Titel: | Ueber Druckfarben für das künstliche Alizarin; von Dr. H. Grothe. |
Fundstelle: | Band 202, Jahrgang 1871, Nr. XVI., S. 83 |
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XVI.
Ueber Druckfarben für das künstliche Alizarin;
von Dr. H.
Grothe.
Grothe, über Druckfarben für künstliche Alizarin.
Seitdem die chemische Industrie sich des künstlichen Alizarins lebhafter bemächtigte,
werden jetzt zwei Präparate in den Handel gebracht: a)
chemisch reines Alizarin für Rosa- und Violett-Artikel, mittelst Dampfapplication
vollkommen die frühere Färbung mit fleurs de garance
ersetzend; b) ein Gemisch von Alizarin und Purpurin, ein
prachtvolles Gelbroth und lebhaftes Braun liefernd. Bisher war es unmöglich, aus mehreren neben einander
liegenden Recepten für Anwendung des Krappextractes ein durch alle durchlaufendes
Verhältniß zwischen der Menge der Beize und der des Farbstoffes zu entdecken; denn
diese Recepte bezogen sich auf Extracte von sehr verschiedenem Gehalte. Vorläufig
nun wird das künstliche Alizarin rein und in einer
Concentration der Pate von 10 Proc. in den Handel gebracht, so daß sich darnach für
alle solche Paten geltende Verhältnisse für die Receptirung werden feststellen
lassen. Die Fabrikanten müßten es sich zur Pflicht machen, diesen Farbstoff auf
reellen Grundlagen zu belassen, und nicht auch mit ihm jene Schwindelversetzung
vorzunehmen, die als Betrug und Täuschung zu bezeichnen ist und dem Geschäft jede
reelle Basis raubt. Durch Festhalten eines bestimmten Farbstoffgehaltes, etwa 10
Proc., in der Pate würde sich die wesentlichste Erleichterung bezüglich der
Orientirung zum Farbeansatz einstellen. Im Allgemeinen kann man aber auch das
künstliche Alizarin in seinem Farbstoffgehalte und Werthe besser einschätzen, selbst
bei Vermischungen, als die Krapppräparate, und es läßt sich voraussehen, daß die
früher lediglich empirisch zusammengesetzten Recepte mit der Zeit eine rationellere
Gestalt gewinnen werden.
Der Verf. gibt hier nun einige Recepte, die auf Grund einer 10procentigen Pate
berechnet waren und in der Praxis bei der Anwendung im Großen treffliche Resultate
gaben.
Druckfarbe für Roth- und
Rosa-Artikel.Dunkelroth.
2500 Grm.
Alizarin,
8000 „
Verdickung (siehe unten),
500 „
essigsaure Thonerde von 10° Baumé,
250 „
essigsaurer Kalk von 16° Baumé.
Rosa wird durch Ablichtung dieses Rothes mit der Verdickung für Roth erzielt. Auf 1
Theil Roth nimmt man noch 2 bis 3 Theile Verdickung.
Bei Artikeln wo Dunkelroth Vordruck ist, muß, bevor überwalzt wird, 1 Stunde gedämpft
werden. Nach dem Ueberdruck wird nochmals eine Stunde gedämpft und aufgehangen. Nach
24 stündiger Hängezeit schreitet man zum Durchzug, der auf die eine oder andere Art,
wie nachstehend, ausgeführt werden kann:
entweder
oder
1000 Liter Wasser,
1000 Liter Wasser,
60 Pfd. Kreide,
40 Pfd. Kreide,
3
„ Zinnsalz
10
„ arsensaures Natron.
Der Durchzug erfolgt bei 40 bis 50° R. und währt 1 bis 1 1/2 Minuten. Die so
passirten Stücke werden gewaschen und erhalten nun ihre Avivagen:
Pro 10 Stück à 50 Meter.
1. Seife: 3 Pfd. Seife, 1/4 Pfd. Zinnsalz bei 40° R. 1/2 Stunde;
2. Seife: 3 Pfd. Seife ohne Zinnsalz bei 60° R. 1/2 Stunde;
3. Seife: 3 Pfd. Seife ohne Zinnsalz bei 60 bis 65° R. 1/2 Stunde.
Zwischen diesen Seifenpassagen wird die Waare jedesmal gewaschen.
Verdickung für Roth.
6000 Grm.
Weizenstärke,
20 Liter
Wasser,
4
„
Essigsäure von 6° Baumé,
10 „
Traganthschleim (4 Loth Traganth per 1
Liter),
1500 Grm.
Baumöl
werden gut verkocht.
