Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. , S. 368 |
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Miscellen.
Miscellen.
Eisenbahnwaage von James Mackenzie
in Edinburgh.
Diese Eisenbahnwaage ist nach dem System der Zeigerwaagen construirt, zeichnet sich
aber durch die Eigenthümlichkeit aus, daß beim Abwägen mit dem Gegengewicht auch ein
Zeiger verstellt wird, welcher auf eine mit Papier überkleidete, ruckweise zu
drehende Schreibtrommel, angedrückt wird, sowie das Gleichgewicht sich hergestellt
hat.
Als Vorzüge dieser Eisenbahnwaage werden beansprucht: größere Bequemlichkeit beim
Abwägen der das Wagengeleis passirenden Waggons etc.; erheblichere Genauigkeit trotz
der zulässigen größeren Geschwindigkeit bei der Manipulation, und endlich
Registrirung der Gewichte auf einem carrirten Papier, welches zur Controlle
aufbewahrt und jederzeit zufolge des einmal bestimmten Zusammenhanges mit den
absoluten Gewichten letztere abzulesen gestattet. Unsere Quelle bringt eine (wenn
auch nicht ganz deutliche) perspectivische Abbildung dieser Eisenbahnwaage. (Nach
dem Mechanics' Magazine, Juni 1871, S. 387.)
Apparat zum künstlichen Trocknen von Heugras, Getreide etc. in
regnerischen Jahrgängen.
Der Erfinder des genonnten Apparates, Hr. Gutsbesitzer W. A. Gibbs, erhielt von der Society of Arts in
London den von dieser Gesellschaft ausgeschriebenen Preis von 50 Guineen nebst einer
goldenen Medaille für das beste Verfahren zum Trocknen und Einheimsen von Getreide
in regnerischen Jahrgängen.
Der Apparat besteht im Wesentlichen aus einer locomobilen Dampfmaschine von
6–8 Pferdekräften, wie sie gegenwärtig in England allgemein zu den
verschiedenen landwirthschaftlichen Zwecken angewendet werden, einem Trockenkasten
von Eisenblech, einem Ventilator zur Einführung von heißer Luft und einem Ofen zu
Erzeugung der letzteren. Bei der Dampfmaschine ist zu dem gleichen Zwecke der
Rauchfang entfernt und für den entweichenden Dampf eine
kurze Bleiröhre aufgesetzt worden. Die hintere Seite der Rauchbüchse ist weggenommen
und die Oeffnung mit einer anderen in dem Windkasten des Ventilators befindlichen
Oeffnung in Verbindung gebracht, zwischen beiden Oeffnungen aber ein feines
Drahtsieb angebracht worden, um etwaige aus dem Feuerraum übergeführte Funken
zurückzuhalten. Der fünfzöllige Treibriemen welcher den Ventilator in Bewegung
setzt, läuft von einem Rade an der Maschine über eine mit Schwungrad verbundene
Riemenscheibe, und ersteres ist mit dem Ventilator in Verbindung gebracht. Der
Betrieb des Ventilators nimmt jedoch nur ¼ der 8 Pferdekräfte der Maschine in
Anspruch, die übrigen ¾ können für sonstige Zwecke verwendet werden. Der Ofen
befindet sich in einer Boden-Vertiefung und wird mit Kohks geheizt; der Rauch
resp. die heiße Luft wird durch eine eiserne Röhre in den Feuerraum der
Dampfmaschine und von da durch den Ventilator unter den Zwischenboden des
Trockenkastens getrieben, von wo sie durch die in diesem Zwischenboden angebrachten,
mit einer großen Anzahl kleiner Löcher versehenen conischen Röhren von Eisenblech in
den Trockenraum gelangt. Letzterer ist durch eine Scheidewand in zwei gleich große
Kammern abgetheilt, und mittelst einer an der Leitungsröhre angebrachten
Klappen-Vorrichtung kann man die heiße Luft abwechselungsweise in die eine
und die andere Kammer einströmen lassen. Ebenso befinden sich an dem Ventilator zwei
Klappen zur Regulirung der Zufuhr von kalter und heißer Luft. Der Trockenkasten
selbst kann bei einer Größe von 12 Quadratfuß in jeder Abtheilung 32 (vom. Regen
durchnäßte) Garben Weizen aufnehmen und es können in 24 Stunden deren 3000
getrocknet und zum Ausdreschen fertig gemacht werden, während in einem Trockenkasten
von 12′ Breite und 24′ Höhe 6000, in einem solchen von 12′
Breite und 36′ Höhe 9000 Garben in 24 Stunden getrocknet werden können.
Die Dampfmaschine kann auch durch einen Pferdegöpel ersetzt werden, in welchem Falle
die heiße Luft direct in die Kammer des Ventilators tritt, und ein Gestell mit einer
Riemenscheibe und drei Paar Zahnrädern den Betrieb desselben vermittelt, zugleich
aber auch eine Stelze in Bewegung setzt, an der sich ein Rechen befindet, welcher
mittelst auf- und niedergehender Bewegung den Inhalt des Trockenraumes
aufschüttelt.
