Titel: | Ueber die Verwerthung der Abgangsseifenwässer; von F. Henze. |
Autor: | F. Henze |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CXXVI., S. 463 |
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CXXVI.
Ueber die Verwerthung der Abgangsseifenwässer;
von F. Henze.
Mit Abbildungen auf Tab.
X.
Henze, über Verwerthung der Abgangsseifenwässer.
Die Verwerthung der bei öffentlichen Waschanstalten und vielen Industriezweigen
massenhaft abgehenden Seifenwasser, namentlich die Abscheidung der in diesen Wässern
an das Alkali der Seife gebundenen Fettsäuren, ist bereits vielfach versucht worden,
indessen mit wenig Erfolg. Gegenwärtig lassen denn auch die meisten
Seifenconsumenten ihre einmal verwertheten Seifenwasser fortfließen. Es hat dieß
seinen Grund weniger in der mangelnden Einsicht der Industriellen, als in den
technischen Schwierigkeiten welche sich beim Ansammeln des Schlammes und der
Abscheidung des darin enthaltenen werthvollen Fettes in den Weg stellen. Die
vielfach empfohlenen Methoden, Sammeln des Seifenwassers in Bottichen, Zersetzen der
Seife, Absitzenlassen u.s.w. können nur auf kleine Mengen concentrirter Seifenwässer
Anwendung finden, wie etwa in Wollwäschereien. Bei öffentlichen Waschanstalten
jedoch, welche täglich 150 bis 200 Kilogrm. Seife bei etwa 60,000 bis 70,000 Litern
Wasser verbrauchen; ist die Anwendung derartiger Methoden absolut unmöglich.
Es empfiehlt sich in solchen Fällen zum Sammeln des Schlammes, die abgehenden
Seifenwässer mit einem anhaltenden Strome Kalkwassers durch den in Figur 10 dargestellten
Apparat durchfließen zu lassen. Derselbe besteht aus einer Tonne A, welche bis etwa zur Hälfte mit gelöschtem Kalke
beschickt wird. Während durch das Rohr d, die Tonne A und das Abflußrohr e ein
regulirbarer Strom Wasser passirt, welcher Kalk dem Apparate B zuführt, ergießt sich gleichzeitig in diesen durch a das zu entseifende Wasser in einem continuirlichem
Strome, welcher bei b seinen Abfluß findet. Man hat nun
nur nöthig, den am Boden des Gefäßes B angesammelten
Schlamm durch Lüften der Stöpsel c in untergestellte
Filtrirkörbe D abzulassen und für einen beständigen
Kalkzufluß zu sorgen. Die in den Körben angesammelte Kaltseife wird mit Salzsäure
oder Schwefelsäure und Wasserdampf zersetzt, worauf die erkaltete Masse wieder in
Filtrirkörbe gebracht, ausgewaschen und durch Abtropfenlassen und nachheriges
Pressen von Wasser befreit wird. Die hierdurch resultirende Fettmasse ist nun noch
keineswegs für die Fettpresse rein genug. Sie enthält bei dem Schlamm einer
öffentlichen Waschanstalt zwischen 40 bis 50 Procent unzugehörige Stoffe, wie Sand,
Holzstückchen und Cellulose, so daß die Gewinnung des Fettes durch Pressen durchaus
keine lohnende
Operation ist, abgesehen von den dazu erforderlichen theuren Apparaten.
Entschieden lohnender ist die Gewinnung des Fettes durch Deplacirung mit
Schwefelkohlenstoff, welche Methode bereits mehrfach in Anwendung gebracht ist.
Einen hierzu ganz besonders geeigneten Apparat zeigt Figur 11; derselbe
besteht aus dem Wasserkessel A und dem in A befindlichen Kessel B,
welcher zur Aufnahme des Fettes bestimmt ist. C ist der
Recipient für den Fettschlamm, D das Kühlgefäß und E der Behälter für den Schwefelkohlenstoff. Nachdem der
Cylinder C durch a mit
Schlamm beschickt ist, welcher auf einem Siebboden zwischen den beiden
Entleerungsöffnungen K und l
eine Unterlage findet, wird aus dem Gefäß E durch den
Hahn i Schwefelkohlenstoff zugelassen. Derselbe löst das
in dem Schlamm enthaltene Fett und führt dasselbe durch e in den Kessel B. Hierin verdampft der
Schwefelkohlenstoff und steigt durch das Rohr b in die
Kühlvorrichtung D, wodurch derselbe verdichtet in C gelangt und wieder Fett mit sich nach B führt. Nachdem auf diese Weise der Schlamm entfettet
ist, werden die Hähne e, f, g und h geöffnet, während gleichzeitig die Hähne c,
d und i geschlossen werden. Hierdurch tritt aus
A Wasserdampf durch g in
C, treibt den Schwefelkohlenstoff durch h aus, welcher sich dann mit dem in B verdampfenden gemeinschaftlich in E ansammelt. K und l sind Oeffnungen zum Entleeren des Cylinders C. Bei dieser Anordnung des Apparates wird nicht nur
sämmtliches Fett gewonnen, sondern auch der Verlust von Schwefelkohlenstoff auf ein
Minimum herabgedrückt, vorausgesetzt daß dem Kühlgefäße D die erforderliche Menge kalten Wassers durch m zugeführt wird. Das in B befindliche Fett
bedarf nun noch der Reinigung, welche in gewöhnlicher Weise vorgenommen werden
kann.