Titel: | Maischkühlapparat von A. Nägeli zu Wegeleben. |
Fundstelle: | Band 203, Jahrgang 1872, Nr. LXXIX., S. 315 |
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LXXIX.
Maischkühlapparat von A. Nägeli zu Wegeleben.
Aus den preußischen Annalen der Landwirthschaft,
1872, Nr. 6.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Nägeli's Maischkühlapparat.
Im Jahrgange 1868 des Wochenblattes zu den preuß. Annalen der Landwirthschaft hat der
Rittergutsbesitzer Sombart-Ermsleben S. 445 in
einer längeren Mittheilung über die Erfahrungen berichtet, welche er mit dem Nägeli'schen Maischkühlapparat gemacht hat, und
schließlich dieselben dahin zusammengefaßt, daß seit Anwendung dieses Apparates man
in der Brennerei 1) weniger Kohlensäure, 2) weniger Milchsäure und 3) mehr Alkohol
denn je zuvor gehabt habe.
Der Nägeli'sche Apparat ist ein Röhrenkühler nach dem
Princip wie es zuerst J. v. Liebig in den chemischen
Laboratorien angewendet hat, wo diese Kühler unter dem Namen der Liebig'schen bekannt sind. Sie beruhen darauf, daß
sich die zu kühlende Flüssigkeit in einer Röhre bewegt, welche von einer zweiten
Röhre mantelartig umgeben ist; in dem Zwischenraume bewegt sich das Kühlwasser in
entgegengesetzter Richtung, wie die zu kühlende Flüssigkeit; soll die Wirkung eine
noch schnellere seyn, so wendet man wohl ein System von drei in einander steckenden
Röhren an, deren innerste und äußerste das Kühlwasser führen, während die mittlere
die zu kühlende Flüssigkeit führt.
Diesem Princip entsprechend, besteht der Nägeli'sche
Maischkühler aus Doppelröhren, deren innere etwa 4 Zoll weit und aus Kupfer, während
die äußere etwa 5 1/2 Zoll weit und aus Eisen gefertigt ist. Um dem Röhrenzuge die
erforderliche Länge zu geben und ihn dennoch auf einen verhältnißmäßig kleinen Raum
zu beschränken, werden, wie die beigegebenen Abbildungen zeigen, entsprechende
Umwendungen gemacht. Fig. 17 gibt den
senkrechten, Fig.
18 den horizontalen Längsschnitt, und Fig. 19 einen Querschnitt
nach A, B der Fig. 17.
Durch die Kupferröhren wird die Maische aus dem Vormaischbottich in der Richtung von
a nach b mit geringer
Neigung mittelst der Süßmaischpumpe gedrückt, während das Kühlwasser in
entgegengesetzter Richtung, also von unten nach oben, fließt; dasselbe tritt,
entweder direct von der Wasserpumpe oder aber vom Wasserreservoir kommend, bei c in die eisernen Röhren ein, umspült auf die ganze
Länge, mit Ausnahme der Verbindungsstücke, die Kupferröhren und fließt bei d im erwärmten Zustande ab. Durch diese Anordnung wird
die Kühlfähigkeit des Wassers am besten ausgenutzt, indem stets eine entsprechende
Temperatur-Differenz vorhanden und das Wasser nach oben hin, selbst bei
40° R. Wärme, noch kühlfähig ist. – Die Menge des Kühlwassers ist dem
Quantum der zu kühlenden Maische ungefähr gleich; die Maischröhren bleiben ohne jede
weitere Reinigung inwendig vollkommen rein, da das Spülwasser des Vormaischbottiches
hinter der abgeflossenen Maische hindurchgepumpt wird. – Die Kupfer-
und Eisenröhren sind an den Endpunkten jedes einzelnen Stranges derartig mit
einander verbunden, daß sie in wenigen Minuten auseinander genommen werden
können.