Bei einem Versuche, den Hr. Gibbs anstellte, um die Kosten
der künstlichen Trocknung mit denen des gewöhnlichen Verfahrens zu vergleichen,
stellte sich heraus, daß zwei Wagenladungen Gras (entsprechend 36 Centner trockenen
Heu's), welches nach dem Abmähen zuerst an der Luft ausgebreitet, wegen einfallenden
Regenwetters auf Haufen gebracht, nachher wieder ausgebreitet, von Neuem durchnäßt,
zuletzt nach 3 Tagen in nassem Zustande in den Apparat gebracht worden war, in 3
Stunden mit einem Aufwand von 320 Pfd. Kohks vollkommen getrocknet wurden, wobei
sich die Gesammtkosten auf 6 Sh. 6 P, somit 3 Sh. 3 P. (l fl. 57 kr.) per Wagenladung beliefen, während eine gleiche Quantität
desselben Grases, welches nach der eben beschriebenen dreitägigen Behandlung,
anstatt in den Trockenapparat gebracht zu werden, bei eingetretenem besserem Wetter
im Freien getrocknet worden war, eine Auslage von 8 Sh. oder 4 Sh. (2 fl. 24 kr.)
per Wagenladung verursachte, welche Kosten sich noch
weiter erhöht hätten, wenn wiederum ungünstiges Wetter eingetreten wäre, ehe die
völlige Trocknung hätte stattfinden können.
Für Heubereitung zieht es Hr. Gibbs vor, den
durchlöcherten Zwischenboden, sowie die Scheidewand zu entfernen, und so die heiße
Luft unmittelbar in den Trockenraum treten zu lassen, und den ganzen Raum auf einmal
zu benutzen, indem die Arbeiter welche außerhalb der geöffneten Thür des Kastens
stehen, das Gras unmittelbar vor die Mündung der Luftröhre und nach dem Trocknen
wieder herausfchaffen.
Bei einem in dieser Weise vorgenommenen zweiten Versuche wurden 3 Wagenladungen Gras
(entsprechend 54 Centner trockenen Heu's), welche wie bei dem ersten Versuche vorher
einige Zeit im Freien ausgebreitet worden waren, in völlig nassem Zustande bei
fortdauerndem Regenwetter in den Apparat gebracht und in 3½ Stunden mit einem
Verbrauch von 3 Centner Kohks getrocknet. Die Gesammtkosten stellten sich hierbei,
nachdem nebst dem Brennmaterial 2 Pferde mit 1 Knaben, 1 Knabe zum Herbeifahren des
Grases in einem Karren, 2 Männer zum Einschassen desselben in den Trockenkasten, 2
Männer zur Bedienung der Stelze mit Heurechen, 1 Knabe zum Herausschaffen des
trockenen Heu's, sowie die Zinsen aus dem Capital für Anschaffung des Apparates in
Berechnung genommen worden, auf 3 Sh. 4 P (2 fl.) per
Wagenladung. Eine andere Quantität desselben Grases, bei gleich darauf eingetretenem
günstigem Wetter mit Ostwind im Freien getrocknet, verursachte eine Auslage von nur
2 Sh. 6 P. (1 fl 30 kr.)
Dem zu Folge empfiehlt Hr. Gibbs, das Gras in allen Fällen
zuerst im Freien abwelken zu lassen, da dasselbe in diesem Stadium durch Regen wenig
beschädigt wird, während dieß aber in hohem Maaße der Fall ist, wenn es in
halbtrockenem oder nahezu trockenem Zustande dem Regenwetter ausgesetzt ist, und
sich des Trockenapparates erst dann zu bedienen, wenn keine Aussicht vorhanden ist,
die völlige Trocknung ohne Schaden für die Qualität des Heu's im Freien
bewerkstelligen zu können. Er gibt zu, daß bei günstigem Wetter und schnellem
Verlauf das Heumachen im Freien stets das wohlfeilste Verfahren bleibt, während
dagegen bei ungünstigem Wetter nicht nur die Kosten der Handarbeit sich auf eine die
Kosten der künstlichen Trocknung weit übersteigende Höhe steigern können, sondern
auch die Qualität des Heu's sehr beeinträchtigt wird. Auch erklärten sämmtliche bei
einem Versuche anwesenden Sachverständigen, worunter der als einer der
intelligentesten Landwirthe bekannte Hr. Mechi, das durch
künstliche Trocknung erhaltene Heu für vorzüglicher in Beziehung auf Farbe und
Geruch und seine Qualität überhaupt, als das in der Sonne getrocknete, während eine
von dem Chemiker Völcker angestellte Analyse einen um 5
Procent geringeren Feuchtigkeitsgrad bei dem ersteren nachwies.
Die Preise der einzelnen Theile des Apparates, bei welchen Hr. Gibbs für den Export 15 Proc. Rabatt verwilligt, stellen sich wie
folgt:
Ventilator
Pfd. Sterl
35
=
420
fl.
Ventilator mit Rädern und Stelze
Pfd. Sterl
42
=
504
fl.
Heurechen
Pfd. Sterl
5
=
60
fl.
Eiserner Trockenkasten:
mit Scheidewand
12′
breit,
12′
hoch Pfd. Sterl.
40
=
480
fl.
mit Scheidewand
12′
breit,
24′
hoch Pfd. Sterl.
