Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 500 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber den Popper'schen Anti-Incrustator; von A. Bestelmeyer und Comp., Stärkefabrikanten in Langenau bei Ulm.
Ein verticaler einfach cylindrischer Dampfkessel von 52
Quadratfuß Heizfläche wurde mit den Popper'schen Einlagen versehen. Der Kessel wird in
seinem unteren Theil durch eine an der Dampfmaschine angebrachte
Speisepumpe gespeist, nachdem das Speisewasser zuvor durch den
Abdampf der Maschine erwärmt worden ist. Das Speisewasser
enthält nach der vorgenommenen Untersuchung in 100000 Thln. 82,0
feste Bestandtheile; von diesen sind 38,7 Thle. leicht löslich
mit ziemlicher Menge von Magnesiasalzen, und 43,3 Thle. schwer
löslich. Die letzteren bestehen aus 34,1 Thln. kohlensaurem Kalk
und Magnesia, und 9,2 Thln. schwefelsaurem Kalk. Der Kessel
mußte früher alle 2 bis 3 Monate gereinigt werden und zwar
konnte die etwa 1/2 Linie dicke Steinkruste nur mit Hammer und
Meißel entfernt werden. Der Boden zeigte bei jeweiliger
Untersuchung eine Ablagerung von Schlamm und abgelösten
Steinplättchen, welche am Kesselboden nicht fest hafteten. Der
Umstand, daß das Kesselspeisewasser außer den eben angeführten
mineralischen Bestandtheilen noch durch das Abwasser der
Stärkefabrik verunreinigt wird, gab Veranlassung zur Anwendung
der Popper'schen Einlagen zu schreiten, welche einen Aufwand von
50 fl. veranlaßten. Der Kessel wurde, mit den Einlagen versehen,
einem 5 1/2 monatlichen fortgesetzten Betrieb unterworfen, also
zweimal so lange als früher, ohne eine Reinigung vorzunehmen.
Schon während des Betriebes zeigte das Wasserstandsglas ganz
klares, krystallhelles Wasser, während vor Einsetzung der
Einlagen das Wasser trübe war und Hähne und Röhren sich fast
täglich durch Schlammtheile verstopft hatten, so daß man häufig
über den Stand des Wassers unsicher war. Bei Eröffnung und
Untersuchung des Kessels nach 5 1/2 Monaten waren die
Blecheinlagen auf beiden Seiten mit einer liniendicken Kruste
von Kesselstein überzogen; die Einlage der Bodenfläche war mit
einer etwa 1 Zoll dicken Schichte von Sand und Schlamm bedeckt.
Die Kesselwandungen dagegen zeigten nur einen leichten Anflug
von Kesselstein, der zwar auf dem Boden etwas stärker gewesen
seyn soll, sich aber ohne Werkzeuge entfernen ließ. Außer den
eben angeführten Vortheilen der leichten Reinigung des Kessels
glauben wir eine raschere Dampfentwickelung und eine
Brennstoffersparniß gegen früher wahrgenommen zu haben; genauere
Beobachtungen unter Angabe von Zahlen konnten aber wegen anderen
Umständen vorerst nicht gemacht werden. Wir sind überzeugt,
diese Popper'schen Einlagen auf Grund
der von uns gemachten Beobachtungen den Kesselbesitzern auf's
Beste empfehlen zu können. (Württembergisches Gewerbeblatt,
1871, Nr. 23.)
Anwendung der atmosphärischen
Gas-Kraftmaschine zum Betrieb von Wasserpumpen in
Wohnhäusern.
Berlin besitzt seit dem Jahre 1856 eine Wasserleitung, welche
aber in mehreren höher gelegenen Vorstädten noch nicht
eingeführt ist, und es ist auch wenig Aussicht vorhanden, daß
dieß von Seite der englischen Gesellschaft geschehen wird, weil
deren Contract mit dem Jahre 1880 abläuft. Die
Wasserrohr-Einrichtungen für Küche und Closets sind aber
aus Bequemlichkeitsrücksichten bei den Bewohnern von Berlin sehr
beliebt geworden, so daß man sich beinahe scheut, Wohnungen zu
miethen welche damit nicht versehen sind. Dieß hat nun viele
Hausbesitzer der erwähnten Vorstädte, deren Wohnungen sonst gern
gemiethet werden, veranlaßt sich eine eigene Wasserleitung
herzustellen, was bisher namentlich in der Weise geschah, daß
man im Keller eine Wasserpumpe anordnete, von dieser das Wasser
nach einem auf dem Boden befindlichen Reservoir führte, und von
letzterem dasselbe nach den bedürftigen Stellen hinleitete.
