Titel: | Ueber die chemische Analyse der Seifen; von F. Jean. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXVIII., S. 224 |
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LXVIII.
Ueber die chemische Analyse der Seifen; von F.
Jean.
Aus dem Moniteur scientifique durch den American Chemist, November 1872, S. 164.
Jean, über die Analyse der Seifen.
Seit einigen Jahren wird die Seifenfabrication in einer Weise betrieben, welche
Beachtung verdient. Neben manchen Fabrikanten, welche es sich zur Pflicht gemacht
haben, nur reine, d.h. solche Seifen zu produciren, die nicht unter 54 Procent
Fettsäuren und nicht über 35 bis 40 Procent Wasser enthalten, bemühen sich dagegen
andere Fabrikanten Seifen zu liefern, welche allerdings billig sind, aber von
wirklicher Seife wenig mehr als den Namen haben.
Der mit dem Werthe derartiger Producte unbekannte und von ihrem billigen Preise
verleitete Käufer gibt ihnen den Vorzug vor wirklich guten Seifen.
Unter den fremdartigen Substanzen welche in Seifen am häufigsten gefunden werden,
spielt Harz (Kolophonium) die erste Rolle. Das Harz
bildet bekanntlich mit Kali und Natron chemische Verbindungen, Rosinate oder Harzsäuresalze, welche mit Wasser
einen reichlichen Schaum geben; diese Eigenschaft im Vereine mit dem Umstande, daß
der Preis des Harzes weit niedriger als der der Fettkörper ist, brachte die Seifenfabrikanten auf
den Gedanken, dasselbe ihren Producten einzuverleiben.
Harzsäuresalze enthaltende Seifen werden jetzt wohl überall fabricirt; das Harz wird
fast als normaler Bestandtheil bei der Fabrication weicher Seifen betrachtet.
Harzhaltige Seife gibt einen reichlichen Schaum, so daß die zu reinigenden
Gegenstände selbst in gyps- oder salzhaltigem Wasser mit solcher Seife
gewaschen werden können. Neben diesem Vortheile ist der Gebrauch derselben aber mit
ernstlichen Nachtheilen verbunden, welche für manche Benutzungen ihre Verwendung
geradezu verbieten. Die Abnutzung welche man bei mancher Wäsche beobachtet, wird in
der That der Anwendung dieser öligharzigen Seifen zugeschrieben. Man hat auch
bemerkt, daß mit solcher Seife die Gewebe einen fettigen Glanz erhalten, und mit
derselben gewaschene Wollenzeuge die Beizen weniger gut annehmen und sich daher
ungleichmäßig färben.
Der Chemiker wird häufig angegangen, für Handelszwecke harzhaltige Seifen zu
analysiren. Leider kennen wir kein genaues Verfahren zur Trennung des Harzes von den
Fettsäuren. Wir wollen die zu diesem Zwecke vorgeschlagenen Methoden durchgehen.
Nach dem Verfahren von Sutherland, dem ältesten, wird das
Gemisch von Fettsäuren und Harz so lange mit concentrirter Salpetersäure gekocht,
bis die Entwickelung von Salpetrigsäuredämpfen aufgehört hat. Hierauf wird das in
die wasserlösliche Terebinsäure umgewandelte Harz von den Fettsäuren, die nach Sutherland's Angabe nur wenig angegriffen werden,
getrennt. Die Reaction ist aber nicht so einfach; neben der Terebinsäure bildet sich
auch die unlösliche Azomarsäure, welche den Fettsäuren beigemengt bleibt. Die
Fettsäuren selbst werden mehr oder weniger angegriffen, und bilden Producte welche
in Wasser löslich sind. Ueberdieß beschränkt sich die Wirkung nicht auf die
Umwandlung der Oleïnsäure in die isomere Elaïdinsäure. Dieses
Verfahren kann daher keine befriedigenden Resultate geben.
Das in Bolley's „Handbuch der
technisch-chemischen Untersuchungen“ beschriebene Verfahren
von Gottlieb ist unbrauchbar; die schwefelsaure Magnesia
schlägt den größeren Theil des Harzsäuresalzes mit der entstandenen Magnesiaseife
nieder, daher sich mittelst dieser Methode nur schwierig (wenn überhaupt) Spuren von
Harz abscheiden lassen.