78
=
936
fl.
mit Scheidewand
12′
breit,
36′
hoch Pfd. Sterl.
118
=
1416
fl.
Zwischenboden mit Röhren:
1 Sh. 6 P. = 54 kr. per
Quadratfuß.
Tragbarer Ofen:
Pfd. Sterl. 50–120 = 600–1440 fl je nach
Größe.
Bestellungen sind an Hrn. W. A. Gibbs,
Gillwell Park, Essex, England, zu richten. Auch ertheilt
derselbe einem Unternehmer, welcher beabsichtigt, um ein Einführungs-Patent
in den deutschen Staaten nachzusuchen, das ausschließliche Recht zur Anfertigung und
Verwendung des Apparates gegen eine Vergütung von 1000 Pfd. Sterling (12,000 fl.).
— (Württembergisches Gewerbeblatt, 1871, Nr. 34)
Apparat zur Bestimmung der Güte der Schmieröle.
Ein solcher wurde im Pfalz-Saarbrücker Bezirksverein deutscher Ingenieure von
Hrn. Weber erläutert:
Die Benutzung des Apparates beruht auf der Annahme, daß ein Schmieröl um so
vortheilhafter ist. je größer die Anzahl der Umdrehungen ist, welche eine bestimmte
Erwärmung des Oeles hervorbringen. Der Apparat besteht aus einer mit Fest-
und Losscheibe versehenen Welle, welche von einem rotirenden Maschinentheil aus
bewegt wird. Die Welle ist mit einem Kopfe versehen, der sich in Messingschalen
bewegt, von denen die untere das zu prüfende Oel enthält. Die Temperatur des Oeles,
welche sich dem Messing mittheilt, kann an einem Thermometer, welches in der oberen
Schale steckt, abgelesen werden. Der Vortragende berichtete, daß in dieser Art
ausgeführte Versuche für drei Oelsorten folgende Relationen ergaben:
A ein mehrfach raffinirtes, mit Schwefelkohlenstoff
ausgezogenes Rüböl im Preise von 15 Thlrn., 69,975 Umdrehungen;
B ein Mineralöl im Preise von 10 Thlrn., 41,850
Umdrehungen;
C ein im Handel gefälschtes Rüböl im Preise von 12 4/5
Thlrn., 26,392 Umdrehungen.
Das Verhältniß der für die Qualität des Oeles als maaßgebend geltenden relativen
Umdrehungszahlen stellt sich also wie 69,975:41,850:26,392, das der Preise wie
15:10:12,8.
Für eine Geldeinheit kommen auf Oelsorte
A 69975/15 = 4664 Umdrehungen,
B 41850/10 = 4185 Umdrehungen,
C 26391/12,8 2062 Umdrehungen,
Die Schmierfähigkeiten, resp. Leistungen des für gleich viel Geld erhaltenen Quantums
Oel verhalten sich demnach
A: B: C = 4564:4185:2062 = 2,257:2,029:1.
Für die Quantität des Oeles für eine Geldeinheit hat man das Verhältniß:
100/15 : 100/10 : 100/12,8 = 6,66 : 10 : 7,81.
Hieraus ergibt sich für die Qualität bei gleichen Leistungen:
2,95 : 4,93 : 7,81.
Multiplicirt man die Quantitäten der Oele für gleiche Leistungen mit ihren relativen
Geldwerthen, so ergibt sich der Geldwerth der verschiedenen Quantitäten der
einzelnen Oele für gleiche Leistungen. Es gibt dieß die Proportion: :
A : B :
C = 44,25 : 49,3 : 99,97 = 100 : 111,4 : 225,9.
Mit Oel B im Preise von 10 Thlrn. schmiert man also 11,4
Proc. theurer, mit C im Preise von 12,8 Thlrn. 125,9
Proc. theurer als mit Oel A im Preise von 15 Thlrn.
(Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 468.)
Eine Beobachtung beim Drahtziehen.
Bekanntlich wird Draht nach mehrmaligem Ziehen und namentlich bei starker Abnahme der
Kaliber derart brüchig, daß solcher ohne nachfolgende Glühung und Beizung nicht mehr
weiter gezogen werden kann, ohne abzureißen. Ja, die Spannung in den einzelnen
Sehnen wächst derart, daß der Draht schon bei Biegung um 90 Grad wie Glas
abspringt.
Läßt man solchen spröde gewordenen Draht durch längere Zeit hindurch unberührt liegen
(und zwar bei gewöhnlicher Temperatur), so wird man finden, daß seine Zähigkeit nach
und nach wieder zunimmt, so daß derselbe nach Verlauf von 2–4 oder mehr
Monaten, je nach der Härte des Eisens, mehrere Biegungen um 180 Grad oder 1–2
weitere Züge aushält.
Die Spannung der einzelnen Sehnen des Drahtes hat sich von
selbst verloren.
Was also im glühenden Zustande des Drahtes innerhalb 8–12 Stunden bewirkt
werden kann, ist auch im kalten Zustande zu erreichen, jedoch erst nach längerer
Zeit. G M. Römer in Kindberg. (Oesterreichische
Zeitschrift für Ber- und Hüttenwesen, 1871, Nr. 32.)