Diese Einrichtung litt aber an dem Uebelstand, daß ihr Betrieb
ein ziemlich theurer war, und man überdieß von den Launen des
Pumpers abhing, der sein Geschäft nicht selten mit einem anderen
vertauschte. Die hiesige Maschinenfabrik von Möller und Blum, welche seit einigen Jahren die Fabrication von
Wasserhebungsmaschinen als Specialität betreibt, hat sich
bemüht, die oben erwähnten Uebelstände abzustellen und dazu als
Motor für derartige Pumpen die atmosphärische
Gas-Kraftmaschine einzuführen, welche von Langen, Otto und Roosen in Cöln fabricirt wird. Dieß ist ihr auch vollkommen
gelungen. Die genannte Fabrik verwendet zu solchen Anlagen
gewöhnlich die kleinsten Gasmaschinen, welche ca. 1/4 Pferdestärke oder die
Leistung von etwa zwei Mann haben. In zwei bis drei Stunden
fördert eine solche Maschine das Wasser für ein mittelgroßes
Haus, bedarf keiner besonderen Bedienung und consumirt an Gas,
Oel u.s.w. pro Stunde etwa 2 1/2
Sgr. Eine solche Maschine kostet ab Cöln 250 Thaler, deren
Zinsen, Amortisation etc. mit den erwähnten Betriebskosten sich
gewiß nicht höher, eher etwas niedriger stellen werden, als uns
das Wasser von der englischen Gesellschaft geboten wird.
Dr. Rob. Schmidt in Berlin.
Ein Barometer ohne Quecksilber.
Der Luftdruck zu einer gewissen Zeit und an einem gewissen Orte
kann entweder vermittelst eines Apparates gemessen werden, der
auf dem Princip der communicirenden Röhren beruht, oder aber,
indem man das specifische Gewicht der
Luft bestimmt und hieraus die jeweilige Ausdehnung
berechnet. Die erste Messungsmethode ist beim
Quecksilberbarometer allgemein in Anwendung, die letztere wurde
bisher zur Ausführung barometrischer Messungen nicht
benutzt.
Von Hrn. Professor Heller in Ofen wird
nun ein Apparat vorgeschlagen und ist gegenwärtig in Ausführung
begriffen, welcher nach der zweiten Methode die Bestimmung des
jeweiligen Luftdruckes ermöglichen soll. Er besteht aus einem
Waagebalken, dem an seinen beiden Enden zwei an Gewicht gleiche,
an Volumen jedoch sehr verschiedene Körper, eine hohle Kugel und
ein voller Cylinder, angeschraubt sind. Das eine Ende des
Waagebalkens trägt einen Spiegel, der ungefähr senkrecht auf der
Achse des Balkens steht. In einiger Entfernung von dem Apparat
befindet sich ein Fernrohr mit einer verticalen Scala, deren
Bild man durch das Fernrohr im Spiegel des Waagebalkens
beobachtet. Es ist nun klar, daß, wenn sich die Ausdehnung der
Luft in der Umgebung des Apparates ändert, der Waagebalken immer
andere Neigungswinkel mit dem Horizonte einschließen werde,
welche Winkel sich vermöge der gespiegelten Scala im Fernrohre
mit Leichtigkeit messen lassen.
Die Schwankungen des Waagebalkens in Folge der
Luftdruckveränderungen an einem Orte werden nun allerdings bei
mäßigen Dimensionen der Vorrichtung nicht eben viel ausmachen;
allein die Anwendung der Poggendorff-Gauß'schen Spiegelablesung gewährt
eine solche Genauigkeit, daß man, wie eine kleine Rechnung
ergibt, bei sehr leicht realisirbaren Annahmen, mit bedeutend
größerer Sicherheit und Genauigkeit die Aenderungen der Lage des
Waagebalkens, als die Höhe der Quecksilbersäule im gewöhnlichen
Barometer messen kann, wenn nur die ganze Construction leicht
ist, und der Schwerpunkt derselben sich in geringer Entfernung
von der Messerschneide des Balkens befindet.
Allein dieser Apparat erlaubt nicht nur eine mindestens gleiche
Genauigkeit der Bestimmung des jeweiligen Luftdruckes wie das
Quecksilberbarometer, sondern scheint vor diesem einige
wesentliche Vorzüge zu besitzen, indem er bedeutend geringere
Fehlerquellen aufweist.
Bei jedem Instrumente welches zur Messung einer variablen Kraft
dient, ist es ein wichtiges Erfordernis daß dasselbe die
Bewegung möglichst kleiner Massen erheische, um so mehr, je
schneller die Veränderungen, die es anzeigen soll, vor sich
gehen, da man sonst unter Umständen von der Wirklichkeit
bedeutend abweichende Resultate erzielen wird.
Beim Quecksilberbarometer ist die Bewegung einer
Flüssigkeitssäule von beträchtlichem Gewichte erforderlich, um
die Aenderung des Luftdruckes anzuzeigen; diese schwere
Quecksilbersäule wird sich erst dann in Bewegung setzen, wenn
sich die Impulse derart summiren, daß sie im Stande
sind die Reibung längs der ganzen Fläche der Röhre zu überwinden
und eine gewisse Geschwindigkeit in sich aufzunehmen. Geschieht
die Aenderung des Luftdruckes mit größerer Geschwindigkeit, so
wird das Quecksilberbarometer vermöge seiner Trägheit nie den
wirklichen Druck zeigen und nie dessen höchsten und niedrigsten
Werth.