Marius Rampal gibt in seiner Abhandlung über
Seifenfabrication im Bulletin de la Société
industrielle de Mulhouse ein ganz einfaches Verfahren zur Trennung des
Harzes an. Leider zeigt sich dasselbe aber bei der Prüfung nicht stichhaltig. Nach
dieser Methode wird nämlich das abgeschiedene Gemenge von Fettsäuren und Harz in der fünf- bis
zehnfachen Gewichtsmenge Alkohol gelöst, und diese Lösung kochendheiß mit dem
gleichen Volum kochenden Wassers gefällt. Die Fettsäuren steigen zur Oberfläche der
Flüssigkeit auf; das Harz aber wird als weißes, sehr feines Pulver niedergeschlagen.
Zur vollständigen Ausscheidung des Harzes ist eine sieben- bis achtmalige
Wiederholung der Operation nothwendig, gleichzeitig findet aber ein Verlust an
Fettsäuren statt, indem größere oder geringere Mengen derselben vom Harze
mitgerissen werden. Versetzt man nämlich eine kochende alkoholische Lösung von
reinen Fettsäuren mit kochendem Wasser, so entsteht eine milchige Trübung der
Flüssigkeit, welche erst nach mehreren Tagen klar wird. Somit ist das in Rede
stehende Verfahren nicht quantitativ, ja nicht einmal qualitativ verwendbar.
Da somit die bisher bekannt gewordenen Methoden zur Bestimmung des Harzgehaltes in
Seifen sämmtlich unzuverlässig sind, so suchte ich ein sicheres und praktisches
Verfahren zu diesem Zwecke aufzufinden und glaubte dazu durch eine genauere
Untersuchung der Eigenschaften der Resinate (Harzsäuresalze) gelangen zu können.
Zunächst versuchte ich das Harz (Kolophonium) mit Natronlauge zu verseifen; dieses Verfahren der Darstellung von
Harzsäuresalz mußte ich aber aufgeben, da das Harz bei der Temperatur des Siedens
der Lauge auf dieser schwimmt; überdieß erfolgt die Verseifung außerordentlich
langsam. In den Seifenfabriken verfährt man auf die Weise, daß das gepulverte Harz
mit dem bereits halb verseiften Fette zusammengerührt wird; auf diese Weise wird es
rascher angegriffen.
Dagegen wird die Verseifung in einem kleinen Digestor unter einem Drucke von drei
Atmosphären binnen sehr kurzer Zeit bewirkt. Auf diese Weise gelang es mir, 100
Gramme Harz durch 200 Kubikcentimeter Natronlauge von 15° Baumé in
einer halben Stunde vollständig zu verseifen. Die verseifte Substanz besteht nun aus
einem in Wasser unlöslichen Theil A, und aus einem
löslichen Theil B. Hundert Gramme Harz gaben 135 Grm.
Resinat A und fünfundsiebzig Kubikcentimeter Resinat B.
Untersuchung des ResinatesA. – Das vom löslichen Resinate B durch Waschen mit Natronlauge von 5°
Baumé getrennte Harzsäuresalz A bildet eine
schwärzliche Seife von etwas gallertartiger Consistenz. Es ist von hellbrauner
Farbe, in kaltem Wasser wenig, in kochendem Wasser dagegen, wie in Alkohol und in
Terpenthingeist vollständig löslich. Bei der Analyse gab es 54 Proc. eines licht
gelblich-braunen Harzes, 3,1 Proc. Natron und 49,2 Proc. Wasser.
Die wässerige Lösung des Resinates A, von ihrem
überschüssigen Alkali befreit, gab folgende Reactionen: auf Zusatz von Chlornatrium,
Chlorbaryum, zweifach-kohlensaurem Natron, essigsaurem Bleioxyd,
schwefelsaurer Magnesia, schwefelsaurem Natron, Chlorkalium und Kaliumeisencyanür
entstanden Niederschläge.
Durch Aetznatron wurde das Salz aus seiner wässerigen Lösung gefällt. Schwefelsaures
Kali, Kaliumeisencyanid, borsaures Natron und neutrales phosphorsaures Natron
brachten dagegen keine Fällung hervor. – Der harzsaure Baryt ist in Aether
löslich.
Das harzsaure Natron, durch eine Säure zersetzt, gibt eine milchige Flüssigkeit, in
welcher Flocken von Harz schwimmen; diese treten beim Kochen zusammen und geben nun
das Harz A. Dieses Harz ist unlöslich in Wasser, löslich
in Alkohol, Aether und Terpenthingeist, und zeigt saure Reaction. Durch seine
alkoholische Lösung werden in alkoholischen Lösungen von essigsaurem Bleioxyd und
essigsaurem Kupferoxyd Niederschläge erzeugt. Auf Zusatz von Wasser wird seine
alkoholische Lösung milchartig getrübt; diese Trübung verschwindet auf Zusatz von
Wasser.
