem Bande
des polytechn. Journals (erstes Januarheft 1873) lese man Seite 58, Zeile 9 von
oben, bei reiner Coquille (statt bei einer Coquille).