Der oben beschriebene Apparat ist diesem Uebelstande seiner
geringen Masse, sowie der geringen Hindernisse seiner Bewegung
wegen, viel weniger unterworfen und wird voraussichtlich im
Stande seyn, solchen schnellen Veränderungen des Luftdruckes zu
folgen, die sich am gewöhnlichen Barometer nur in einem
Mittelwerthe ausdrücken.
Ein weiterer Nachtheil des gewöhnlichen Barometers ist es, daß
die Toricelli'sche Leere thatsächlich
immer Quecksilberdampf von geringer Tension und außerdem
atmosphärische Luft enthält, und zwar von letzterer um so mehr,
je länger das Instrument im Gebrauche ist. Kann man für den
Quecksilberdampf nun auch eine Correction anbringen, so entzieht
sich doch dessen Wirkung auf die Capillardepression, sowie die
im Toricelli'schen Raume befindliche
Luft jeder Berechnung.
Endlich setzt die Anwendung des Quecksilberbarometers die Füllung
mit Quecksilber von genau bekanntem specifischen Gewichte
voraus, was ebenfalls eine nicht erfüllbare Bedingung in sich
schließt, da man sich chemisch reines Quecksilber nur sehr
schwer verschaffen kann, und dieses sich auch nicht erhält,
sondern nach kurzer Zeit theilweise oxydirt. Versuche haben nun
aber gelehrt, wie die geringste Verunreinigung der
Barometerflüssigkeit die Capillardepression ganz wesentlich
verändert.
Diesen Fehlerquellen analoge Mängel scheint das neue Instrument
nicht zu besitzen, wenn nur der Waagebalken mit jener Sorgfalt
gearbeitet ist, mit der man im Allgemeinen feine Waagen
verfertigt.
Herr Heller behält sich vor, über
vergleichende Messungen mit Quecksilberbarometern und seinem
Instrumente seiner Zeit zu berichten. (Poggendorff's Annalen, 1871, Bd. CXLII S. 311;
Naturforscher, Nr. 23.)
Anwendung des elektrischen Lichtes bei der
Feier des Truppeneinzuges in Berlin.
Das zur Beleuchtung der Siegesgöttin auf dem Brandenburger Thor
bei der Illumination zur Feier des Truppeneinzuges am 16. Juni
d. J. verwendete große elektrische Licht, welches wir im
Auftrage des Magistrats von Berlin producirten, bestand aus 500,
je 8 Zoll hohen Kohlenelementen (in unserem
Preis-Verzeichniß sub 25 und
Fig. 25 skizzirt). Dieselben waren in sechs verschiedene
Batterien so getheilt, daß von je 3 Zink- resp. 3
Kohlenendpolen die Drähte zu einer der 4 Kohlenspitzen im
Regulator geleitet waren. Die Regulirung geschah durch einen
doppelten Handregulator derart, daß im Brennpunkt des Reflectors
2 horizontale und 2 verticale Kohlenspitzen, und zwar die einen
ungefähr 1/4 Zoll hinter den anderen, zusammentrafen, so daß
eigentlich zwei verschiedene elektrische Lichter innerhalb
desselben Spiegels leuchteten, von denen jedes wieder seine
Leuchtkraft durch drei verschiedene Batterien bezog.
Der verwendete Reflector war ein Parabol – von 1 Meter
Durchmesser, 33 Centimeter Tiefe, die Entfernung vom
Scheitelpunkt zum Brennpunkt 17 Centimeter – dessen
innerer, dem Brennpunkt zunächst gelegener Theil von 35
Centimeter Durchmesser aus polirtem Neusilber bestand und,
dessen äußerer aus 192 Glasfacetten zusammengesetzt war, die
nach Innen kleiner, je weiter nach Außen immer größer
wurden.
Diese Facetten waren von versilbertem Spiegelglas, weil das
Quecksilber gewöhnlichen Spiegelglases leicht in der Hitze
verdunstet wäre.
Das Licht sollte die über die Siegesgöttin aufgehende Sonne
darstellen; es leuchtete weit über die ganze Linden fort und
machte in der Nähe einen edlen großartigen Eindruck.
Keiser und Schmidt in Berlin.
Metall für Zapfenlager; von J. Hoyle in Wheelton (England).
Diese Legirung (patentirt für England am 22. October 1870)
besteht aus 24 Gewichtstheilen Zinn, 32 Blei und 6 Antimon; sie
kann Reibung ohne Erhitzung für längere Zeit als andere
Compositionen ertragen. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 9.)
Das Sherman'sche Verfahren zur Reinigung von Eisen und
Stahl.
Der in diesem Bande des polytechn. Journals S. 154 (zweites
Aprilheft 1871) mitgetheilte Sherman'sche Proceß (in Amerika der Atwood'sche benannt) zur Reinigung des Eisens und
Stahles von Schwefel und Phosphor vermittelst Jod (Jodkalium etc.), welches der
umgeschmolzenen Masse zugesetzt wird, ist seither im Iron and Steel Institute zu London
einer lebhaften Discussion unterzogen worden. Er ward beinahe einstimmig als werthlos
bezeichnet. In den riesigen Eisenwerken zu Dowlais,
Middlesbrough, den London
Siemens
Steel Works sind ausgedehnte
Versuche angestellt worden, – in keinem einzigen Falle
wurde besseres, als durch die gewöhnlichen Mittel erhaltbares
Eisen gewonnen. Menelaus, J. L. Bell, C. W. Siemens und andere Autoritäten haben mit Jod sowohl im
Puddelofen, als auch in Stahlschmelztiegeln und auf andere Weise
experimentirt.
