Titel: | Ueber die Wirkung poröser Filter; von Prof. J. A. Wanklyn. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXXII., S. 255 |
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LXXII.
Ueber die Wirkung poröser Filter; von Prof. J. A.
Wanklyn.
Aus dem British Medical
Journal durch den American Chemist, Juli 1872, S.
7.
Wanklyn, über die Wirkung poröser Filter.
Das Filtriren ist eine Operation, vermittelst deren feste Körper durch mechanische
Mittel von flüssigen Substanzen in welchen sie suspendirt sind, geschieden werden.
Sie besteht in der Anwendung eines feinen Siebes, durch welches man die Flüssigkeit
fließen läßt, und welches den festen Körpern den Durchtritt nicht gestattet. In
manchen Fällen hat das Sieb äußerst feine Poren, wie dieß z.B. bei dem Filtrirpapier
der Fall ist, welches der Chemiker in seinem Laboratorium anwendet. Mag nun aber das
Sieb fein oder grob seyn, mag dasselbe in dem kleinen Laboratoriumfilter, oder in
dem großen wollenen oder leinenen Seihtuch der chemischen Fabriken bestehen: die
beabsichtigte Wirkung bleibt stets die Trennung fester Theilchen von der Flüssigkeit
in welcher sie schwimmen, auf bloß mechanischem Wege.
Jeder feste Körper welcher der Luft ausgesetzt ist, condensirt an seiner Oberfläche
ein Häutchen von dichter Luft und von Feuchtigkeit. Diese Decke ist meist
außerordentlich dünn, aber sie ist stets vorhanden. In gleicher Weise bedeckt sich
jeder feste Körper, wenn er in eine Flüssigkeit eingetaucht wird, mit einem
Ueberzuge, welcher aus den in dieser Flüssigkeit aufgelösten Substanzen besteht.
Dieser Ueberzug ist außerordentlich dünn, so daß wir ihn in den meisten Fällen nicht
zu beobachten vermögen. Wenn jedoch das dünne Papier- oder Leinwandfilter zu
dem dicken porösen Filtrirbett vergrößert wird, und wenn sehr delicate analytische
Methoden angewendet werden, dann gelangen auch kleine Erscheinungen wie diese dünnen
Häutchen, zu unserer Wahrnehmung.
Bei der Wirkung der Filtration durch geologische Schichten, wodurch, wie Wanklyn und seine Mitarbeiter nachgewiesen haben, das
Wasser außerordentlich rein wird, kommt diese kleine Nebenwirkung der Filter in's
Spiel. Im Nachstehenden zeigt Wanklyn, daß wir mit einem
sechs Zoll dicken porösen Filtrirbette die Reinigung des Wassers welche die Natur in
so großem Maaßstabe für uns ausführt, nachahmen können.
Das zu den nachfolgenden Versuchen benutzte Filter war das bekannte, aus
silicatisirter Kohle bestehende, welches einen halben Gallon Wasser auf einmal
aufnehmen konnte. Dieses Filter ließ per Minute 225
Kubikcentimeter, also ungefähr drei Gallons per Stunde
durchlaufen. Es war neu
und wurde unmittelbar vor dem Beginne der Versuche mit gewöhnlichem Wasser
ausgewaschen.
Zunächst wurde Wasser aus dem New-River genommen, welches jedoch vorher eine
Zeit lang in einem offenen Behälter gestanden hatte. Zwei Analysen ergaben in einer
Million Theile dieses Wassers:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
I.
0,00
0,07
II.
0,01
0,07
Das Wasser wurde filtrirt, und das Filtrat untersucht. In einer Million Theile
desselben waren enthalten:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,01
0,035
Nachdem eine beträchtliche Menge dieses Wassers durch das Filter passirt war, wurde
eine zweite Analyse des Filtrates ausgeführt und gab per
Million Theile:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,05
0,03
Hierauf wurde Wasser von Southwark und Vauxhall untersucht; dasselbe gab per Million Theile:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,02
0,13
Das Filter wurde dann mit diesem Wasser gesättigt, und hierauf eine Quantität
filtrirt, und das Filtrat analysirt. Es gab per Million
Theile:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,14
0,04
Ein Theil des Filtrates wurde noch dreimal durch das Filter passirt und dann wiederum
analysirt. Es gab per Million Theile:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,09
0,02
Nach nochmaligem Filtriren:
Freies Ammoniak.
Ammoniak als Albuminoid.
0,12
0,01
Man ersieht hieraus, daß selbst Southwark- und Vauxhallwasser die
Beschaffenheit des Wassers von Quellen welche aus großer Teufe kommen, erlangen
kann, wenn es zu wiederholten Malen durch ein Filter aus silicatisirter Kohle
passirt wird.
Wanklyn ist jetzt mit Versuchen über die Wirkung der
Filter auf verdünnte Lösungen organischer Substanzen beschäftigt. Die Wirkung des
Filters besteht darin, daß es organische Substanzen zurückhält und dann zersetzt
(dieselben ohne Zweifel oxydirt); das durch diese Zersetzung gebildete Ammoniak
tritt in dem filtrirten Wasser auf. Daß die Producte der noch so weit
fortschreitenden Zersetzung der organischen Substanz im Filtrate nachgewiesen werden
können, ist voll großer praktischer Tragweite, denn es ergibt sich daraus, daß im
Filter eine Anhäufung animalischer Substanz nicht stattfindet.