Ueber Emailliren von Schachtsatzröhren.
In der Sitzung des oberschlesischen Bezirksvereins deutscher Ingenieure in Gleiwitz
vom 6. März d. I. hielt Hr. Amtmann einen Vortrag in
diesem Betreff.
Wegen der Zerstörung der gußeisernen Schachtsatzröhren durch die Einwirkung der
sauren Wässer empfiehlt es sich, dieselben innen zu emailliren, da sie dann durch
saures Wasser nicht mehr angegriffen werden, also relativ billiger sind als die
gewöhnlichen, denn obgleich die emaillirten Röhren bei der Anschaffung pro Centner 1½ Thaler mehr kosten als
gewöhnliche, so werden die letzteren unter Einwirkung des sauren Wassers in Zeit von
ca. 10 Jahren zerstört, während die ersteren
mindestens die doppelte Dauer haben, so daß sich dadurch und durch die Ersparniß der
Kosten für das Auswechseln der schadhaften Röhren die emaillirten Röhren um
2¾. Thlr. pro Centner billiger stellen. Im Jahre
1866 sind bei dem Drucksatze des Karstenschachtes zwei
emaillirte Steigröhren und ein emaillirter Ventilkasten eingebaut worden: als nach
1½ Jahren die emaillirten Satztheile untersucht wurden, zeigte sich die
Emaille theilweise losgelöst; man suchte nun den Grund hierfür in einem nicht
ausreichend tiefen Einbrennen der Emaille, daher wurde bei zwei anderen Satzröhren
die Emaille bei größeren Hitzegraden eingebrannt, und nun zeigten die Satzrohre
keine Abnutzung mehr. Da jedoch beim Einsetzen der Ventile in die Ventilsitze und
durch das Schlagen der Ventile die Emaille in den Ventilsitzen losgeschlagen würde,
so sind bei dem neuen Satze der Königsgrube der untere Theil desselben ganz von
Metall, die Steigröhren von Gußeisen und innen emaillirt, hergestellt worden.
Das Emailliren der Röhren erfolgt in folgender Weise: Nachdem die gußeisernen Röhren
zwei bis drei Stunden lang in ein Säurebad zur Entfernung des Graphites gelegt
worden sind, werden dieselben mit Wasser und Bürsten abgewaschen. Nun wird die
Grundmasse, bestehend aus 34 Theilen Quarz, 15 Theilen Borax und 2 Theilen
kohlensaurem Natron gleichmäßig aufgetragen und dann die Röhren in einer Muffel von
D formigem Querschnitt mit 36 Zoll (0,94 Met.)
Breite und Höhe und 9 Fuß (2,82 Met.) Länge zehn Minuten lang erhitzt; darauf wird
das Rohr herausgezogen, abgekühlt und ganz gleichmäßig mit der Glasurmasse
überzogen. Die Glasur besteht aus 34 Theilen Feldspath, 19 Theilen Quarz, 24 Theilen
Borax, 16 Theilen Zinnoxyd, 4 Theilen Flußspath, 9 Theilen kohlensaurem Natron, 3
Theilen Salpeter. Obige Materialien werden in Tiegeln geschmolzen und aus der Mühle
unter Zusatz von Wasser zerrieben, Nachdem das Rohr mit der Glasurmasse versehen
ist, wird es in der Muffel 20 Minuten lang bis zur Weißglühhitze erhitzt, worauf es
herausgezogen und vor vollständigem Erkalten mit Steinkohlentheer angestrichen wird.
Bei der Druckprobe hat die Emaille keine Sprünge gezeigt, ein Beweis, wie innig die
Verbindung zwischen ihr und dem Eisen war.
In der hieran sich knüpfenden Discussion wurde die Frage, ob nicht auch Blechrohre
emaillirt werden könnten, dahin beantwortet, daß angestellte Versuche kein
befriedigendes Resultat ergeben hätten, da sich die Emaille mit dem Blech wegen
seiner glatten Oberfläche nicht innig genug verbindet. (Zeitschrift des Vereines
deutscher Ingenieure, 1871, Bd. XV S. 287.
Goldähnliche Legirung zu Uhrschlüsseln etc.
Während als Goldersatz für die dunkleren Farben des früher sogenannten venetianischen
Goldes gewöhnlich Bronzen, d. h. Legirungen von Kupfer und Zinn, benutzt werden,
wendet man jetzt auch eine Legirung an, in welcher Zink enthalten ist Dieselbe ist
also Messing in der Zusammensetzung der hämmerbaren Sorte, resp. des Schlaglothes,
doch völlig verändert, dunkler und weich schneidbar durch einen kleinen Gehalt an
Blei. Die quantitativen Verhältnisse stellten sich bei einer Untersuchung heraus,
wie folgt:
Kupfer
58,86
Zink
40,22
Blei
1,90
––––––
100,98
Gewiß zeichnet sich dieses Gemisch, wenn ein Verlust beim Schmelzen möglichst
vermieden wird, auch durch verhältnißmäßige Billigkeit aus. G. E. L. (Dresdener
Gewerbevereins-Zeitung, 3. Jahrgang, Nr. 22.)
Wismuthproduction.
