Titel: | Der Anbrand beim Eisenguß; von Oberhütteninspector Ed. Schott zu Ilsenburg am Harze. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. XVI., S. 59 |
Download: | XML |
XVI.
Der Anbrand beim Eisenguß; von
Oberhütteninspector Ed. Schott zu Ilsenburg am
Harze.
Schott, über den Anbrand beim Eisenguß.
Eine der unangenehmsten Erscheinungen beim Eisenguß, namentlich bei dem Guß feinerer
und zierlicherer Gegenstände, ist das Auftreten von ganz rauhen Flächen, die sich
wie eine Feile anfühlen, dem Guß alle Schärfe nehmen, ihn ganz unansehnlich und fast
unbrauchbar machen. Bei näherem Betrachten findet man, daß die rauhen Flächen durch
eine Ansammlung von kleinen Erhabenheiten hervorgerufen werden, die den Guß
stellenweise und bei gewissen Stärken bedecken. Bei
größeren oder geringeren Stärken ist der Guß, wie die sorgsame Herstellung es
bedingt, glatt und schön. Die Erscheinung ist ganz unabhängig von den Formarbeiten,
und selbst wenn letztere noch so sorgfältig ausgeführt sind, ist der Guß mit Körnern
bedeckt, während die sauber hergestellte Fläche der Form den glättesten Guß hätte
erwarten lassen. Der Grund kann also nur im Eisen liegen, und zwar in einer ganz
besonderen Beschaffenheit desselben.
Man hat den Grund auf chemischem Wege zu erforschen gesucht und will gefunden haben,
daß die die rauhen Flächen bildenden Ausscheidungen ganz besondere Zusammensetzungen
von Eisen und anderen Körpern sind, die sich von dem Eisen, auf dem sie ausgetreten,
unterscheiden lassen. Damit ist zwar Etwas, aber noch nicht gesagt, wie diese
Ausscheidungen sich bilden und was für mechanische Gründe
dieselben bewirken, da es einfache chemische Processe nicht wohl seyn können.
Möge es mir gestattet seyn, meine Ansicht darüber auszusprechen:
Das Eisen im flüssigen Zustande ist und kann kein homogener Körper seyn; die nach
bestimmten Gesetzen entstandenen Zusammensetzungen von Eisen und Phosphor, Eisen und
Schwefel, Eisen und Kohle, Eisen und Mangan, Eisen und Silicium u.s.w. bilden das
Ganze; jede Zusammensetzung hat ihren ganz bestimmten Schmelzpunkt und erstarrt
früher als die andere, die dem höheren Schmelzpunkte angehört. (Den niedrigsten
möchten Eisen und Schwefel, Eisen und Phosphor einnehmen.)
Wenn nun Mischungen, welche nach dem Schmelzpunkte weit
auseinander liegen, das Eisen bilden, so kommt es, daß ein
Theil erstarrt ist, während der andere noch flüssig geblieben, welcher beim
Zusammenziehen durch das Erkalten dann aus den im rothglühenden Zustande sogar
noch offenen Poren herausgedrückt wird. Dieß ist nach meiner Meinung der
sogen. Anbrand, dem nach Erkennen des Grundes durch andere Erzmischung beim Hohofen
oder Eisenmischung beim Umschmelzen abgeholfen werden kann.
Schließlich erwähne ich, daß ich Proben vorzulegen im Stande bin, auf welchen sich,
in Folge sehr großer Differenzen in den Schmelzpunkten, erbsengroße Kügelchen auf
der Oberfläche befinden.
Ich führe noch zur Unterstützung meiner Ansicht an, daß den Gießereien, die sich eiserner
Kerne, z.B. beim Guß von Wagenbüchsen bedienen, die Erscheinung oft begegnet seyn
wird, daß die innere Fläche mit zum Theil dicken, oft plattgedrückten Ausscheidungen
theilweise bedeckt ist, die dem gleichen Grunde ihre Entstehung verdanken. Das
rascher am Kerne erkaltende Eisen zieht sich zusammen und wird dabei das innere noch
flüssige Eisen aus den Poren der erstarrenden Flächen hinausgedrückt. Auch andere
Erscheinungen lassen sich dadurch erklären. (Berg- und hüttenmännische
Zeitung, 1872, Nr. 50.)