Williams, über
verbranntes Eisen und verbrannten Stahl.
Während in ersterem der Kohlenstoff nicht nur verbrannt, sondern
auch Eisen oxydirt ist und das Oxyd sich durch die ganze Masse
fein vertheilt findet, so ist bei Stahl in Folge eindringender
Luft nur Kohlenstoff oxydirt, nicht das Eisen, aber dessen
Molecüle haben sich gelockert, er zeigt Höhlungen, sogenannte
Krötenaugen. Durch eine saftige Schweißhitze läßt sich solcher
Stahl wieder brauchbar machen, verbranntes Eisen nicht.
(Zeitschrift für die deutsch-österreichische
Stahl-Industrie, 1871, Nr. 27.)
Eisenproduction von
Elsaß-Lothringen.
Zufolge des Frankfurter Friedens verbleibt von
Elsaß-Lothringen nur das Becken von Longwy, 12 Hohöfen
mit 76,466 Tonnen Production bei Frankreich, an Deutschland
fallen 25 Hohöfen mit 204,579 Tonnen Production. Es werden in
die Production Deutschlands aus Elsaß-Lothringen
eintreten 23 Hohöfen mit 205,000 Tonnen
Roheisen-Production, 9000 Hectare Eisensteinverleihungen
mit einer Förderung von 180,000 Tonnen Kohle. Während die
Roheisenproduction des Zollvereines früher 980,000 Ton. betrug,
wird sie für die Folge durch die Anexion auf 1,200,000 Ton.
steigen. Da die Hohöfen an der Mosel wegen billigen und reichen
Eisensteines sehr gut situirt sind, so wird der Uebergang aus
einem Lande in ein anderes einen ökonomischen Umsturz sowohl in
Preußen, als in Frankreich hervorbringen und diese industrielle
Revolution wird um so heftiger werden, wenn noch die Hohöfen
Luxemburgs hinzutreten. (Glückauf.)
Verfahren zur Verzinnung der Metalle auf
elektrolytischem Wege; von J. E. Bingham in Sheffield.
Nach diesem Verfahren (patentirt für England am 28. September
1870) wird das zur Verzinnung dienende Bad auf folgende Weise
bereitet: Käufliches Zinn wird in Salzsäure gelöst, aus der
Lösung mittelst Kalilauge niedergeschlagen, der Niederschlag
wird durch Waschen von der Säure befreit, und in eine Lösung von
Cyankalium und caustischem Kali gebracht; wenn das Metalloxyd
vollständig gelöst worden, so wird der Lösung Kalkhydrat
zugesetzt. In dem so präparirten Bade werden Zinnplatten und die
zu überziehenden Artikel aufgehängt, welche beide in
gewöhnlicher Weise mit der Batterie verbunden werden. Fast alle
in der Technik verwendeten Metalle können in diesem Bade
verzinnt werden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft
zu Berlin, 1871, Nr. 9.)
Verfahren zur Darstellung von
Schwefelsäure; von H. Deacon in
Widnes (Lancashire).
Die Erfindung welche sich der Genannte am 5. October 1870 für
England patentiren ließ, bezieht sich auf die gleichzeitige
Production von Schwefelsäure und Salzsäure, welche dadurch
bewerkstelligt wird, daß die vereinigten Schwefligsäure-
und Salzsäuregase mit Sauerstoff (oder atmosphärischer Luft) und
Wasserdampf vermischt über mit Lösung von Kupfervitriol
getränkte Ziegelsteine streichen. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 9.)
Einfache Methode, kleine Mengen von
Schwefel z.B. im Leuchtgase nachzuweisen; von Prof. V. Martha in Ofen.
Man befestigt an einem feinen Platindraht eine Perle von Soda und
streicht mit derselben die Ränder der Flamme ab. Die gebildeten
schwefel- und schwefligsauren Salze werden dann in die
leuchtende Flamme versenkt, wodurch sie zu Schwefelnatrium
reducirt werden. Man zerdrückt nun die Perle auf dem
Porzellanteller und gibt einen Tropfen
Nitroprussidnatrium-Lösung darauf, wodurch sich die
kleinste Spur Schwefel zu erkennen gibt; die Reaction ist
fünfzigmal empfindlicher als die Reaction auf Silberblech. Für
Leuchtgas genügen 1 bis 2 Minuten. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 9.)
Weitere Erfahrungen über das
photographische Copiren mit kohlensaurem Ammoniak; von Dr. H. Vogel.