Was die gegenwärtige Production von Wismuth anlangt, so beherrscht in diesem Artikel
das Königreich Sachsen, und besonders die sächsischen Blaufarbenwerke, den Weltmarkt
vollständig; denn in keinem anderen Lande hat man bis jetzt irgendwie erhebliche
Mengen von Wismuth gefunden. Sachsen producirt:
Textabbildung Bd. 201, S. 372
Sächsische Blaufarbenwerke = 24000
Pfd.; Freiberg; Johanngeorgenstadt; Annaberg; = 8000 Pfd.
(Wagner's Jahresbericht über die
Leistungen der chemischen Technologie im J. 1870, S. 159.)
Ueber Chlorbereitung aus Chlorwasserstoff und Sauerstoff; von
Prof. Julius Thomsen.
Hr. F. Hurter hat in den Berichten der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 4 (polytechn. Journal Bd. CC S. 125)
sich über die Wärmeentwickelung bei der Zersetzung des Chlorwasserstoffes mittelst
Sauerstoffes bezüglich der von Deacon benutzten Methode der Chlorbereitung ausgesprochen. Ich hatte in
den Berichten der chemischen Gesellschaft von 1870, in Nr. 19 (polytechn. Journal,
1871, Bd. CXCIX S. 128) gezeigt, daß man zur Berechnung
der für den chemischen Proceß nützlichen Wärmeentwickelung nur die Reaction der
Körper im gasförmigen Zustande betrachten darf, nicht aber die Coudensationswärme
des Wasserdampfes mit in die Rechnung hineinziehen; denn, da die Reaction bei etwa
300° C. stattfindet, ist das gebildete Wasser als Dampf zugegen, und die
durch die Condensation des Wasserdampfes entwickelte Wärme kann auf den Verlauf des
Processes keinen Einfluß ausüben, da die Verdichtung des Dampfes außerhalb des
Zersetzungsraumes stattfinden muß. Hierin scheint Hr. Hurter mit mir vollständig eirverstanden zu seyn; denn in seiner oben
erwähnten Mittheilung macht er die Berechnung der nützlichen Wärmeentwickelung unter
dieser Voraussetzung und gelangt natürlicherweise zu demselben Resultate wie ich
vorher. In der Abhandlung von DeaconMan s. Deacon's Bericht über sein neues Verfahren
der Chlorfabrication, im polylechn. Journal Bd. CC S.
398 (erstes Juniheft 1871). figurirt aber eine andere
Zahl als nützliche Wärmeentwickelung, nämlich diejenige welche zugleich die
Condensationswärme des Wasserdampfes in sich schließt und demnach doppelt so groß
ist. Es heißt in den Chemical News vol. XXII
p. 160: „10679 units of
heat are given out, using Favre and Silbermann's figures of 34462 units, resulting from the uni n of oxygen and hydrogen,
less 23783, units required as the combining heat
of hydrogen and chlorine. The water and nitrogen present absorb this heat
and reduce the apparent temperature, but this evolution of heat is a
material assistance in making up for the loss of heat in the decomposing
apparatus from radiation.“ Es ist unmöglich, diese Worte
anders zu verstehen, als daß die 10679 Wärmeeinheiten dem Zersetzungsapparate
nützlich werden. Die Hälfte dieser Wärmemenge ist aber die Condensationswärme des
Wassers, die nur außerhalb des Zersetzungsraumes hervortreten kann, und das ist eben
die Einwendung, die ich a. a. O. gemacht habe, die ferner Hr. Hurter als „der Sache nach richtig“ anerkennt, deren
Ursache er aber in einer fehlerhaften Ubersetzung der fraglichen Stelle des
Originals im chemischen Centralblatt sucht. Eine Vergleichung des Originals mit der
Uebersetzung zeigt aber eine vollständige Uebereinstimmung, und die Ursache ist
demnach nur, daß die Worte der Originalabhandlung in den Chemical News nicht die Gedanken des Verfassers exact ausdrücken.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 11.)
Untersuchungen über das Aurin.
Kolbe und Schmitt erhielten i.
J. 1861 durch Erhitzen von Phenol mit Oxalsäure und concentrirter Schwefelsäure
einen rothen Farbstoff, der seitdem fabrikmäßig dargestellt wird und im Handel unter
dem Namen Aurin oder gelbes
Corallin vorkommt; im polytechn. Journal, 1868, Bd. CLXXXIX S. 350 wurde dasselbe näher besprochen. R. S. Dale und C. Schorlemmer haben
nun nach ihrer Mittheilung in den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu
Berlin, 1871 Nr. 11, gefunden daß das Handelsproduct ein Gemisch verschiedener
Körper ist und es ist ihnen gelungen, den reinen Farbstoff daraus abzuscheiden.
Derselbe krystallisirt aus starker Essigsäure in zwei verschiedenen Formen, entweder
in prachtvollen, diamantglänzenden, chromrothen Nadeln oder in kleinen dunkelrothen
Nadeln mit stahlblauem Flächenschimmer; häufig scheiden sich beide Arten von
Krystallen aus derselben Lösung aus; dieselben enthalten Krystallwasser, das bei
160° C. entweicht, wobei die Krystalle lebhaften grünen Metallglanz annehmen.
