Titel: | Mattiren von Glas; von Paul Weiskopf. |
Autor: | Paul Weiskopf |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. CXXVIII., S. 468 |
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CXXVIII.
Mattiren von Glas; von Paul Weiskopf.
Weiskopf, über Mattiren von Glas.
Wenn auch das in Nachstehendem beschriebene Verfahren Glas zu mattiren, im Principe
weder neu ist, noch zu den ältesten gehört, so dürfte doch die Art der Ausführung,
die Manipulation, einige Beachtung verdienen, weil die damit erzielten Resultate
sicher und verläßlich sind, während man dieß bei der Anwendung von flüssiger
Flußsäure, Fluorammonium und reinen Fluorwasserstoffdämpfen nicht immer behaupten
kann.
Zu feinstem Mehl geriebener Flußspath wird in einer Schale, deren Inneres mit
Paraffin bestrichen ist, rasch und unter Anwendung der nöthigen Vorsichtsmaßregeln
mit concentrirter Schwefelsäure innig zu einem dünnen Teige gemischt, und dieser
mittelst eines Blei(metall)stiftes auf die zu mattirenden Stellen des Glases
aufgetragen. Auf diese Weise kann man beliebige, bei einiger Uebung selbst feine
Zeichnungen matt auf glänzendem Glase erzeugen.
Um ganze Flächen zu mattiren, werden diese ca. 0,5
Centimeter hoch mit dem Teige bestrichen. Kleinere oder runde Gegenstände werden
ganz in diesen Teig gehüllt. Sobald die Zeichnung, resp. Bestreichung theilweise
fertig ist, bestreut man sie mit reinem Flußspathpulver, fährt fort die Platte
weiter zu zeichnen, bestreut wieder u.s.f., bis man fertig ist. Die Gegenstände
werden sodann in einen eisernen Topf oder Kessel, dessen Boden man mit Gyps oder
Schlämmkreide belegt, gethan und durch zwei Stunden gelinde erhitzt, was unter einem
gut ziehenden Schornsteine geschehen muß, damit alle überschüssige Flußsäure
abzieht. Das Ende der Operation erkennt man daran, daß die Decke der Platten sich
vollständig in harten Gyps verwandelt hat und sich nach dem Abkühlen leicht und
vollständig loslöst. Die Platten werden sodann in verdünnter Aetzkalilauge und
hierauf in Wasser einige Mal mit der Bürste gewaschen, worauf die geätzten Stellen
rein und intensiv matt erscheinen.
Dieses Verfahren wird im Großen zum Mattiren von Glasschmuckgegenständen angewendet,
und hat sich vorzüglich bewährt.
Auch Aetzungen bis zur Tiefe von 2 Millimeter sind mir durch öftere Wiederholung des
Anstriches gelungen. Daß sich auch feinste Zeichnungen, in Harzgrund gravirt, auf
diese Weise mattiren und ätzen lassen, ist wohl zweifellos, nur dürfen die
Gegenstände selbstverständlich nicht erwärmt werden und die Operation dauert
länger.
Chemisch-technisches Laboratorium in Morchenstern
(Böhmen).