Untersuchung des HarzsäuresalzesB. – Dieses Resinat ist in Wasser und Alkohol
löslich, unlöslich dagegen in Terpenthingeist und Aether; sein Gehalt an Natron
beträgt 16,5 Proc. – Chlornatrium, Chlorbaryum und schwefelsaure Magnesia
bringen in seiner wässerigen Lösung Niederschläge hervor.
Durch schwefelsaures Natron hingegen, durch schwefelsaures Kali, durch
Kaliumeisencyanür, Kaliumeisencyanid, Chlorkalium und caustisches Natron wird die
wässerige Lösung dieses Resinates nicht gefällt. Die durch Chlorbaryum erfolgende
Fällung ist nicht vollständig und der Niederschlag ist in Aether unlöslich. Das
durch eine Säure aus der wässerigen Lösung des Salzes B
ausgeschiedene Harz B ist braun gefärbt, zerreiblich,
löslich in Alkohol, unlöslich in Terpenthingeist und Aether. Seine alkoholische
Lösung gibt eine stark saure Reaction. Die wässerige Lösung aus welcher ich das Harz
B abgeschieden hatte, mit Natron neutralisirt und
dann zur Trockne verdampft, hinterließ einen Rückstand woraus Alkohol eine
gelbliche, harzähnliche, schwach sauer reagirende Substanz auflöst, die dem
Schellack ähnlich erscheint. Diese Substanz, welche wir mit C bezeichnen wollen, ist in Wasser löslich; ihre Lösung reducirt das Fehling'sche Reagens und bringt in wässerigen Lösungen
von salpetersaurem Silberoxyd und schwefelsaurem Kupferoxyd Niederschläge
hervor.
Demnach bilden sich bei der Verseifung des Harzes drei ganz verschiedene Substanzen:
1) ein in Alkalien unlösliches Resinat; 2) ein lösliches Resinat und 3) eine Substanz welche sich aus
ihren sauren Lösungen nicht abscheidet. Das Studium dieser Harzsäuresalze führte
mich zu dem nachstehenden Trennungsverfahren.
Abscheidung und quantitative Bestimmung
des in den Seifen enthaltenen Harzes.
Man wiegt 10 Gramme Seife ab und löst sie in 100 Kubikcentimeter destillirten
Wassers. Nach vollständig erfolgter Lösung versetzt man die Flüssigkeit mit
concentrirter chemisch reiner Aetznatronlauge in geringem Ueberschusse, wodurch die
von den Fettsäuren gebildete Seife sowie das Resinat A,
in unlöslicher Form niedergeschlagen werden, während das Resinat B in dem überschüssigen Alkali in Lösung zurückbleibt.
Hierauf filtrirt man, wäscht den Niederschlag mit Aetznatronlösung aus und vereinigt
das Waschwasser mit dem Filtrate. Die das Harzsäuresalz B enthaltende alkalische Flüssigkeit wird mit kochend heißer verdünnter
Schwefelsäure angesäuert und dann auf ein bei 100° C. bis zur
Gewichtsconstanz getrocknetes und gewogenes Filter gebracht, auf welchem das Harz
B zurückbleibt.
Die von B abfiltrirte saure Flüssigkeit wird mit
Aetznatronlösung genau gesättigt und hierauf zur Trockne abgedampft. Der Rückstand
wird, um das schwefelsaure Natron abzuscheiden, mit Alkohol behandelt und die
alkoholische Lösung in einer gewogenen Porzellanschale abgedampft. Auf diese Weise
erfährt man die Gewichtsmenge der harzigen Substanz, gemischt mit Glycerin. Das
Vorhandenseyn von Glycerin in dem Rückstande läßt sich auf die Art nachweisen, daß
man denselben in einem Glasrohre mit Mangansuperoxyd, einigen Tropfen Schwefelsäure
und Alkohol auf 40° C. erwärmt. Dabei bildet sich Formyläther, der an seinem
Geruche nach Pfirsichblüthen erkennbar ist.
Ich habe nachgewiesen, daß Glycerin, bis zu seinem Siedepunkte erhitzt, Jodsäure
zersetzt, indem Jod frei wird, welches sich durch das Blaufärben von Jodstärkepapier
erkennen läßt. Diese Reaction kann zur Nachweisung der Gegenwart von Glycerin
benutzt werden.
