Titel: | Sinclair's Apparat zur Verarbeitung des Holzes zu Papierzeug auf chemischem Wege. |
Fundstelle: | Band 206, Jahrgang 1872, Nr. LXIV., S. 235 |
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LXIV.
Sinclair's Apparat zur Verarbeitung des Holzes zu Papierzeug auf
chemischem Wege.
Aus Armengaud's Publication industrielle, 1872, t. XX p.
264.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Sinclair's Apparat zur Verarbeitung des Holzes zu
Papierzeug.
Der Apparat von Georg Sinclair, Maschinenfabrikant in
Leith (Grafschaft Edinburgh)Hinsichtlich Sinclair's Verfahren zur Darstellung
des Holzstoffes sehe man die Mittheilungen „über
Cellulosepapier“ im polytechn. Journal Bd. CCIV S. 34/(zweites Maiheft
1872), besteht aus einem geschlossenen Kessel mit doppelter Hülle, welcher direct
von einem Herd aus geheizt wird. Derselbe enthält das Holz in gut zerkleinertem
Zustande, gemengt mit dem geeigneten Quantum von Aetznatronlauge. Fig. 1 stellt diesen
Kessel und den Ofen, worin er gelagert ist, im achsialen Verticaldurchschnitte, Fig. 2 im
Horizontaldurchschnitte nach der gebrochenen Linie 1–2–3–4
dar.
Der eigentliche Kessel A besteht aus einem oben und unten
conisch zulaufenden Cylinder aus starkem Eisenblech und enthält einen dünnwandigen
metallenen Behälter B von entsprechender Form, welcher
mit zahlreichen feinen Löchern durchbohrt ist. Dieser siebartig durchlöcherte
Cylinder ist mit dem Kessel durch kleine Stehbolzen a
verbunden, so daß zwischen ihm und dem letzteren ein ringförmiger, 30 bis 40
Millimeter breiter Zwischenraum bleibt. Auf diese Weise kann der Kessel A den in dem inneren siebartigen Behälter befindlichen
Holzstoff nicht berühren, also auch nicht überhitzen oder verbrennen; die Lauge kann
ferner frei in dem ringförmigen Raume circuliren, aufsteigen, dabei durch die Mitte
des Behälters ihren Weg nehmen, wieder herabsteigen und durch die Löcher austreten,
also in der Masse der in Behandlung befindlichen Fasern circuliren und dieselben
durch fortgesetztes Sieden extrahiren und zertheilen. Für gewisse zarte Faserstoffe,
welche geneigt sind sich zu compacteren Massen zusammenzuballen, so daß sie von der
Flüssigkeit dann nicht so leicht durchdrungen werden können, bringt man zur
Beförderung der Circulation der Lauge in der Mitte des Behälters eine in Fig. 1 durch
Punktirung angedeutete durchlöcherte Röhre b an, welche
oben offen, unten geschlossen ist.
Die Beschickung des Kessels erfolgt von oben, nach Entfernung eines gußeisernen
Deckels C, welcher auf eine an das conische Ende des
Kessels genietete Tubulirung von gleichem Material geschraubt ist. Die Entleerung
des Kessels wird
durch Losschrauben des Deckels C¹ bewerkstelligt,
welcher das am unteren Ende des Kessels angebrachte cylindrische Rohr A¹ außerhalb des Mauerwerkes verschließt. Diese
Anordnung erleichtert das Herausziehen des Holzstoffes aus dem Behälter B und das Einfüllen desselben in die untergestellten
Gefäße, welche man alsdann nach dem Apparat schafft, worin die weiteren Proceduren
mit dem Stoffe vorgenommen werden.
Der Kessel ist in einem gemauerten Ofen D eingeschlossen
und der directen Einwirkung des auf dem Roste f des
Herdes F brennenden Feuers ausgesetzt. Die Flammen und
gasförmigen Verbrennungsproducte streichen in der Richtung der Pfeile durch die
Canäle oder Abtheilungen d, d des den Kessel umgebenden
ringförmigen Raumes E und entweichen schließlich durch
den Schornstein E¹. Um die Ueberhitzung der dem
Herd gegenüberliegenden Kesselwand zu vermeiden, ist der Kessel an dieser Stelle
durch eine Lage feuerfester Ziegel d¹ geschützt.
In der Nähe des oberen Kesseldeckels ist auf dem Mauerwerk ein cylindrischer
Behälter oder Recipient G angeordnet, welcher zur
Speisung des Kessels mit der zur Operation nöthigen Lauge oder sonstigen Flüssigkeit
dient. Zu dem Ende gehen von diesem Behälter aus zwei Röhren g und g¹ welche zur Regulirung des
Ausflusses mit Hähnen h und h¹ versehen sind, nach dem Kessel. Durch die untere Röhre g gelangt die Flüssigkeit in den Kessel, während die
obere den zum Ausflusse erforderlichen Druck auf die Oberfläche der Flüssigkeit
wirken läßt.
Vorstehender Anordnung gemäß ist nun der Gang der Operation folgender. Man schraubt
den Deckel C los, beschickt den siebartigen Behälter B mit dem Holzstoff und fügt die erforderliche Quantität
caustischer Soda hinzu; dann füllt man den Kessel A
vollständig mit Wasser. Nachdem man den Deckel wieder aufgeschraubt hat, öffnet man
die Hähne des Recipienten G, welcher den Kessel stets
mit Flüssigkeit gefüllt erhalten soll. Hierauf zündet man das Feuer an, und
unterhält es in langsamem Brande, um den Faserstoff und die Lauge unter einer
gewissen Dampfspannung in kochendem Zustande zu erhalten. Die Flüssigkeit ist in
einer steten Circulation begriffen, indem sie zwischen den Fasern auf- und
niedersteigt, und durch die Löcher des Behälters B längs
des ringförmigen Raumes zwischen dem letzteren und dem Kessel A ihren Weg nimmt. Nach Verlauf der richtigen Zeit öffnet man das Ventil
v und läßt die Lauge durch die Röhre t ab; schließlich zieht man nach Entfernung des Deckels
C¹ den Holzstoff durch die Mündung des Rohres
hervor.
Für den ausgedehnteren Betrieb der Holzstoff-Fabrication nach diesem System schlägt der
Erfinder vor, vier dem so eben beschriebenen ähnliche Kessel mit einer
gemeinschaftlichen cylindrischen Hülle aus Eisenblech zu umgeben und das Ganze in
einem gemauerten Ofen anzuordnen. Diese vier Kessel sind behufs der Herstellung
eines gleichen Niveau's, sowie einer gleichen Spannung und Circulation der
Flüssigkeit, durch Röhren mit einander verbunden. Die Flüssigkeit selbst wird im
vorliegenden Falle von einem mit dem Apparate in Verbindung stehenden
Röhrendampfkessel aus überhitzt.