Titel: | Verfahren zur Chlorkalkprüfung; von Dr. Graeger. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XXXVII., S. 162 |
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XXXVII.
Verfahren zur Chlorkalkprüfung; von Dr. Graeger.
Graeger, Verfahren zur Chlorkalkprüfung.
Mit der Untersuchung einer größeren Anzahl von Chlorkalkproben beauftragt, war es mit
wünschenswerth geworden, eine einfachere Prüfungsweise als die von Penot und die von R. Wagner zu
besitzen, und habe ich als eine solche das folgende Verfahren eingeschlagen. Ich setze zu einer
verdünnten und stark angesäuerten Eisenvitriollösung, deren Titer gegen 1/10
Normalchamäleon genau festgestellt ist, die Chlorkalklösung in der Weise, daß ich
die Pipette mit ihrer Spitze dicht über dem Boden entleere, so daß die
Chlorkalklösung wo möglich die unterste Schicht bildet, setze den Glasstöpsel auf,
schüttele um und lasse einige Minuten stehen. Bei Anwendung einer genügenden Menge
Eisenvitriol läßt sich beim Oeffnen des Glases kaum der Geruch nach Chlorigsäure
wahrnehmen, meist gar nicht. Man nimmt nun den Ueberschuß des Eisenoxyduls durch
1/10 Chamäleon hinweg, und was man hiervon weniger verbraucht als auf die gleiche
Menge von der Eisenoxydullösung, ist durch die Unterchlorigsäure, resp. den
Sauerstoff des Chlorkalkes ersetzt worden. Da die Chamäleonlösung der des
arsenigsauren Natrons gleichwerthig ist, so ist auch hier die Berechnung ganz
dieselbe, d.h. 100 Kubikcentimeter Chamäleonlösung entsprechen 3,546 Grammen Chlor,
resp. 0,8 Grm. Sauerstoff, woraus man zugleich ersieht, daß man z.B. auf 1 Grm.
Chlorkalk, dessen Gehalt an Chlor zu 3,3546 Grm. voraus gesetzt, mindestens 0,278
Grm. schwefelsaures Eisenoxydul anwenden müßte; aber man wird gut thun in allen
Fällen 0,4 bis 0,5 Grm. reinen Eisenvitriol zu nehmen, um so sicherer wird dann
alles freiwerdende Chlor auch aufgenommen. Die Resultate correspondiren ganz mit den
mittelst arsenigsauren Natrons erhaltenen, wie dieß auch gar nicht anders zu
erwarten ist, so daß es überflüssig erscheint, hierzu noch besondere Belege
anzuführen.
Ohne darauf irgendwie Gewicht zu legen, daß man keines besonderen Indicators bedarf,
so liegt meines Dafürhaltens der wesentlichste Vortheil der Methode darin, daß man
mehrere Versuche in derselben Flüssigkeit (natürlich nach Zusatz einer neuen Portion
Eisenvitriol) vornehmen, also sehr schnell arbeiten kann; ein weiterer Vortheil
besteht darin, daß man von der Beschaffenheit der Eisenvitriollösung, ob dieselbe
mehr oder weniger oxydhaltig sey oder nicht, ganz unabhängig ist, sobald man deren
Gehalt an Oxydul nur einmal genau festgestellt hat. Eine solche Lösung hält sich in
einem gut verschlossenen Gefäße mehrere Tage für den Gebrauch tauglich, und übrigens
läßt sie sich auch, da sie keinen bestimmten Titer zu halten braucht, jeden
Augenblick frisch bereiten; die von mit benutzte Lösung enthält 10 Proc.
schwefelsaures Eisenoxydul und ist stark angesäuert; wegen der Bildung von
Chlorstickstoff, wie Biltz sie nachgewiesen hat, ist die
Anwendung von schwefelsaurem Eisenoxydul-Ammoniumoxyd auszuschließen. (Aus
Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1871, Nr.
19.)