Die nothwendige Länge der Kühlröhren und somit auch der Kostenpunkt dieser
Einrichtung ist wesentlich von der Temperatur des Kühlwassers abhängig. Um die
Gesammtarbeit des Kühlens der Maische von 2 1/3 Wispel Kartoffeln (das
Maischepumpen, Abkühlen der Maische und Reinigen des Kühlapparates) in einer Stunde zu bewirken, bedarf es, wenn das Kühlwasser
9° R. Wärme hat, 320 Quadratfuß Kühlfläche; der kubische Inhalt des sich
daraus ergebenden Kühlraumes muß circa 22 Kubikfuß oder
594 Quart betragen, damit die zu kühlende Maische von 2 1/3 Wispel Kartoffeln
ungefähr zehn Minuten mit der kühlenden Fläche in Berührung bleibt, und dadurch
innerhalb 45–50 Minuten sammt dem Nachspülwasser auf 14° R. abgekühlt
wird; dabei beträgt die Länge der Kühlröhren und der sie umschließenden Wasserröhren
330 Fuß. Bei dieser vollkommen ausreichenden Länge der Kühlröhren kann die
Süßmaischpumpe von 4 Zoll Kolbendurchmesser, 9 Zoll Hubhöhe und bei circa 32 Hüben pro Minute
ununterbrochen gehen.
Der Preis der Doppelröhre beträgt bei dauerhafter Stärke,
den laufenden Fuß zu ca. 3 1/2 Thlr.
1150
Thlr.
Verbindungsbogenstücke nebst Verschraubungen
50
„
–––––––––
Summa
1200
Thlr.
Wenn das Kühlwasser 10° Wärme hat, so bedarf es, um dasselbe Resultat in
derselben Zeit zu erzielen, 1/10 Röhrenlänge mehr, wornach sich die Kosten um 120
Thaler vermehren; hat es dagegen eine Temperatur von 8°, so kann mit 1/9
Röhrenlänge weniger dasselbe erreicht werden, so daß sich die Kosten um 133 1/3
Thlr. vermindern. Bei Anwendung gezogener äußerer Röhren anstatt genieteter, stellt
sich der laufende Fuß circa 15 Sgr. theurer.
Da es zwar vortheilhaft, aber nicht gerade nothwendig ist, daß die ganze Manipulation
des Maischekühlens in 1 Stunde vollendet wird, so kann die Kühlröhre bis zur Hälfte
kürzer seyn, wornach sich die Kosten verhältnißmäßig verringern. Der Kolben der
Süßmaischpumpe kann ebenfalls entsprechend kleiner eingerichtet oder es kann jede
vorhandene Pumpe unverändert beibehalten werden, nur darf sie im letzteren Falle
nicht ununterbrochen gehen, sondern wird, wenn die innere Röhre des Kühlapparates
vollgepumpt ist, auf mehrere Minuten abgestellt. – Der Verbrauch des
Kühlwassers beträgt im ersterwähnten Falle der Quartzahl nach fast eben so viel wie
das Quantum der zu kühlenden Maische, so daß zu 3000 Quart Maische auch höchstens
3000 Quart Wasser erforderlich sind.
Bei Aufstellung der Kühlröhren kann man sich hölzerner Böcke bedienen, oder die
Röhren können in einfachster Weise auf dem Boden des Gebäudes an die Dachsparren
mittelst Bandeisen angehängt werden; beide Arten verursachen, wie leicht
ersichtlich, sehr geringe Kosten.
Von manchen Spiritusbrennern wird noch heute behauptet, daß zu einer vortheilhaften
Vergährung eine reichliche Milchsäurebildung erforderlich erscheine, die aber bei
einer Kühlung unter Abschluß der Luft, wie sie der Röhrenkühler bezweckt, nicht
eintreten könne. Dieser Ansicht gegenüber ist darauf hinzuweisen, daß die Milchsäure
sich nur auf Kosten der
Kohlenhydrate der Maische bilden kann, daß daher die Ausbeute an Alkohol für jedes
Atom entstandener Milchsäure um eine äquivalente Menge verringert wird, weßhalb man
darauf zu sehen hat, die Milchsäurebildung auf das möglich geringste Maaß zu
beschränken.
Schließlich sey noch bemerkt, daß sich die Röhrenkühler von Nägeli z.B. auf Amt Derenburg bei Halberstadt, zu Ermsleben, auf St.
Burchard in Halberstadt, auf Adersleben, zu Quedlinburg, zu Löbnitz bei Köthen, zu
Fulnek in Mähren, zu Klostermansfeld bei Eisleben, zu Köthen, zu Klieken etc. seit
Jahren in bewährter Anwendung befinden.