Titel: | Ueber die Aufgaben der Dinasstein-Fabrication im Allgemeinen; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. LXXXVI., S. 339 |
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LXXXVI.
Ueber die Aufgaben der
Dinasstein-Fabrication im Allgemeinen; von Dr. Carl Bischof.
Bischof, über die Fabrication der Dinassteine.
Bei der außerordentlich wichtigen und epochemachenden Rolle, welche heutzutage die
Dinassteine, Flintshiresteine oder Quarzziegel wegen ihrer äußersten
Unschmelzbarkeit an sich,Der reine krystallisirte Quarz beginnt erst in Platin-Schmelzhitze zu
schmelzen. In Verbindung mit Flußmitteln in einiger Menge schmilzt er
bekanntlich um so leichter. namentlich in Stahlöfen, Schweißöfen,
wie an den heißesten Stellen jeglicher Art von Flammöfen, Glasöfen, Porzellanöfen,
belgischen und schlesischen Zinköfen etc. spielen, dürfte es nicht ohne Interesse
seyn, die wenigen aber sehr wesentlichen, bisher nur zum Theil wie andeutungsweise
ausgesprochenen Gesichtspunkte, auf welche es zu deren rationeller Fabrication ankommt, näher zu beleuchten und bestimmt
zusammenzufassen. Als Muster, wenigstens im Gesammtzutreffen der an die Quarzziegel
gestellten Anforderungen (die sich übrigens zum Theil geradezu widersprechen),
stehen noch immer die besten englischen Fabricate in erster
Linie obenan.
Wie bekannt, werden die englischen DinassteinePercy's Metallurgie, deutsche Bearbeitung von Fr.
Knapp, Bd. I S.
243. aus einem Sandstein im Neaththale in Südwales dargestellt, welcher theils
als Felsen, theils als Sand vorkommt. Das hellgraue, an den Kanten durchscheinende
Gestein, mit dem Bruch des krystallisirten Quarzes, wird mit Ausnahme der zu harten
Partien, zwischen gußeisernen Walzen zu einem groben Pulver zerdrückt, mit 1 Procent
Kalk und einer hinreichenden Menge Wasser gemengt, die Masse in eiserne Formen
gebracht und darin auf einer eisernen Unterlage mittelst eines Stempels gepreßt.
Nachdem die Steine auf der bezeichneten Unterlage künstlich getrocknet worden sind,
werden sie während
sieben Tagen in heftiger Hitze in Kupolöfen gebrannt und
eben so lange abgekühlt. Diese Steine, welche auf dem
Bruche grobe, unregelmäßige, graulich-weiße Quarzstückchen, von einer
hellbräunlich-gelben, feineren Masse umgeben zeigen, wachsen im Feuer, statt zu schwinden.
Flugasche, Metalloxyde, namentlich stark basische Schlacke, greift die Quarzsteine
begierig an. Raschen Temperaturwechsel vertragen sie, wie das auch bei dem Quarz der
Fall ist, nicht. Beim Aufbewahren sind dieselben vor Nässe zu schützen.
Betrachten wir die Zusammensetzung und Beschaffenheit der englischen Dinassteine in
chemischer wie physikalischer Hinsicht.
Das Rohmaterial, wie es zur Verwendung kommt, enthält im Mittel zweier Analysen von
zwei, verschiedenen Punkten entnommenen Gesteinstücken nur 1,76 Proc. fremder
Bestandtheile und dem Fabricate daraus sind, wie die quantitativen Bestimmungen
nachweisen, noch weniger von dem einen oder anderen
Flußmittel absichtlich oder zufällig hinzugefügt.
Als leitendes erstes Princip ergibt sich hieraus, daß die betreffenden Steine so kieselerdereich, als es nur irgend angeht, angefertigt
werden.
Trotzdem aber, und im Gegensatze zu dem ähnlichen deutschen, stets merklich
thonhaltigen und nicht so schwerschmelzbaren Fabricate zeigt uns das englische einen
bedeutend größeren äußeren wie inneren Zusammenhalt.
Der englische Quarzstein empfiehlt sich sosort durch die größere Festigkeit, welche
derjenigen eines natürlichen Kieselconglomerates sehr nahe kommt. Diese günstige
Eigenschaft, wenn auch eine mehr äußere, ist eine besonders
erhebliche, da sie einen doppelten Gewinn zur Folge hat.
Nicht allein sind solche, mit festeren Kanten versehene Steine weit transportfähiger, sondern wenn eine größere Dichtigkeit sich
hinzugesellt und keine Nisse, wenigstens keine durchgehenden sich einstellen, wird
dadurch eine entschieden längere Haltbarkeit im Feuer
bedingt. Eine solche feste Continuität, welcher überdieß das Feuer keinen Eintrag
thut, ist nur zu erzielen durch eins gewisse Verschmelzung der feinen Theile unter
sich wie mit den groben, wobei es aber unerläßlich ist, daß die Verkittung sich bloß
auf das Allernothwendigste beschränke, so daß an
derselben die innere Masse nicht, und die gröberen
Stückchen nur ganz äußerlich Theil nehmen.
Es entsteht dadurch die theoretisch entgegengesetzte Aufgabe größter Schwerschmelzbarkeit der ganzen Masse und wieder schmelzartiger
Erweichung, wenn auch beschränktester, behufs der
innigsten Verbindung der Theile unter sich.
Von den Engländern ist anerkanntermaßen dieser Widerspruch bis jetzt mit Hülfe des
ausgezeichnet günstigen Rohmateriales wie der geeignetsten Fabricationsweise: richtige Mischung
zwischen Bindemittel und den groben Theilen, zweckdienliche Vorbereitung, sehr
starkes Pressen etc., in der den Doppelzweck am vollkommensten erfüllenden Weise gelöst worden. Es reicht dabei nicht aus,
daß das gebrannte Fabricat eine genügende, steinähnliche
Festigkeit besitze, sondern es ist höchst wünschenswerth, daß schon dem lufttrockenen Stein ein ziemlicher Zusammenhalt gegeben
werde, um ihn völlig unbeschädigt und ohne zu viel Mühe in den Ofen bringen zu
können.
Es ergeben sich demnach für eine rationelle wie zweckmäßige Dinasstein-Fabrication die drei
Haupterfordernisse:
1) daß der Dinasstein, getreu seiner fast unvermischten Herkunft, diese auch möglichst rein bewahre, d. h. im Wesentlichen gleich schwerschmelzbar mit reinem Quarze sey;
2) daß der gebrannte Dinasstein genügende Festigkeit,
Dichtigkeit und Continuität besitze und bewahre, weil er andernfalls,
selbst bei sonstiger größter Schwerschmelzbarkeit, den Keim der Zerstörung im Feuer
in sich birgt;
3) ist es wünschenswerth, daß der lufttrockene Stein bereits schon so viel Zusammenhalt habe, um ihn überhaupt
handhaben wie unversehrt brennen zu können.
Industriellen, welche sich für die betreffende Fabrication speciell interessiren, bin
ich recht gern bereit, nähere Angaben zu machen.
Wiesbaden, im August 1871.