Das harzsaure Natron A und die Fettsäureseife werden nach
dem Auswaschen mit natronhaltigem Wasser in kochendem Wasser aufgelöst, und dann mit
Chlorbaryum in geringem Ueberschusse gefällt. Das unlösliche Barytresinat und die
Barytseife werden abfiltrirt, und nachdem dieser Niederschlag ausgewaschen worden,
wird er im Wasserbade bei 100° C. getrocknet; dann wird er mit Aether
behandelt, welcher den harzsauren Baryt löst, die in ihm unlösliche Barytfettseife
aber zurückläßt. Die ätherische Lösung wird zur Trockne abgedampft, der dabei erhaltene Rückstand wird
in kochendem destillirtem Wasser aufgenommen und durch Zusatz einiger Tropfen
verdünnter Schwefelsäure zersetzt, um das Harz frei zu machen. Dasselbe wird auf dem
Filter gesammelt, welches bereits das Harz B enthält,
und nachdem es mit warmem Wasser ausgewaschen worden, im Wasserbade bei 100°
C. getrocknet und dann gewogen.
Die in der sauren Lösung enthaltene Barytseife wird kochend heiß zersetzt; die
dadurch frei gemachten Fettsäuren werden sorgfältig gesammelt, getrocknet und
gewogen.
Bei Befolgung dieses Verfahrens findet man das Gewicht des Harzes, der Fettsäuren und
der harzähnlichen Substanz, letztere gemischt mit dem in der Seife enthaltenen
Glycerin.
Viele Seifen enthalten auch große Mengen von anderen fremdartigen Substanzen, z.B.
Stärkemehl (in den meisten weichen oder Schmierseifen vorhanden), Talk, Ocker, Thon,
Schwefelsäuresalze der alkalischen Erden (Gyps, Schwerspath) etc., welche
betrügerischer Weise zugesetzt werden, hauptsächlich um das Gewicht der Seife zu
vermehren. Diese Substanzen lassen sich sehr leicht abscheiden; man braucht zu
diesem Zwecke nur die verdächtige Seife bei 40° C. in Alkohol zu lösen, wobei
alle fremden Körper, nebst einem Theile des Chlornatriums, des schwefelsauren
Natrons und des kohlensauren Natrons zurückbleiben. – Eine jetzt sehr häufig
vorkommende Verfälschung besteht bei harten Seifen in der Einführung von sehr
concentrirtem Natronwasserglas (zuweilen 17 Procent). Da
dieses Salz in Alkohol unlöslich ist, so läßt es sich leicht abscheiden. Löst man
den bei der Behandlung mit Alkohol gebliebenen Rückstand in Wasser, so scheidet sich
auf Zusatz einer verdünnten Säure die Kieselsäure des Wasserglases in gallertartiger
Form ab; denselben Zweck erreicht man durch Kochen dieser Lösung mit Zusatz von
Salmiak, wobei sich die Kieselsäure in mehr oder weniger zusammenhängenden Flocken
abscheidet.
Zur Bestimmung eines vorhandenen Ueberschusses von Alkali, welche oft von Nutzen seyn
kann, behandelt man gewöhnlich die Seife mit Alkohol. Dadurch wird das kohlensaure
Natron abgeschieden. Das freie caustische Alkali läßt sich aber, da es in Alkohol
löslich ist, auf diesem Wege nicht entdecken; zur Bestimmung desselben wende ich
daher folgendes Verfahren an: ich löse die Seife in Alkohol, bringe die Lösung nach
Absonderung der ungelöst gebliebenen Substanzen in ein Wasserbad und leite einen
Strom von Kohlensäure hinein, wodurch sämmtliches in nicht an die Fettsäuren
gebundenem Zustande vorhandene caustische Alkali in Kohlensäuresalz umgewandelt,
somit in Alkohol unlöslich gemacht wird. Durch Titriren des abgeschiedenen kohlensauren
Alkalis läßt sich dann der Gehalt der Seife an caustischem Alkali bestimmen.