Bei noch höherer Temperatur schmilzt der Körper und erstarrt beim Erkalten als
amorphe Masse. Dale und Schorlemmer haben diese verschiedenen Substanzen analysirt und glauben
darnach, wenigstens vorläufig, folgende Formeln aufstellen zu können. Die
wasserfreie Verbindung ist C24
H18O8, entsprechend einem
Gehalt von 66,4 Proc. Kohlenstoff und 4,2 Proc. Wasserstoff. (Man vergl. die Angaben
von Ad. Baeyer in dem Artikel über Phenolfarbstoffe, in
diesem Heft des polytechn. Journals S. 359. Derselbe
Körper wird auch erhalten in Gestalt kleiner dunkelrother Nadeln mit
grünlich-blauem Flächenschimmer, wenn man die rothen Krystalle längere Zeit
mit einer zur Lösung unzulänglichen Menge von Eisessig kocht. Die Zusammensetzung
der rothen Krystalle ist C24
H18
O8 +2 H2
O entsprechend einem Gehalt von 61,3 Proc. Kohlenstoff
und 4,7 Proc. Wasserstoff. Die Formel für die stahlblauen Krystalle scheint C24
H18
O8 + 2½ H2O zu seyn; sie verloren, bei 160° C. getrocknet,
9,4 und 9,5 Proc. Wasser, wahrend sich 9,7 Proc. berechnen. — Wie Kolbe und
Schmitt schon erwähnen, wird der rothe Farbstoff
durch reducirende Körper in eine farblose Verbindung übergeführt. Man erhält
dieselbe leicht, indem man die rothe alkalische Lösung mit Zink erwärmt; die
Flüssigkeit entfärbt sich sehr bald und Säuren erzeugen nun darin einen weißen krystallinischen
Niederschlag, welcher aus Essigsäure in durchsichtigen, gelblichen, derben
monoklinen Prismen krystallisirt; dieselben enthalten kein Krystallwasser und können
ohne merkliche Gewichtsveränderung auf 180° erhitzt werden. Ihre Formel ist
C24H20O4, entsprechend einem
Gehalt von 77,5 Proc. Kohlenstoff und 5,4 Proc. Wasserstoff. Wird das reine Aurin
mit Zinkstaub erhitzt, so erhält man neben Benzol noch andere, höher siedende
Körper, welche die Genannten ebenfalls zu untersuchen beabsichtigen. (Deutsche
Industriezeitung, 1871, Nr. 33.)
Iodgrün auf Alpacca mit Wasserglas.
Der Stoff wurde feucht zunächst in einem Bade von Iodgrün (auf 10 Pfd. Stoff ungefähr
¼ Pfd. en poudre), Salmiakgeist (etwa ¼
Pfd.), etwas Schwefelsäure und ¼ Pfd. Natron-Wasserglas kurze Zeit
bewegt, durch eine heiße Tanninlösung gezogen, in das vorige Bad zurückgebracht und
darauf in einem ziemlich stark essigsauren Bade avivirt.
Da das im Handel vorkommende Iodgrün an Qualität sehr verschieden ist, so können die
anzuwendenden Mengen nicht genau angegeben werden, auch müssen diese sich nach der
zu erzielenden Nüance richten. Ferd. Springmühl.
(Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 31.)
Vorschlag zu einem neuen photolithographischen
Verfahren.
Ein gewöhnliches Kohlebild, auf lithographischem Stein, anstatt auf Glas oder Zink
entwickelt, läßt sich in ähnlicher Weise wie eine lithographische Zeichnung
einschwärzen und drucken.
Da sich vorzügliches Kohlepapier im größten Formate gegenwärtig im Handel befindet,
so würde die Photolithographie, d. h. die Herstellung eines druckfähigen Bildes auf
einem Stein, mit Hülfe der Photographie, den jetzt gebräuchlichen Verfahren
gegenüber, eine sehr bedeutende Vereinfachung erfahren, wenn es gelänge, dem oben
angedeuteten neuen Verfahren diejenige Sicherheit zu geben, welche die Technik
erfordert. Ich glaube, daß dieß solchen, die speciell mit der Photolithographie
vertraut sind, keine Schwierigkeiten bereiten wird, und übergebe deßhalb das
Verfahren, so weit ich es ausgearbeitet habe, der Oeffentlichkeit, und thue dieß mit
um so größerem Vertrauen, da ich eben erfahre, daß ein Engländer sich ein ähnliches
Verfahren kürzlich hat patentiren lassen.
Auf einer Auflösung von
doppelt-chromsaurem Kali, chem. rein
1
Theil,
in Wasser
20
Theilen
lasse ich Kohlepapier zwei Minuten schwimmen. Es trocknet in
einem luftdicht geschlossenen Kasten über geschmolzenem Chlorcalcium innerhalb eines
Tages vollständig, und läßt sich mehrere Wochen aufbewahren, ohne seine
Empfindlichkeit zu verlieren.