Essigsaure Thonerde.
15000 Grm. Thonerdehydrat (basisch-schwefelsaures) in 6 Liter Essigsäure
einrühren, aufwärmen und filtriren, nachher auf die gewünschte Grädigkeit
einstellen. Thonerdehydrat: 36 Kilogrm. Alaun in 400
Litern Wasser lösen und fällen durch eine Lösung von 31 Kilogrm. Soda in 400 Litern
Wasser. Der Niederschlag wird 8 Mal durch Decantiren gewaschen, auf einem Filter
gesammelt und schließlich ausgepreßt. Es ist bei 10procentiger Pate gewöhnlich ein
Zusatz von 20 Proc. des Gewichtes der Pate an essigsaurer Thonerde von 12°
Baumé erforderlich.
Essigsaure Kalklösung.
Die Lösung von essigsaurem Kalk von 16° Baumé enthält 25 Proc.
essigsauren Kalk. Bei gut ausgewaschener Alizarinpate braucht man 10 Proc. des
Gewichtes derselben von dieser Lösung; doch ist es zu empfehlen, für jede Partie Alizarin den
nöthigen Satz an essigsaurem Kalk erst auszuprobiren.
Druckfarben für Roth- und
Violett-Artikel
bei Anwendung einer Pate mit 10 Proc. trockenem Farbstoff.
Roth für
Mille-Fleurs-Artikel.
4000 Grm.
Alizarin,
10 Liter
Verdickung für Roth (s. oben),
300 Grm.
salpetersaure Thonerde von 15° Baumé,
600 „
essigsaure Thonerde von 10° Baumé,
400 „
essigsaurer Kalk von 16° Baumé.
Ganz dunkles Roth.
5000 Grm.
Alizarin,
10 Liter
Verdickung,
400 Grm.
salpetersaure Thonerde von 15° Baumé,
600 „
essigsaure Thonerde von 10° Baumé,
500 „
essigsaurer Kalk von 16° Baumé.
Salpetersaure Thonerde.
1000 Grm.
salpetersaures Blei,
1000 „
Alaun,
2000 „
Wasser.
Durch Anwendung von salpetersaurer Thonerde wird das Roth mehr gelblich, als bei
Anwendung von essigsaurer Thonerde. Bei Anwendung von salpetersaurer Thonerde muß
mehr essigsaurer Kalk zugesetzt werden, als bei Anwendung von essigsaurer
Thonerde.
Ein drittes Roth ohne Oel.
4200 Grm.
Alizarin,
4800 „
Essigsäure von 8° Baumé,
1800 „
Mehl,
2400 „
Wasser
werden gut gekocht, kalt gerührt, und dann wird zugesetzt:
487 Grm.
essigsaurer Kalk von 16° Baumé,
1000 „
salpetersaure Thonerde von 15° Baumé,
1500 „
unterschwefligsaurer Kalk von 9° Baumé.
Druckfarbe für
Violett-Artikel.
1400 Grm.
Alizarin,
10 Liter
Verdickung für Violett,
200 Grm.
holzsaures Eisen von 12° Baumé,
370 „
essigsaurer Kalk von 16° Baume.
Violett-Verdickung.
5000 Grm.
Stärke,
18 Liter
Wasser,
9 „
Traganthschleim (4 Loch pro 1 Liter
Wasser),
3 „
Essigsäure von 6° Baumé,
1000 Grm.
Baumöl
werden gut verkocht, dann kalt gerührt.
Die bedruckte Waare wird 1 bis 2 Stunden lang bei 1/2 Atmosphäre Druck gedämpft,
hierauf 24 bis 26 Stunden lang hängen gelassen.
Nun schreitet man zum Durchzug. Die Waare wird breit durch einen Rollenständer durch
folgendes Bad bei 40 bis 50° R. 1 1/2 bis 2 Stunden lang passirt: 1000 Liter
Wasser, 20 Kilogrm. Kreide, 5 Kilogrm. arsensaures Natron. Nach erfolgtem Durchzug
wird gewaschen und dann geseift bei 50 bis 60° R. 1/2 Stunde, mit 1500 Grm.
Seife für zehn Stück zu 50 Meter. Nach dem Seifen wird gewaschen, abgetrocknet und
schließlich, wenn nöthig, leicht chlorirt. (Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei
etc., 1871, Nr. 30.)