Der Verf. hat kürzlich für kleinere Arbeiten statt des Räucherns
mit Ammon oder kohlensaurem Ammon das Einstreuen des letzteren
Salzes in den Copirrahmen empfohlen (polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 331, zweites
Februarheft 1871). Man legt zu diesem Behufe ein Stück dickes
(am besten schwarzes) Tuch auf das im Rahmen auf dem Negativ
liegende lichtempfindliche Papier und streut und verreibt auf
letzteres möglichst gleichmäßig gepulvertes kohlensaures
Ammoniak. Bei weiteren Arbeiten mit diesem Salze machte der
Verf. nun die Beobachtung, daß dasselbe, wenn es mehrere Tage im
offenen Gefäße an der Luft gestanden hat, seine Wirksamkeit
theilweise verliert und dann nur staue Copien liefert. Der Grund
davon liegt darin, daß das kohlensaure Ammon des Handels aus
zwei verschiedenen Salzen besteht, carbaminsaurem Ammon und
zweifach-kohlensaurem Ammon. Ersteres verdampft bald an
der Luft, indem es in 1 Aequivalent Kohlensäure und 1 Aeq.
Ammoniak zerfällt, und das schwerer flüchtige und daher weniger
wirksame zweifach kohlensaure Ammon bleibt zurück. Es wird auf
diese Weise nur die Hälfte des Salzes nutzbar. Es empfiehlt sich
daher, das gepulverte Salz nicht an der Luft stehen zu
lassen.
Zur genaueren Vergleichung, ob die Räucherung mit kohlensaurem
Ammon der Papierräucherung mit flüssigem Ammon gleich kommt,
copirte der Verf. mit flüssigem Ammoniak geräucherte Bogen
gemeinschaftlich mit solchen, die kohlensaures Ammoniak im
Copirrahmen als Decke hatten. Die Wirkung erschien bei beiden
gleich, falls die Bogen frisch geräuchert waren; nach
zweistündigem Liegen an der Luft copirten jedoch die
geräucherten Bogen schlechter, als die Bogen mit kohlensaurem
Ammon. (Photographische Mittheilungen, 1871 S. 11.)
Beiträge zur Theorie der
Türkischroth-Färberei; von Prof. V. Martha in Ofen.
Unter diesem Titel gibt Hr. Wartha die
Fortsetzung einer Notiz über denselben Gegenstand (im polytechn.
Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 292).
Den im Handel vorkommenden türkischroth gefärbten Zeugen lassen
sich mit Alkohol 6, 8 – 11, 6 Proc. theils fette, theils
seifenartige Verbindungen entziehen, woraus durch Behandlung mit
Ammoniak und Chlorbaryum sich gut zu reinigende Baryumsalze
fetter Säuren darstellen lassen, während eine bräunliche
unverseifbare Fettsubstanz zurückbleibt. Geringe Mengen von
Krappfarbstoff gehen mit in den alkoholischen Auszug, manchmal
auch unzersetztes Oel; in einigen Fällen jedoch ließ sich im
alkoholischen Extract keine Glycerinverbindung nachweisen.
– Nach der Behandlung mit Alkohol zieht Aether oder
Ligroin einen prächtig scharlachrothen, an Klarheit und Glanz
mit den Anilinfarbstoffen wetteifernden, sehr beständigen Körper
aus, der als Ursache des Feuers der türkischroth gefärbten Zeuge
anzusehen ist. Er wird, um ihn von Fett ganz zu befreien, noch
einige Male mit absolutem Alkohol ausgezogen und erscheint dann
als eine harzige, fette Substanz, vollständig unlöslich in
Wasser, kaum löslich in Alkohol, löslich in Aether,
Schwefelkohlenstoff und Ligroin.
Er wird, selbst beim Kochen, nicht angegriffen von starkem
Ammoniak oder mäßig concentrirter Kalilauge; mit concentrirter
Kalilösung gekocht, wird er dunkler, fast schwarzviolett, löst
sich dann in Wasser theilweise mit weinrother Farbe auf, unter
Zurücklassung eines in Aether und Schwefelkohlenstoff
unlöslichen Rückstandes. Mit festem Aetzkali geschmolzen, gibt
er die charakteristische Alizarin-Reaction. – Mit
Säuren zersetzt er sich leichter; man erhält mit angesäuertem
Alkohol Alizarin, das sich mit gelber Farbe löst, und eine
Fettsubstanz die durch Verdünnen mit Wasser ausgefällt wird.
– Mit der weiteren Untersuchung des Körpers ist Hr. Wartha beschäftigt.
Als Entgegnung auf Bemerkungen Bolley's zu seiner ersten Notiz (polytechn. Journal, 1870,
Bd. (XCVII S. 351) hebt Hr. Wartha
hervor, daß er Hinweise auf die von ihm gefundene Verbindung
findet in der Beobachtung von Chevreul, welcher im Türkischroth eine Verbindung des
Farbstoffes mit einem modificirten ölartigen Körper, also nicht
unverändertem Oel, findet und in der Angabe von Weißgerber (Persoz, Traité de l'impression, t. III p. 176), daß mit Aceton oder
Terpenthinöl aus noch nicht gefärbten Zeugen eine Fettsubstanz
extrahirt werden kann, die kein Glycerin mehr liefert; die
Versuche, daß damit behandelte Stoffe ohne jede andere Beize im
Krappbad satte Töne annehmen, sprechen für die wichtige Rolle
dieses Körpers für die Aufnahme von Farbstoff; vielleicht ist
der Wartha'sche Körper eben die
Verbindung dieser Fettsubstanz mit Alizarin.