Das Negativ muß in den Linien absolut klar und rein, in der Fläche möglichst
undurchsichtig seyn. Ich entwickle gewöhnlich nach kurzer Belichtung mit meinem
gewöhnlichen Eisenentwickler, und verstärke mit Quecksilberchlorid und
Schwefelammonium in bekannter Weise. Den Rand des Bildes decke ich mit Tusche, oder
mit einem auf der Glasseite des Negativs befestigten Papierausschnitt ab. Hierdurch
wird die Entwickelung des Bildes sehr begünstigt, d. h. das Kohlepapier muß rundum
über das eigentliche Bild hinausgehen, damit es einen unbelichteten Rand behält.
Ich belichte im Copirrahmen, ¾ bis 1 Minute in der Sonne, vier bis zehn
Minuten im zerstreuten Licht.
Zum Hervorrufen des Bildes braucht man einen gut geschliffenen lithographischen
Stein, einige Bogen feines Saugpapier, einen Kautschukwischer, eine Schale mit
Regenwasser, sowie heißes Wasser.
Ich tauche das aus dem Copirrahmen kommende Kohlepapier in die Schale mit kaltem
Wasser, entferne rasch die Luftblasen und lege es mit der präparirten Seite auf den
lithographischen Stein. Ohne Zeit zu verlieren, bringe ich Saugpapier darauf, reibe mit dem
Kautschukwischer das Papier nach allen Seiten an, erneue das Saugpapier und fahre
mit Anreiben fort, bis das Papier halbtrocken ist. Nach zwei bis drei Minuten lege
ich den Stein schräg in eine Schale, und lasse heißes Wasser über die ganze
Oberfläche desselben fließen. Nach kurzer Zeit fängt die unbelichtete schwarze
Gelatine an, unter dem Papier herauszuquillen. Ich setze das Spülen mit heißem
Wasser fort, bis das Papier sich an allen Stellen gelöst hat und ziehe es, sobald
ich keinerlei Widerstand mehr finde, vorsichtig vom Stein herunter. Auf dem Stein
findet sich jetzt eine unförmliche Menge schwarzer Gelatine vor, die sich indessen
bei fortgesetztem Aufgießen von warmem Wasser klärt, und ein reines, scharfes Bild
zurückläßt. Auf die Zeichnung selbst darf niemals Wasser gegossen werden, weil sich
leicht feine Linien abspülen könnten, man gieße deßhalb immer auf den freien Rand
des Steines auf.
Wenn die Zeichnung ganz klar und scharf dasteht, bringe ich den Stein in ein Gefäß
mit kaltem Wasser, spüle dieses leicht und ohne die Zeichnung zu verletzen darüber
hin, und lasse ihn kalt werden. Da der Stein in Folge seiner Dicke die durch das
heiße Wasser erlangte Wärme nur langsam verliert, darf man ihn nicht eher als nach
einigen Minuten aus dem kalten Wasser nehmen.
Darauf lasse ich ihn, an die Wand gelehnt, durch die Luft trocknen.
Die im feuchten Zustande etwas undeutlichen Linien legen sich beim Trocknen an, und
werden durchaus ebenso scharf wie sie sich im Negativ vorfinden.
Die trockene Zeichnung überziehe ich in der jedem Lithographen bekannten Manier mit
Gummi; nach dem Trocknen befeuchte ich sie wieder und reibe sie mit lithographischer
Farbe wiederholt ein. Sie kann darauf wie gewöhnlich in der Presse gedruckt werden.
X. (Photographisches Archiv, 1871 S. 161.)
Billige Darstellung von reinem Dextrin; nach O. Ficinus.
Die Reindarstellung von Dextrin aus dem käuflichen ist eine wenig ergiebige und
langwierige Operation; sie verlangt sehr viel Alkohol, und es kostet daher das Pfund
gereinigtes Dextrin bei Schering in Berlin zur Zeit 1
Thlr. Da aber das Dextrin in den trockenen Extracten dem bis jetzt gebräuchlichen
Süßholzpulver substituirt werden soll, so muß es auch im Preise entsprechend gleich
seyn, zumal eine Erhöhung des Taxpreises dieser Extracte nicht stattgefunden hat.
Nach dem folgenden Verfahren resultirt ein billigeres Präparat, das aber zugleich
auch allen Anforderungen genügt.
300 Thl. Kartoffelstärke werden mit 1500 Thln. kaltem destillirtem Wasser angerührt,
darauf 8 Thl. reine Kleesäure zugesetzt, und die Mischung unter öfterem Umrühren im
Wasserbade so lange erhitzt, bis Jodlösung keine Stärke-Reaction mehr gibt.
Ist dieser Moment eingetreten, so wird sogleich mit reinem kohlensauren Kalk
neutralisirt und zwei Tage lang kalt stehen gelassen, dann filtrirt und in einer
Porzellanschale im Wasserbade abgedunstet. Ist der Rückstand in der Schale so weit
abgedampft, daß er nicht mehr an den Fingern klebt, so sticht man die zähe Masse mit
einem Spatel heraus, zieht sie dünn aus und trocknet sie auf Papier im
Trockenschranke völlig aus.
Die Ausbeute beträgt 220 Theile, und es würde sich das Pfund (die Arbeit nicht
gerechnet) auf 8 Sgr. stellen. (Pharmaceutische Centralhalle, 1871, Nr. 23.)
Zur Untersuchung ätherischer Oele; von H. R. Schramm in Hamburg.