Beim Verseifen reiner Fettsäuren mit verschiedenen Quantitäten von caustischem Natron
erhielt ich 12,3, 12,5, 12,9, 12,4, im Durchschnitt 12,6 Proc. Natron. Da es
erwiesen ist, daß die mit Fettsäuren dargestellten Seifen wahre Salze sind, so läßt
sich, wenn man die Menge des in einer Seife enthaltenen gebundenen Alkalis kennt,
leicht die Menge der demselben entsprechenden Fettsäuren berechnen. Die Analyse wird
daher zu einer sehr einfachen alkalimetrischen Aufgabe. Man löst zwei oder drei
Gramme der Seife bei der Temperatur von 40° C. in Alkohol und leitet, ohne
vorher zu filtriren, einen Kohlensäurestrom in die Lösung, welche nun erst filtrirt
wird. Der auf dem Filter bleibende Rückstand wird zur Entfernung der ihm anhängenden
Spuren von Seife mit Alkohol ausgewaschen, die Waschflüssigkeit mit dem Filtrate
vereinigt. Nun wird die alkoholische Lösung mit Wasser verdünnt und dann gekocht,
bis der Alkohol verflüchtigt ist. Hierauf setzt man 5 bis 10 Kubikcentimeter
Schwefelsäure zu und setzt das Kochen so lange fort, bis die Fettsäuren ganz klar
geworden sind. Nach dem Erkalten und Erstarren werden die Fettsäuren abfiltrirt, und
der Niederschlag und die Fettsäuren werden mit warmem destillirtem Wasser so lange
gewaschen, bis das ablaufende Waschwasser blaues Lackmuspapier nicht mehr röthet.
Dann wird der vorhandene Ueberschuß an Schwefelsäure durch Titriren mit
Normalnatronlösung bestimmt. Die Menge der durch das Alkali der Seife gesättigten
Schwefelsäure und somit auch die Quantität des dieser Säure entsprechenden Alkalis
wird durch Rechnung gefunden. Da die Menge des in 100 Theilen der Seife enthaltenen
Alkalis bekannt ist, so braucht man dieselbe nur mit 100 zu multipliciren und mit
12,6 zu dividiren, um das Gewicht der in der Seife enthaltenen wasserfreien
Fettsäuren zu erfahren. Diese Gewichtsmenge, zu derjenigen des Alkalis addirt und
die erhaltene Summe von 100 subtrahirt, gibt die Menge des in der Seife enthaltenen
Wassers und der in ihr vorhandenen fremdartigen Substanzen.
Dieses Verfahren führt rasch zum Ziele und liefert Resultate von einer für technische
Zwecke hinreichenden Genauigkeit. Bei einem Harzgehalte
der zu untersuchenden Seife ist es aber nicht anwendbar.
Bei der Analyse der auf kaltem Wege dargestellten Seifen
ist es, bevor man dieselben mit Alkohol behandelt, nöthig, sie in salzhaltigem
Wasser zu kochen, um die in der Seife etwa vorhandenen Verbindungen des Natrons mit
organischen Säuren aufzulösen, weil diese Salze, da sie durch den in die Lösung
geleiteten Kohlensäurestrom nicht zersetzt werden, sich wie mit Fettsäuren
verbundene Alkalien verhalten.
Manche Seifen enthalten bedeutende Quantitäten von überschüssigem Wasser, namentlich die aus Kokosöl fabricirten (aus 100
Theilen dieses Oeles lassen sich 500 Theile Seife darstellen). Es ist demnach von
Wichtigkeit, den Wassergehalt einer Seife zu bestimmen. Zu diesem Zwecke werden
gewöhnlich 2 bis 5 Grm. zu feinen Spänen zerschnitten und diese so lange getrocknet,
bis sie sich wieder zu einem Stücke verbunden haben, worauf man sofort ihr Gewicht
bestimmt. Will man aber genaue Resultate erzielen, so ist die Operation nicht so
einfach; das Trocknen auf einem Stubenofen erfolgt nur selten vollständig, da sehr
wasserhaltige („gefüllte“) Seife beim Trocknen anschwillt und
dabei eine gewisse Menge Wasser einschließt, welche sie nur schwierig oder gar nicht
abgibt: steigert man aber die Trocknungstemperatur zu hoch, so kann die Seife
theilweise verkohlt werden.
Ich wende zur Bestimmung des Wassergehaltes der Seifen folgendes Verfahren an:
Einen oder zwei Gramme der in feine Spänchen zerschnittenen Seife löse ich in einer
tarirten kleinen Porzellanschale in der möglich kleinsten Menge starken Alkohols
auf; dann füge ich eine bekannte Menge von feinem gut getrocknetem Quarzsand hinzu,
welche hinreicht, sämmtliche Flüssigkeit zu absorbiren, und erhitze nun das Ganze im
Luftbade bis zur Temperatur von 110° C. Das Trocknen erfolgt rasch;
schließlich behandle ich den Quarzsand mit Schwefelkohlenstoff, um die nicht
gebundenen Fettsubstanzen zu bestimmen.