Die Angabe von Schwarz, daß Mohnöl
Farbstoff aus dem Krapp auszieht, ist zu erklären als eine
einfache Lösung von Farbstoff im fetten Oel. Schützenberger hat gefunden, daß der
Fettkörper nur zum Theil aus freier Säure besteht, und daß mit
Schwefelkohlenstoff sich leicht Alizarin und Fett von einander
trennen lassen; allein da Schützenberger mit angesäuertem Alkohol extrahirt, so bekommt er nicht
die Wartha'sche Verbindung, sondern
deren Zersetzungsproducte neben den mit Alkohol für sich schon
ausziehbaren Substanzen: unzersetztes Oel, freie Fettsäure und
unverseifbares Fett. (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft zu Berlin. 1871, Nr. 9.)
Rothe Aufdruckfarbe mit künstlichem
Alizarin; von Armand Müller.
Ein dem Türkischroth an Nüance und Aechtheit vollständig
gleichzusetzendes Roth, durch directen Aufdruck erzeugt, wird
aus Anthracen-Alizarin (des
Verfassers Substanz war stark purpurinhaltig) auf folgende Weise
dargestellt: Das Pigment (in Teigform mit 25 Proc.
Trockengehalt) wird in kochendem Weingeist im Verhältnisse von 1
: 5 aufgelöst und sogleich mit einer concentrirten
Chloraluminiumlösung versetzt, welche erhalten wird durch genaue Zersetzung von schwefelsaurer
Thonerde mit Chlorbaryum, und deren Gehalt an Chloraluminium
einem Drittel vom angewandten Gewichte des
Farbstoffes gleichkommt. Es muß vor Allem ein Ueberschuß an
Chlorbaryum vermieden werden, weil durch ganz geringe Mengen
desselben das Roth trüb und unansehnlich würde. – Die
Flüssigkeit wird mit wenig Traganthschleim verdickt und für je
1/2 Liter dieser Mischung 30 Kubikcentimeter einer Auflösung von
bestem Olivenöl in Schwefelsäure und wenig Weingeist (15 : 1 :
15) eingerührt. Diese Druckfarbe muß möglichst dünnflüssig seyn,
doch so, daß sie der Capillarität des Tuches widersteht, wenn
sie aufgedruckt wird. Der für diese Farbe bestimmte Baumwollzeug
wird erst mit beiläufig 80 Baumé starker essigsaurer
Thonerde imprägnirt und nach dem Trocknen und zweitägigen Hängen
an der Luft 1/2 Stunde durch ein kochendes Seifenbad, das auf 1
Liter Wasser 30 Grm. Marseiller Seife enthält, genommen. Hierauf
wäscht man in fließendem Wasser gut aus und trocknet.
Das mit obiger Mischung bedruckte Tuch wird nun 1/2 Stunde lang
stark ammoniakalischem Dampfe unter ziemlich hohem Drucke
ausgesetzt, durch ein schwaches Seifenbad genommen, im Flusse
gespült, und kommt dann der Reihe nach noch durch folgende
Flüssigkeiten: 1) Erstes Salpetersäurebad (3 Kubikcentimeter per 1 Liter Wasser) kalt. 2) Waschen
im Flusse. 3) Zweites Salpetersäurebad (5 Kubikcentimeter per 1 Liter Wasser) kalt. 4)
Zinnsalzbad (1/2 Grm. Zinnsalz per 1
Liter Wasser) 30° Cels. 5) Waschen im Flusse. 6) Bad von
Javellischer Lauge (15 Kubikcentimeter von 8°
Baumé per 1 Liter Wasser)
kalt. 7) Tüchtiges Waschen am Haspel. – Die Farbe ist nun
vollständig entwickelt und verhält sich gegen Licht, Luft und
Seife wie gewöhnliches Türkischroth. Es ist dem Verfasser noch
nicht gelungen, auf diese Weise auch ein zartes Rosa zu
erhalten, er zweifelt jedoch gar nicht daran, daß dieß ebenfalls
möglich ist und dürften die Mißerfolge wahrscheinlich in einem
geringen Gehalte des Aluminiumchlorids an Chlorbaryum zu suchen
seyn. (Chemisches Centralblatt, 1871 S. 304.)
Anfertigung von vegetabilischem
Pergament.
Die gewöhnliche Methode, durch Eintauchen von ungeleimtem Papier
in verdünnte Schwefelsäure künstliches Pergament zu erzeugen,
dürfte durch das weit bessere Verfahren von Colin Campbell in Buffalo beseitigt seyn.
Bei der bisherigen Methode hängt das Gelingen der Operation von
der größten Sorgfalt in der Zeitdauer der Eintauchung, sowie von
der Stärke der Schwefelsäure ab, was die praktische Anwendung
außerordentlich erschwert. Bei dem Campbell'schen Verfahren wird das Papier in eine
starke Alaunlösung getaucht und dann vollkommen getrocknet.