Die Verfälschung des Neroli-Oeles und anderer mit Copaiva-Oel ist zu
constatiren, wenn man einige Tropfen des zu prüfenden Oeles mit Sprit mischt,
Baumwolle oder einen reinen Docht damit tränkt und anzündet. Nach dem Verbrennen des
Sprits macht sich beim Glimmen des Dochtes der Copaiva-Geruch, sowie fettes
Oel überhaupt, sofort bemerklich.
Anwendung der Gerbsäure zur Conservation der Weine; nach Parent.
Bekanntlich hat Pasteur nachgewiesen, daß die
verschiedenen Krankheiten des Weines durch mikroskopische pflanzliche Organismen
hervorgerufen werden, deren Sporen oder Keime in allen Weinen in verschiedener Menge
vorhanden sind, je nachdem die Gährung mehr oder weniger vollständig verlaufen ist.
Hat man auch die Bedingungen der Entwickelung und Vermehrung derselben bisher nicht
vollständig erkannt, so ist doch so viel gewiß, daß dieselbe nur dann möglich ist,
wenn alle Stoffe für die Ernährung jener Organismen vorhanden sind, wozu
hauptsächlich die sogenannten eiweißartigen Körper gehören. Der Franzose Parent, welcher schon lange vor den Untersuchungen Pasteur's durch Zusatz von Gerbsäure zu dem Weine,
welcher in ferne Länder versendet werden sollte, es dahin gebracht hatte, daß sie
die weitesten Transporte zu Lande und zu Wasser ohne Nachtheil ertragen konnten,
nahm in Verbindung mit dem Mikroskopiker Nodot von Dijon
die Versuche auf Grundlage der durch Pasteur gewonnenen
Erkenntnisse wieder auf. Es würde zu weit führen, wenn wir hier eine Beschreibung
aller Untersuchungen der Genannten geben wollten; es kann hier nur berichtet werden,
daß ein Wein, in welchem die Gegenwart jener Organismen vorher mikroskopisch
constatirt war, nach dem Zusätze von Tannin nach einigen Wochen keine Spur jener
Pflänzchen mehr zeigte, während in einem anderen Theile desselben
Untersuchungsmateriales, der nur mit Eiweiß geklärt war, eine fast unglaubliche
Vermehrung derselben nachgewiesen werden konnte. Der mit Tannin versetzte Wein war
zudem viel besser, kaum merklich herber, dafür aber um desto geistvoller geworden
und besaß eine größere Klarheit und eine prächtige Farbe.
Parent behandelte auf diese Weise auch kranke Weine, die
er in kurzer Zeit in eine völlig brauchbare Waare umgewandelt haben will; sein
ganzes, großes Weinlager weise die glänzendsten Erfolge dieser Methode auf; von
einem kranken Weine sey keine Rede mehr; die Flaschenweine kommen ebenso
krystallhell in Amerika an, wie sie in Frankreich eingefüllt wurden; Erwärmung auf
60° C. oder übermäßiger Alkoholzusatz sey zur Conservirung der Weine
überflüssig. Er meint aber, es sey nur diejenige Gerbsäure anwendbar, welche aus den
Bestandtheilen der Traube selbst gewonnen sey; wenigstens erhielt er bei Zusatz von
Gallusgerbsäure insofern ein nicht befriedigendes Resultat, als dadurch wohl die
Entwickelung jener pflanzlichen Organismen verhindert wurde, der Wein aber einen
eigenthümlichen, unangenehmen Geschmack erhielt. (Weinlaube.)
Vorkommen von Eisenoxyd, Thon und Sand in menschlichen
Lungen.
Wie leicht staubförmige, in der Luft herumfliegende Körper in das Lungengewebe
dringen können, dafür gibt Hr. Gorup-Besanez im Märzheft der Annalen der Chemie und Pharmacie
überzeugende Beweise durch die chemische Analyse zweier Lungen.
Die eine Lunge gehörte einer Arbeiterin in einer Fabrik, in welcher die zum Einlegen
des feinen Blattgoldes bestimmten, durch Einreiben mit Englischroth roth gefärbten
Büchelchen von Fließpapier angefertigt werden. In 57 Grammen der Lunge fand sich
0,828 Grm. Eisenoxyd; 1000 Gramme
enthielten somit 14,5 Grm. Eisenoxyd. Setzt man voraus, daß der Staub gleichmäßig
durch die ganze Lunge vertheilt gewesen, so wäre der Gesammtgehalt beider Lungen an
Eisenoxyd auf nicht weniger als 21 bis 22 Gramme anzuschlagen.
Die zweite Lunge rührte von einem Arbeiter in einer Ultramarinfabrik her, der jedoch
nicht dem Staube des Ultramarins selbst, sondern der zu seiner Bereitung dienenden
Mischung ausgesetzt war. Die chemische Untersuchung ergab in 227 Grammen 3,1935 Grm.
kieselsaure Thonerde, 0,3298 Quarzsand und 0,329 Eisenoxyd. Nimmt man auch hier eine
gleichmäßige Vertheilung auf beide Lungen an, so beträgt die darin enthaltene Menge
von Thon und Sand 29,86 Gramme. (Der Naturforscher, 1871, Nr. 18.)