Hierauf wird das Papier durch concentrirte Schwefelsäure
gezogen, wobei der Alaun als Decke gegen die zu starke
Einwirkung der Schwefelsäure dient und dann langsam (nach dem
Auswaschen) trocknen gelassen.
Der Erfinder schlägt vor, das Pergament in endlosen Längen zu
fabriciren, indem gleich bei der Papierfabrication das
Alaun- und Schwefelsäurebad mit der Maschine in
Verbindung gebracht wird. – Auch schon beschriebene oder
bedruckte Papiere und Documente können zur Präservirung auf
diese Weise behandelt werden, ohne daß die Schrift, Druck oder
das Papier darunter leiden. (Industrieblätter, 1871, Nr.
23.)
Kautschuk-Email für metallische
Oberflächen.
Nach dem Verfahren, welches sich W. R. Lake in London (für G. T.
Chapman in New York) am 22.
October 1870 patentiren ließ, wird Gutta-percha oder
Kautschuk in Terpenthinöl, Benzin oder Kautschuköl gelöst, der
Lösung Schwefel – ein halbes Pfund zu je einem Pfunde
Kautschuk – und etwas gepulverter Feldspath oder Gyps,
oder Bimsstein zugesetzt, und die Mischung mit irgend einem
mineralischen Farbstoff gefärbt. Der so erhaltene Brei wird nun
auf das zu überziehende Metall gebracht, und dieses einer
Temperatur von etwa 120 bis 160° C. ausgesetzt. Man
gewinnt so ein glänzendes und sehr politurfähiges Email.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871,
Nr. 9.)
Zuckerfabriken in Europa.
Im Jahre 1870 wurden in Europa 75 neue Zuckerfabriken errichtet;
hiervon kommen auf Frankreich 7, Zollverein 10,
Oesterreich-Ungarn 35, Rußland und Polen 7, Belgien 8,
Holland 8. Diese 75 neuen Fabriken eingerechnet bestanden Ende
1870 in Europa 1507 Zuckerfabriken; auf die einzelnen Staaten
entfallen hiervon: auf Frankreich 483, auf den Zollverein 310,
auf Rußland 283, auf Oesterreich-Ungarn 228, auf Belgien
135, auf Polen 42, auf Holland 20, auf Schweden 4, auf Italien
1, auf Großbritannien 1. (Marktbericht, 1871, Nr. 48.)
Schwedische Torfverkohlung in
Gruben.
Man macht in 14 Fuß langen, 4 Fuß tiefen und breiten, mit Steinen
ausgesetzten Gruben mitten ein Feuer an, füllt mit Torf, läßt
diesen gut durchglühen und bedeckt dann die Grube mit
Tannenzweigen und Erde. Nach drei Tagen sind die Kohlen zum
Gebrauche fertig. 2 1/2–3 Tonnen Torfkohlen ersetzen 1
Tonne Steinkohlen und sie sollen zum Schweißen des Eisens
ausgezeichnet seyn. (Industrieblätter.)
Preisausschreibungen des Vereines zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen.
Der Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen hat auch
für dieses Jahr wieder eine Anzahl von Preisen für Lösung
wichtiger technischer Aufgaben ausgesetzt. Einige dieser
Preisausschreibungen stehen schon seit mehreren Jahren, ohne daß
sie geeignete Bewerber gefunden haben, vielleicht theilweise
weil dieselben nicht in genügend weiten Kreisen bekannt geworden
sind. Im Folgenden sind die fraglichen Aufgaben
zusammengestellt.
1) Die silberne Denkmünze oder deren Werth und außerdem 500 Thlr.
für die Herstellung eines Wandputzes für
Ziegelmauern, dessen Eigenschaften folgende seyn
müssen: Der Wandputz muß fest auf den Ziegeln haften, unter den
Einflüssen des Wetters eine ebene glatte Oberfläche bewahren und
darf in der Sonne oder bei starkem Frost weder reißen noch mürbe
werden oder abblättern. Um dieser Bedingung zu entsprechen, wird
die Masse des Wandputzes namentlich zunächst der Oberfläche sehr
dicht seyn müssen. Der Wandputz muß gleichmäßig durch die ganze
Masse gefärbt seyn. Der Preis kann etwa das Doppelte der Kosten
unserer aus Kalkmörtel mit Oel- und
Wasserfarben-Anstrich hergestellten Wandbekleidungen
betragen. Die in mindestens zwei verschiedenen, sich für
Façaden eignenden Sandsteinfarben einzureichenden Proben
müssen auf einem aus Ziegeln gemauerten Stück Wand aufgetragen
seyn, mindestens 1 Quadratfuß Oberfläche haben und in je zwei
gleichen Exemplaren eingesendet werden. Der Verein behält sich
vor, die doppelt einzureichenden Proben längstens während eines
Zeitraumes von zwei Jahren den verschiedenen Einwirkungen der
Witterung auszusetzen, bevor die Ertheilung des Preises
eventuell stattfinden kann.
2) Die goldene Denkmünze oder deren Werth und außerdem 1000 Thlr.
Demjenigen, der eine Methode angibt, um im käuflichen Anilinöl leicht und sicher den Gehalt
der verschiedenen Bestandtheile zu bestimmen, der zugleich den
Einfluß bestimmt, welchen die Verschiedenheit der Bestandtheile
und das Mischungsverhältniß derselben auf die Ausbeute an
Fuchsin ausübt und die Bedingungen festsetzt, unter denen die
größte Menge Farbstoff erhalten wird.
3) Die silberne Denkmünze oder deren Werth und außerdem 300 Thlr.
für die Herstellung eines undurchsichtigen
rothen Emails (Glasfluß) auf Gold, Silber, Kupfer oder
Bronze. Dasselbe soll in verschiedenen Schattirungen dargestellt
werden, nicht zu strengflüssig seyn, beim Umschmelzen nicht
schwarz oder braun werden oder sonst die Farbe verändern. Bei
dem Glanzfließen darf es keine bräunliche Haut zeigen. Die
Motive für die Wahl dieser Aufgabe bestehenden darin, daß die
bisher gebräuchlichen sogenannten rothen Glasflüsse mehr braun
als roth sind und ein Glasfluß von lebhaft rother Farbe, welcher
für Email-Arbeiten Aehnliches leistet wie das türkische
Roth für gewebte Stoffe, erst eine genügende Mannichfaltigkeit
bei Zusammenstellung der Farben gestatten würde.
4) Die silberne Denkmünze oder deren Werth und außerdem 300 bis
500 Thlr. für ein Verfahren, Linsen für
optische Zwecke herzustellen, welches die bisher
übliche Methode, nämlich Schleifen und Poliren, zum größten
Theil oder ganz durch eine bessere Methode ersetzt. Die mit dem
neuen Verfahren erhaltenen Linsen müssen in optischer Beziehung
sich ebenso vollkommen und brauchbar erweisen und
atmosphärischen Einflüssen ebenso widerstehen, wie die mit dem
bisher üblichen Verfahren hergestellten Linsen. Die Motive für
die Wahl dieser Aufgabe sind folgende: Das bisherige Verfahren
ist besonders für kleinere Linsen, wie sie für
Mikroskop-Objective benutzt werden, mühsam und
zeitraubend. Es ist zu erwarten, daß man durch Tropfen
geschmolzener durchsichtiger oder gallertartiger Substanzen
bedeutend schneller und billiger denselben Zweck erreichen
könnte. Es würde das erlauben, die großen zusammengesetzten
Mikroskope leichter und billiger herzustellen.
5) Ein Honorar von 250 Thalern für eine concise, kritische, die
Bedürfnisse der Industrie besonders berücksichtigende
Bearbeitung des sehr umfangreichen Materials über die Zusammensetzung der Cemente. Es sind
bereits vielfache Untersuchungen über die Zusammensetzung der
Cemente ausgeführt worden, welche zu verschiedenen Auffassungen
über die Natur dieser Substanzen geführt haben. Die Lösung
obiger Frage würde eine einheitliche Anschauung und mit dieser
eine Hebung der betreffenden Fabrication bewirken.
6) Die silberne Denkmünze oder deren Werth und außerdem 150
Thaler für eine erschöpfende Abhandlung über die fabrikmäßige Darstellung, die
Bildungsweise und chemische Constitution des Corallins (auch Aurin, Rosolsäure
oder Päonin genannt) und des sich davon ableitenden blauen
Farbstoffes, des Azulins. Der nach Kolbe und Schmidt bei
Einwirkung eines Gemisches von Oxalsäure und Schwefelsäure auf
Phenol sich bildende rothe Farbstoff, das Corallin, welches in
der Druckerei, Färberei und Farbenlack-Fabrication eine
ziemlich verbreitete Anwendung findet, so wie der bei der
Einwirkung von Anilin auf das Corallin sich bildende blaue
Farbstoff, das Azulin, sind bis jetzt nicht chemisch untersucht.
Die genaue Kenntniß der Bildungsweise und chemischen
Zusammensetzung dieser beiden Farbstoffe dürfte ohne Zweifel
auch von technischem Interesse seyn und die Lösung obiger Frage
würde fördernd auf den betreffenden Industriezweig
einwirken.
7) Die silberne Denkmünze oder deren Werth und außerdem 500
Thaler für ein Verfahren zur Darstellung eines gelben Lothes, welches die
Eigenschaften des gewöhnlichen Zinnlothes besitzt Der Zweck
dieses Lothes soll seyn: Messing, Tombak oder Bronze zu löthen,
ohne daß die Löthstellen durch die Farbe des Lothes sichtbar
werden, wie dieß bei der gegenwärtigen Methode mit Zinnloth der
Fall ist. Das gelbe Loth muß sich wie das gewöhnliche Zinnloth
mit dem Löthkolben verarbeiten lassen. Es würde erwünscht seyn,
durch eine Veränderung in der Zusammensetzung des Lothes die
Farbe desselben in der Art modificiren zu können, daß sie den
verschiedenen Nüancen der gelben Metalllegirungen möglichst nahe
steht. (Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, 1871 S. 22; deutsche Industriezeitung
Nr. 15.)